Photo of the week: BUGA Mannheim 30

BUGA Mannheim 30

 
Letz­ten Mon­tag hat­te ich die Chan­ce, die Bun­des­gar­ten­schau in Mann­heim zu besu­chen. Das lohnt sich nicht nur wegen der Seil­bahn, die die bei­den Gar­ten­schau-Flä­chen ver­bin­det (und nach Ende der BUGA lei­der wie­der abge­baut wird), son­dern auch, weil die­se BUGA ins­ge­samt sehr schön deut­lich macht, wie eine nach­hal­ti­ge und urba­ne, an Upcy­cling und Wie­der­ver­wer­tung ori­en­tier­te Ästhe­tik einer Gar­ten­schau aus­se­hen kann. Wei­te­re Fotos auf Flickr.

Optimale Pfade

Das mag jetzt etwas abwe­gig klin­gen, und viel­leicht geht’s nur mir so. 

Ich fin­de das an Com­pu­ter-Pro­gram­men rum­bas­teln sehr ent­span­nend, das ist auch etwas, wo ich schnell die Zeit aus den Augen verliere. 

Ähn­lich geht es mir mit eini­gen Spie­len, die auf den ers­ten Blick wenig mit­ein­an­der zu tun haben: Ter­ra­forming Mars, Cities: Sky­li­nes, Turing Com­ple­te (letz­te­res eine Simulation/Tutorial für den Auf­bau eines PC aus­ge­hend von AND- und OR-Schal­tun­gen). Was die­sen Spie­len gemein­sam ist: es gibt – opti­mier­ba­re – Pfa­de hin zu einem erwünsch­ten End­zu­stand. Bei Ter­ra­forming Mars kommt’s dabei auch auf Glück an, die rich­ti­gen Kar­ten zu haben. Cities: Sky­li­nes als Städ­te­bau­si­mu­la­ti­on ist manch­mal opak. 

Turing Com­ple­te zeigt das in Rein­kul­tur: baue einen Schalt­kreis, der genau die­se Auf­ga­be mög­lichst effi­zi­ent erle­digt, z.B. die Mul­ti­pli­ka­ti­on zwei­er Binärzahlen.

Das Schö­ne an die­sen Spie­len ist das Erfolgs­er­leb­nis, durch Nach­den­ken und Aus­pro­bie­ren opti­ma­le Pfa­de zu fin­den. Wenn A und B, und dann C, dann auch D …

Har­ter Kon­trast zur wirk­li­chen Welt: die ist mit ihren gro­ßen Pro­ble­men natür­lich um ein paar Grö­ßen­ord­nun­gen kom­ple­xer als Pro­gram­me oder Wege durch Spie­le. Trotz­dem lässt sich so etwas wie die gro­ße Trans­for­ma­ti­on oder die Her­aus­for­de­rung der Kli­ma­kri­se als Netz­werk von Abhän­gig­kei­ten den­ken, durch den es einen opti­ma­len (oder über­haupt irgend­ei­nen) Pfad zu fin­den gilt. 

Neben der Grö­ßen­ord­nung gibt es aller­dings min­des­tens zwei wich­ti­ge Unter­schie­de, die die Suche nach opti­ma­len Pfa­den zu einer deut­lich weni­ger erfreu­li­chen Ange­le­gen­heit machen.

Zum einen fehlt die Mög­lich­keit des Tri­al und Errors; die gibt es bei poli­ti­schen Lösun­gen der Kli­ma­kri­se noch nicht ein­mal als Simu­la­ti­on. Ent­schei­dun­gen sind viel­fach irrever­si­bel. Fal­sche Abbie­gun­gen schlie­ßen gan­ze Äste aus. Gleich­zei­tig erscheint das, was als mög­li­cher Pfad für eine Lösung die­ser Fra­ge denk­bar ist, als sehr fra­gi­le Ange­le­gen­heit. Damit am Schluss ein Zwei-Grad-Sze­na­rio her­aus­kommt, müs­sen ganz vie­le Ent­schei­dun­gen an ganz vie­len Stel­len – vom Ver­kehrs­sys­tem bis zur Fra­ge der Methan­emis­sio­nen aus der Tier­hal­tung – welt­weit rich­tig getrof­fen wer­den. „Klei­nig­kei­ten“ wie die Fra­ge, wann das Hei­zungs­ge­setz in Deutsch­land sei­ne Wir­kung ent­fal­tet, kön­nen sich als poli­ti­sche Kipp­punk­te erwei­sen und ande­res ver­un­mög­li­chen. Alles hat Neben­wir­kun­gen und Seiteneffekte.

