Kurz: Mobiles Netz ausstellen

Ffm 46

Noch bis zum 5. Juli ist im Muse­um Ange­wand­te Kunst in Frank­furt am Main die Aus­stel­lung „Hams­ter Hips­ter Han­dy“ zu sehen. Nach­dem ich die Tech­nik­so­zio­lo­gie des Mobil­te­le­fons nach wie vor span­nend fin­de (was ändert sich in einer all­ge­gen­wär­tig ver­netz­ten Gesell­schaft, die so ihr ganz eige­nes Con­nec­tom ent­wi­ckelt?), muss­te ich mir das unbe­dingt anse­hen (Fotos). Gele­sen hat­te ich davon in der taz.

Das Muse­um Ange­wand­te Kunst ist eines der vie­len Aus­stel­lungs­häu­ser am Frank­fur­ter Muse­ums­ufer (fast wäre ich schwach gewor­den und hät­te mir statt des­sen doch eines der ande­ren Muse­en ange­schaut – Pro­ble­me der Mul­ti­op­ti­ons­ge­sell­schaft). Die Han­dys teil­ten sich den archi­tek­to­nisch sehr ein­drucks­vol­len Richard-Mei­er-Bau mit der Dau­er­au­stel­lung des Muse­ums (Design und Kunst­hand­werk von ganz frü­her bis heu­te, auch sehr schön, inklu­siv eines Raums zum Frank­fur­ter Design von Braun bis Suhr­kamp) und einer Bud­dhis­mus-Aus­stel­lung. Gezeigt wer­den vier ver­schie­de­ne Arten von Objek­ten: (1) Mobil­te­le­fo­ne und Zube­hör unter all­tags­äs­the­ti­schen Aspek­ten, bei­spiels­wei­se ein Selbst­bau-Mobil­te­le­fon, auch das Fair­pho­ne fand sich als musea­ler Gegen­stand wie­der, aber auch japa­ni­sche Design-Uni­ka­te. (2) Künst­le­ri­sche Instal­la­tio­nen, die Mobil­te­le­fo­ne und Table­tes ein­be­zie­hen, um dar­auf z.B. Fil­me wie­der­zu­ge­ben oder Daten zu visua­li­sie­ren, auch die „Han­dy-Bio­gra­phien“ (sehr schö­ne Idee) wür­de ich in die­se Kate­go­rie packen. (3) Kunst­ob­jek­te, die sich mit mobi­ler Ästhe­tik aus­ein­an­der­set­zen, z.B. stark ver­grö­ßer­te Sel­fies. (4) Netz­kunst und Netzfundstücke.

Gera­de die vier­te Kate­go­rie ist inter­es­sant: Wie las­sen sich z.B. Meme aus­stel­len? Vie­les lief in Dau­er­schlei­fe oder mit klei­nen Aus­wahl­op­tio­nen auf an der Wand befes­ti­gen Tablets und Smart­phones, oder auch auf grö­ße­ren Bild­schir­men. Vie­les, was hier an Fund­stü­cken gezeigt wur­de, habe ich im Netz schon ein­mal gese­hen – hier tauch­te der eine oder ande­re You­tube-Film dann als musea­les Arte­fakt auf. Noch einen Schritt wei­ter (und tat­säch­lich neu) war der viel­leicht ambi­tio­nier­tes­te Teil die­ser Aus­stel­lung: zu sehen war zunächst nur eine gan­ze Rei­he von WLAN-Rou­tern. Erst mit dem eige­nen Smart­phone und der Aus­wahl des rich­ti­gen WLAN-Net­zes wur­den die­se Kunst­wer­ke sich­bar: diver­se im Brow­ser ablau­fen­de Wer­ke, die nicht im Inter­net, son­dern eben nur vor Ort, im flüch­ti­gen WLAN der Aus­stel­lung zu fin­den sind. Sehr schön!

Innenraumverschönerung

Ornamental symmetryDie letz­ten Tage habe ich dazu genutzt, IKEA zu über­fal­len besu­chen und dort ein biß­chen Weih­nachts­geld da zu las­sen. Ziel der Akti­on: Innenraumverschönerung. 

U.a. habe ich ein Exem­plar des IKEA-Klas­si­kers „PÖANG“ erstan­den, die rechts abge­bil­de­te Ori­gi­nal-Kitsch-Lam­pe durch „RIMFROST“ ersetzt (inter­es­sant dabei: wer die schö­ne­re Lam­pen­fas­sung haben will, muss eine ande­re fast voll­stän­di­ge Lam­pe, näm­lich „JANUARI“, kani­ba­li­sie­ren) und ein neu­es Bücher­brett ange­schraubt. Das brauch­te ich, um mein über­quel­len­de SF-Regal so weit leer­räu­men zu kön­nen, dass ich dort einen klei­nen Schrank ein­bau­en konnte.

