Kurz: Letzte Bilder aus der UB

Die Frei­bur­ger Uni­ver­si­täts­bi­blio­thek wird kom­plett umge­baut (Glas­hül­le) und zieht des­we­gen in ein Pro­vi­so­ri­um um. Mor­gen (21.9.) macht die alte UB das letz­te Mal auf, dann hat sie bis zum 6.10. wg. Umzug geschlos­sen, danach fin­det der UB-Betrieb im Pro­vi­so­ri­um „Stadt­hal­le“ statt. Ich habe am Mitt­woch (17.9.) noch ein paar Erin­ne­rungs­fo­tos von der z.T. schon leer­ge­räum­ten UB geschos­sen. Es sind dann doch 90 Stück gewor­den, die ich für Flickr aus­ge­wählt habe.

UB-Set

Uni Freiburg: offen, demokratisch, frei?

Das Humboldt-Labor: LogoNach dem herbst­li­chen „Zukunfts­kon­gress“ (sie­he auch hier) fand vor kur­zem – im Rah­men eines Mar­ke­ting- und Stra­te­gie­pro­zes­ses zum Rebran­ding der Frei­burg Uni­ver­si­ty ein „Zukunfts­work­shop“ zur „stra­te­gi­schen Iden­ti­tät“ der Uni­ver­si­tät Frei­burg statt. Ich hat­te zuviel ande­res um die Ohren, als mich um eine Ein­la­dung dazu zu kümmern. 

Trotz­dem – oder viel­leicht gera­de des­we­gen – habe ich mir mit gro­ßem Inter­es­se die Ergeb­nis­se die­ses grup­pen­über­grei­fen­den Work­shops angeschaut.

Auf dem Work­shop wur­de flei­ßig „getaggt“, bzw. es wur­den grup­pen­spe­zi­fisch Adjek­ti­ve gesucht, die am bes­ten beschrei­ben, wie die Uni­ver­si­tät sich selbst sieht bzw. sehen will. Genau­er gesagt: der Satz „Uni­ver­si­tät ist für mich …“ muss­te ver­voll­stän­digt werden. 

Gesamtwolke Zukunftsworkshop
Die gesam­te Tag­cloud (Quel­le).

Her­aus kam dann eine „Gesamt­wol­ke“ – und die hat es in sich. In abstei­gen­der Rei­hen­fol­ge am häu­figs­ten genann­te Adjek­ti­ve (maxi­mal wären 100 Nen­nun­gen mög­lich gewe­sen, wenn ich das Sys­tem rich­tig ver­stan­den habe) sind näm­lich weder „exzel­lent“ noch „kon­kur­renz­fä­hig“, sondern:

  1. offen (62 Nennungen) 
  2. viel­fäl­tig (48 Nennungen), 
  3. demo­kra­tisch (46 Nennungen),
    visio­när (46 Nennungen),
  4. frei (44 Nennungen),
    kom­mu­ni­ka­tiv (44 Nennungen)
    realistisch(44 Nennungen)
  5. inno­va­tiv (42 Nennungen), 
  6. krea­tiv (38 Nennungen), 
  7. koope­ra­tiv (37 Nennungen), 
  8. mensch­lich (35 Nennungen),
    schöp­fe­risch (35 Nen­nun­gen) und
    sozi­al (35 Nennungen). 

Abge­se­hen mal davon, dass „nach­hal­tig“ auch nur unter fer­ner lie­fen lan­de­te („gleich­be­rech­tigt“ hat immer­hin 35 Nen­nun­gen, dop­pelt so vie­le wie „exzel­lent“ mit 17 Nen­nun­gen), gefällt mir die­ses Bild einer Uni­ver­si­tät sehr gut. Ich bin über­zeugt davon, dass eine Uni­ver­si­tät, auf die all die­se Adjek­ti­ve mit Recht dran­ge­schrie­ben wer­den kön­nen, eine sehr gute Uni­ver­si­tät wäre.

Es bleibt aber natür­lich auch die Fra­ge, ob es ein­fach nur die „übli­chen Ver­däch­ti­gen“ waren, die sich die Zeit genom­men haben, an die­sem Work­shop teil­zu­neh­men, und die dazu auch ein­ge­la­den wur­den – und dass z.B. bei eine Reprä­sen­ta­tiv­erhe­bung über alle Uni­ver­si­täts­mit­glie­der doch ande­re Adjek­ti­ve vor­ne dran­ge­stellt wer­den wür­den. Wie dem auch sei – ich bin jetzt gespannt, was davon jetzt im „Leit­bild­pro­zess“ übrig­bleibt und wie die kom­mis­sa­ri­sche Uni­lei­tung damit wei­ter umgeht.

