Bevor die Tage wieder länger werden (oder gar die Welt untergeht), muss ich doch noch meinen Ärger über fünf Kleinigkeiten los werden. Also den kleinen Ärger, nicht den über die großen Ungerechtigkeiten der Welt oder ähnliche große Probleme.
Quelle Nummer eins für den kleinen Ärger ist die IT-Industrie. Eigentlich mag ich Thunderbird sehr gerne. Aber inzwischen ist es – vor allem in Kombination mit dem Virenchecker – auf meinem schon etwas betagteren PC unglaublich langsam. Manchmal klappt auch gar nichts, wenn sich Filter selbst ins Gehege kommen. Aber es ist nicht nur Thunderbird, so gut wie jede Software mit Autoupdate macht es einem schwer, nicht alle paar Monate Wünsche nach mehr Speicher, Prozessorenkraft und überhaupt zu äußern. Die Facebook-App auf dem Smartphone ist da genauso ein guter Kandidat für wie der Moment, wenn Flickr mal wieder aus unerfindlichen Gründen keine Bilder laden will. Oder DB-Telekom-Hotspots! Ihr kennt das.
Quelle Nummer zwei ist so etwas ähnliches wie Software – Bürokratismen. Manchmal ist es sinnvoll, Sachen etwa mit Formularen zu standardisieren. Manchmal aber passen die Formulare überhaupt nicht zu dem jeweiligen Anliegen, sind schwer auszufüllen, enthalten falsche Angaben oder kommen nur zur Absicherung nochmal zurück. Ein großer Grund für kleinen Ärger!
Aber es geht – Ärgerquelle Nummer drei – auch im Kombipack: Wenn Software und Bürokratie zusammenkommen, wird es oft ärgerlich. Die IT-Sicherheitsrichtlinien im Landtag sind da ein hervorragendes Beispiel. Oder, andersherum, die Hotline von Telekommunikationsunternehmen, die letztlich auch nichts anderes als den Versuch darstellen, zur Effizienzmaximierung die individuelle Problemlösung in ein Raster aus verkaufsfördernden Fragen zu packen.
Als vierte Ursache kleiner Ärgernisse möchte ich Unbedachtheit nennen. Damit meine ich, dass Menschen etwas von einem wollen (z.B. im Berufsleben), aber entweder nicht genau sagen, was eigentlich (und dann ziemlich viel Arbeit entsteht, die letztlich gar nicht gemeint war), oder aber schon wissen, was sie mal schnell eben haben wollen, dann auch noch dreimal nachfragen, ob auch alles wirklich richtig verstanden wurde, und es sich im letzten Augenblick anders überlegen. Oder einer der vielen anderen Gründe, dass für den Papierkorb gearbeitet wird. Kommt vor, ist nicht tragisch, jede/r lernt was dabei – aber manchmal eben doch ein Grund für ein kleines bisschen Ärger.
Verwandt damit ist Ärgernis Nummer fünf: Fehlende Würdigung, ein „taken for granted“. Ich will mich da eigentlich gar nicht beklagen, weil das etwas ist, wo ich den Eindruck habe, dass es überwiegend gut klappt – ich bekomme für das, was ich tue, durchaus positives Feedback. Aber manchmal, manchmal gibt es dann doch Situationen, wo Vorarbeiten etc. nicht als wertzuschätzend wahrgenommen werden. Was dann für einen Moment Ärger sorgt.
Huch, jetzt klingt das ziemlich genervt von der Welt. Dabei bin ich ziemlich sicher, dass ich mich eigentlich relativ wenig von eins bis fünf ärgern lasse. Ist halt manchmal so, wird besser, was soll’s … Und selbst bin ich in all diesen Hinsichten (na gut, Software produziere ich nicht, mal vom Befüllen dieses manchmal auch eher langsamen Blogs mit Inhalten abgesehen …) sicherlich auch nicht perfekt.
Daher kommt jetzt ein Zaubertrick. Umgedreht wird ein Schuh drauß – fünf mal Anlass für ein bisschen Freude. Also: Es ist angebracht, sich zu freuen (und trägt zu einem yogiteebeutelspruchadäquaten Leben bei), sich zu freuen, wenn …
1. … Software wunderbar unsichtbar funktioniert und ineinandergreifend, flüssig und fließend. Das Nexus ruft dieses Gefühl noch immer hevor, wenn auch nicht immer.
2. … Dinge schnell und unbürokratisch geregelt werden können, und Kooperation auf Zuruf funktioniert.
3. … (insbesondere, wenn das für IT-bezogene Angelegenheiten gilt)
4. … eigene Vorarbeiten zu dem passen, was nachgefragt wird, und wenn Leute, wissen, was sie von einem wollen (und dann Vertrauen genug zeigen, nicht alle zwölf Stunden nachzufragen).
5. … wenn mal Danke gesagt wird und das, was passiert und gemacht wird, geachtet und wertgeschätzt wird.
Daraus ließen sich jetzt elegant Neujahrsvorsätze ableiten – wenn nicht doch noch der Weltuntergang dazwischen kommt.
Warum blogge ich das? Weil ich mich gerade über Thunderbird ärgern musste.
Danke Till für diesen Blog. Den ganzen, nicht nur den einen Text. Frohe Feiertage :-)