Zehn Bilder aus Genf

Eini­ge wer­den es über Twit­ter, Flickr oder Face­book schon gese­hen habe – letz­te Woche war ich zum „Baby­sit­ten“ in Genf. Abge­se­hen vom Ras­mus-Füt­tern, ‑Wickeln und ‑Her­um­tra­gen hat­te ich also mehr oder weni­ger Urlaub – und den dazu genutzt, trotz eher reg­ne­risch-kal­tem Wet­ter mit Kin­der­wa­gen und Kame­ra durch Genf spa­zie­ren zu gehen. Da sind dann natür­lich jede Men­ge Fotos ent­stan­den. Zehn davon, die für mich einen guten Ein­blick in die Viel­falt Gen­fs geben, möch­te ich hier ohne Anspruch auf Voll­stän­dig­keit präsentieren:

People in the light II

Die­se Sze­ne aus dem Ban­ken­vier­tel in der Innen­stadt ent­spricht viel­leicht am ehes­ten den Vor­ur­tei­len, die nor­ma­ler­wei­se mit der Stadt und der Schweiz ver­bun­den wer­den: auf­ge­räumt, grau und reich. Mit noblen Luxus­uh­ren und geheim­nis­tue­ri­schen Pri­vat­ban­ken. Und wich­ti­gen (oder wich­tig­tue­ri­schen?) busi­ness people.

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Evening building

Genf kann aber auch ganz anders aus­se­hen – zwi­schen Bahn­hof Cor­na­vin und der Jugend­her­ber­ge in der Rue Roth­schild erstreckt sich „Les Pâquis“. Und das ist – so jeden­falls mein Ein­druck – eher durch por­tu­gie­si­sche Bäcke­rei­en, indi­sche Restau­rants, asia­ti­sche oder afri­ka­ni­sche Lebens­mit­tel­lä­den, Stu­di­wohn­hei­me, Miets­blö­cke und teu­re Möbel­ge­schäf­te gekenn­zeich­net. Also bunt gemischt. Wie übri­gens auch die Archi­tek­tur, mit einer Ten­denz zur kan­ti­gen Moder­ne (egal, ob Sozi­al­woh­nungs­an­la­ge oder Bank­haus). Die Gen­fer Bevöl­ke­rung hat übri­gens als einer von nur weni­gen Kan­to­nen die Initia­ti­ve zum Mina­rett­ver­bot mehr­heit­lich abgelehnt.

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Geneva night series X

Wäh­rend die „beleb­ten“ Stra­ßen­zü­ge von etwa sie­ben­stö­cki­gen Stadt­häu­ser und Wohn­blocks flan­kiert sind, erstreckt sich im Nor­den der Stadt ein Band inter­na­tio­na­ler Orga­ni­sa­tio­nen in eher soli­tär ste­hen­den Gebäu­den – von der Welt­han­dels­or­ga­ni­sa­ti­on bis zu den Ver­ein­ten Natio­nen. Hier links im Bild: die World Metero­lo­gi­cal Organisation.

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School yard I

Zurück zum Vier­tel süd­lich der Jugend­her­ber­ge. Ein­drucks­voll fand ich einen aus­ge­dehn­ten Kom­plex aus Stadt­teil­zen­trum, Schu­len und Frei­zeit­ein­rich­tun­gen. Hier ist ein Blick auf den Schul­hof zu sehen.

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Stairway II

Die Jugend­her­ber­ge selbst ist (außen) auch eher Beton­mo­der­ne, unser Zim­mer war ganz okay. Vom fünf­ten Stock (lei­der nur von drin­nen – eine Dach­ter­ras­se o.ä. gibt es nicht) gibt es einen schö­nen Blick auf eini­ge Eigen­hei­ten Gen­fs: der Gen­fer See samt den schrof­fen Berg­mas­si­ven eben­so wie die Kon­tras­te zwi­schen noblen Luxus­ge­bäu­den und im wört­li­chen Sin­ne brö­ckeln­den Altbauten.

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Lake with tree

Nicht satt­se­hen konn­te ich mich am Gen­fer See und den Berg­pan­ora­men, in deren Schat­ten die Stadt klein und zusam­men­ge­drängt wirkt. Bei bes­se­rem Wet­ter sicher noch ein­drucks­vol­ler. Eini­ge Dut­zend Bil­der davon mehr sind im Flickr-Stream zu finden.

