Es ist vollkommen klar, daß die Bewußtseins-Industrie in den bestehenden Gesellschaftsformen keines der Bedürfnisse, von denen sie lebt und die sie deshalb anfachen muß, befriedigen kann, es sei denn in illusionären Spielformen. Es kommt aber nicht darauf an, ihre Versprechungen zu demolieren, sondern darauf, sie beim Wort zu nehmen und zu zeigen, daß sie nur kultur-revolutionär eingelöst werden können. Sozialisten […] die die Frustration der Massen verdoppeln, indem sie ihre Bedürfnisse zu falschen erklären, machen sich zu Komplizen eines Systems, das zu bekämpfen sie angetreten sind.
Hans-Magnus Enzensberger hat 1970 seinen „Baukasten zu einer Theorie der Medien“ veröffentlicht. Eigentlich ist dieser Baukasten ein Text über die elektronischen Medien, der Brechts Radiotheorie samt ihres utopischen Gehalts aufnimmt und aktualisiert. Und es ist ein erstaunlich klarsichtiger Text über die Ambivalenz der Medien, die Utopie der Entfesslung ihrer emanzipatorischen Möglichkeiten und die Gefahr, auf der Suche nach Reinheit als linke Bewegung eine Position einzunehmen, die elektronische Medien verdammt – eine Position, die Enzensberger zurecht sowohl als sektiererisch als auch als unproduktiv bezeichnet.