Zum ande­ren sind, wie hier schon deut­lich wur­de, sehr vie­le Akteur*innen betei­ligt, die für eine erfolg­rei­che Lösung koope­rie­ren müs­sen. Und das macht’s noch­mal deut­lich schwie­ri­ger – erst recht aus einer Per­spek­ti­ve des mini­ma­len Ein­flus­ses auf eini­ge weni­ge „Schal­ter“.

Bringt mir die­ser Ver­gleich jetzt etwas? Viel­leicht die Erkennt­nis, dass – ohne in sozio­tech­ni­sche Inge­nieursträu­me oder Plan­bar­keits­eu­pho­rie zu ver­fal­len – es gut wäre, wenn das Bewusst­sein dafür, dass es sich bei den gro­ßen Her­aus­for­de­run­gen nicht um iso­lier­te Pro­ble­me han­delt, son­dern erfolg­rei­che Lösun­gen auf ein gan­zes Netz­werk aus Wir­kun­gen und Effek­ten ange­wie­sen ist, samt Feed­back­schlei­fen und Rückwirkungen.

Den einen opti­ma­len Pfad kennt nie­mand. Viel­leicht gibt es ihn nicht. Und viel­leicht sind wenig plan­ba­re Din­ge wie Märk­te und expo­nen­ti­el­le Tech­nik­durch­set­zun­gen – wie wir sie gera­de bei PV erle­ben, am Ende wichtiger. 

Trotz­dem wür­de ich mir mehr Bewusst­sein über all die­se Abhän­gig­kei­ten wün­schen. Gera­de bei denen, die entscheiden.

Und, ganz ande­rer Punkt: löse die Kli­ma­kri­se könn­te jen­seits aller Didak­tik (an der m.E. Ves­ters Öko­lo­po­ly schei­tert) eine gute Grund­la­ge für ein Simu­la­ti­ons­spiel sein.

Monster der Moderne, oder: Ob die Straßenbahn nach Gundelfingen kommt?

Buttercup landscape III (the duel)

Frei­burg ist eine Stadt, die inzwi­schen einen ziem­lich guten Modal Split auf­wei­sen kann – also eine Ver­tei­lung der Ver­kehrs­trä­ger, bei der vie­le Wege zu Fuß, mit dem Rad oder eben mit den öffent­li­chen Ver­kehrs­mit­teln zurück­ge­legt wer­den. Rück­grat dafür ist eine Stra­te­gie, die seit vie­len Jah­ren kon­se­quent auf den Aus­bau des Stra­ßen­bahn­net­zes setzt. Im Nor­den Frei­burgs hört die Stra­ßen­bahn ziem­lich abrupt auf – an der Gemar­kungs­gren­ze zwi­schen der Stadt und dem Land­kreis Breis­gau-Hoch­schwarz­wald liegt die Hal­te­stel­le Gun­del­fin­ger Stra­ße mit Wen­de­schlei­fe, Park­platz, Fre­lo-Sta­ti­on und Umstiegs­mög­lich­keit in den Bus.

Wer von dort Rich­tung Gun­del­fin­gen – der auf­stre­ben­den Gemein­de im Nor­den Frei­burgs – wei­ter­läuft, ist nach weni­gen Metern mit­ten im Ort. Die Alte Bun­des­stra­ße als Haupt­stra­ße der Gemein­de ist breit aus­ge­baut. An eini­gen Stel­len ist deut­lich zu sehen, dass Platz für einen mög­li­chen Wei­ter­bau der Stra­ßen­bahn reser­viert ist. So gibt es auf der Höhe Och­sen Grün­flä­chen in der Mit­te der Stra­ße. Und auch der Son­ne­platz – Gun­del­fin­gens Orts­mit­te – ist breit ange­legt, so dass hier Platz für eine Hal­te­stel­le wäre. Nach zwei Kilo­me­tern durch Alte Bun­des­stra­ße und Wald­stra­ße lan­det der Fuß­gän­ger am Bahn­hof, kor­rek­ter: am Hal­te­punkt Gun­del­fin­gen, hier hält mehr oder weni­ger alle hal­be Stun­de eine S‑Bahn auf der Rhein­tal­stre­cke, und ver­bin­det die 12.000-Einwohner-Gemeinde mit Frei­burg im Süden bzw. mit Denz­lin­gen, Wald­kirch und Emmen­din­gen im Norden.

