Kurz: Google Kafka

Dar­an, dass die Face­book-App jedes zwei­te Mal, wenn ich sie öff­ne, irgend­wel­che Ände­run­gen am User Inter­face durch­ge­macht hat, habe ich mich ja schon gewöhnt. Trotz­dem: Es bleibt irgend­wie unheim­lich, die­ser Kon­troll­ver­lust. Nicht in dem Sin­ne, wie mspr0 das Wort ver­wen­det – also als Ver­lust der Kon­trol­le über das Nach­le­ben von Äuße­run­gen und Daten – son­dern als Ver­lust der Kon­trol­le über unse­re Rech­ner. Nicht nur in App­les wal­led gar­den, son­dern eben­so in der offe­nen Android-Umge­bung lau­fen im Hin­ter­grund stän­dig Updates. Und dann kann es pas­sie­ren, mor­gens auf­zu­wa­chen und fest­zu­stel­len, dass der ‚Android Mar­ket‘ – die App, um Apps zu instal­lie­ren – sich in einen Käfer ver­wan­delt hat und jetzt ‚Goog­le Play‘ heißt, neu aus­sieht und eine neue AGB mit­bringt. Oder dass die Such­leis­te plötz­lich anders aussieht.

Ich wür­de mich nicht wun­dern, obwohl es mich sehr irri­tie­ren wür­de, wenn eines Nachts das Betriebs­sys­tem auf Android 4.0 geup­dated wur­de und dann alles anders aussieht. 

War­um emp­fin­de ich das als Kon­troll­ver­lust, als klei­ne Ohn­macht? Weil PCs und auch Tele­fo­ne bis­her die­se schein­ba­re Eigen­in­itia­ti­ve nicht gezeigt haben. (Fir­men­netz­wer­ke las­se ich mal außen vor). Und weil ein Smart­phone ein sehr per­sön­li­cher Gegen­stand ist, lie­be­voll per­so­na­li­siert. Aber einem eben dann doch nicht ganz gehört, was in sol­chen Momen­ten deut­lich wird.

P.S.: Alter­na­ti­ver Titel: das un/heimliche Smartphone

P.P.S.: In der taz sehe ich gera­de ein pas­sen­des Inter­view zur Free-Android-Kampagne.

Kurz: „Umwelttarif“ fürs Handy?

PhoneBis­her konn­te ich, wenn ich über mein Pro­mo­ti­ons­the­ma berich­te­te, dar­auf ver­wei­sen, dass es ein schö­nes Bei­spiel dafür ist, wie begrenzt die Hand­lungs­mög­lich­kei­ten von Kon­su­men­tIn­nen sind, wenn es um Nach­hal­tig­keit geht – weil der Ein­fluss auf Fra­gen wie den Strom der Infra­struk­tur, die Umwelt­ver­träg­lich­keit des Han­dys usw. sehr begrenzt ist, und kaum Infor­ma­tio­nen dar­über ver­füg­bar sind.

Das könn­te sich jetzt ändern: NABU und e‑plus bie­ten Pres­se­mel­dun­gen zufol­ge jetzt einen „Umwelt­ta­rif“ an. Das scheint nicht nur Green­wa­shing zu sein. In der Mel­dung auf­ge­führt werden:

  • Öko­strom für den tech­ni­schen Betrieb (was auch immer da genau hin­ter steckt)
  • Gut­schein für ein Solar-Lade­ge­rät (hal­te ich eher für einen Gimmick)
  • Ver­pa­ckung aus Pap­pe (dito)
  • Ablass­han­del (CO2-Abga­be für das Por­to des Briefs, ein Teil der Tarif-Ein­nah­men fließt in NABU-Umweltprojekte)
  • Ver­zicht auf sub­ven­tio­nier­te Han­dys (d.h. gerin­ge­rer Anreiz, stän­dig ein neu­es Modell zu erwerben)
  • Ver­gü­tung für Recy­cling (auch wenn’s nur 3 Euro pro Han­dy sind, klingt das sinnvoll)
  • Geplant, bis­her aber noch nicht voll­stän­dig umge­setzt, ist ein Han­dy-Ran­king nach Umweltkriterien

Die Tarif­kon­di­tio­nen klin­gen ziem­lich nor­mal; ich ver­mu­te, dass der Ver­zicht auf sub­ven­tio­nier­te Han­dys evtl. Mehr­kos­ten für Strom und eini­ger­ma­ßen übli­che Gebüh­ren aus­gleicht. Ins­ge­samt ein inter­es­san­tes Pro­jekt, das im wich­tigs­ten Punkt (Umwelt­ran­king) aber bis­her erst eine Ankün­di­gung ist. erst weni­ge Gerä­te erfasst.

