Wer schon immer mal wissen wollte, was bei meinem Forschungen zu forstlichen Dienstleistungsunternehmen (lang ist’s her) herausgekommen ist, hat jetzt die Chance, ein handliches Buch (knapp 300 Seiten) dazu zu lesen: Zusammen mit Prof. Dr. Siegfried Lewark und Dr. Edgar Kastenholz habe ich den Band Ländliche Arbeit im Wandel: Nachhaltige Gestaltung forstlicher Dienstleistungsarbeit herausgegeben, erschienen ganz frisch im Verlag Kessel.
Kurz: Was Kinder sehen sollen
Über „BoingBoing“ bin ich auf die Website thekidshouldseethis.com aufmerksam geworden. Zu deutsch: Das Kind soll’s sehen. Und was? Vor allem Videoclips, ab und zu auch andere Einträge, die optisch ansprechend sind, naturwissenschaftliche Zusammenhänge erklären oder technische Rätsel stellen. Also Robotervögel, sich selbst entfaltende Mikroorigami oder Zeitlupenaufnahmen von Blitzen. Ausgewählt unter aktiver Mitwirkung eines oder einer dreijährigen Ko-KuratorIn.
Ich hab’s heute abend mal ausprobiert, und festgestellt, dass meine fünfjährige Tochter ziemlich viel davon auch spannend fand. Einziger Nachteil: Wenn es eine Seite wie diese (und das da zusammengestellte Youtube- und Vimeo-Material …) auch auf deutsch gäbe, wären manche Filmchen etwas weniger erklärbedürftig. Insgesamt eine schöne Sache – macht jemand einen lokalen Ableger davon auf?
Kurz: Politik der Messinstrumente
Der Spiegel berichtet darüber, dass japanische Behörden nach dem Reaktorunfall in Fukushima das durchaus abschätzbare Ausmaß der radioaktiven Wolke bewusst verschwiegen haben. Ausführliches dazu lässt sich bei Nature nachlesen.
Was mir dazu einfällt, ist zunächst mal die Erinnerung an meine Verwunderung darüber, dass die über Twitter verbreiteten Ergebnisse des japanischen Ortsdosismessnetzwerks ausgerechnet für die Provinz Fukushima nicht angezeigt wurden. Das kann auch andere Gründe gehabt haben (Ausfall der Messsonden beispielsweise), würde aber in ein Bild des Desinformation passen. Zweitens fällt mir dazu ein, dass es eine ganze Zeit lang Streit darum gab, ob Daten aus dem empfindlichen globalen Überwachungsnetzwerk für Nukleartests ausgewertet werden dürfen, um den radioaktiven Fallout über dem Pazifik abzubilden. Und drittens und etwas genereller finde ich das ganze interessant, weil sich hier zeigt, wie Messinstrumente (und Computersimulationen) in politische Abläufe eingebunden werden, politisch nutzbar gemacht werden – oder eben, wenn die Messdaten nicht ins politische Konzept passen, ignoriert werden. Das hat was mit Open Data zu tun – aber auch mit der Frage, ob eine Regierung oder eine Behörde potenziell gefährliche Informationen – es hätte ja z.B. eine Panikreaktion geben können – verschweigen darf oder nicht. Gilt „information wants to be free“ auch – oder erst recht? – für das Management einer Katastrophe?
Ein Versuch über die Technikfeindlichkeit
Mein im November 2010 eingereichter Aufsatz „Technikfeindlichkeit. Ein Versuch über eine deutsche Debatte“* ist jetzt in der Revue d’Allemagne et des Pays de langue allemande** erschienen – in einer Ausgabe, die sich unter der Gastherausgeberschaft der Straßburger Professorin Florence Rudolf mit Umweltpolitik und Umweltsoziologie in Deutschland auseinandersetzt.
„Ein Versuch über die Technikfeindlichkeit“ weiterlesen
Kurz: Postindustrielle Forstwirtschaft
Auf dem Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologie im Jahr 2008 in Jena habe ich in der Sektion „Land- und Agrarsoziologie“ einen Vortrag über „Postindustrielle Forstwirtschaft und den Strukturwandel ländlicher Räume“ gehalten. Erschienen ist dieser im Jahr 2010 in der CD-ROM-Beilage zum Kongressband. Um den Vortrag etwas zugänglicher zu halten, möchte ich das Manuskript hier zur Verfügung stellen (in kleineren Punkten kann es Abweichungen von der CD-ROM-Fassung geben).
Innerhalb der Land- und Agrarsoziologie, aber auch innerhalb der Politik für ländliche Räume wird vor allem der Landwirtschaft eine zentrale Rolle zuerkannt (Plieninger et al. 2006). Forstwirtschaft erscheint demgegenüber als sekundäres Phänomen. Diese Positionierung mag damit zusammenhängen, dass gerade auf der Seite der Forstwissenschaft ein spürbarer Anspruch, ‚alleine‘ für Forstwirtschaft und Waldräume zuständig zu sein, festzustellen ist. Eine regional orientierte Soziologie ländlicher Räume müsste die Wälder in den Blick nehmen. Dies gilt insbesondere, da Forstwirtschaft sich als Kontrastfolie zur Landwirtschaft eignet: Zwar werden zentrale Eigenschaften – Bodengebundenheit, Arbeit an der Natur, soziale Verankerung in ländlichen Milieus – geteilt, die sozioökonomische Struktur und die politische Einbettung unterscheidet sich jedoch deutlich. Im Folgenden möchte ich – nach einem kurzen Blick auf die unterschiedlichen Rahmenbedingungen – darauf eingehen, wieso die aktuelle Verfasstheit forstlicher Arbeit sinnvoll als ‚postindustrielle Forstwirtschaft‘ bezeichnet werden kann, um mit der Frage zu enden, ob postindustrielle Forstwirtschaft auch anders aussehen könnte. […]
Zitierweise: Westermayer, Till (2010): „Postindustrielle Forstwirtschaft und der Strukturwandel ländlicher Räume“, in Soeffner, Hans-Georg (Hrsg.): Unsichere Zeiten. Herausforderungen gesellschaftlicher Transformationen. Verhandlungen des 34. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in Jena 2008. Wiesbaden: VS, CD-ROM-Beilage 2010. Manuskript.