Was, der November ist schon halb vorbei? Umzugs- und politikbedingt etc. bin ich gerade eher im Stress. Deswegen hier schnell noch ein Foto von Anfang November. Da gab es ein paar Tage lang erstaunlich hübsche Sonnenuntergänge. Und dann färbten sich die Blätter gelb und rot, um den goldenen Okt^wNovember einzuleiten.
Kurz: Nostalgieflash beim Ordner-Scannen
Im Wintersemester 1995/96 habe ich mein Studium der Soziologie, Informatik und Psychologie begonnen und 2001 abgeschlossen. Dazwischen habe ich fleißig auf karierten College-Blöcken mitgeschrieben, Handouts eingesammelt, Referate und Hausarbeiten ausgearbeitet, Übungen in Informatik und Psychologie abgegeben und Unmengen an Literatur kopiert. Das alles gesammelt in mehreren Regalreihen Ordnern, die ich fleißig von Umzug zu Umzug mitgenommen habe.
Den Umzug aus dem Freiburger Rieselfeld – da standen diese Ordner im Keller, die Etiketten von Kleinkindern und Katzen abgeknabbert, neben den grünen Parteitagsunterlagen aus einem Vierteljahrhundert und neueren Sammlungen – nach Esslingen habe ich jetzt zum Anlass zu einer großen Scan-Aktion genommen, mir dafür einen halbwegs professionellen Brother-Einzugscanner gekauft und … verfüge jetzt über viele leere Ordner und sehr große Mengen Konzeptpapier. Noch ist nicht alles eingescannt, aber zumindest die Uniordner sind weitgehend durch.
Das war dann mit einem gewissen Nostalgiefaktor versehen. Zum einen, nochmal nachzuvollziehen, in was für interessante Winkel der Soziologie, Psychologie und Informatik ich mich in meinem Studium begeben habe – von Straße und Straßenkultur über Kultur- und Medienpsychologie bis zu einer Kursvorlesung Künstliche Intelligenz. Und schön nachvollziehbaren waren auch die riesigen Sprünge, was Präsentations- und Aufschreibsysteme angeht. Anfangs finden sich in den Ordnern (neben den teilweise noch auf Schreibmaschine geschriebenen Handouts der Komilliton*innen) schwarz-weiße Overhead-Folien, später dann in Corel Draw gebastelte bunte Folien, auf dem Tintenstrahldrucker ausgedruckt. Die oben stammt aus meinem Referat „Politik im Internet“ aus dem Seminar „Soziologie des Internets“, 1998. Und rief dann beim Blick auf die damalige Website-Gestaltung einen akuten Nostalgieflash hervor. Die Screenshots, die ich da verwende, habe ich vermutlich auf den Unix-Workstations der Informatik gemacht.
Z. fängt wohl in zwei Jahren ihr Studium an. Das ist heute schon ständig ein Thema. Ich vermute, sie wird – wie jetzt schon in der Kursstufe der Schule – ihr Tablet als alleiniges Aufschreibesystem verwenden, das dann gleichzeitig auch für Präsentationen nutzbar ist. Die Zeiten haben sich geändert.
Photo of the week: Stuttgart
Kurz: Tendenz zum Kulturkampf in Gundelfingen
Ich bin froh, wenn diese Woche vorbei ist. Dann wurde nämlich – am Sonntag – in Gundelfingen über die Frage abgestimmt, ob die Gemeinde sich unverzüglich für eine Wiederaufnahme der Straßenbahnplanungen einsetzen soll oder nicht. Eine simple Sachfrage, eigentlich.
Der Wahlkampf allerdings ist zermürbend. Nachdem sich abzeichnete, dass drei der vier Gemeinderatsfraktionen den Bürgerentscheid, die Straßenbahn und überhaupt alles verhindern wollen – SPD, CDU und anführend die Freien Wähler mit ihrem Chef, Herrn Hornbruch – gründete ein Angestellter von Hornbruchs Pflegedienst flugs eine Gegen-BI. Der Pflegedienst liegt an der Alten Bundesstraße, also direkt an der möglichen Trasse einer Straßenbahnverlängerung durch Gundelfingen. Und dann ging’s los mit Emotionswahlkampf. Die 12.000-Einwohner-Gemeinde Gundelfingen wird in der Propaganda der Nein-Sager zum Dorf, schon im August, lange vor Beginn der offiziell erlaubten Wahlkampfzeit, wird das „Dorf“ mit großen Bannern zugepflastert, die die Straßenbahn düster ausmalen. An Geld scheint es der Nein-Seite dabei nicht zu fehlen. Anzeigen der Freien Wähler und der Pseudo-BI, viele große Plakate, Briefe an Senior*innen (mit Grüßen des Pflegediensts) und Erstwähler*innen („mega, du“). Weniger wichtig: Fakten und Argumente.
Die Straßenbahn würde durch Land und Kreis bezahlt. Die Nein-Seite verspricht statt dessen „E‑Busse“, propagiert diese als billiger und flexibler. Dass der Busfahrplan für Gundelfingen besser werden kann, stimmt, dass es klug wäre, die Dieselbusse – wie im Rest des VAG-Netzes – durch E‑Busse zu ersetzen, auch. Ob die Nein-Sager und vor allem die populistisch auftretenden Freien Wähler nach Sonntag noch etwas von E‑Bussen hören wollen, werden wir dann sehen. Weil: die müsste die Gemeinde selbst zahlen. Und sind ziemlich teuer. Eigentlich wundert es mich nur, dass Nein-Sager-BI nicht gleich Flugtaxis versprochen hat.
Jedenfalls: ein eher unerfreulicher Wahlkampf, mit Populismus, mit abgerissenen und zerstörten Plakaten, mit Fehlinformationen und einer ziemlich zugespitzten Stimmung. Am Sonntag haben wir dann mindestens mal Klarheit, ob die Mehrheit der Gundelfinger*innen möchte, dass der nächste Schritt für den Anschluss ans Straßenbahnnetz gegangen wird.
P.S. (17.11.): Hat leider nicht geklappt – wobei 42% Ja zu 58% Nein zumindest nicht dramatisch schlecht ist. Grüne Stellungnahme zum Ergebnis.