Das Regierungsmitglied S. kündigt an, demnächst ein Kind zu erwarten. Es wird gratuliert, vor allem aber eifrig darüber diskutiert. Die Untertöne in der Debatte reichen von der Frage, ob dieses Regierungsmitglied dann noch sein Amt ausüben kann, bis hin zu Spekulationen, ob es denn politisches Kalkül war, zur Elternschaft zu kommen. Die Annahme, dass ein wichtiges Führungsamt wie das von S. mit einem Kind zu vereinbaren ist, ist jedenfalls längst nicht selbstverständlich. Und selbst wenn, dann geht es vielleicht gerade in so einer exponierten und politischen Position mit hohem Gehalt, aber nicht, wenn S. einen ganz normalen Beruf ausüben würde.
Natürlich ist S. die Familienministerin Kristina Schröder. Dass so debattiert wird, und dass das vermutlich nicht der Fall wäre, wenn S. der Familienminister Kristian Schröder wäre, zeigt, wie selbstverständlich geschlechtsdifferent bestimmte Annahmen darüber, was passiert, wenn Menschen zu Eltern werden, in Deutschland immer noch sind. Dass das so ist, ist nichts neues – trotzdem halte ich es für sinnvoll, an einer Stelle wie dieser, wo es doch sehr deutlich wird, genau darauf hinzuweisen.