Diese Ameise ist Straßenkunst – und auch in manchen S‑Bahnen in Freiburg zu finden. Keine Ahnung, wer sie, wohl schon vor einigen Jahren, in der Stadt ausgesetzt hat. Aber ich mag diese kleine Irritation sehr gerne.
Photo of the week: Dreisam bridge detail III
Die Dreisam, die Schnellfließende, führte diesen Januar mal wieder Hochwasser. Meine Fotos sind noch vor dem Höhepunkt der Flutwelle entstanden, genauer gesagt: zwischen zwei Höchstständen. Auf einigen Bildern aus dieser Serie ist noch das am Ufer angespülte Treibgut zu sehen, das markiert, wie hoch die Dreisam steigen kann – dann ist auch der Radexpressweg am Ufer gesperrt.
Interessanter als die Fluten fand ich aber diesen Blick auf die Beton-Postmoderne; die geometrischen Formen, die diese Brücke bildet, wenn sie aus dem richtigen Winkel betrachtet wird, sind mir bisher nicht aufgefallen. Zu sehr hatten mich die dort gerne gesprühten Graffiti abgelenkt. Jetzt waren diese übermalt, und Dreiecke und Kreise traten umso deutlicher hervor.
… denn die Zeiten ändern sich (bloß wie?)
Fünfzig Jahre 1968 ist selbstverständlich Anlass für Events. Dem kann sich auch das baden-württembergische Haus der Geschichte in Stuttgart nicht verschließen und zeigt noch bis zum 24.6.2018 in seinem Keller die Sonderaustellung „… denn die Zeiten ändern sich: die 60er Jahre in Baden-Württemberg“ (Eintritt: 5 €).
Vorneweg: der Katalog zur Ausstellung (19,80 €) ist fast interessanter als die sehr konventionell-museal gemachte Schau selbst. Archivalien, Tondokumente, Filmausschnitte und der eine oder andere Gegenstand (ein Stuhl, auf dem mal Hendrix gesessen haben soll, ein rotes Kleid, Rudi Dutschkes Aktentasche, etc.) werden präsentiert und erläutert.
Das ist durchaus gefällig. Inhaltlich schlägt die Ausstellung einen weiten Bogen. Die 1960er beginnen hier etwa 1957 und enden vielleicht 1975. Der in schwarz gehaltene Ausstellungsraum gliedert sich in etwa in vier Abschnitte: Rock- und Beatmusik als neue, utopisch angehauchte Jugendkultur – Kleidung und Sexualität – (studentische) Proteste in Heidelberg, Stuttgart und Karlsruhe – Jugendzentren und Clubs in der schwäbischen Provinz (prominent: der Club Alpha 60 aus Schwäbisch Hall). Gezeigt werden vor allem Dokumente und Objekte aus der Jugendkultur und Protestszene, dazwischen das eine oder andere Schreiben der Obrigkeit und der NPD.
Der musealisierende Ansatz verfremdet. Aber er stößt mir doch als schwierig auf.
Photo of the week: Pink reflection
Als Institution ist Kirche nicht so meins, architektonisch finde ich die Maria-Magdalena-Kirche hier im Rieselfeld aber nach wie vor extrem spannend. Beton kann auch ästhetisch sein, erst recht im Zusammenspiel mit der Umwelt eines Gebäudes – wie hier einem rosafarbenen Sonnenuntergang. Aber auch Spiegelungen des Marktgeschehens, der durch die Kirche durchscheinende blaue Himmel oder Sand und Pfützen auf dem Maria-von-Rudloff-Platz können mit der Betonarchitektur spielen.
Kurz: Together! – Vitra Design Museum
Ich habe heute die Ausstellung „Together! Die Neue Architektur der Gemeinschaft“ im Vitra Design Museum in Weil besucht. Auch wenn der Wow!-Effekt fehlte, ist’s eine gut gemachte Ausstellung zu gemeinschaftlichem Wohnen und der dazugehörigen Architektur.
Das Vitra Design Museum ist halbwegs übersichtlich; die Ausstellung ist auf vier Räume aufgeteilt: Utopie – Architekturmodelle – Innensicht – Projekte. Die Utopie fängt im 18./19. Jahrhundert mit Arbeitersiedlungen und der Phalanstère Fouriers, aber auch mit US-amerikanischen Appartment-Hotels, an. Die aufgebauten Architekturmodelle erläutern (unter Rückgriff auf Farbcodes von Le Corbusier), wie sich Privatheit und (Halb-)Öffentlichkeit in verschiedenen Bauprojekten und Entwürfen begegnen. Das Zimmer zur Innensicht simuliert gemeinschaftliches Wohnen – so ein bisschen wirkt es wie ein begehbarer Ikea-Katalog. Nett sind hier die Details, etwa die Hartz-IV-Selbstbau-Möbel im Gemeinschaftsraum, die Literaturauswahl im Bücherregal oder das sorgsam arrangierte Chaos in Emils Kinderzimmer. Im vierten Raum schließlich werden einige Projekte an Schreibtischen im Detail vorgestellt – was waren die Ideen, wie wurden sie realisiert, wo gab’s Hürden. Auch das ist nett gemacht.
Das war’s dann auch schon. Für meinen Geschmack lag der Blick etwas zu sehr auf der Architektur, und zu wenig auf der sozialen Seite der Neuen Architektur der Gemeinschaft. Das Scheitern der Utopien beispielsweise fehlte, soweit ich das wahrgenommen habe, ebenso wie eine vertiefte Auseinandersetzung mit der mit solchen Wohnprojekten immer verbundenen Frage nach öffentlich/privat, aber auch nach Inklusion und Exklusion (kommt am Rand bei den Projektschreibtischen vor, aber eben auch nur am Rand). Eine weitere Leerstelle waren aus meiner Sicht „intentional communities“. Einige der dargestellten Utopien und Projekte gehen in die Richtung, aber richtig vor kamen weder Klöster noch Ökodörfer noch Landkommunen. Und Nachhaltigkeit und Commons spielte auch nur am Rand eine Rolle. Da wäre mehr möglich gewesen.
Die Ausstellung läuft noch bis 10.9., Eintritt 11 €. Website.