Photo of the week: Architecture meets landscape II

Architecture meets landscape II

 
Habe mir heu­te Sig­mar Pol­ke im Muse­um Frie­der Bur­da und Ser­gej Jen­sen in der direkt dane­ben lie­gen­den Staat­li­chen Kunst­hal­le Baden-Baden ange­se­hen – Pol­ke hat mich, ins­be­son­de­re mit den Über­la­ge­run­gen geras­ter­ter bzw. fein gezeich­ne­ter Figu­ren auf figu­ra­ti­ven Stof­fen als Lein­wand deut­lich mehr beein­druckt, auch wenn ich Jen­sen (Expe­ri­men­te mit dem Mal­grund selbst und eine Art Poin­til­lis­mus nach Bild­schirm­kunst) durch­aus als eine gute Ergän­zung emp­fand. Und das von Richard Mei­er ent­wor­fe­ne Muse­um Frie­der Bur­da wirk­te – wie die Mei­er-Bau­ten oft – eben­falls beein­dru­ckend, ohne dabei zu sehr in den Vor­der­grund zu treten.

Der Unterschied zwischen NRW und Schleswig-Holstein

Die bei­den Land­tags­wah­len in Schles­wig-Hol­stein und NRW sind aus grü­ner Sicht eine Art Real­ex­pe­ri­ment: Die Aus­gangs­la­ge ist in bei­den Fäl­len ähn­lich. Es gibt eine rot-grü­ne Koali­ti­on (ich igno­rie­re den SSW jetzt ein­mal kurz). In bei­den Land­ta­gen sit­zen die Pira­ten, aber nicht die LINKE. Wenn SPD und SSW in Schles­wig-Hol­stein addiert wer­den, sind sogar die Zah­len­wer­te (SH, NRW) für die ein­zel­nen Par­tei­en – und die Mehr­heit der jewei­li­gen Koali­ti­on – recht ähn­lich. Das Wahl­sys­tem (Lis­te, zwei Stim­men) ist ähn­lich. Der Amts­in­ha­ber (bzw. die Amts­in­ha­be­rin) von der SPD ist halb­wegs popu­lär, der Her­aus­for­de­rer von der CDU eher blass. In bei­den Fäl­len gewinnt die CDU hin­zu, die FDP gewinnt mas­siv, die Pira­ten flie­gen aus dem Land­tag. Die AfD kommt mit einem eher nied­ri­gen Ergeb­nis in den Land­tag. In bei­den Fäl­len ver­liert die SPD (bzw. SPD+SSW in Schles­wig-Hol­stein) mas­siv, so dass es zum Wech­sel der Regie­rung kommt. Bun­des­trend, ich hör dich trappsen.

Ein­zi­ger gro­ßer Unter­schied: Das grü­ne Ergeb­nis. Auch hier ist die Aus­gangs­la­ge ver­gleich­bar. In Schles­wig-Hol­stein 13,2 Pro­zent, in NRW etwas schlech­ter mit 11,4 Pro­zent. Der gro­ße Unter­schied? In Schles­wig-Hol­stein wird das Ergeb­nis fast gehal­ten, Grü­ne kom­men am Schluss auf 12,9 Pro­zent und erhal­ten die sel­be Zahl von Man­da­ten wie zuvor. In Nord­rhein-West­fa­len hal­biert sich das Ergeb­nis fast, am Schluss ste­hen 6,4 Pro­zent aus dem Ergeb­nis­zet­tel, und mehr als die Hälf­te der Man­da­te gehen verloren.

Die gro­ße Fra­ge in die­ser Ver­suchs­an­ord­nung ist nun die nach den Varia­blen, die den Unter­schied machen. Dazu las­sen sich meh­re­re The­sen fin­den – etwa die Per­so­nen Robert Habeck (als inof­fi­zi­el­ler Spit­zen­kan­di­dat neben Moni­ka Hein­old) und Syl­via Löhr­mann. Geschlos­sen­heit vs. Flü­gel­streit. Die zen­tra­len Res­sorts der jewei­li­gen Regie­rung. Details des Auf­tre­tens im Wahl­kampf (in bei­den Fäl­len sehr pla­ka­tiv, inhalt­lich wenig aus­sa­ge­kräf­ti­ge Plakate). 

Mei­ne Idee ist eine ande­re. Ein Blick auf die Wahl­kreis­kar­te SH im Ver­gleich zu NRW zeigt einen Unter­schied. In Schles­wig-Hol­stein reicht die Spann­wei­te bei den Zweit­stim­men von 8,4 bis 15,4 21,1 Pro­zent. In Nord­rhein-West­fa­len geht es von 3,1 bis 16,6 Pro­zent. In bei­den Län­dern gibt es städ­ti­sche Hoch­bur­gen – aber in Schles­wig-Hol­stein steht das „fla­che Land“ im Ver­gleich zu NRW deut­lich weni­ger schlecht da. In NRW dage­gen kom­men Grü­ne selbst im direk­ten länd­li­chen Umfeld der Hoch­bur­gen nur knapp auf 5 Pro­zent oder lie­gen sogar darunter.