Dar­über, ob die Stra­ßen­bahn durch Gun­del­fin­gen bis zum Bahn­hof ver­län­gert wer­den soll, wird seit 30 Jah­ren gestrit­ten. Oder, das ist eigent­lich zu viel gesagt: es wird immer wie­der gefor­dert, auf der einen Sei­te, und auf der ande­ren Sei­te eher tot­ge­schwie­gen. Klar ist: der Zweck­ver­band Regio­nal­ver­kehr Frei­burg (ZRF) aus Stadt und Land­krei­sen hät­te durch­aus ein Inter­es­se dar­an, die Stra­ßen­bahn zu ver­län­gern und mit der Schie­ne zu ver­knüp­fen. Des­we­gen die Vor­hal­te­flä­chen. Es gibt eine Pla­nung aus den 1990er Jah­ren – und die Aus­sicht, dass die Finan­zie­rung die­ser regio­nal bedeut­sa­men Stre­cke mehr oder weni­ger kom­plett aus Lan­des- und Bun­des­mit­teln erfol­gen könnte.

Mit der Unter­schrif­ten­samm­lung des rüh­ri­gen AK Mobi­li­tät im Bür­ger­treff hat das The­ma Stra­ßen­bahn neue Fahrt auf­ge­nom­men. Der AK sam­melt Unter­schrif­ten für einen Wie­der­ein­stieg in die Pla­nung. Rund 700 sind not­wen­dig, um einen Bür­ger­ent­scheid dar­über durch­zu­füh­ren; die­se Zahl ist wohl inzwi­schen erreicht. Der Bür­ger­ent­scheid wür­de im Herbst die­sen Jah­res durch­ge­führt – also recht­zei­tig, um bei posi­ti­vem Aus­gang dazu zu füh­ren, dass bei den Ver­ga­be­ent­schei­dun­gen des Zweck­ver­ban­des Gun­del­fin­gen mit berück­sich­tigt wer­den könn­te. Bis dann fer­tig geplant ist und gebaut wird, wür­den den­noch noch ein­mal min­des­tens zehn Jah­re ver­ge­hen. Die Ent­schei­dung ist also kei­ne dar­über, ob mor­gen die Stadt­bahn Frei­burg in Gun­del­fin­gen hält, son­dern eine dar­über, ob die Stra­ßen­bahn Teil eines Mobi­li­täts­kon­zep­tes für die 2030er Jah­re sein soll. Eine Ent­schei­dung, die Weit­blick und ein gewis­ses Vor­stel­lungs­ver­mö­gen für zukünf­ti­ge Gege­ben­hei­ten braucht.

Auch der Gemein­de­rat beschäf­tigt sich – auf­grund des Bür­ger­be­geh­rens, auf­grund der The­ma­ti­sie­rung im Bür­ger­meis­ter­wahl­kampf letz­ten Jah­res, und auch auf­grund eines grü­nen Antrags, ein Rats­be­geh­ren zur Stra­ßen­bahn durch­zu­füh­ren – inzwi­schen mit der Straßenbahn. 

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Kurz: Balkonsolar und Olivenöl

PV at the balcony, finally

Letzt­lich hat es ziem­lich genau ein Jahr gedau­ert vom ers­ten Gespräch mit dem Hand­wer­ker bis zur Befes­ti­gung zwei­er 325W-Modu­le an mei­nem Bal­kon – Zäh­ler­wech­sel durch die Gemein­de­wer­ke, Lie­fer­pro­ble­me, Fach­kräf­te­man­gel, Coro­na, you name it – aber jetzt hän­gen sie und pro­du­zie­ren Strom. Dank Shel­ly-Mess­to­ken und App lässt sich auch jeder­zeit nach­schau­en, was tat­säch­lich ins Haus läuft und da ver­braucht wird. Und wie die Bewöl­kung gera­de ist – die tat­säch­lich Leis­tung bei bedeck­tem Him­mel oder nur indi­rek­ter Son­nen­ein­strah­lung liegt eher bei 20–40 Watt, bei Son­nen­schein und direk­ter Ein­strah­lung ohne Ver­schat­tung (Nach­bar­haus!) ging es bis­her bis 450 Watt hoch, mög­lich wären auf­grund des ver­wen­de­ten norm­ge­rech­ten Wech­sel­rich­ters bis 600 Watt. Sor­gen, dass es Pro­ble­me mit der etwas älte­ren Elek­tro­in­fra­struk­tur hier im Haus geben könn­te, haben sich nicht bewahrheitet.

Kur­zer Phy­sik­ex­kurs: ein Watt ist ein Joule pro Sekun­de. Um sich das mit den Joule bes­ser vor­stel­len zu kön­nen: 100 ml Oli­ven­öl, also ein Schäl­chen voll, haben einen Ener­gie­ge­halt von etwa 3400 Kilo­joule. Erst­mal ver­wir­rend: Watt ist an Zeit gekop­pelt, wenn die Zeit raus­ge­rech­net wird, kom­men Watt­se­kun­den (= Joule), Watt­stun­den (= 3600 Joule) oder Kilo­watt­stun­den (= 3600 Kilo­joule) her­aus. 400 Watt eine Stun­de lang erge­ben ent­spre­chend 0,4 kWh. Oder, ganz grob gesagt: den Ener­gie­ge­halt eines hal­ben Schäl­chens Olivenöl.