War­um blog­ge ich das? Weil ich das Ergeb­nis die­ses Work­shops doch uner­war­tet und damit inter­es­sant fand.

Kurzeintrag: Wer 25% bezahlt, darf entscheiden

Wer 25 % bezahlt, darf ent­schei­den. So ist das jeden­falls wohl bei der Katho­li­schen Uni­ver­si­tät Eich­stätt. Ein Vier­tel des Haus­halts kommt von den bay­ri­schen Bischö­fen, drei Vier­tel vom Land Bay­ern. Trotz­dem hat der Vati­kan ein Veto­recht für die Beset­zung z.B. des Uni-Prä­si­den­ten – der von den Gre­mi­en der Uni aus­ge­wähl­te Kan­di­dat wur­de jetzt ohne Begrün­dung abge­lehnt. Ein Grund mehr für die strik­te Tren­nung von Kir­che und Staat – und den Ver­zicht auf staat­li­che Zuschüs­se für Privathochschulen.

Kapitel „Wissenschaft“ unter der Lupe (Update)

Seit gera­de eben liegt ja der Koali­ti­ons­ver­trag zwi­schen CDU und Grü­nen in Ham­burg vor. All­ge­mein habe ich hier, hier und hier schon ein biß­chen was zu den neu­en Zweck­bünd­nis­sen geschrie­ben. In die­sem Blog­ein­trag will ich mir das Kapi­tel „Wis­sen­schaft“ näher anschau­en, weil ich mei­ne, da ein biß­chen was von zu ver­ste­hen. Viel­leicht noch ein wich­ti­ger Dis­clai­mer: ich bin zwar Spre­cher der grü­nen Bun­des­ar­beits­ge­mein­schaft Wis­sen­schaft, Hoch­schu­le, Tech­no­lo­gie­po­li­tik, äuße­re mich hier aber als Pri­vat­per­son und in kei­ner Wei­se in offi­zi­el­ler Funktion.

Eine nütz­li­che Res­sour­ce zur Bewer­tung des Kapi­tels sind die grü­nen For­de­run­gen, z.B. hier zusammengefasst.

Zuerst ein­mal ist viel­leicht fest­zu­stel­len, dass das Wis­sen­schafts­ka­pi­tel im Koali­ti­ons­ver­trag rela­tiv kurz aus­ge­fal­len ist (vier von etwa 65 Sei­ten). Das mag auch damit zusam­men­hän­gen, dass – abge­se­hen von der hei­ßen Stu­di­en­ge­büh­ren­fra­ge – mög­li­cher­wei­se gar nicht so viel an Dis­sens da war. Ob das so war, weiss ich nicht. Inter­es­sant ist neben­bei auch, dass die Grü­nen kei­nen Anspruch auf die Wis­sen­schafts­be­hör­de erho­ben haben – in einer der letz­ten rot-grü­nen Koali­tio­nen war die mal mit Kris­ta Sager (1997–2001) besetzt, inso­fern hät­te es da durch­aus eine Tra­di­ti­on gegeben. 

Gleich der ers­te inhalt­li­che Punkt ent­spricht einer For­de­rung aus dem grü­nen Wahl­pro­gramm: es soll eine Wis­sen­schafts­stif­tung ein­ge­rich­tet wer­den. Die­se soll Stif­tun­gen von Pri­vat­per­so­nen und Unter­neh­men bün­deln, aber auch mit staat­li­chen Mit­teln aus­ge­stat­tet wer­den, um so lang­fris­tig Geld für Hoch­schu­len bereit­zu­stel­len, und die­ses aus den Haus­halts­be­ra­tun­gen und Haus­halts­kür­zun­gen her­aus­zu­neh­men. Dies klingt als For­de­rung sinn­vol­ler als die Umwand­lung der Hoch­schu­len in Stif­tungs­uni­ver­si­tä­ten, wie dies z.B. in Nie­der­sach­sen zum Teil geschieht.

