Letzten Samstag fand die Jahrestagung der Heinrich-Böll-Stiftung Baden-Württemberg statt, die diese freundlicherweise dem Thema „Politik im Netz – Wie das Internet politische Kommunikation und Kultur verändert“ gewidmet hatte. Im Folgenden also ein paar Streiflichter aus der Konferenz. Das Publikum wirkte übrigens sehr viel weniger nerdig, als das Thema es hätte vermuten lassen.
Kurz: Carta, mal durchgezählt (mit langen Updates)
Ich schätze Carta sehr. Laut Selbstbeschreibung ist Carta ein „Autorenblog für digitale Öffentlichkeit, Politik und Ökonomie“. Ich nehme es eher als kuratierte, neue Form digitaler Öffentlichkeit wahr denn als Blog, fast schon mehr ein Magazin neuen Typs. Umso mehr freut es mich, dass einige meiner Texte auch bei Carta erschienen sind. Und ich lese Carta ebenfalls sehr gerne.
Heute allerdings wunderte ich mich – nicht zum ersten Mal – über das Gefühl, in einem reinen Männermedium zu lesen. Jeder Artikel ist mit einem kleinen, schwarz-weißen Autorenbild versehen, und es sind eben ganz überwiegend Männer, die einen da anblicken. So jedenfalls mein Gefühl. Und weil so ein Gefühl trügen kann, habe ich halbwegs empirisch einfach mal die letzten 100 Beiträge genommen – ein Zeitraum, der von Mitte Februar bis heute reicht – und durchgezählt. Meinem subjektiven Empfinden nach ist das kein Zeitraum, der durch besondere Männerthemen gekennzeichnet gewesen wäre, Fußball oder so; ich kenne mich da allerdings zugegebenermaßen nicht so besonders aus, was Männerthemen wären.
AutorInnen der zwischen Mitte Februar und heute erschienenen 100 Artikel in Carta, geordnet nach Anzahl der Artikel pro Autor/pro Autorin. Lesebeispiel: Der Autor mit den meisten Artikeln hat im Untersuchungszeitraum elf Artikel veröffentlicht, die Autorin mit den meisten Artikeln zwei. Kleines Bild: Geschlechterverteilung der AutorInnen bezogen auf die 100 zuletzt erschienen Artikel.
Jedenfalls bestätigen die Daten mein Gefühl doch recht deutlich. 89 Prozent der Beiträge stammten von Männern. Von den 53 Personen, die in diesem Zeitraum auf Carta veröffentlich haben oder veröffentlicht wurden, waren gerade einmal sieben Frauen (13% der Personen, 8/100 Beiträgen). Fast alle davon sind nur mit einem einzigen Beitrag in diesem Zeitraum vertreten, eine einzige Frau mit zwei Beiträgen. Das wundert mich dann doch, weil es natürlich sehr viel mehr Frauen gibt, die zu „digitale[r] Öffentlichkeit, Politik und Ökonomie“ lesenswerte Dinge im Netz schreiben. Warum tauchen die auf Carta kaum auf? Ich lasse das jetzt einfach mal so stehen. Vielleicht löst es ja eine Debatte aus.
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P.S.: Vera Bunse von Carta machte mich darauf aufmerksam, dass diese Debatte nicht ganz neu ist (und sie keine Lust darauf hat, sich aktuell daran zu beteiligen). Was ich ein Stück weit nachvollziehbar finde.
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