Kurz: Premiere auf der BDK – Europawahlspot

Bis auf die Stel­le, wo plötz­lich Atom­müll­fäs­ser her­um­kul­lern – klar, grü­nes The­ma, aber die Sto­ry? – gut gemach­ter Spot zur Euro­pa­wahl. Wur­de gera­de auf der BDK zum ers­ten Mal gezeigt. Jetzt auch hier ;-)

Objektive Ästhetik im Freiburger Wahlkampf

Ein zen­tra­les Wahl­kampf­werk­zeug ist das Pla­kat. Im Kom­mu­nal­wahl­kampf ent­fal­tet sich hier die freie Krea­ti­vi­tät, weit­ge­hend ohne Bin­dung an zen­tra­le Vor­ga­ben. Umso wich­ti­ger ist es, einen neu­tra­len Über­blick dar­über zu bekom­men. Des­we­gen hat eine unab­hän­gi­ge Jury – d.h. ich – alle im Frei­bur­ger Stadt­bild hän­gen­den Wahl­kampf­pla­ka­te gesich­tet und anhand der objek­ti­ven Kri­te­ri­en Ästhe­tik, Ori­gi­na­li­tät, Gene­rie­rung von Auf­merk­sam­keit, kom­men Inhal­te rüber, kom­men Per­so­nen rüber, und wie oft hängt das über­haupt bewer­tet. Das Ergeb­nis erstaunt – Lin­ke Lis­te und gleich danach die CDU füh­ren an. Eine Par­tei oder Lis­te, die mir – nur anhand der Pla­ka­te beur­teilt, ver­steht sich – wirk­lich gut gefällt, habe ich aller­dings nicht gefunden.

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Mein Wurzelwerk-Tagebuch, Teil II

Nein, so rich­tig viel kann ich gar nicht dazu sagen. Weil das Wur­zel­werk so still ist. Was gar nicht unbe­dingt dar­an liegt, dass nie­mand sich betei­li­gen will. Son­dern dar­an, dass das Wur­zel­werk wenig Anrei­ze setzt, aktiv zu wer­den. Immer­hin klappt jetzt auch das Ein­log­gen vom Fire­fox-Brow­ser zuhause.

Was Wur­zel­werk (noch?) nicht macht: mich dar­über infor­mie­ren, dass im Wur­zel­werk was los ist. Also: außer­halb davon. Kon­takt­an­fra­gen, neue Mel­dun­gen in Grup­pen, all sowas: selbst wenn’s die gäbe, wür­de ich nicht davon erfah­ren, wenn ich nicht in das Sys­tem hin­ein­ge­he. Dabei kennt es mei­ne eMail-Adres­se. Kann mir also ruhig bescheid sagen. 

Im Wur­zel­werk selbst ähn­li­che Kom­mu­ni­ka­ti­ons­un­lust des Sys­tems: zwar sehe ich bei Ein­log­gen, ob es neue Nach­rich­ten oder Kon­takt­an­fra­gen für mich gibt – ob Men­schen in mei­ner Grup­pe Mit­glied wer­den wol­len, erfah­re ich jedoch erst, wenn ich auf die Grup­pen­sei­te gehe. Das Nicht­kom­mu­ni­zie­ren scheint Sys­tem zu haben. Wahr­schein­lich hat da jemand Daten­schutz und gene­rel­le Schweig­sam­keit verwechselt.

In ande­ren Wor­ten: ohne Ein­log­gen kei­ne Infor­ma­ti­on über Akti­vi­tä­ten, und selbst ein­ge­loggt ohne Wech­sel in den Grup­pen­be­reich kei­ne Infor­ma­ti­on über Grup­pen­ak­ti­vi­tä­ten. Dass das kei­ne Kom­mu­ni­ka­ti­ons­stür­me pro­du­ziert, wun­dert mich nicht. 

Und dann gibt es Gerüch­te, dass Wur­zel­werk-Pro­fi­le hack­bar sein …

Was nun? In einer Woche ist Par­tei­tag. Der muss sich auch in Wur­zel­werk-Akti­vi­tä­ten nie­der­schla­gen. Wenn nicht, bleibt wohl nur, ernst­haft über Wur­zel­werk-Alter­na­ti­ven nachzudenken. 

