Julia Seeliger weist darauf hin, dass der Energiekonzern RWE sein „Greenwash“-Angebot „ProKlima“ („klimafreundlich“, weil Atomstrom) mit Klauen und Zähnen verteidigt. Eine satirische Verfremdung durch ausgestrahlt (s.u.) wurde abgemahnt. Es gilt, also, Solidarität zu zeigen – was hiermit geschehen soll. Mehr zu Mitmachmöglichkeiten bei Julia.
Radfahren im Freiburger Frühling
Ich fahre ja normalerweise gar nicht so viel Rad. Und das, obwohl ich autolos lebe. Also, ich meine, mal abgesehen vom werktäglichen Hinbringen und Abholen meiner Tochter in den eigentlich nur mit Rad irgendwie sinnvoll erreichbaren Waldkindergarten. Aber das zählt nicht so richtig.
Aus verschiedenen Gründen war ich in den letzten Tagen und Wochen etwas häufiger mit dem Rad unterwegs – zu IKEA, in die Stadt zum Arbeiten, zum grünen Büro oder auch zur Kreismitgliederversammlung. Dabei sind mir ein paar Dinge aufgefallen:
1. Nachdem sich der Frühling jetzt doch mal entschieden hat, so richtig durchzustarten, macht es wirklich Spaß, Rad zu fahren. Das gilt insbesondere für den vier Kilometer langen Dreisamuferradweg – kreuzungsfrei, ohne Autos, und mit einem Fluss an der Seite, der an manchen Stellen Meeresbrandung spielt. Schön!
2. Vom Rad aus wird so richtig sichtbar, dass Freiburg derzeit eine Baustellenstadt ist. Die Blaue Brücke ist noch immer gesperrt, d.h., wer von der einen Seite der Bahnlinie (z.B. der, auf der ich wohne) auf die andere will (z.B., um in der Innenstadt zu arbeiten), muss weiterhin Umwege fahren. Die werden klaglos hingenommen, haben sich etabliert, aber wie das werden soll, wenn dann demnächst auch die Kronenbrücke und die Stadtbahnbrücke saniert werden, ist mir nicht so ganz klar. Freiburg zweigeteilt?
3. Toll ist das Radwege-Informationssystem der Stadt, dass es inzwischen gibt. Im letzten Jahr habe ich es jedenfalls noch nicht bewusst wahrgenommen. Fast überall stehen Wegweiser, die den Radverkehr in die einzelnen Stadtteile und auf geeignete Straßen und Radwege lenken. Funktioniert sehr gut, scheint einen großen Teil des Stadtgebietes zu erfassen – und ist einzig und allein da schwierig, wo Scherzbolde die Wegweiser umgedreht haben (z.B. an der Auffahrt zur Dreisam vom Rieselfeld kommend).
4. Gerade auf den Expressradwegen (also z.B. besagtem Dreisamuferradweg) herrscht ein ganz schöner Verkehr. Wenn dann noch ein paar Angler (Anglerinnen habe ich keine gesehen) dazu kommen, oder sich zwei Räder mit Kinderanhänger begegnen, scheinen die zwei oder drei Meter Radweg auf einmal ziemlich eng. Und an der – stadtauswärts gesehen – rechten Seite lappt die Dreisam. Ein bißchen Mut zum Abenteuer gehört also noch immer zum städtischen Radfahren. Gilt auch für die Bahnhofsuntertunnelung als Teil der Blaue-Brücke-Umleitung, durch die viele ziemlich schnell durchbrausen. Und das sind alles Stellen, an denen keine Autos oder Straßenbahnen mitspielen – die gibt’s auch.
5. Normalerweise – vor allem im Winter – fahre ich von und zur Arbeit mit dr Straßenbahn. Das verbinde ich immer mit der Vorstellung, ein Buch oder die Zeitung lesen zu können (oder gar mobil zu twittern ;-). Die Vorstellung ist allerdings nur bedingt richtig – morgens habe ich meistens einen Sitzplatz, in der Schulrushhour mittags oder in der Berufsrushhour am späten Nachmittag wird’s in den Straßenbahnen eng und stressig. Auch wenn’s nicht möglich ist, beim Radfahren Zeitung zu lesen, ist die Fahrt durch die (Stadt-)Natur im Vergleich dazu doch deutlich angenehmer – und bietet ebenso die Möglichkeit, (in Maßen und vor allem auf den langen Expressradweg-Strecken) den Gedanken nachzuhängen.
