Vorgestern war es draußen nebelig, jetzt ist es grau und nass. Februarwetter halt, mit der Hoffnung darauf, dass es demnächst Frühling wird. Zeit, sich erkältet ins Bett zu kuscheln und zu lesen.
Photo of the week: Patterns of frost III
Photo of the week: Snow flower
Und schon wieder ist ein Jahr fast vorbei; dieses hier ist das letzte Foto der Woche für 2014. Kurz vor Jahresende und passend zu den Feiertagen gab’s dann doch noch Schnee (das erste Mal dieses Jahr, oder?). Jedenfalls: Viel Spaß im Winterwetter, und vorsorglicherweise schon mal ein guten Rutsch!
Kurz: Weihnachtszeit
Es ist dunkel. Am Morgen, selbst an den Tagen, an denen ich halbwegs spät, also nach acht, aufstehen kann. Am Abend sowieso, oft schon um vier. Dazwischen hartnäckige Wolken, die sich nicht niederschlagen, aber den ganzen Tag in ein solches Dämmerlicht tauchen, dass das nun ganz inadäquat scheinende Wohnzimmerlicht nicht ausgemacht wird. Immerhin: die wenigen jetzt strahlend hell wirkenden Augenblicke am Mittag, wenn die Wolkendecke sich verzieht, muntern auf; ebenso der gelbe Schein der Fenster im Viertel beim Spaziergang in der Dämmerung, begleitet vom Geschrei der Krähenschwärme. Ein Weihnachtsschimmer, sagt das Kind. Wenn es jetzt noch schneien würde – doch das tut es nicht.
Dunkelheit und Dämmerlicht also. Und, bekanntermaßen, wenig Besinnlichkeit. Die letzten Termine des ausgehenden Jahres, in den Dezember hinein gestopft. Die anstehenden freien Tage, die doch immer auf die vorherige Erledigung der anstehenden Aufgaben drängen. Dazwischen Weihnachtsfeiern. Dazu Planungen – Geschenke und Wunschlisten, nicht zu vergessen, die diffizile Koordinationsarbeit, die Weihnachten der spätmodernen Standardfamilie aufnötigt.
Kein Wunder, dass alle latent gestresst sind, und entsprechend reagieren. Müdigkeit. Die Nase voll haben. Gerne auch ein saisonaler Schnupfen. Und am 24.12. dann das furiose Finale.
Photo of the week: Pearls of dew I
Angeblich sollen es die letzten goldenen Herbsttage für dieses Jahr sein. Ich habe mir jedenfalls gestern erst mal meine Kamera geschnappt und noch ein paar Fotos gemacht. Wenn ich ehrlich bin: Frühling und Herbst mag ich beide sehr viel lieber als Sommer und Winter. Gibt es Gegenden, wo es das ganze Jahr über nur Frühling und Herbst hat?
Von glitzernden Tautropfen zum GDL-Streik fällt mir jetzt kein guter Übergang ein, aber zwei drei bis vier Dinge wollte ich dazu doch noch sagen, nachdem der Streik u.a. auf meiner Facebook-Seite massive Debatten ausgelöst hat.
So ein Streik ist ja mehrdimensional – es gibt strategische Interessen der jeweiligen Gewerkschaft, es gibt die politische Großwetterlage, es gibt bestimmte Arbeitsbedingungen, die als besser oder schlechter bewertet werden können, es gibt sowas wie „common decency“ (eine Erwartung, die ich an Mitmenschen habe, egal, auf „welcher Seite“ sie stehen), und es gibt die konkreten Streikfolgen für die Betroffenen. Und spätestens seit den 1970er Jahren fängt die klare Unterscheidung „abhängige Beschäftigte hier, Kapital da“ zu bröseln an. Es gibt Scheinselbstständige, alleinselbständige Subunternehmer und ArbeitnehmerInnen, an die ähnliche Erwartungen hinsichtlich Flexibilität und Eigeninitiative gestellt werden wie an Selbstständige. Es gibt Patchworkbiographien, Prekarität und Arbeitslosigkeit. In dieser doppelte Melange aus Mehrdimensionalität des Streiks und unklarer gewordenen Arbeitsverhältnissen nervt mich der latente Vorwurf, dass jede/r, die sich mit dem Streik nicht solidarisch erklärt, die – ich sag’s mal so drastisch – Klasseninteressen verraten würde. So einfach ist das nicht. Und deswegen finde ich nach wie vor, dass es möglich ist, Streiks generell legitim zu finden, diesen konkreten Streik aber als unverhältnismäßig anzusehen. Nicht jeder Streik ist gut, und nur weil irgendwo „Gewerkschaft“ drauf steht, muss das nicht heißen, dass innen nicht ganz viel Egoismus steckt.
Und dann ist mir aufgefallen, dass ich ja immer gerne von meiner eigenen Lebenssituation auf andere schließe, was nicht unbedingt immer stimmen muss. Ich habe keinen Führerschein. Ich bin beruflich auf die Bahn angewiesen. Vielleicht wird das Ausmaß des GDL-Streiks manchen, die sich schnell solidarisch erklären, deutlicher, wenn wir für einen Moment mal annehmen, dass hier die Gewerkschaft der LastwagenfahrerInnen (alle Subunternehmerunklarheiten mal ausgeblendet) streiken würde. Und dass sie für drei Tage die Autobahnen blockieren würde. Und alle wichtigen Seitenstraßen. Um eine deutliche Lohnerhöhung und den Alleinvertretungsanspruch für alle Berufe, die was mit Autos zu tun haben, herauszuhandeln. Immer noch solidarisch? Immer noch verhältnismäßig?
Damit zurück zu den letzten schönen Herbsttagen. Die ich jetzt genießen werde.