Soll hei­ßen: ich ver­mu­te, aus­schlag­ge­bend für die Dif­fe­renz im Ergeb­nis war ins­be­son­de­re auch die Ver­an­ke­rung der Par­tei (und der Regie­rungs­po­li­tik) im gan­zen Land. Dass bei­spiels­wei­se Robert Habeck sich mit Bau­ern und Fische­rin­nen und der Land­be­völ­ke­rung strei­tet – und die danach viel­leicht doch grün wählt – kann ich mir sehr gut vor­stel­len. Und hier geht’s eben nicht um den Wahl­kampf, son­dern dar­um, was davor pas­siert ist. Also um die Regie­rungs­po­li­tik. Ohne jetzt den Parteifreund*innen in NRW zu nahe tre­ten zu wol­len: ich ver­mu­te, dass der Unter­schied zwi­schen bei­den Län­dern auch dar­in liegt, ob Grü­ne sich als Ansprech­part­ner und Ver­tre­te­rin aller Men­schen im Land gese­hen haben, oder ob sie sich auf ein ganz bestimm­tes Milieu und deren (ver­meint­li­che) Inter­es­sen kon­zen­triert haben. Ob regiert wird, oder ob Regie­ren auch was mit Zuhö­ren, Aus­ein­an­der­set­zen und Erklä­ren – und danach viel­leicht einem Ändern der Posi­ti­on – zu tun hat. (In Klam­mern: hier steckt auch eine Bot­schaft für die zwei­te Regie­rungs­pe­ri­ode in Baden-Württemberg …)

Das häss­li­che an die­ser The­se: wenn das so stimmt, dann kann ein Wahl­kampf viel kaputt machen, aber zumin­dest für eine Par­tei aus der Regie­rung her­aus, nicht mehr hei­ße Kas­ta­ni­en aus dem Feu­er holen, wenn die­ses schon längst erkal­tet ist. Auf die Regie­rungs­zeit kommt es an, der Wahl­kampf bringt nur was, wenn er hier auf ech­te Erfol­ge auf­bau­en kann. (Also auf Erfol­ge, die nicht nur Erfol­ge im Sin­ne eines Abha­ken des Koali­ti­ons­ver­trags sind, son­dern vor allem auch als sol­che wahr­ge­nom­men wer­den. Was am bes­ten dann gelingt, wenn die Men­schen im Land eine posi­ti­ve Ver­än­de­rung bemerken).

Nun ist die Bun­des­tags­wahl eine ande­re Wahl, der Wahl­kampf fin­det für Grü­ne aus der Oppo­si­ti­on (plus dem Mit­re­gie­ren in einer gewis­sen Zahl von Län­dern …) statt. Und es ist ein biss­chen spät, jetzt die Poli­tik der ver­gan­ge­nen vier Jah­re im Bun­des­tag ändern zu wol­len. Soll hei­ßen: ich bin hier pes­si­mis­tisch. Ein gutes Pro­gramm, eine gute Kam­pa­gne ohne gro­be Feh­ler, ein gutes Auf­tre­ten der Spitzenkandidat*innen, einen extrem enga­gier­ten Wahl­kampf: all das wer­den wir brau­chen, um im Sep­tem­ber ein halb­wegs pas­sa­bles Ergeb­nis zu errei­chen. Für mehr feh­len – sage ich mit Blick auf NRW und Schles­wig-Hol­stein im Ver­gleich – mög­li­cher­wei­se die Grund­la­gen, die jetzt nicht mehr gelegt wer­den können.

War­um blog­ge ich das? Weil ich befürch­te, dass wir jetzt inner­par­tei­li­che Schuld­zu­wei­sun­gen und das Gegen­teil von Geschlos­sen­heit erle­ben wer­den. Und weil grü­ne Poli­tik, die sich als Poli­tik für das gan­ze Land ver­steht, so oder so eine gute Sache ist.

Kurz: AfD, Klimawandel und der „Hexenhammer“

Es liegt mir fern, die AfD zu ver­tei­di­gen. Aber man­che unter­stel­len ihr die fal­sche Sor­te von Dumm­heit. Dazu gehört die jour­na­lis­ti­sche Bericht­erstat­tung zu dem klei­nen Eklat, den es ges­tern um eine Rede des AfD-Abge­ord­ne­ten Podes­wa gab. Die AfD ist ja bekann­ter­ma­ßen davon über­zeugt, dass es kei­nen mensch­ge­mach­ten Kli­ma­wan­del gibt, son­dern wir es mit einem Natur­phä­no­men zu tun haben. Die­se Form von Kli­ma­skep­sis ist in bestimm­ten Krei­sen viru­lent; dort gilt dann der wis­sen­schaft­li­che Kon­sens über den Kli­ma­wan­del als unse­ri­ös und dar­aus abge­lei­te­tes Han­deln als ideo­lo­gisch. Dass auch von halb­wegs klu­gen Men­schen so gedacht wer­den kann, ist bedau­er­lich, aber nicht unge­wöhn­lich – das nach­zu­voll­zie­hen, ist sozu­sa­gen ange­wand­te Wissenssoziologie.

