Kurz: Politische und andere Algorithmen

Ich habe mal ein biss­chen Infor­ma­tik stu­diert. Neben­fach. Eine Grund­la­ge der Infor­ma­tik ist das Kon­zept des Algo­rith­mus: es gibt eine Ein­ga­be, es gibt Regeln, nach denen die­se Ein­ga­be ver­ar­bei­tet wird, und es gibt eine Aus­ga­be. So wie bei einem Koch­re­zept: Eier und Mehl, Zucker und Salz, … rein, Kuchen raus, und dazwi­schen Regeln und Ver­fah­rens­schrit­te, die in einer bestimm­ten Rei­hen­fol­ge abge­ar­bei­tet wer­den. Wer jetzt mit der Maus auf den nächs­ten Tab im Brow­ser klickt und eine URL ein­gibt, weil das lang­weilt – setzt Algo­rith­men in Gang. 

Jetzt muss­te ich heu­te in einer Pres­se­mit­tei­lung einer mir gut bekann­ten Bun­des­tags­frak­ti­on lesen: 

„In fast jeder Online-Anwen­dung kom­men heu­te Algo­rith­men zum Ein­satz. Fast die Hälf­te der Befrag­ten in der EU gibt aller­dings an, kei­ne Kennt­nis über Algo­rith­men zu besit­zen. Es müs­sen jetzt nicht alle Com­pu­ter­ex­per­tin­nen und ‑exper­ten wer­den, aber jeder hat das Recht dar­auf, zu erfah­ren, ob in Pro­gram­men oder Pro­zes­sen Algo­rith­men im Spiel sind und Ent­schei­dun­gen beein­flus­sen. Ein Trans­pa­renz­kenn­zei­chen für Künst­li­che Intel­li­genz und Algo­rith­men kann des­we­gen ein sinn­vol­ler Ansatz sein.“ 

Das ist dann doch ein biss­chen pein­lich. Und ich ver­ste­he, war­um sich Biolog*innen über „gen­frei“ auf­re­gen. Mein Schluss: Es gibt so etwas wie einen tech­ni­schen Algo­rith­mus-Begriff (Ein­ga­be – Rechen­schrit­te – Aus­ga­be) und einen poli­ti­schen Algo­rith­mus-Begriff, der eigent­lich „Ein­satz von maschi­nel­lem Ler­nen auf gro­ßen Daten­men­gen zur Sor­tie­rung von Nutzer*innen“ oder sowas in der Art bedeu­tet. Das mit einem Kenn­zei­chen zu ver­se­hen, kann ja sogar sinn­voll sein. „Ach­tung, Algo­rith­mus!“ zeugt aller­dings davon, dass hier jemand nur wenig Kennt­nis besitzt. Schade.

Experimenteller Technikoptimismus – Update 2017

Man with dog III

Judith Hor­chert, Mat­thi­as Kremp und Chris Stö­cker schrie­ben vor zwei Jah­ren über fünf Tech­no­lo­gien, die unse­ren All­tag rasant ver­än­dern wer­den. Ich war skep­tisch, ob Robo­tik, auto­no­me Fahr­zeu­ge, künst­li­che Intel­li­genz, VR und auto­ma­ti­sche Über­set­zun­gen „on the fly“ sich wirk­lich so schnell durch­set­zen wer­den, wie Hor­chert, Kremp und Stö­cker das damals vermuteten.

Vor einem Jahr habe ich mir den dama­li­gen Ent­wick­lungs­stand ange­schaut. Mein dama­li­ges Fazit:

Vor einem Jahr war ich noch sehr skep­tisch, dass es hier tat­säch­lich zu Durch­brü­chen kommt und ent­spre­chen­de Tech­no­lo­gien – von den Robo­tern bis zur all­ge­gen­wär­ti­gen KI – Ein­zug in den All­tag fin­den und sich auch tat­säch­lich durch­set­zen. Gera­de was die Sprach- und Bil­der­ken­nung angeht, und alles, was dar­auf auf­baut, ist in den letz­ten Mona­ten extrem viel passiert. 

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Experimenteller Technikoptimismus – Update 2016

Deep Dream Dreamscope
Deep Dream Dream­scope, Jes­si­ca Mullen, Public Domain

Vor einem Jahr schrieb ich eine kur­ze Aus­ein­an­der­set­zung mit einem Arti­kel, den Judith Hor­chert, Mat­thi­as Kremp und Chris­ti­an Stö­cker damals bei Spie­gel online ver­öf­fent­licht hat­ten. In dem Arti­kel sind fünf Pro­gno­sen dazu zu fin­den, wel­che Tech­no­lo­gien in naher Zukunft unse­ren All­tag ver­än­dern wer­den. Ich fand das damals alles arg unwahr­schein­lich, und hat­te ver­spro­chen, ein Jahr spä­ter (usw.) nach­zu­schau­en, wie es denn jeweils um den Stand der Tech­nik steht. Mit ein paar Tagen Ver­spä­tung hier nun mein ers­ter Blick auf den Stand der Dinge.

The­men­feld eins bei Hor­chert et al. war die Robo­tik. Dazu schrie­ben sie: „Künf­tig aber dürf­ten Maschi­nen, die schein­bar auto­nom einem oder gleich meh­re­ren Zwe­cken die­nen, sich zuneh­mend in unse­rem All­tag breit­ma­chen. Als schwei­gen­de Hel­fer in Kran­ken­häu­sern, als Lager­ar­bei­ter im Couch­tisch-For­mat oder als Ein­park­hel­fer. Vom Staub­sauger, Fens­ter­put­zer, über Lie­fer­droh­nen bis hin zu huma­no­iden Maschi­nen wie Bax­ter, die in Fabrik­be­trie­ben diver­se Auf­ga­ben übernehmen.“

In mei­nem All­tag sind noch kei­ne auto­no­men Robo­ter auf­ge­taucht. Aber ich gebe zu, dass Staub­sauge­ro­bo­ter und Droh­nen in den letz­ten zwölf Mona­ten an Selbst­ver­ständ­lich­keit gewon­nen haben. Und Fil­me wie „Ex Machi­na“ brach­ten im letz­ten Jahr die Aus­ein­an­der­set­zung um nicht­mensch­li­che, men­schen­ähn­li­che Maschi­nen auch in die Populärkultur.

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