Kurz aus der grünen Hochschulpolitik

Un(i)gerecht IIISams­tag, Sonn­tag und Mon­tag habe ich mit grü­ner Hoch­schul­po­li­tik zuge­bracht. In Ber­lin. Sams­tag und Sonn­tag war die Sit­zung der BAG WHT, der Bun­des­ar­beits­ge­mein­schaft Wis­sen­schaft, Hoch­schu­le, Tech­no­lo­gie­po­li­tik. Am Mon­tag gab es eine Tagung der grü­nen Bun­des­tags­frak­ti­on unter dem Mot­to „Un(i)gerecht – grü­ne Impul­se für zukunfts­fä­hi­ge Hoch­schu­len“. Eine Art Gene­ral­ab­rech­nung zum Stand der Hoch­schul­po­li­tik in Deutsch­land. War gut besucht, ganz inter­es­sant (v.a. der Vor­trag von Prof. Baer), aber wenig auf Par­ti­zi­pa­ti­on hin aus­ge­legt. Und ob die Tagung inhalt­lich wirk­lich etwas neu­es gebracht hat, ist mir auch nicht so ganz klar. Ein etwas pro­vo­kan­tes Resü­mee habe ich zum aktu­el­len Grün­zeug am Mitt­woch verarbeitet.

Hier nun noch ein paar Wor­te zur Sit­zung der BAG. Wir waren ziem­lich pro­duk­tiv und haben gleich 24 Ände­rungs­an­trä­ge zum Ent­wurf für das Bun­des­tags­wahl­pro­gramm aus­ge­ar­bei­tet und beschlos­sen. Dank Bea­mer ging das sogar eini­ger­ma­ßen sinn­voll in einer Run­de von knapp 20 Leu­ten. Hier sind alle Ände­rungs­an­trä­ge zum Wahl­pro­gramm zu fin­den; unse­re ste­hen v.a. unter dem Punkt „BTW‑B“, das ist die Bildungspolitik.

Beschlos­sen haben wir außer­dem – end­lich, nach meh­re­ren Sit­zun­gen, auf denen wir uns damit beschäf­tigt haben – das Posi­ti­ons­pa­pier zum Bei­trag der Hoch­schul- und For­schungs­po­li­tik für eine nach­hal­ti­ge Ent­wick­lung. Es war mir ein ziem­lich wich­ti­ges Anlie­gen, die BAG hier zu posi­tio­nie­ren, und ich glau­be, dass das Ergeb­nis sich sehen las­sen kann. Gefreut hat es mich auch, dass Anja Schillhan­eck und ich jeweils ein­stim­mig für wei­te­re zwei Jah­re erneut als Spre­che­rIn­nen der BAG gewählt wurden. 

Kurz zu Amazonfail, und dann darüber hinaus

Nur ein kur­zer Hin­weis auf die Cau­sa Ama­zon­fail (etwa „Ama­zon-Fehl­schlag“). Seit eini­ger Zeit lis­tet Ama­zon kei­ne Bücher mit LGBT-Con­tent (Les­bi­an, Gay, Bi, Trans) in den Ran­kings, und damit auch nicht mehr in den Best­sel­ler-Lis­ten und Emp­feh­lun­gen. Gro­ßer Netz­auf­schrei, weil Ama­zon-Amis das Netz „sau­ber“ hal­ten wol­len, um die prü­den Main­stream-Kun­dIn­nen nicht zu verprellen. 

Uner­war­te­te Wen­dung: mög­li­cher­wei­se war Ama­zon nur sehr indi­rekt schuld – teh­de­ly skiz­ziert die Mög­lich­keit eines „Angriffs“ auf das Repu­ta­ti­ons­sys­tem von Ama­zon, und weev behaup­tet, es gewe­sen zu sein (oder viel­leicht auch nicht). Das dort skiz­zier­te Vor­ge­hen: erstel­le über die Pro­gram­mier­schnitt­stel­le eine Lis­te sämt­li­cher Pro­duk­te, die mit „gay“ oder „les­bi­an“ gekenn­zeich­net sind, nut­ze ein paar Sicher­heits­lü­cken bzw. die Mög­lich­keit des bil­li­gen Out­sour­cens von Rou­ti­ne­tasks aus, und bewer­te all die­se Titel hun­der­te Male als „adult only“. Fer­tig. Und Ama­zon wun­dert sich über ver­är­ger­te AutorIn­nen und KundInnen.