Dabei habe ich fest­ge­stellt, dass die klei­nen „BILLY BYOM“-Vitrinentüren eigent­lich nur für Auf­satz­re­ga­le gedacht sind. Was mich nicht dar­an gehin­dert hat, in einem ganz nor­ma­len „BILLY“-Regal ein Vitri­nen­tür­paar ein­zu­bau­en, um so das Pro­blem zu lösen, diver­se Elek­tronik­pro­duk­te eini­ger­ma­ßen weit oben, d.h. kin­der­si­cher, und nicht ganz direkt im Staubein­fall, d.h. hin­ter Türen, unterzubringen.

Nicht zuletzt habe ich ein „DIGNITET“-Stahlseil auf­ge­spannt, um dar­an a. Krims­krams auf­zu­hän­gen und b. eines mei­ner Ord­ner­re­ga­le hin­ter Vor­hän­gen zu ver­ste­cken. Das Anbrin­gen von „DIGNITET“ war aller­dings nicht ganz unpro­ble­ma­tisch. Wie oft bei IKEA-Pro­duk­ten steckt der Teu­fel im Detail: die End­stü­cke wer­den jeweils an der Wand ange­schraubt, dann wird das Stahl­seil selbst mit Hil­fe von zwei win­zig­klei­nen Schrau­ben (kleins­ter Inbus-Schlüs­sel, den ich je gese­hen habe), in dem End­stück fest­ge­schraubt. Danach kann es mit Hil­fe des einen End­stücks, das so ver­schraubt ist, dass es durch Dre­hen ver­kürzt wer­den kann, gespannt wer­den. Der Haken bei der Sache: das Stahl­seil muss vor­her auf die genaue Län­ge + max. 3,4 cm abge­schnit­ten wer­den, damit es straff gespannt wer­den kann. Bei mir war es erst zu lang, danach habe ich es dann so abge­klemmt, dass es genau gepasst hat, habe es aller­dings zu straff gespannt, so dass es aus der Hal­te­rung raus saus­te – und aus­frans­te. Mit ziem­lich viel Fri­cke­lei ließ es sich dann doch noch irgend­wie dort befes­ti­gen, wie halt­bar die­ses Pro­vi­so­ri­um ist, muss sich aller­dings erst zeigen.

Neben­bei bemerkt ist so ein IKEA-Besuch auch aus ande­ren Grün­den inter­es­sant. So gibt es ewig lan­ge Schlan­gen, weil alle Welt wohl zwi­schen den Jah­ren dort­hin eilt. Hier in Frei­burg wohl auch aus Frank­reich und der Schweiz, wenn ich die ent­spre­chen­den Spra­chen und Akzen­te rich­tig ein­ge­ord­net habe. Auf­fäl­lig fand ich die mehr­fach zu beob­ach­ten­de typi­sche IKEA-Fami­lie (Mama, Papa, zwei bis maxi­mal drei klei­ne­re Kin­der). Sie legt Wert auf Design und sieht auch so aus, er ist gepflegt, groß­ge­wach­sen und grau­haa­rig (Beam­ter, lei­ten­der Ange­stell­ter, Selbst­stän­di­ger o.ä.), und auch die bei­den Kin­der ent­spre­chen den Vor­stel­lun­gen, wie sie eben­so im Tex­til­ka­ta­log von HESS oder in der JAKO-O-Wer­bung repro­du­ziert wer­den, sind also auf­ge­weckt, eigen­stän­dig und ordent­lich gekleidet. 

Eben­so inter­es­sant wie die leib­haf­ti­ge Ziel­grup­pe (na gut, ich gehö­re da wohl auch irgend­wie dazu) fand ich die Ver­mark­tungs­stra­te­gien, z.B. für mas­sen­haft pro­du­zier­te hand­be­stick­te flo­ra­le Kis­sen, die (eben­so wie eini­ge ande­re Waren) den Touch des Floh­martk­fund­stücks oder des rura­len Urlaubs­mit­bring­sels, also das Gefühl indi­vi­du­el­ler All­tags­sti­li­sie­rung wun­der­bar mit den Pro­duk­ti­ons­be­din­gun­gen eines glo­ba­len Mul­tis (über­haupt: die oben genann­ten IKEA-Pro­duk­te, die ich gekauft habe, sind maxi­mal glo­ba­li­siert: Chi­na, Ita­li­en, Bul­ga­ri­en, schwe­disch-deut­sche Ver­mark­tung. Das Sys­tem IKEA (samt der „Inter-IKEA-Sys­tems“) wäre glatt mal eine Fall­stu­die wert) zu ver­ein­ba­ren. Oder die inter­ne Diver­si­fi­zie­rung: fast jede der gro­ßen Pro­dukt­li­ni­en gibt es in zwei, wenn nicht sogar drei Qualitätsabstufungen.

War­um blog­ge ich das? Als klei­nes Resul­tat mei­nes Offline-Seins.