Seltsamer Politikwissenschafter

Vor eini­ger Zeit hat­te ich hier glau­be ich schon mal was dar­über geschrie­ben, dass ein Poli­tik­wis­sen­schaft­ler meint, den ver­her­ren­den Ein­fluss von Ben­ja­min Blüm­chen auf die Jugend bewei­sen zu kön­nen (vgl. Stu­die BPB). Ins­be­son­de­re ging es dabei dar­um, dass Bür­ger­meis­ter nicht als Respekts­per­so­nen dar­ge­stellt wür­den und NGOs zu posi­tiv weg kämen.

Nun bin ich über eine idw-Pres­se­mit­tei­lung gestol­pert, in der über einen Poli­tik­wis­sen­schaft­ler berich­tet wird, der die Ein­füh­rung eines Mehr­heits­wahl­rechts für Deutsch­land for­dert. Das sei nicht nur sta­bi­ler, son­dern auch gerech­ter, weil sonst „der Wahl­sie­ger (die Par­tei mit den meis­ten Wäh­ler­stim­men) häu­fig nicht die Regie­rung stel­len kann“. Nun ken­ne ich mich eigent­lich mit Poli­tik­wis­sen­schaf­ten aus, fin­de das aber einen über­aus dubio­sen Gerech­tig­keits­be­griff. Auch die Schluss­fol­ge­rung, dass ein sol­ches Wahl­sys­tem ja um eine klei­ne Lis­ten­wahl ergänzt wer­den kann, so dass die klei­nen Par­tei­en wei­ter im Bun­des­tag sit­zen, ohne jedoch zur Regie­rungs­bil­dung gebraucht zu wer­den, irritiert.

Der Name des Autoren die­ser Stu­die, Gerd Stroh­mei­er – no jokes with names – kam mir bekannt vor, und sie­he da: es ist der sel­be, der auch den ver­her­ren­den Ein­fluss früh­kind­li­cher Zei­chen­trick­fil­me unter­such­te. Und was Goog­le noch weiss: Stroh­mei­er ist auch Ver­trau­ens­do­zent der Orts­grup­pe Pas­sau der Hanns-Sei­del-Stif­tung. Die wie­der­um steht der CSU nahe. Ob dass etwas mit sei­nen wis­sen­schaft­li­chen Erkennt­nis­sen zu tun hat, weiss ich nicht. Sie pas­sen jeden­falls gut zusammen.

Schließ­lich spuckt Goog­le auch die per­sön­li­che Vita Stroh­mei­ers aus, und die zeigt vor allem eines: eine rasan­te Kar­rie­re. Der Mann ist zwei Mona­te jün­ger als ich, hat sei­ne Dis­ser­ta­ti­on („Moder­ne Wahl­kämp­fe“) inner­halb von weni­ger als zwei Jah­ren geschrie­ben, sei­ne Habil („Veto­spie­ler“) hat etwas mehr als zwei Jah­re gebraucht. Magis­ter­ar­beit, Diss und Habil alle am glei­chen Insti­tut an der Uni­ver­si­tät Pas­sau. Neben­bei hat er noch diver­se Inter­net­pro­jek­te bei ZEIT und SPIEGEL online betreut. Das gan­ze wur­de durch die Hanns-Sei­del-Stif­tung unter­stützt. Der neue Stern am Wis­sen­schaft­ler­him­mel – oder doch eher einer, der weiss, wie mit pro­vo­kan­ten The­sen Medi­en­auf­merk­sam­keit gewon­nen wer­den kann, ganz egal, wie gut oder schlecht die­se belegt sind?