Der Phy­si­ker Podes­wa gehört zu die­sen Krei­sen. In sei­nem Rede­bei­trag – ich hat­te das im Stream ver­folgt – in der gest­ri­gen Aktu­el­len Debat­te zum Kli­ma­wan­del ver­such­te er zunächst, die dazu vor­lie­gen­den Daten in Zwei­fel zu zie­hen (übri­gens hat er das recht geschickt gemacht, mit einer Mischung aus Tat­sa­chen, Fehl­in­ter­pre­ta­tio­nen und dum­men Zeugs). Dann kam er auf die – aus sei­ner Sicht unsin­ni­gen und volks­wirt­schaft­lich schäd­li­chen – Maß­nah­men zur Bekämp­fung des Kli­ma­wan­dels zu spre­chen und zog Par­al­le­len zu einer Ver­gan­gen­heit, in der schon ein­mal ein Buch aus Baden-Würt­tem­berg in einer kli­ma­tisch pro­ble­ma­ti­schen Epi­so­de (der „klei­nen Eis­zeit“) mit Rezep­ten gegen Miss­ern­ten und für ein bes­se­res Kli­ma in ganz Euro­pa kopiert wor­den war. Podes­was Auf­lö­sung: der „Hexen­ham­mer“, also eines der Stan­dard­wer­ke aus der Zeit der Hexen­ver­fol­gung, sei die­ses Buch gewe­sen. Und – in gewis­sen Krei­sen nahe­lie­gend – ähn­lich unauf­ge­klärt und unwis­sen­schaft­lich wie die dama­li­ge Emp­feh­lung, Hexen zu ver­bren­nen, sei­en die heu­ti­gen Emp­feh­lun­gen, Wind­rä­der auf­zu­stel­len und so weiter. 

In der dpa-Bericht­erstat­tung dar­über wur­de dar­aus die Inter­pre­ta­ti­on, Podes­wa emp­feh­le, Hexen gegen den Kli­ma­wan­del zu ver­bren­nen. Auch ande­re, auch im Land­tag, haben wohl den Kon­text igno­riert und damit des­sen Anspie­lung und die damit ver­bun­de­ne iro­ni­sche Sprech­wei­se nicht ver­stan­den, son­dern sei­ne Sät­ze für bare Mün­ze genom­men. (Sie­he auch Ste­fan Nig­ge­mei­er, der das im Detail auf­ar­bei­tet). Jeden­falls ver­brei­te sich über diver­se dpa-Schleu­dern die Mel­dung sehr schnell. Erst heu­te kam dann die aus­führ­li­che Rich­tig­stel­lung der dpa. 

Ich fin­de die­se Fehl­in­ter­pre­ta­ti­on aus meh­re­ren Grün­den bedau­er­lich. Ers­tens kann die AfD sich damit bequem als „Opfer“ der „Kar­tell­par­tei­en“ und der „Lügen­pres­se“ dar­stel­len. Zwei­tens zeig­te die Rede Podes­was auch ohne die Hexen­ham­mer-Auf­re­gung sehr schön, in was für einem geschlos­se­nen Welt­bild, in dem Fak­ten ganz anders gedeu­tet wer­den, sich die AfD bewegt – denn aus Sicht des wis­sen­schaft­li­chen Kon­sen­ses hat er sehr gro­ßen Unsinn dar­über erzählt, wie das Welt­kli­ma funk­tio­niert. Und drit­tens über­schat­te­te die – inso­fern viel­leicht gewoll­te – Pro­vo­ka­ti­on die übri­ge Bericht­erstat­tung, nicht nur zur Aktu­el­len Debat­te, son­dern auch zu The­men wie der Ver­fol­gung von Wissenschaftler*innen in der Tür­kei (TOP 5 der gest­ri­gen Sit­zung, abge­se­hen von der AfD gro­ße Einig­keit, das Baden-Würt­tem­berg hier aktiv wer­den muss, Lob für den Fonds für ver­folg­te Wissenschaftler*innen der BW-Stif­tung – aber eben kein Wort dar­über in der Presse). 

Photo of the week: Opfinger See in spring V

Opfinger See in spring V

 
Heu­te ist schon wie­der ein kal­ter Regen­tag. Die­ses Früh­jahr hat es irgend­wie in sich – vor ein paar Tagen jeden­falls war’s noch warm und son­nig, so dass der Opfin­ger See fast schon so wirk­te, als wäre es Zeit, die Bade­sai­son zu eröff­nen. Immer­hin: das es lan­ge Tage hat, mor­gens früh hell und abends spät dun­kel wird – dar­an kann auch das mie­se Wet­ter nichts ändern. Das macht das Pen­deln bei­spiels­wei­se jeden­falls gleich deut­lich angenehmer.

Auch wenn’s nur unser Bade-Bag­ger­see ist: gewid­met ist das Foto natür­lich dem links und rechts von Meer umtos­ten Schles­wig-Hol­stein. Ich drü­cke die Daumen!

P.S.: Dau­men­drü­cken scheint – zumin­dest was das grü­ne Ergeb­nis anbe­langt – gehol­fen zu haben. Bin gespannt, wie es in Schles­wig-Hol­stein weitergeht.