Kurz und erstaunlich: auch dieses Jahr Winter
Das Wetter ist ja immer wieder überraschend. Berlin hat es schon ein paar Tage vorher erwischt, und so war die Landschaft, als ich gestern morgen aus dem Nachtzugfenster geschaut habe, auch weiß (malerisch: vom Sonnenaufgang rosa gefärbte Windradfarmen über verschneiten Wiesen – leider nicht schnell genug mit dem Foto).
(Fast) das selbe Bild dann gestern abend, als ich spät abends in Freiburg wieder aus dem Zug stieg: dichtes Schneegestöber.
Logische Konsequenz: heute mit Zora raus in den Schnee. Und gespannt drauf warten, ob das Tauwetter hält, oder ob sich der Wintereinbruch am Montag verstetigt.
Tipp: Ausstellung zu studentischen Lebenswelten im KG II (Update: Fotos auch im Internet)
Für alle FreiburgerInnen interessant ist die derzeit – noch bis 13.11. – im KG II aufgehängte Fotoausstellung „LebenLiebenLernen“. Der Fotograf Manfred Zahn hat in Bild und Text hier die Lernwelten, Studienmotivationen und Lebensziele von 33 Freiburger Studierenden aus ganz unterschiedlichen Fächern und sozialen Kontexten festgehalten. Sehenswert!
P.S.: Nach Ablauf der Ausstellungszeit im KG II wandert die Ausstellung weiter in die Sparkassen Emmendingen, Kenzingen und Waldkirch.
Update: (7.11.2008) Die Fotos und Tafeln sind jetzt auch online zu betrachten. Wobei so eine klassische Ausstellung schon ihre Vorzüge hat.
Unabhängige Listen und Grüne – auch anderswo ein Thema
Als vor ein paar Monaten das Thema „Grüne Alternative Liste spaltet sich von der Fraktion ab“ auf der Tagesordnung stand, sah es nach einem lokalen Freiburger Problem aus. Inzwischen sind auch anderswo ähnliche Tendenzen zu beobachten – bzw. ganz anders intendierte Tendenzen, die zu ähnlichen Ergebnissen führen.
Das prominenteste Beispiel ist derzeit Heidelberg: Hier wurden die Grünen jahrelang und historisch gewachsen durch eine Grün-Alternative Liste (GAL) im Gemeinderat vertreten. Die Grünen – Heidelberg ist u.a. der Wahlkreis von Fritz Kuhn und Theresia Bauer – haben beschlossen, diese Fraktionsgemeinschaft aufzukündigen und fortan mit einer eigenen Liste anzutreten. Das Klima ist vergiftet, der Draht zwischen Partei und lokaler sozialer Bewegung scheint, soweit das von außen beurteilbar ist, zerschnitten zu sein. Die GAL/grüne Fraktion im Gemeinderat hat sich gespalten, es sitzen also auch hier zwei Grüne Listen im Gemeinderat.
Jetzt wird darüber diskutiert, ob diejenigen, die weiterhin auf der GAL-Liste antreten – darunter Urgesteine der Heidelberger Grünen – aus der Partei ausgeschlossen werden sollen. Pikant wird die Sache, weil auch Memet Kilic, gerade auf Platz 10 der Bundestagsliste (Grüne) gewählt, zu den GAL-KandidatInnen gehört. Nebenbei bemerkt: die Möglichkeit, dass so eine Situation eintritt, wurde im Flurfunk des Landesparteitags als ein Argument genannt, Memet nicht zu wählen.
Und auf einer ganz anderen Ebene spielt Jan Seifert das Gedankenexperiment durch, dass sich der geschwächte Realo-Reformer-Flügel von „Bündnis 90/Die Grünen“ verabschieden könnte, im Sinn grün-liberaler Parteien, wie es sie in der Schweiz gibt. Jan kommt zu dem Schluss, dass das nicht wirklich ein Erfolgsprojekt wäre, weil die Verankerung in der Basis einer neuen grün-liberalen Partei um Özdemir, Palmer & Co. möglicherweise fehlen würde.
Stichwort Basis: damit sind wir wieder beim Eingangsthema: Grüne und unabhängige Listen. Mancherorts scheinen entsprechende Doppel-Kandidaturen ganz problemlos zu funktionieren (z.B. gibt es in Rottweil neben den Grünen auch eine Frauenliste, auf der viele grüne Frauen antreten). Ich sehe darin sogar Chancen, das Wählerspektrum zu erweitern, wenn’s geschickt gemacht wird. Die Drohung mit Parteiausschlüssen ist allerdings ebenso wie das gegenseitige öffentliche Beschimpfen was ganz anderes als „geschickt gemacht“.
Mein Fazit: es sollte sich lohnen, dafür zu kämpfen, auf der Landes- und Bundesebene die Partei zusammenzuhalten (nicht zuletzt aufgrund der 5 %-Hürde) – und auf der Kommunalebene einen modus vivdeni zu finden (oder fortzutragen), der unterschiedliche Aspekte grüner Programmatik und grüner Geschichte – auch außerhalb des parteilichen Rahmens – bestmöglich lebendig erhält. Wenn wir – Parteigrüne und sonstige Grüne – vor Ort stark bleiben wollen, dann geht das am besten gemeinsam, am zweitbesten in Listen, die sich gegenseitig nicht als „Gegner“ betrachten, und überhaupt nicht, wenn Grüne sich plötzlich nicht mehr grün sind. Auch solche im besten Sinne liberalen Umgangsformen mit Vielfalt auf der Kommunalebene sind ein entschiedener Beitrag zur Geschlossenheit der Partei, egal, wie paradox das erst einmal klingen mag.
Warum blogge ich das? Weil mir dass dann vielleicht doch ein bißchen zuviel der „Normalisierung“ der grünen Partei darstellt.