Ich bin gespannt, ob das brei­te­re Krei­se zieht und ob ande­re Anbie­ter nach­zie­hen, oder ob’s eine Nische in der Nische bleibt.

Nach­trag: Habe gera­de gese­hen, dass das NABU-Umwelt-Ran­king zwar noch nicht alle Gerä­te umfasst (weil Her­stel­ler­infor­ma­tio­nen – außer von Nokia – feh­len), aber doch wesent­lich umfang­rei­cher ist als zuerst gedacht. Hin­ter­grün­de zum Ran­king gibt es hier – dem­nach flie­ßen in das Ran­king (zunächst mal eine Zahl) Kri­te­ri­en wie der Stand­by-Ener­gie­ver­brauch des Geräts, Gesund­heits­aspek­te, der Punkt „Res­sour­cen­scho­nung“ (u.a. Recy­cling­freund­lich­keit) in umfang­rei­chen Details wer­den mit zwei Kri­te­ri­en (Öko­lo­gie, Sozi­al­stan­dards) zum Her­stel­lungs­pro­zess ver­bun­den. Für jedes Gerät kann die Gesamt­ran­king­punkt­zahl, aber auch eine Detail­über­sicht (Bei­spiel) abge­ru­fen werden. 

Wenn NABU und e‑plus die gro­ßen Han­dy-Her­stel­ler dazu brin­gen, sich an die­sem Ran­king zu betei­li­gen (und wenn es mög­lich ist, die Ran­king-Infos in der Wer­bung auch ohne Ver­knüp­fung zum e‑Plus-Umwelt­ta­rif zu ver­wen­den), dann ist wirk­lich was gewonnen!

Auf der Suche nach diskursiven Knoten (beim Mobiltelefon) – Update

Mobilfunkteilnehmende in Deutschland

Hal­lo Netz – oben ist auf der Grund­la­ge die­ser und älte­rer Daten dar­ge­stellt, wie vie­le Mobil­funk­ver­trä­ge (kon­kret gezählt wer­den hier wohl SIM-Kar­ten) es in Deutsch­land gibt. Sicht­bar ist, dass es zwi­schen 2000 und 2001 einen rasan­ten Anstieg (Ende der ear­ly-adap­tor-Pha­se?) der Zahl der Mobil­funk­ver­trä­ge gege­ben hat, dass es seit Mit­te 2006 zu einer rech­ne­ri­schen Pene­tra­ti­ons­ra­te von 100% kommt (fak­tisch besit­zen zu die­sem Zeit­punkt etwa 80% der Bevöl­ke­rung ab 14 Jah­ren ein Mobil­te­le­fon), und dass es seit Ende 2008 prak­tisch kein Wachs­tum der Zahl der Ver­trä­ge mehr gibt (Sät­ti­gung).

Ich schaue mir ja die Nut­zungs­prak­ti­ken des Mobil­te­le­fons in Nach­hal­tig­keits­mi­lieus an. In die­sem Kon­text inter­es­siert mich auch der „öko­lo­gi­sche“ Dis­kurs zum Mobil­te­le­fon – und da fra­ge ich mich, ob die oben dar­ge­stell­te Ent­wick­lung der Mobil­funk­teil­neh­men­den­zah­len Auf­schluss dar­über geben könn­te, in wel­chen Jah­ren es beson­ders span­nend wäre, sich den (media­len) Dis­kurs mal genau­er anzuschauen. 

Um eine Grö­ßen­ord­nung zu nen­nen: für Such­wor­te wie „Mobil­funk“, „Han­dy“ oder „Mobil­te­le­fon“ fin­den sich im Online-Archiv der taz seit 1986 bis heu­te etwa 6700 Arti­kel. Das ist min­des­tens eine, eigent­lich sogar zwei Grö­ßen­ord­nun­gen zu viel für das, was ich damit machen will. Des­we­gen suche ich nach Wegen, die Zahl der für eine qua­li­ta­ti­ve Dis­kurs­ana­ly­se aus­zu­wer­ten­den Tex­te deut­lich ein­zu­schrän­ken. Eine Vari­an­te könn­te dar­in bestehen, ein­fach eine „ver­dünn­te“ Stich­pro­be über den gesam­ten Zeit­raum zu neh­men, und dann nur jeden 10, 20, … Arti­kel anzu­schau­en. Die ande­re Stra­te­gie, um zu einer hand­hab­ba­ren Zahl an Arti­keln zu kom­men, liegt eben dar­in, nach dis­kur­si­ven Ver­dich­tun­gen zu suchen: Wann ver­kno­tet sich der Diskurs?

Des­we­gen die Fra­ge: Klingt es plau­si­bel, an den oben genann­ten Kno­ten­punk­ten genau­er hin­zu­schau­en? Oder gibt es ande­re Zeit­punk­te, die span­nend sein könn­ten, wenn es um den öko­lo­gi­schen Dis­kurs zum Mobil­te­le­fon geht?