Das zwei­te The­ma sind die Stu­di­en­ge­büh­ren. Hier ist im Koali­ti­ons­ver­trag ein detail­lier­tes Modell nach­lau­fen­der Stu­di­en­ge­büh­ren fest­ge­hal­ten. Im Ver­gleich zum Sta­tus quo fin­de ich das deut­lich bes­ser, im Ver­gleich zur Wahl­kampf­for­de­rung, Stu­di­en­ge­büh­ren abzu­schaf­fen, ist es sicher­lich nur ein klei­ner Schritt. Wich­tig ist, dass sich bei­de poten­zi­el­le Koali­ti­ons­part­ner einig sind, dass prin­zi­pi­ell mehr Geld in die Hoch­schu­len flie­ßen soll. Das Gebüh­ren­mo­dell ist inso­fern pfif­fig, als es eine gewis­se sozia­le Kom­po­nen­te hat: zurück­ge­zahlt wird nur, wenn inner­halb von zehn Jah­ren nach Ver­las­sen der Hoch­schu­le eine Jah­res­ein­kom­mens­gren­ze von 30.000 Euro brut­to erreicht wird. In der Grund­kon­zep­ti­on ähnelt das Modell der aus­tra­li­schen Vari­an­te. Wie die zu bewer­ten ist, ist poli­tisch umstrit­ten. Aus grü­ner Per­spek­ti­ve sind nach­lau­fen­de Stu­di­en­ge­büh­ren nichts ganz Neu­es. Die Grü­ne Hoch­schul­grup­pe Tübin­gen hat­te z.B. ähn­li­ches schon Ende der 1990er Jah­re als Erwei­te­rung des BAfög-Ersat­zes BAFF gefor­dert. Gene­rell ist der Tenor in den letz­ten Jah­ren aber, dass Stu­di­en­ge­büh­ren – auch wenn sie nach­lau­fend oder, was ich unter bestimm­ten Umstän­den prä­fe­rie­re, als Aka­de­mi­ke­rIn­nen-Steu­er aus­ge­legt sind – abge­lehnt wer­den. In der Bewer­tung des Koali­ti­ons­ver­trags fin­de ich das Ham­bur­ger Modell eini­ger­ma­ßen akzep­ta­bel. Ob es sozia­le Abschre­ckungs­wir­kun­gen nach sich zieht (Dop­pel­be­las­tung durch Bafög-Schul­den und Stu­di­en­ge­büh­ren­schul­den), wird sich letzt­lich wohl nur empi­risch zei­gen. Wich­tig ist jeden­falls die Ver­bes­se­rung gegen­über dem Sta­tus Quo, die ja auch der Ham­bur­ger AStA (dem Ver­neh­men nach durch den rech­ten Flü­gel der Jusos domi­niert) sieht. Vom Ziel einer frei­en Wis­sens­ge­sell­schaft ohne Gebüh­ren ist das aller­dings trotz­dem recht weit entfernt.

Ein Punkt, zu dem hin­sicht­lich der Stu­di­en­ge­büh­ren nichts im Ver­trag steht, ist die Fra­ge, wie die­se Mit­tel ver­wen­det wer­den dür­fen. Um beur­tei­len zu kön­nen, ob das ein Pro­blem ist, fehlt mir aller­dings der Detail­ein­blick in die Ham­bur­ger Verhältnisse.

Der drit­te The­men­schwer­punkt ist erfreu­li­cher­wei­se die Geschlech­ter­ge­rech­tig­keit, die ziem­lich groß geschrie­ben wird. Ob die CDU das auch vor den Ver­hand­lun­gen schon so wich­tig fand, weiss ich nicht. Jetzt ste­hen jeden­falls ver­bind­li­che Quo­ten beim wis­sen­schaft­li­chen Per­so­nal im Rah­men von Ziel­ver­ein­ba­run­gen, ein Pro­gramm für Frau­en­för­de­rung, Berich­te über die Gen­der-Effek­te der BA/­MA-Umstel­lung und Mit­tel für Gen­der Stu­dies und Gen­der Main­strea­ming drin. Auch das The­ma Fami­li­en­freund­lich­keit wird erwähnt. Soweit klingt das erst­mal alles ziem­lich grün. Inter­es­sant wird, wer die­se The­men mit wie­viel Elan dann auch umsetzt.

