Kurzes Update zum Minecraft-Arduino-Adventskalender

Vor eini­ger Zeit berich­te­te ich über den Advents­ka­len­der des Neun­jäh­ri­gen: ein Ardui­no-Nano-Klon soll­te Mine­craft (die Java-Edi­ti­on) auf dem PC mit der rea­len Welt ver­bin­den. Die­sen Advents­ka­len­der ver­kauft Fran­zis für rund 30 Euro. Hin­ter den ers­ten paar Tür­chen befand sich der Ardui­no-Klon, ein Steck­brett und eine LED. Nach Instal­la­ti­on eini­ger Soft­ware dann das Erfolgs­er­leb­nis: die LED ließ sich über Ardui­no-Sket­ches – kur­ze Pro­gram­me – steu­ern. Ab dem vier­ten Tür­chen soll­te dann Mine­craft ins Spiel kom­men. Das schei­ter­te, wie die Reak­tio­nen auf den Blog­bei­trag zeig­ten, nicht nur bei mir. Schuld war das von Fran­zis mit­ge­lie­fer­te Pro­gramm, um Ein­trä­ge aus dem Mine­craft-Log­file aus­zu­le­sen und an den am USB-Kabel hän­gen­den Ardui­no dann ent­spre­chen­de Befeh­le zu sen­den. Erst als ein Vater spon­tan einen Ersatz für das Pro­gramm ami.exe schrieb (ami­go), klapp­te die Ver­bin­dung zwi­schen Mine­craft und Ardui­no wie vorgesehen.

Inzwi­schen waren aller­dings schon eini­ge Tage ver­gan­gen, in denen sich mit dem Advents­ka­len­der nichts anfan­gen ließ. Dann aber die ers­te LED, die sich erfolg­reich durch einen Befehls­block in Mine­craft an- und aus­schal­ten ließ. Ein klei­nes Erfolgs­er­leb­nis. Die fol­gen­den Tür­chen lie­fer­ten dann abwech­selnd LEDs (gelb, grün, rot, Mul­ti­co­lor) und Anschluss­ka­bel sowie ganz am Schluss noch einen Pie­zo-Sum­mer. Okay: nach etwas Kabel­ge­fum­mel und Bau­ar­beit in Mine­craft war dann das Misch­pult für die Mul­ti­co­lor-LED fer­tig. Wir haben gelernt, dass RGB-Kanä­le vie­le bun­te Far­ben erge­ben (noch mehr, wenn nicht ein­fach an und aus, son­dern Wer­te dazwi­schen ver­wen­det werden).

Aber so rich­tig viel Spaß mach­te der Advents­ka­len­der dann weder dem Kind noch mir. Zum einen ent­täusch­te die Abfol­ge von immer noch mehr LEDs und Kabeln. Zum ande­ren ging die Gestal­tung auf der Mine­craft-Sei­te nicht über Schal­ter hin­aus. Kei­ne Mons­ter­fal­le, die dann eine LED aus­löst, … und, der größ­te Kri­tik­punkt des Kin­des: Kom­mu­ni­ka­ti­on nur in eine Rich­tung, prin­zi­pi­en­be­dingt. Statt aus Mine­craft her­aus ein paar LEDs zum Leuch­ten zu brin­gen, wünsch­te sich das Kind den Weg von Akti­on in der wirk­li­chen Welt zur Reak­ti­on in Mine­craft, zum Bei­spiel eine Tür, die sich per Knopf­druck am Ardui­no in Mine­craft öff­net – geht natür­lich nicht, wenn die Ver­bin­dung nur über das Log­file läuft. Inso­fern: kei­ne Empfehlung!

Kurz: Minecraft-Arduino-Adventskalender (Update)

Das mine­craft­be­geis­ter­te Kind (9) woll­te unbe­dingt einen Mine­craft-Advents­ka­len­der. Wir haben dann von einen Kalen­der von Fran­zis gefun­den, der ver­spricht, die Java-Edi­ti­on von Mine­craft auf dem PC mit der rea­len Welt zu ver­bin­den – via Ardui­no Nano.

Vor der Inbe­trieb­nah­me des Advents­ka­len­ders stand dann aller­dings erst mal ein biss­chen Instal­la­ti­ons­ar­beit. Zum einen muss von arduino.cc eine IDE her­un­ter­ge­la­den und instal­liert wer­den, um den Mikro­con­trol­ler pro­gram­mie­ren zu kön­nen. Zum ande­ren gibt es ein Archiv mit Soft­ware zu den ein­zel­nen Tür­chen, einem klei­nen Pro­gramm, damit Mine­craft auf die Schnitt­stel­le des Ardui­no zugrei­fen kann (ami.exe) – und einen Trei­ber für den Ardui­no Nano. Der wird über ein Mikro-USB-Kabel ange­schlos­sen, aber braucht eine emu­lier­te seri­el­le Schnitt­stel­le. War­um ein Extra-Trei­ber? Weil der im ers­ten Tür­chen ent­hal­te­ne Ardui­no Nano ein Klon ist, der von der Ardui­no-IDE nicht ohne wei­te­res ange­spro­chen wer­den kann – der Chip, der den USB-Anschluss ansteu­ert, ist ein ande­rer. Des­we­gen ist im Paket auch ch341ser.exe ent­hal­ten, besag­ter, etwas dubio­ser Trei­ber für die­se Bil­lig­va­ri­an­te des Ardui­no Nano.