Der düs­ters­te Tag der letz­ten Woche hat einen Ertrag von 0,25 kWh, der son­nigs­te 1,4 kWh. Ich hof­fe, dass das mit dem höhe­ren Son­nen­stand im Früh­jahr und Som­mer und der län­ge­ren Son­nen­schein­dau­er noch etwas mehr wird und sich sicht­bar auf den Strom­be­zug unse­res Haus­halts aus­wirkt, der bis­her so um die 8–9 kWh pro Tag liegt. 

Ungeduld der Klimabewegung, Zeitläufe der Politik

Snowday, Rieselfeld - XXVIII

Auch jen­seits von Lüt­zer­ath beob­ach­te ich in den letz­ten Wochen eine zuneh­men­de Schär­fe im Ton zwi­schen Kli­ma­be­we­gung und grü­ner Par­tei. Das ist auf der einen Sei­te nicht wei­ter ver­wun­der­lich – Bünd­nis 90/Die Grü­nen ste­cken als Regie­rungs­par­tei in einer ande­ren Rol­le als die Kli­ma­be­we­gung, und mit dem Wech­sel von Oppo­si­ti­on zu Regie­rung im Bund hat sich da auch noch ein­mal etwas ver­scho­ben. Auf der ande­ren Sei­te lässt mich das etwas rat­los zurück. Denn im Kern steckt hin­ter die­ser zuneh­men­den Schär­fe ein Dilem­ma, das sich nicht so leicht auf­lö­sen lässt.

Das Man­tra der Kli­ma­be­we­gung ist seit eini­gen Jah­ren das der maxi­ma­len Dring­lich­keit: die Kli­ma­bud­gets sind weit­ge­hend aus­ge­schöpft, das poli­tisch fest­ge­setz­te 1,5‑Grad-Ziel ist nur zu hal­ten, wenn sofort gegen­ge­steu­ert wird, und das Fens­ter, noch etwas zu ver­än­dern, schließt sich. Ich kann die­se Dring­lich­keit, die ja zu gro­ßen Tei­len wis­sen­schaft­lich begrün­det ist, gut nach­voll­zie­hen. Und ich kann sogar nach­voll­zie­hen, dass beob­ach­te­tes Nicht­han­deln dazu führt, Akti­ons­for­men zu wäh­len, die auf­fäl­li­ger sind als Groß­de­mons­tra­tio­nen und klu­ge Äuße­run­gen in Talk­shows. Es geht um etwas. Es geht um alles!

Gleich­zei­tig ist Poli­tik nur begrenzt kri­sen­fä­hig. Erst recht nicht, wenn eine poli­ti­sche Ant­wort auf die Kli­ma­kri­se eigent­lich hei­ßen wür­de, die nächs­ten Jahr­zehn­te Poli­tik nur noch im Kri­sen­mo­dus zu betrei­ben – mit schnel­len und ein­schnei­den­den Ent­schei­dun­gen, mit dem Außer­kraft­set­zen von Abwä­gun­gen und Betei­li­gungs­rech­ten. Ereig­nis­haft kann Poli­tik in die­sem Modus arbei­ten. Das hat sich in der Coro­na-Kri­se gezeigt, als Maß­nah­men qua­si über Nacht ergrif­fen wur­den. Und auch der schnel­le Auf­bau von LNG-Ter­mi­nals lie­ße sich hier als Bei­spiel anfüh­ren. War­um also nicht in die­sem Tem­po die 180-Grad-Wen­de hin zu einer wir­kungs­vol­len Kli­ma­po­li­tik? Schließ­lich ist doch wis­sen­schaft­lich längst klar, was getan wer­den müss­te – von klei­ne­ren Maß­nah­men wie dem Tem­po­li­mit bis hin zur kom­plet­ten Elek­tri­fi­zie­rung von Ver­kehr und Indus­trie, der Umstel­lung des Ener­gie­sys­tems auf Wind, Pho­to­vol­ta­ik und Spei­cher und der Switch in der Ernäh­rung zu kli­ma­scho­nen­de­ren Lebens­mit­teln liegt der Instru­men­ten­kas­ten auf dem Tisch. 

„Unge­duld der Kli­ma­be­we­gung, Zeit­läu­fe der Poli­tik“ weiterlesen