In eigener Sache: Niedergang des Blogs?

Bin etwas rat­los, aber viel­leicht geht es ja nicht nur mir so: Seit Anfang die­sen Jah­res – in den letz­ten paar Wochen noch­mal beson­ders deut­lich – sin­ken die Zugriffs­zah­len auf die­ses wun­der­schö­ne klei­ne Blog hier deut­lich. Eben­so wird dras­tisch weni­ger kom­men­tiert – jeden­falls im Blog. Die span­nen­den Debat­ten zu Blog­ar­ti­keln fin­den oft eher bei Face­book statt als hier. 

Jetzt kann die­se zurück­ge­hen­de Zahl der Zugrif­fe ver­schie­de­ne Ursa­chen haben. Wenn ich bei mir selbst anfan­ge, fällt mir auf, dass ich oft – neben den regel­mä­ßi­gen Fotos der Woche – nur noch einen, oft auch nur kur­zen, Bei­trag dazwi­schen schrei­be. Zu vie­len aktu­el­len The­men äuße­re ich mich nicht, weil sie a. zu nah an mei­nen Arbeits­fel­dern lie­gen, weil es sich dabei b. um The­men han­delt, bei denen mir die Wor­te feh­len (die aktu­el­le glo­ba­le außen­po­li­ti­sche Lage etwa), oder weil ich c. den Ein­druck habe, dass ich erst­mal mehr Recher­chie­ren müss­te, bevor ich dazu fun­diert eine Mei­nung äußern könn­te. (Anders aus­ge­drückt: ein gewis­ser Ver­lust an Unbe­fan­gen­heit). Es gibt also weni­ger Ein­trä­ge als frü­her, und es gibt weni­ger, was gera­de im Trend schwimmt.

Und dann gibt es noch Fak­to­ren, auf die ich kei­nen Ein­fluss habe. Der Nie­der­gang der Pira­ten­par­tei führt auch dazu, dass sich die pira­ti­schen Hor­den nicht auf kom­men­tie­ren­de Tex­te hier im Blog stür­zen kön­nen. Und grün ist gra­de auch nicht wirk­lich en vogue, die Bun­des­tags­wahl ist vor­bei, die Kom­mu­nal­wahl ist vor­bei – und bis zur Land­tags­wahl sind es (zumin­dest in exter­ner Sicht) noch „Jah­re“.

Oder liegt’s gar nicht dar­an, son­dern sind Blogs ins­ge­samt out, fin­det Kom­mu­ni­ka­ti­on im Netz heu­te eben ein­fach woan­ders statt, so dass ich mich nicht wun­dern muss, wenn ein ana­chro­nis­ti­sches Hob­by kei­ne gro­ße Reso­nanz findet?

P.S.: Hin­wei­se dazu, was ihr ger­ne lesen wol­len wür­det, neh­me ich auch ger­ne entgegen.

11 Antworten auf „In eigener Sache: Niedergang des Blogs?“

  1. Lie­ber Till,

    Du und dein Blog sind Urge­stei­ne in der poli­ti­schen Blogo­sphä­re in Deutsch­land – Ihr bleibt mal schön online ;) Zugriffs­zah­len sind ja nicht alles. Ent­schei­dend ist ja auch immer, wen Du errei­chen magst und wer Dich dann liest. Ich will z.B. nur ca. 1000 Leu­te in D, AT und CH erreichen. 

    Lese Dei­nen sehr guten Blog oft mit Gewinn, aber in der Tat die Fotos schaue ich mir nicht an und Buch­re­zen­sio­nen und Frei­bur­ger Kom­mu­nal­po­li­tik inter­es­sie­ren mich nicht so sehr. Zudem mag ich lie­ber Blogs die eine kla­re Nische bedie­nen, bei Dir ist manch­mal sehr viel bun­ter Bauch­la­den. Das zer­split­tert die Ziel­grup­pe und macht den Blog beliebig. 