Also: alles instal­lie­ren, die Ardui­no-IDE star­ten, das ers­te Pro­gramm öff­nen, das eine Leucht­di­ode auf dem Ardui­no Nano blin­ken las­sen soll, und auf den Chip hoch­la­den – ach nee, der wird nicht erkannt? Und einen Pro­zes­sor „ATmega328“ wie in der Anlei­tung genannt gibt es auch nicht, nur „ATmega328p“ und „ATmega328p (old boot­loa­der)“ (letz­te­rer ist kor­rekt). Aber war­um wird der Ardui­no nicht erkannt. Feh­ler bei der Instal­la­ti­on? Fal­scher USB-Anschluss? Doch bes­ser kom­plett im Admin-Mode vor­ge­hen? Nach eini­gen Neu­in­stal­la­tio­nen, Web­site­kon­sul­ta­tio­nen und Ver­su­chen war dann klar: Trei­ber und Nano sind nicht schuld – das Pro­blem war ein­fach nur ein Mikro-USB-Kabel, das wohl nur zum Laden, aber nicht zur Daten­über­tra­gung geeig­net ist. Nach Aus­tausch des (nicht im Lie­fer­um­fang ent­hal­te­nen) Kabels durch ein ande­res erkann­te Win­dows ein unbe­kann­tes Gerät, akti­vier­te den Chi­na-Trei­ber und auch die IDE fand den Port. Der blin­ken­den LED stand damit nichts mehr im Weg … (ich bin gespannt, wie ein­fach oder kom­pli­ziert die Ver­knüp­fung mit Mine­craft wird, die ab Mor­gen drankommt).

[Update, 09.12.2018] Wie in den Kom­men­ta­ren nach­zu­le­sen, war der Anschluss nicht das ein­zi­ge Pro­blem (und ich bei wei­tem nicht der ein­zi­ge, der damit Pro­ble­me hat­te, sie­he auch das Ardui­no-Forum). Pro­blem Nr. 2: Die Ver­bin­dung zwi­schen Mine­craft und Ardui­no Nano klappt nicht, weil das dafür ver­wen­de­te ami.exe wohl grot­ten­schlecht pro­gram­miert ist. Jetzt gibt es einen Ersatz dafür – schön, dass es eine so rege Do-It-Yours­elf-Sze­ne gibt. Damit soll­te dem Advents­ka­len­der­glück auch aus Mine­craft her­aus nichts mehr im Wege ste­hen. Eine Kurz­an­lei­tung gibt es auch.

Ich habe – mag etwas quick & dir­ty sein – amigo.exe auf den Desk­top kopiert, und mit dem Win­dowsedi­tor eine Datei amigo.bat auf dem Desk­top ange­legt, in der dann der Auf­ruf (ggf. noch um ‑ver­bo­se) zu ergänzen

amigo.exe -serial COM5 -baud 9600 -logfile "..\AppData\.minecraft\logs\latest.log"

steht. Bei mir klappt es damit, wenn ich zuerst die Ardui­no-IDE, dann Mine­craft und dann die­ses Pro­gramm starte.

Bits und Bäume und dazwischen Zwischenräume

„Nach­hal­tig­keit“ und „Digi­ta­li­sie­rung“ sind zwei der gro­ßen The­men unse­rer Zeit. Inso­fern fand und fin­de ich es eine groß­ar­ti­ge Idee, die Schnitt­men­ge zwi­schen die­sen bei­den Ent­wick­lun­gen genau­er zu beleuch­ten, wie dies mit der Kon­fe­renz „Bits und Bäu­me“ an die­sem Wochen­en­de in Ber­lin umge­setzt wurde. 

Ich will jetzt gar kei­nen Kon­fe­renz­be­richt im übli­chen Sin­ne schrei­ben. Es gab unge­fähr 130 ver­schie­de­ne Ver­an­stal­tun­gen, rund 1300über 1700 Leu­te waren da, und die TU Ber­lin ver­wan­del­te sich für zwei Tage in ein wuse­li­ges Öko-Tech-Camp. Wer ein­zel­ne der Vor­trä­ge nach­gu­cken will, kann die­se auf der Medi­en­sei­te des CCC fin­den – es lohnt sich durch­aus, vom 8‑Minuten-„Sporangium“ bis zu den gro­ßen Podi­en und Panels. Und wer ganz knapp wis­sen möch­te, war­um das mit der Digi­ta­li­sie­rung und der Nach­hal­tig­keit nicht so ein­fach ist, soll­te sich die Eröff­nungs­vor­trä­ge von Til­man Sant­a­ri­us und von Lorenz Hil­ty anschau­en. Ich ver­ra­te schon mal: Rebound-Effek­te haben eini­ges damit zu tun.