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Light show VII

Dafür gab es jetzt im Win­ter eine ein­drucks­voll aus­ufern­de Weih­nachts­be­leuch­tung in der Innen­stadt und an der Uferpromenade.

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Painting and unpainting

Aber auch die Innen­stadt ist nicht nur durch graue Monu­men­te, gro­ße Refor­ma­to­ren und Glit­zer­schick gekenn­zeich­net. Aus der Stra­ßen­bahn her­aus erwisch­te ich die­sen Graf­fi­ti­ent­fer­ner auf einem bunt bemal­ten Stromkasten.

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UTOPIE

In einer umge­bau­ten Fabrik mit Muse­en und Künst­ler­ate­liers und dem Cent­re d’art con­tem­po­rain Genè­ve hat­ten wir die Mög­lich­keit, mir die Aus­stel­lung „Uto­pie et Quo­ti­di­en­ne­té“ (zu deutsch: „Uto­pie und All­täg­lich­keit“) anzu­se­hen. Es war etwas müh­sam, inso­fern die Aus­stel­lung auf fran­zö­sisch statt­fand, und zwar Über­set­zun­gen zu allen Tex­ten ger­reicht wur­den, das gan­ze aber sehr kon­zep­tu­ell und text­las­tig daher kam. Ziel der Aus­stel­lung ist es „in Genf und lan­des­weit eine Debat­te dar­über an[zu]regen, wel­che Rol­le Künst­le­rin­nen und Künst­ler im Bil­dungs­pro­zess in und aus­ser­halb von Insti­tu­tio­nen spie­len könn­ten.“ Dazu wur­den künst­le­ri­sche Ansät­ze mit „päd­ago­gi­schem“ Anspruch (z.B. Beuys sozia­le Plas­tik) mit einer Auf­ar­bei­tung reform­päd­ago­gi­scher Expe­ri­men­te und gegen­kul­tu­rel­ler Uto­pien zusam­men­ge­führt. Letzt­lich ging es um Künst­le­rIn­nen, deren Wer­ke nicht im Muse­um hän­gen, son­dern in der sozia­len Pra­xis statt­fin­den und dar­auf zie­len, die­se zu ver­än­dern und zu reflek­tie­ren. Neben dem (kunst-)historischen Blick auf die­se Ansät­ze gehö­ren zu „Uto­pie et Quo­ti­di­en­ne­té“ auch drei Gemein­schafts­pro­jek­te, die vor Ort (und eben nicht im Cent­re) statt­fin­den – trafo.K. und Gabu Heindl mit revo­lu­tio­nä­rem Kunst­un­ter­richt in einer ört­li­chen Schu­le, Nils Nor­man und Tilo Stei­reif mit einer Archiv-Instal­la­ti­on zur Geschich­te von Anar­chie im Bil­dungs­we­sen und Damon Rich und Oscar Tua­zon prä­sen­tie­ren einen „play­ground for adults“ für eine Sied­lung in Vernier.

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The border II

Genf könn­te auch eine fran­zö­si­sche Stadt sein. Oder sowas wie Frei­burg in groß­städ­tisch. Hier sind wir mit der Stra­ßen­bahn bis zu End­sta­ti­on (im Osten) gefah­ren – bis Moil­le­sul­laz. Die­se Stre­cke dau­er­te etwa 20 Minu­ten von der Innen­stadt aus, und die gan­ze Zeit über fuhr die Bahn durch bebau­tes Gebiet (ins­ge­samt drei Gemein­den plus Stadt Genf) – den Berg hoch. Mei­ne Hoff­nung auf Land­schafts­bli­cke erfüll­te sich nicht. Am Anfang der Stre­cke waren eher Vil­len zu sehen, am Ende Wohn­blö­cke. Direkt an der fran­zö­si­schen Gren­ze ende­te die Stra­ßen­bahn dann. Was aber nur an der Grenz­sta­ti­on zu sehen war – die Bebau­ung setz­te sich danach fort. Die Stadt Genf selbst hat nur etwa 180.000 Ein­woh­ne­rIn­nen (und ist auch rela­tiv klein) – mit den umlie­gen­den Vor­or­ten dürf­ten es in der metro­po­li­ta­nen Agglo­me­ra­ti­on deut­lich mehr sein.

War­um blog­ge ich das? Als Diaabendersatz.