    Also lie­ber sehr viel mehr zur Digi­ta­li­sie­rung, zur poli­ti­schen Online-Kom­mu­ni­ka­ti­on in BW und zur Netz­po­li­tik aus der badi­schen Per­spek­ti­ve. Dann stei­gen auch dei Zugriffs­zah­len, versprochen ;) 

    Good luck
    Martin

    1. Dan­ke!

      Das Stich­wort „Bauch­la­den“ ist tat­säch­lich nicht ganz unzu­tref­fend. Hat­te auch schon den Gedan­ken, dass ein Stream­li­ning bzw. ein Auf­split­ten in meh­re­re the­ma­ti­sche sor­tier­te Blogs „ziel­grup­pen­schär­fer“ wäre – ande­rer­seits hal­te ich es in Ein­schät­zung von Zeit und Lust bei mir für unrea­lis­tisch, meh­re­re sepa­ra­te Blogs tat­säch­lich zu bedie­nen. Eine Lösung könn­ten unter­schied­li­che Sich­ten sein – theo­re­tisch lie­ße Word­Press sich ja dazu brin­gen, nur Bei­trä­ge einer Kate­go­rie als „sepa­ra­tes Blog“ dar­zu­stel­len. Aber ob das was hel­fen wür­de? Ist halt ein per­sön­li­ches Blog, kei­ne The­men­platt­form für A, B oder C.

  2. Oder noch­mal anders: Ich inter­es­sie­re mich eher breit als eng­stir­nig – das war schon im Stu­di­um ein Problem/ein Segen (je nach Sicht­wei­se) und spie­gelt sich auch in die­sem Blog wider. Inso­fern ver­spü­re ich eher einen Wider­wil­len bei der Idee, mich ein­zu­schrän­ken, um sicht­ba­rer zu wer­den. Muss ich wohl mit leben ;-)

    1. Nein, ein­schrän­ken soll­test Du Dich auf gar kei­ne Fäl­le. Das ist doch groß­ar­tig, dass Du für so vie­le The­men schwärmst. Nur eben nicht in die­sem Blog ;) 

      Ich lebe das das z.B. im RL, auf Twit­ter oder in ande­ren Blogs aus ;)

  3. Hal­lo Till,

    ich bin seit eini­ger Zeit als rela­tiv anony­mer und stil­ler Leser auf Dei­nem Blog unter­wegs, sel­ten kom­men­tie­re ich (viel­leicht weil ich mir nicht so oft die Zeit neh­me, wirk­lich durch­dach­te Kom­men­ta­re zu schrei­ben; und nur-so-aus-dem-Bauch-raus-Kom­men­ta­re möch­te ich eher nicht). Ich schät­ze Dei­nen Blog sehr und fin­de ihn und die Bei­trä­ge auch recht ein­zig­ar­tig in der Blog­land­schaft. Ich mag die Viel­falt der The­men und Bei­trä­ge. Inhalt­lich spricht mich auch die Rich­tung vie­ler Bei­trä­ge an. Per­sön­lich inter­es­sie­ren mich dabei spe­zi­ell die The­men all­tags­so­zio­lo­gi­sche und medi­en­theo­re­ti­sche Betrach­tun­gen, grü­ne und Umwelt­po­li­tik, Netz­po­li­tik, Frei­bur­ger Kom­mu­nal­po­li­tik, Hoch­schul­po­li­tik. Außer­dem fin­de ich auch die jour­na­lis­ti­sche und sprach­li­che Qua­li­tät der Tex­te echt hoch (habe mich schon manch­mal gefragt, wie Du das zeit­lich so hinbekommst). 

    Mir ist auch auf­ge­fal­len, dass Du – wie du selbst schreibst – seit eini­ger Zeit weni­ger regel­mä­ßig und poin­tiert zu man­chen aktu­el­len (poli­ti­schen) The­men schreibst. Wobei die­se Bei­trä­ge oft die inter­es­san­tes­ten waren (wie z.B. zuletzt zum Platz der alten Synagoge). 

    Viel­leicht wäre es eine Über­le­gung wert, wie­der mehr Arti­kel zu ver­fas­sen, die sich rela­tiv tief und viel­sei­tig mit einem spe­zi­fi­schen The­ma aus­ein­an­der­set­zen. Dafür könn­ten es dann ger­ne auch mal etwas weni­ger Bei­trä­ge sein. Wobei ich das ein oder ande­re Bild der Woche natür­lich auch sehr ger­ne betrachte.