Fazit: Rad zu fahren macht jetzt richtig Spaß und Freiburg als bekannt-berüchtigte Fahrradmetropole ist noch ein ganzes Stück fahrradfreundlicher geworden – trotz Baustellen und Umleitungen. Was ich spannend fände, wäre in einigen Stadtteilen eine Umsetzung des „shared-space“-Konzepts.
Warum blogge ich das? Weil’s mir heute mittag auf dem Rad an der Dreisam eingefallen ist.
Green City Freiburg wird nicht zur grünen Kapitale
Wie u.a. Grünes Freiburg und die Badische Zeitung berichten, hat es Freiburg zwar unter die Finalisten des Wettbewerbs „European Green Capital“ der EU-Kommission geschafft, wurde aber letztlich – mal wieder – nicht ausgewählt. Bleibt’s halt bei der lokalen international bekannten „Green City“ für Freiburg (mit knapp über 200.000 EinwohnerInnen übrigens so grade teilnahmeberichtigt).
Ganz überzeugend finde ich die Auswahl allerdings nicht. Die europäische Umwelthauptstadt 2010 ist Stockholm. Gelobt wird hier das Ziel, bis 2050 Abschied von fossilen Energieträgern zu nehmen. Außerdem werden die Grünzüge und die Nähe zum Wasser gelobt.
Noch dubioser sieht es bei Hamburg, der europäischen Umwelthauptstadt 2011, aus. Die Nähe zum Meer wird hier nicht erwähnt, dafür das CO2-Vermeidungsziel und die Tatsache, dass der Containerhafen nicht ausgebaut, sondern verdichtet werden soll (Elbvertiefung, anyone?). Außerdem wird das Nahverkehrssystem gelobt – und die Kommunikationsstrategie, per Zug zu werben.
Visionär erscheint mir das alles nicht, sondern (für größere deutsche Städte) inzwischen ziemlich normal. Mal schauen, was dieser Award den Städten tatsächlich bringt. Auch die „europäische Kulturhauptstadt“ ist ja mehr Stadtmarketing als sonst irgendwas. Meine Prognose: auch 2012 wird Freiburg (wobei da vor allem an die hiesige Solarbranche und an Vauban und Rieselfeld zu denken ist) ebenso wie Münster (Fahrradstadt) in umweltpolitisch interessierten Kreisen weiterhin stärker als Umweltstadt wahrgenommen als die Metropolen Hamburg oder Stockholm. Ich bin also eher skeptisch, ob diese ganzen Ausschreibungen wirklich was bringen. Und stimme Thorsten von GrünesFreiburg zu, dass dieser Ausgang des Verfahrens Ansporn sein sollte, dass
noch ein bisschen gearbeitet werden [muss] – nur gut für Umwelt & EinwohnerInnen und erfreulich für Forderungen nach einem „noch grüneren“ Freiburg, möchte man meinen
Warum blogge ich das? Weil ich ein bißchen den Verdacht habe, dass eine gute städtische Umweltpolitik es fast schon unnötig macht, diese aktiv zu vermarkten. Und in dem Sinne auch nicht so genau weiss, warum sich Freiburg da unbedingt bewerben musste.
Kurz: Wieviel CO2 emittiert das Web 2.0?
Ein paar Überlegungen zur aktuellen Debatte um die mit dem Internet verbundenen Treibhausgasemissionen habe ich bei GREEN RENAISSANCE aufgeschrieben. Neben den Größenordnungen (die wohl beim Web 1.0 deutlich kleiner als beim Web 2.0 oder bei anderen komplexen internetbasierten Anwendungen wie z.B. Google sind) ist der mit dem Internet verbundene CO2-Ausstoss ein „schönes“ Beispiel für unsichtbare Nebenfolgen moderner Technik.
Kurz: Zweimal zwei Beiträge
Ein bißchen Werbung für das „Green-Renaissance“-Blog-Projekt. Da gibt es nämlich zweimal was zum Thema Weihnachten …
- Zehnmal werden wir noch wach – Umfrage zu Weihnachtsgeschenken
- Nächste Ausfahrt Weihnachten – Weihnachtliche Mobilität
… und zweimal was zur neuen Studie „Umweltbewusstsein 2008«, die als groß angelegte Repräsentativerhebung dieses Jahr auch soziale Milieus berücksichtigt hat …
Nur, falls das hier jemand interessiert.