Kei­ne Ahnung, was wirk­lich dahin­ter­steckt. Zwei Din­ge wer­den durch „ama­zon­fail“ aber defi­ni­tiv sicht­bar: das Poten­zi­al von Nahe­zu­mo­no­po­lis­ten wie Ama­zon, zu steu­ern, was im Netz sicht­bar ist und was nicht, und damit so etwas ähn­li­ches wie Zen­sur aus­zu­üben – ganz ohne Legi­ti­ma­ti­on -, und zwei­tens, dass Trust- und Repu­ta­ti­ons­sys­te­me sich mit genü­gend Geduld leicht „hacken“ und zu allem mög­li­chen miss­brau­chen lassen.

Eine weit vom eigent­lich Fall ent­fernt lie­gen­de Schluss­fol­ge­rung, über die ich mir (unab­hän­gig von den hun­dert damit ver­bun­de­nen Umset­zungs­pro­ble­men) immer mal wie­der Gedan­ken mache: wäre es an der Zeit, eine Ver­staat­li­chung nahe­zu­mo­no­po­li­sier­ter Netz­räu­me zu for­dern? Durch die Netz­werk­struk­tur des Inter­net gibt es immer wie­der Nahe­zu­mo­no­po­le für bestimm­te Funk­tio­nen – die­je­ni­gen, die die­se als ers­te oder als für einen bestimm­ten Zeit­raum bes­te anbie­ten, und dann ver­wen­det wer­den, weil alle sie ver­wen­den. Bei Goog­le oder Ama­zon ist die­se Mono­po­li­sie­rung nicht not­wen­di­ger­wei­se gege­ben, bei allem, was in Rich­tung „social soft­ware“ geht, liegt es in der Natur der Sache, dass die Platt­form oder das Medi­um, das „alle“ ver­wen­den, am ehes­ten auch von den denen genutzt wird, die spä­ter dazu kom­men (Bsp. Face­book). Aufmerksamkeitsspiralen.

Inter­es­sant wird es, wenn die­se Anbie­ter qua­si-öffent­li­che Leis­tun­gen zur Ver­fü­gung stel­len. Die Navi­ga­ti­on im Netz (Goog­le). Die Kom­mu­ni­ka­ti­on in einem neu­en sozia­len Raum (Face­book). Ein Medi­um für schnel­le, syn­chro­ne, auf bestimm­ter Nut­zer­krei­se beschränk­te many-to-many-Kurz­nach­rich­ten (Twit­ter). Der Zugriff auf gedruck­te Bücher welt­weit (Ama­zon)? Wenn hier Nahe­zu-Mono­pol und böse Absicht zusam­men­kom­men – oder auch nur Sicher­heits­lü­cken und damit Aus­fäl­le – dann fal­len rela­tiv essen­ti­el­le gesell­schaft­li­che Leis­tun­gen aus. Die Sicht­bar­keit von les­bi­scher oder schwu­ler Lite­ra­tur, im aktu­el­len Fall. 

Ist es tat­säch­lich der Markt, der hier am bes­ten agiert. Oder bräuch­te es – wenn schon kei­ne Ver­staat­li­chung die­ser Leis­tun­gen; wie die EU-Such­ma­schi­nen­pro­jek­te gezeigt haben, kommt dabei nicht unbe­dingt sinn­vol­les her­aus – zumin­dest einen glo­ba­len ord­nungs­po­li­ti­schen Rah­men, der garan­tiert, dass die Nahe­zu-Mono­po­lis­ten eben nicht poli­tisch nicht legi­ti­mier­te Zen­sur etc. aus­üben, bzw. Schnitt­stel­len anbie­ten, um Auf­merk­sam­keits­mo­no­po­le auf­zu­bre­chen. Nur mal so als Denkanregung.

War­um blog­ge ich das? Nach fast zwei Tagen off­line und Fami­lie bin ich heu­te „ins Netz zurück­ge­kehrt“ – und habe dann (neben Mix­as Oster­wün­schen) erst­mal gese­hen. Und mich gewundert.

Update: Charles Stross ver­weist auf eine Ent­schul­di­gung sei­tens Ama­zon – und auf die Mög­lich­keit mensch­li­chen Ver­sa­gens als Ursache.