    Dei­nen Blog jetzt nur auf eine Ziel­grup­pe und ein enges The­ma aus­zu­rich­ten, wie zum Bei­spiel Netz­po­li­tik, fän­de ich per­sön­lich nicht sinn­voll; schät­ze ich doch gera­de die Brei­te der The­men hier. 

    Ich fän­de es wirk­lich einen Ver­lust, wenn Du Dei­nen Blog ein­stel­len wür­dest. Kann aber ver­ste­hen, dass Du natür­lich auch Rück­mel­dun­gen mit dei­nen Blog­bei­trä­gen erzie­len willst. Aber viel­leicht ist es ja wirk­lich nur eine tem­po­rä­re Pha­se, in der Du weni­ger Besu­cher hast, wie Du selbst mutmaßt. 

    Und noch kurz zu Social Media: ich sel­ber fin­de es viel wich­ti­ger, gut geschrie­be­ne, recher­chier­te und infor­mier­te Tex­te lesen zu kön­nen, als mal kurz aus dem Ärmel geschüt­tel­te FB‑, Twit­ter- oder Insta­gram-Zei­len oder ‑Bil­der. Die­se sind für mich eher belanglos.

  4. Hal­lo Till, 

    ich lese Dei­nen Blog mit gro­ßem Gewinn nicht zuletzt wegen des Bauchladen-Charakters. 

    Wenn ich mei­ne eige­nen Lese­ge­wohn­hei­ten und die Ent­wick­lung mei­nes Feed­rea­ders anschaue, fal­len mir fol­gen­de Punk­te auf.

    - man­che Blogs schär­fen sich ziel­grup­pen­tech­nisch zu Tode
    – man­che Blogs lösen sich auf und wan­dern auf Face­book und Co. ab
    – man­che Blogs ent­wi­ckeln sich zum Pod­cast, Pod­casts kann neben­her hören

    Bei mei­nem beruf­li­chen Blog, der vie­le Leser hat, fällt mir auf, dass signi­fi­kant weni­ger gele­sen wird als noch vor zwei drei Jah­ren. Ein Text der eine gedruck­te DIN A4 Sei­te über­schrei­tet wird kaum noch gele­sen (oder ver­stan­den). Auf face­book und Co ist alles ein wenig leich­ter ver­dau­lich, es wird in klei­ne­ren Häpp­chen gele­sen und diskutiert.

    Inso­fern scheint es mir plau­si­bel, dass die Leser­zah­len zurück gehen, das ändert aber nichts dar­an, dass ich mir per­sön­lich sehr wün­sche hier wei­ter zu lesen. Zu guter Letzt bevor­zu­ge ich heu­te immer mehr Blogs, die einen gewis­sen Bauch­la­den-Cha­rak­ter haben, ich habe das Gefühl so mehr von dem Men­schen hin­ter den Wor­ten mitzubekommen.

    LG Aeb­by

  5. Spon­tan ein paar Gedanken:

    1) Zugrif­fe sind nicht alles. Ich hab bei mir die Sta­tis­tik aus­ge­schal­tet und blog­ge, wor­auf ich gera­de Lust habe. Ich weiß, dass das gele­sen wird, aber wenn in einem Monat mal weni­ger Leu­te kom­men, ärgert mich das nicht mehr.

    2) Ran­king-Ände­run­gen. Ein Goog­le-Update und du kriegst weni­ger Leu­te ange­spült. Das geht auf die Statistiken.

    3) In den letz­ten Wochen war z.T. sau­gu­tes Wet­ter, es sind Schul- und Semes­ter­fe­ri­en, Prak­ti­ka­zeit, Urlaubs­zeit und so wei­ter. Im Zwei­fels­fall lie­ge ich bei gutem Wet­ter auch lie­ber am Bag­ger­see als am über­hitz­ten Lap­top Poli­tik­blogs zu lesen.

    4) The­men: Die beherr­schen­den The­men lie­gen gera­de defi­ni­tiv in der Außen­po­li­tik. Ukrai­ne, Isra­el, Irak und so wei­ter. Dar­über bloggst du aber nicht und in der Innen­po­li­tik herrscht gera­de eine Mischung aus Som­mer­pau­se und Gro­Ko-Betäu­bung. Die wirk­lich span­nen­den Debat­ten feh­len gera­de wie man an der Auto­bahn­maut erken­nen kann.

