Ich habe mal ein bisschen Informatik studiert. Nebenfach. Eine Grundlage der Informatik ist das Konzept des Algorithmus: es gibt eine Eingabe, es gibt Regeln, nach denen diese Eingabe verarbeitet wird, und es gibt eine Ausgabe. So wie bei einem Kochrezept: Eier und Mehl, Zucker und Salz, … rein, Kuchen raus, und dazwischen Regeln und Verfahrensschritte, die in einer bestimmten Reihenfolge abgearbeitet werden. Wer jetzt mit der Maus auf den nächsten Tab im Browser klickt und eine URL eingibt, weil das langweilt – setzt Algorithmen in Gang.
Jetzt musste ich heute in einer Pressemitteilung einer mir gut bekannten Bundestagsfraktion lesen:
„In fast jeder Online-Anwendung kommen heute Algorithmen zum Einsatz. Fast die Hälfte der Befragten in der EU gibt allerdings an, keine Kenntnis über Algorithmen zu besitzen. Es müssen jetzt nicht alle Computerexpertinnen und ‑experten werden, aber jeder hat das Recht darauf, zu erfahren, ob in Programmen oder Prozessen Algorithmen im Spiel sind und Entscheidungen beeinflussen. Ein Transparenzkennzeichen für Künstliche Intelligenz und Algorithmen kann deswegen ein sinnvoller Ansatz sein.“
Das ist dann doch ein bisschen peinlich. Und ich verstehe, warum sich Biolog*innen über „genfrei“ aufregen. Mein Schluss: Es gibt so etwas wie einen technischen Algorithmus-Begriff (Eingabe – Rechenschritte – Ausgabe) und einen politischen Algorithmus-Begriff, der eigentlich „Einsatz von maschinellem Lernen auf großen Datenmengen zur Sortierung von Nutzer*innen“ oder sowas in der Art bedeutet. Das mit einem Kennzeichen zu versehen, kann ja sogar sinnvoll sein. „Achtung, Algorithmus!“ zeugt allerdings davon, dass hier jemand nur wenig Kenntnis besitzt. Schade.