Am Freitagabend ist bei einer Rangelei mit meinem Kind der Bügel meiner Brille abgebrochen. Dass so etwas passieren würde, war nicht unwahrscheinlich – immerhin hatte ich die Brille (meine, wenn ich mich nicht verzählt habe, fünfte) schon fast zehn Jahre.
Modell Nr. 6 habe ich mir am Samstag beim örtlichen Optiker ausgesucht. Nach langem Hin und Her habe ich mich für ein Modell entschieden, das gewisse Ähnlichkeiten mit der vorherigen Brille aufweist. Kontinuität statt radikaler Brüche also. Morgen soll sie fertig sein.
Aktuell bin ich also noch brillenlos. Das geht, weil ich nur mäßig kurzsichtig bin (-1,5 Dioptrin oder so). Das heißt, in einem Bereich bis etwa einen Meter sehe ich scharf, so richtig verschwommen wird es erst ab vier, fünf Metern. Trotzdem fühle ich mich seltsam. Die Welt wirkt ein bisschen verträumter als sonst. Ab und zu greife ich nach der nicht vorhandenen Brille, um sie zu justieren. Und jetzt, am Abend, merke ich, dass es doch ganz schön anstrengend ist, ständig ungewohnt zu fokussieren. Ich würde zwar klarkommen – auf Dauer bin ich aber froh, ein brillentragender Cyborg zu sein.
Meiner Erfahrung nach ist das reine Gewohnheitssache: Seit Jahrzehnten wechsele ich zwischen Brille und Nicht-Brille ab. Ich habe den Eindruck, das hat meine Augen gut trainiert. Denn interessanterweise hat die Altersweitsichtigkeit die Kurzsichtigkeit fast ausgeglichen. Fazit: keine Brille mehr oder nur noch, wenn’s mal „ganz scharf“ sein muss ;-).