  6. Dan­ke Hans, aeb­by und MS für eure Kommentare! 

    Was The­men angeht, hat MS völ­lig recht (ich schrei­be nicht über Außen­po­li­tik; zur Maut hät­te ich fast was geschrie­ben, fand’s dann aber zu belang­los, und dass ich jetzt zum Rauch­ver­bot pos­te, weil das kon­tro­vers sein könn­te, ist defi­ni­tiv nur ein Gerücht …). Und Aeb­by trifft auf den Punkt, war­um ich ein Bauch­la­den-Blog haben will: ganz nar­ziss­tisch sehe ich das Blog als Erwei­te­rung mei­ner Per­son – und eben nicht als the­men­spe­zi­fi­schen Job. Und eine Rück­mel­dung wie die von Hans ermun­tert mich natür­lich, wei­ter­zu­ma­chen (auch wenn Auf­hö­ren nie zur Debat­te stand …).

  7. Ich woll­te schon ges­tern mor­gen hier kom­men­tie­ren, hab es dann aber lei­der wie­der ver­schleppt. Nun gut. Ich den­ke, dass Du die mög­li­chen Ursa­chen ziem­lich gut ana­ly­siert hast. Dei­ne genau­en Zugriffs­zah­len ken­ne ich natür­lich nicht, aber man müss­te da wohl erst mal genau­er ana­ly­sie­ren, ob man tat­säch­lich einen ste­ti­gen Schwund aus­ma­chen kann, oder ob dort nur die zwi­schen­zeit­li­che Lauf­kund­schaft wie­der zurück­ge­gan­gen ist, wäh­rend die Stamm­kund­schaft wei­ter­hin am Ball ist.

    Was Face­book betrifft, so ken­ne ich schon meh­re­re Leu­te, die frü­her gebloggt haben, und nun statt­des­sen ihre Tex­te nur noch per Face­book in die Welt set­zen. Indi­vi­du­ell kann in die Beweg­grün­de ver­ste­hen, aber per­sön­lich fin­de ich das scha­de. Klar, per Face­book erreicht man auch vie­le Leu­te, die eher kei­ne Blogs lesen wür­den – aber in der Kako­pho­nie der Sta­tus­mit­tei­lun­gen geht aus mei­ner Sicht das Sub­stan­ti­el­le, was ja auch im beson­de­ren Dein Blog aus­zeich­net, ver­lo­ren. Und – ganz neben­bei – wür­de ich dann auch per­sön­lich Dei­ne Bei­trä­ge dann nicht mehr lesen kön­nen, denn was nur auf Face­book pas­siert, fin­det für mich als Face­book-Ver­wei­ge­rer schlicht nicht statt. Und netz­po­li­tisch kann ich es natür­lich erst recht nicht gut­hei­ßen, wenn Kom­mu­ni­ka­ti­on nicht mehr dezen­tral und über offe­ne Stan­dards (RSS, anyo­ne?) abläuft, son­dern von ein­zel­nen Kon­zer­nen kon­trol­liert wird (egal ob vom Wir-mani­pu­lie­ren-unse­re-Nut­zer-Face­book oder vom Nicht-böse-sein-Google).

    Zusam­men­ge­fasst: Ich fin­de es gut, wenn gebloggt wird, und noch bes­ser, wenn Du wei­ter bloggst.

  8. Gewag­te The­se: Seit Janu­ar ist mein Blog off­line (Ser­ver­feh­ler, muss ich mal repa­rie­ren wenn ich Zeit hab), wenn seit­dem dei­ne Nutzr­zah­len sin­ken, kamen die viel­leicht alle von mir. ;-)

    Nee, Scherz bei­sei­te, nach den vie­len Wah­len sind viel­leicht nicht nur bei mir son­dern auch bei dem einen oder ande­ren sons­ti­gen Leser paar Todos lie­gen geblie­ben. Da wird der Focus nun vom „Sur­fen“ auf die Todo­lis­te gelenkt. Sei es mal den Gar­ten her­rich­ten (ist gera­de in den letz­ten Wochen bei doch ganz gutem Wet­ter eine Opti­on) etc.

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