Kurz: Letzte Bilder aus der UB

Die Frei­bur­ger Uni­ver­si­täts­bi­blio­thek wird kom­plett umge­baut (Glas­hül­le) und zieht des­we­gen in ein Pro­vi­so­ri­um um. Mor­gen (21.9.) macht die alte UB das letz­te Mal auf, dann hat sie bis zum 6.10. wg. Umzug geschlos­sen, danach fin­det der UB-Betrieb im Pro­vi­so­ri­um „Stadt­hal­le“ statt. Ich habe am Mitt­woch (17.9.) noch ein paar Erin­ne­rungs­fo­tos von der z.T. schon leer­ge­räum­ten UB geschos­sen. Es sind dann doch 90 Stück gewor­den, die ich für Flickr aus­ge­wählt habe.

UB-Set

Kurz: Überraschungsfund

Wochenbericht druckt michNach dem sich ges­tern ganz schön lan­ge hin­zie­hen­den Arbei­ten habe ich dann mit­ter­nachts noch schnell in den im Brief­kas­ten gefun­de­nen Frei­bur­ger Wochen­be­richt geschaut – und vor Über­ra­schung glatt mei­ne Freun­din auf­ge­weckt: irgend­wie wol­len die wohl eine neue Rubrik „Frei­burg-Foto der Woche“ auf­ma­chen, und haben eines mei­ner Rie­sel­feld­ge­wit­ter-Bil­der als ers­ten Ein­trag dafür aus­ge­wählt. Im Netz ist mir das ja schon mehr­fach pas­siert (zuletzt mit einem LEGO-Bild in einem Blog, auf das ich über einen Link ganz wo anders zufäl­li­ger­wei­se gesto­ßen war), in Print ohne vor­he­ri­ge Anfra­ge bis­her noch nicht.

Klei­ner Wer­muts­trop­fen: die hät­ten ruhig auch mei­nen rich­ti­gen Namen dazu­schrei­ben kön­nen (steht bei Flickr im Pro­fil). Und eigent­lich wür­de das Bild in etwas grö­ßer auch bes­ser zur Gel­tung kom­men. (Und ob die Nut­zung in allen Punk­ten der Crea­ti­ve-Com­mons-Lizenz ent­spricht, sei auch mal dahin­ge­stellt – zumin­dest der das Bild umrah­men­de Arti­kel müss­te nach Lizenz jetzt eigent­lich auch unter CC-BY-SA stehen ;-)).

Kurzeintrag: Links-alternatives Maifest

Kids dancing II
Tanz im Mai …
"Freiburg Polizeiburg"
… und Poli­tik am Rande

Auch die­ses Jahr war ich wie­der beim tra­di­tio­nel­len 1.-Mai-Fest der links-alter­na­ti­ven Sze­ne in Frei­burg. Eine net­te Sache, und auch das Wet­ter hat mit­ge­spielt. Beim nächs­ten Mal wären ein paar mehr vege­ta­ri­sche Essens­stän­de gut (wo war die VoKü?), aber Musik und Kin­der­be­lus­ti­gung waren klas­se. Leu­te habe ich auch getrof­fen, und ein paar Fotos vom Fest gibt es hier.

Scha­de, dass von die­sem net­ten Alter­na­tiv­pro­gramm zum offi­zi­el­len (Stadt) und soli­de-sozi­al­de­mo­kra­ti­schen (DGB) Mai­pro­gramm kaum was in der Zei­tung stand – erwäh­nens­wert schien nur das irgend­wann in der Nacht ent­fach­te ille­ga­le Feu­er. Thors­ten von „Grü­nes­Frei­burg“ schreibt ein biß­chen was dazu. Ich war zu die­sem Zeit­punkt auch nicht mehr in der Wil­helm­stra­ße oder in der Specht­pas­sa­ge, kann des­we­gen nicht beur­tei­len, wie schlimm oder wenig schlimm der „Kra­wall“ war, fin­de es aber wich­tig, ein­fach deut­lich zu machen, dass die­ses Jahr das Sze­nen­fa­mi­li­en­fest mas­siv im Vor­der­grund stand (vgl. auch 2007). Die poli­ti­sche Bot­schaft davon ist sub­ti­ler: die hat was damit zu tun, deut­lich zu machen, wem in Frei­burg die Stra­ßen auch gehö­ren, und viel­leicht auch damit, Iden­ti­tät zu produzieren.