Zur Hoch­schul­struk­tur steht wenig kon­kre­tes und viel an Eva­lua­ti­ons­auf­ga­ben im Ver­trag. Hoch­schul­rä­te sol­len wis­sen­schafts­nä­her und weib­li­cher besetzt wer­den, die Ver­tei­lung von Auf­ga­ben zwi­schen zen­tra­ler Ebe­ne und Fakul­tä­ten soll nach Eva­lua­ti­on nach­ge­steu­ert wer­den. Zwi­schen ver­misch­tem (Poli­zei­hoch­schu­le, Ham­burg­Me­dia­School, Stu­di­en­gang Sozio­öko­no­mik (Ex-HWP?) …) steht auch der wich­ti­ge Satz, dass die „Mas­ter­ka­pa­zi­tä­ten […] so zu gestal­ten [sind], dass im Hin­blick auf jeden Bache­lor­stu­di­en­gang ein Mas­ter erwor­ben wer­den kann“ (S. 19). Wenn sich das tat­säch­lich auf alle Hoch­schu­len in Ham­burg bezieht (ob, ist etwas unklar), ist das eine wich­ti­ge For­de­rung. Der Mas­ter wird damit nicht zum Eli­te­ab­schluss für weni­ge, son­dern zum fak­ti­schen Regel­ab­schluss. Zum Ver­misch­ten gehö­ren auch Prüf­auf­tra­ge zum Bil­dungs­spa­ren und zur För­de­rung des Technologietransfers.

Das Wis­sen­schafts­ka­pi­tel schließt mit dem For­schungs­schwer­punkt Kli­ma und Ener­gie: Aus­bau der Kli­ma- und Kli­ma­fol­gen­for­schung, ein Prüf­auf­trag für einen Clus­ter „Erneu­er­ba­re Ener­gien“ und Kli­ma­schutz als För­der­be­reich der ein­gangs erwähn­ten Wis­sen­schafts­stif­tung. Auch das klingt jeden­falls erst­mal alles ziem­lich grün.

Unter dem Strich ist das Kapi­tel „Wis­sen­schaft“ posi­tiv zu bewer­ten. Fehl­stel­len gibt es vor allem in Bezug auf stu­den­ti­sche Mit­be­stim­mung und zur Fra­ge Zahl der Stu­di­en­plät­ze. Auch der Punkt Auto­no­mie bleibt weit­ge­hend offen. Ins­ge­samt könn­te fast der Ein­druck gewon­nen wer­den, dass vie­le eher strit­ti­ge The­men ein­fach aus­ge­spart wur­den. Kom­men­ta­re – ins­be­son­de­re auch aus Ham­burg – dazu wür­den mich sehr interessieren.

Aus mei­ner Sicht wird – wenn es denn tat­säch­lich zur Koali­ti­on kommt, da müs­sen ja noch zwei Par­tei­ta­ge drü­ber abstim­men – viel davon abhän­gen, wer die­se Punk­te letzt­lich tat­säch­lich in der Wis­sen­schafts­be­hör­de umsetzt – und ob die Sena­to­rIn (wer die Nach­fol­ge von Jörg Drä­ger antritt, ist wohl noch sehr offen) und die Staats­rä­tIn­nen dort rein durch die CDU besetzt wer­den oder ob ein grü­ner Staats­rat oder eine grü­ne Staats­rä­tin mit­ent­schei­den kann. Genü­gen fit­te Wis­sen­schafts- und Hoch­schul­po­li­ti­ke­rIn­nen gibt es in Ham­burg ja.

War­um blog­ge ich das? Weil ich den an Sach­lich­keit ori­en­tier­ten Fin­dungs­pro­zess in Ham­burg inter­es­siert beob­ach­tet habe und jetzt gespannt drauf bin, wie vie­le grü­ne Krö­ten die CDU in der Umset­zung tat­säch­lich schlu­cken wird.

P.S.: Viel­leicht auch noch wich­tig: ob ich den Koali­ti­ons­ver­trag ins­ge­samt gelun­gen oder „über-den-Tisch-gezo­gen“ fin­de, hängt nicht nur vom Wis­sen­schafts­ka­pi­tel ab. Nur falls jemand mich da falsch ver­ste­hen möchte.

Update: Laut NDR wird die neue Wis­sen­schafts­se­na­to­rin Her­lind Gun­de­l­ach hei­ßen, bis­her Staats­rä­tin in der Umweltbehörde.