War­um blog­ge ich das? Zur Feed­back­ein­ho­lung.

 

Nach­trag (22.12.2010): Ich bin jetzt doch noch ein­mal quar­tals­wei­se durch die taz-Suche gegan­gen. Her­aus kommt dann fol­gen­des Bild – dar­ge­stellt sind die Daten von oben, ergänzt (lachs­far­be­ne Bal­ken) um die quar­tals­be­zo­ge­nen Such­ergeb­nis­se nach den Begrif­fen (auch als Wort­an­fang) „Han­dy“, „Mobil­tel“, „Mobil­funk“, „Elek­tro­smog“, „iPho­ne“ und „Smart­phone“. Die Such­ergeb­nis­se sind roh, d.h. es sind auch Arti­kel ent­hal­ten, die nur ganz neben­bei einen die­ser Begrif­fe ent­hal­ten, oder die aus ande­ren Grün­den für eine Dis­kurs­ana­ly­se unin­ter­es­sant sind. Da jetzt doch eini­ges an Details im Dia­gramm ent­hal­ten ist, kann mit einem Klick auf das Bild die dop­pelt so hoch auf­ge­lös­te Fas­sung ange­schaut werden.


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Inter­es­sant sind die „Peaks“ im 3. Quar­tal 2000, im 3. Quar­tal 2002, im 1. Quar­tal 2004, ab Som­mer 2006 und im 1. Quar­tal 2008. Ein Durch­scrol­len der Arti­kel­über­schrif­ten lässt Ver­mu­tun­gen dar­über zu, was jeweils Ursa­che für den Aus­schlag nach oben ist.

  • 2000: hier sind es ganz klar die UMTS-Auk­tio­nen und die dar­aus flie­ßen­den Gelder
  • 2002: kein kla­rer Trend erkenn­bar, evtl. Spät­fol­gen der UMTS-Auktionen
  • 2004: eben­falls nicht so ganz klar, u.a. Anschlä­ge in Madrid (Bom­be per Han­dy gezün­det), Mobil­funk­netz im Irak, Cebit
  • 2006: auch hier kom­men ver­schie­de­ne The­men zusam­men: der Ver­kauf der Sie­mens-Han­dy­spar­te an BenQ, aber auch Debat­ten über die Han­dy-Über­wa­chung und über Sicherheitsgesetze
  • 2008: Cebit, Vor­rats­da­ten­spei­che­rung, Ter­ro­ris­mus, Sie­mens-Schlie­ßung, und vor allem die Nokia-Schlie­ßung in Bochum

So ganz aus­sa­ge­kräf­tig sieht das alles noch nicht aus. Hmm.

Fundstück 2010-01: „Handy, nein danke!“

x_SDC15545 Lfd. Nr. 2010-01
Beschrei­bung
Der­zeit sind in der Hal­te­stel­len­wer­bung – wie auch im Zet­tel­aus­hang inner­halb der Stra­ßen­bah­nen der VAG – teil­wei­se Pla­ka­te zu sehen, auf denen ein Mann (ver­mut­lich Bun­des­trai­ner Jogi Löw) dar­ge­stellt ist, der gera­de ein Mobil­te­le­fon in der Hand hält. Das Bild wird durch einen Text ergänzt, der dazu auf­for­dert, eine SMS an eine bestimm­te Tele­fon­num­mer zu schi­cken, um so 4,82 Euro an den Müns­ter­bau­ver­ein zu spen­den. Als Gegen­leis­tung wird ein Klin­gel­ton „Müns­t­er­läu­ten“ ver­spro­chen.
An der Hal­te­stel­le Maria-von-Rud­l­off-Platz waren die­se Pla­ka­te mit klei­nen run­den Auf­kle­bern beklebt, auf denen mit roter Schrift auf blau­em Grund – der ein biß­chen ungleich­mä­ßig wirk­te – der Text „Han­dy NEIN DANKE!“ ver­merkt ist. Wei­te­re Infor­ma­tio­nen sind den Auf­kle­bern nicht zu ent­neh­men.
Auf­fäl­lig ist, dass die Auf­kle­ber – meh­re­re pro Pla­kat – mehr oder weni­ger zufäl­lig ver­teilt sind. Die Opti­on, durch ein Über­kle­ben der SMS-Num­mer die Wer­be­wirk­sam­keit dras­tisch zu redu­zie­ren, wur­de – zumin­dest bei die­sem Pla­kat – nicht gewählt. 
Fund­ort Frei­burg, Rie­sel­feld, Hal­te­stel­le Maria-von-Rudloff-Platz Fund­da­tum 14. April 2010, mittags

Auf­takt zu einer neu­en Serie – mal schau­en, was dar­aus wird.