Vor dem grünen Programmparteitag (BDK, kurz für Bundesdelegiertenkonferenz) hatte ich ein paar Visualisierungen zu den Änderungsanträgen zum Bundestagswahlprogramm gepostet. Nachdem inzwischen die von der BDK veränderten Texte vorliegen, ist es Zeit für eine kleine Bilanz der Parteitagsarbeit (bzw. der Antragskommissionsarbeit) in drei Diagrammen:
Zunächst einmal fällt auf, dass der verabschiedete Beschluss fast eineinhalb mal so lang ist wie der Entwurf des Wahlprogramms.
Ich habe die HTML-Antragstexte von der Website (Zeichen inkl. Leerzeichen) gezählt (bzw. zählen lassen, wozu hat’s Programme), und das selbe mit den PDFs der Beschlüsse gemacht, letztere korrigiert um die Fußzeilen etc. Wenn es nicht einen systematischen Fehler dabei gibt, dann sind alle Programmteile länger geworden, einige sogar erheblich länger. In VG-Wort-Normseiten á 1500 Anschlägen waren das vor der BDK knapp 300 Seiten (faktisch eher 150), herausgekommen ist ein Wälzer mit 453 Normseiten (als PDF sind das 191 Seiten).
Da die erste Abbildung nur begrenzt deutlich macht, was sich wie verändert hat, habe ich im zweiten Diagramm dargestellt, welche Kapitel um wieviel Zeichen gewachsen sind. Im arithmetischen Mittel wuchs jedes Kapitel um 10.705 Zeichen. Im Detail reicht das von einem Plus von 3107 Zeichen im Mobilitätskapitel Kapitel Verbraucherschutz bis zu 24.309 Zeichen im Kapitel „Eine Welt“ und 25.609 Zeichen im Wirtschaftskapitel – das ist jeweils mehr als einzeln Kapitel vorher überhaupt an Zeichen umfasst haben! Diese Ausdehnung hat insgesamt einiges mit dem Verfahren der (modifizierten) Übernahme zu tun, befürchte ich. Hoffen wir, dass das Programm dadurch auch besser geworden ist.
Drittens: Relativ betrachtet, bewegt sich der Zuwachs je Kapitel zwischen 21 und 92 Prozent der ursprünglichen Länge; die Präambel und das Mobilitätskapitel Kapitel Verbraucherschutz wuchsen um ein Fünftel ihres bisherigen Umfangs, das Kapitel „Eine Welt“ wurde fast verdoppelt.
Zum Schluss noch der Wordle-Vergleich – nicht sinnvoll, aber hübsch anzusehen. Links der Entwurf, rechts der Beschluss:
Warum blogge ich das? Vor allem als Follow-Up zur Visualisierung. Noch schöner wäre es natürlich, ein interaktives Tool zu haben, das für jeden Antrag zeigt, was damit passiert ist. Oder den direkten Textvergleich zulässt …
Der @_tillwe_ hat das #BTW13-Programm der #Gruenen einmal vor und nach der #BDK13 miteinander verglichen: http://t.co/M7H7x0O7zj. Super! :-)
Der ganze Prozess um innerparteiliche Meinungsbildung, Antragsentwürfe, Änderungsanträge und die gute Streitkultur bei der Beratung und anschließenden Beschlussfassung zum Wahlprogramm von Bündnis 90/Die Grünen beweist eindrucksvoll, dass die Partei gut aufgestellt ist. Die Antragsteller hatten zahlreiche gute Anträge und Änderungsanträge eingebracht, die Bundesgeschäftsstelle von Bündnis 90/Die Grünen hat großartiges geleistet, indem viele sinnvolle Anträge zusammengefasst und in komprimierter Form der Bundesdelegiertenkonferenz vorgelegt wurden, und die Delegierten hatten konstruktiv darüber diskutiert und beschlossen.
Überblick zum grünen Wahlprogramm vor/nach der #bdk13 von @_tillwe_ http://t.co/Esseis5eDq
Das Wordle lädt zu Interpretationen ein:
Die Starke Betonung des Wortes „müssen“ klingt verdächtig nach Paternalismus und Ökofaschismus.
Und dann steht da rechts „Menschen müssen mehr schaffen“. Klingt wie ne Drohnung. Das
*kann* einfach kein Zufall sein.
d*a*n*k*e
Was auf der #BDK13 mit dem Wahlprogrammentwurf passierte | till we *) http://t.co/OSSfk3GprQ Sehr fein gemacht. #Gruene
Ja das mit dem „müssen“ ist mir auch aufgefallen. Hmm. Gibt zu denken.
Und nächstes Mal nicht Calibri benutzen, ne? ;)
Ich mag Calibri!
Außer dem ins Auge springenden „Menschen müssen mehr schaffen“ lese ich da in dem Wordle auch noch (etwas kleiner, aber aufs Kleingedruckte kommt es ja an!): „Menschen leben sowie immer“, „Gleichzeitig ermöglichen Menschen bessere Familien“, „Europa braucht immer Politik“, „Zukunft heißt gute Kapitel“ und, besonders verdächtig, „Arbeit Zugang statt EU“. Hmmm…
Ansonsten: Interessanter Blogpost!