„Bits und Bäu­me und dazwi­schen Zwi­schen­räu­me“ weiterlesen

Kurz: Fluss der Dinge

Es ist eine Nach­richt, dass Twit­ter die chro­no­lo­gi­sche Time­line wie­der anbie­tet. Anders als bei Face­book war sie nie ganz weg, denn wer in den Tie­fen der Ein­stel­lun­gen ange­ge­ben hat, nicht die „wich­tigs­ten“ Nach­rich­ten zuerst sehen zu wol­len, hat eine mehr oder weni­ger chro­no­lo­gisch geord­ne­te Time­line ange­zeigt bekom­men. Abge­se­hen von Hin­wei­sen, was eine oder einer viel­leicht ver­passt haben könn­te, oder was ande­re gese­hen haben, oder … ich habe hier recht kon­se­quent auf „weni­ger davon anzei­gen“ gedrückt und zuletzt dann einen fast aus­schließ­lich chro­no­lo­gi­schen Nach­rich­ten­strom erhalten.

Das scheint mir neben den Unzu­läng­lich­kei­ten der Aus­wahl­al­go­rith­men auch der Haupt­grund für die Beliebt­heit der Chro­no­lo­gie zu sein: Tweets sind hier ein end­lo­ser Strom von Nach­rich­ten, der einen Moment im glo­ba­len kom­mu­ni­ka­ti­ven Bewusst­sein doku­men­tiert und dann wie­der ver­geht. Die Din­ge sind im Fluss, und wich­tig ist nicht, was ges­tern pas­siert ist, son­dern das, wor­über Men­schen genau in die­sem Moment reden. Ein biss­chen lässt sich die­ser Strom zurück­ver­fol­gen, aber was ver­gan­gen ist, ent­schwin­det – wie in einem Gespräch, nicht wie in einer E‑Mail-Debat­te. Nur was wie­der­holt wird, über­springt die­sen Anschein von Ver­gäng­lich­keit. Und dar­in liegt für mich der Reiz der Chronologie.

P.S.: Und natür­lich signa­li­siert eine chro­no­lo­gisch geord­ne­te Time­line – para­do­xer­wei­se – zugleich Kon­trol­le, inso­fern zumin­dest theo­re­tisch die Mög­lich­keit besteht, so lan­ge zurück­zu­blät­tern, bis eine oder einer alles gele­sen hat.

Google-Welt und/oder Wikipedia-Welt

Dandelion world VIII (the dancer)

Heu­te hat das Euro­päi­sche Par­la­ment mehr­heit­lich ent­schie­den, die Emp­feh­lung des Rechts­aus­schus­ses für ein euro­päi­sches Leis­tungs­schutz­recht und Upload­fil­ter nicht direkt anzu­neh­men, son­dern im Sep­tem­ber im Ple­num zu behan­deln und damit auch Ände­rungs­an­trä­ge zu ermög­li­chen. Das passt ganz gut zu einer Unter­schei­dung, die mir vor ein paar Tagen ein­fiel, als es dar­um ging, sich die Zukunft der Medi­en im Jahr 2030 vorzustellen. 

Mei­ne The­se war: wir kön­nen 2030 (naja, eigent­lich heu­te schon) ent­we­der in einer Goog­le-Welt oder in einer Wiki­pe­dia-Welt auf­wa­chen. Bei­de Begrif­fe sind unscharf und erklä­rungs­be­dürf­tig, und statt Goog­le-Welt könn­te da auch Face­book-Welt oder Ama­zon-Welt oder Ten­cent-Welt ste­hen, statt Wiki­pe­dia-Welt auch Linux-Welt oder Open-Know­leg­de-Welt. Unscharf sind die Begrif­fe, weil es fak­tisch nicht um zwei getrenn­te Wel­ten geht, son­dern unzäh­li­ge Quer­ver­bin­dun­gen bestehen. Wiki­pe­dia wäre ohne Goog­le nie zu dem gewor­den, was sie heu­te ist, viel­leicht wäre auch die füh­ren­de Such­ma­schi­ne weni­ger erfolg­reich, wenn sie nicht auch auf das in der Wiki­pe­dia ange­sam­mel­te Wis­sen zurück­grei­fen wür­de. Oder, um einen Blick auf Android zu wer­fen: das Goog­le-Betriebs­sys­tem beruht zu gro­ßen Tei­len auf Open-Source-Soft­ware, und anders­her­um flie­ßen Ent­wick­lun­gen von Goog­le auch in die Open-Source-Welt zurück.

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