Vertraute Technik und die Verschlüsselung

Black key

Ein Strang in der – durch die von Edward Snow­den auf­ge­deck­te per­ma­nen­te Über­wa­chung der Netz­kom­mu­ni­ka­ti­on durch die NSA und ande­re Geheim­diens­te aus­ge­lös­ten – Debat­te dreht sich dar­um, war­um ver­füg­ba­re Kryp­to­gra­phie-Tools nicht ein­ge­setzt werden. 

map hat dazu eini­ges erhel­len­des geschrie­ben, unter dem Titel „Wir haben ver­sagt“. Kern­the­se: Kryp­to­tech­no­lo­gie – also etwa das Ver­schlüs­seln von eMails – wird des­we­gen nicht ein­ge­setzt, weil es kei­ne ein­fa­chen Ober­flä­chen und Tools dafür gibt. Gepaart mit der Arro­ganz der tech­no­lo­gi­schen Eli­te. map ver­gleicht die­se – uns? – mit der „Outer Par­ty“ in Orwells 1984:

Wir machen doch immer so ger­ne Neun­zehn­vier­und­acht­zig­ver­glei­che: Wir sind die Outer Par­ty. Und die Pro­les gehen uns am Arsch vor­bei. Die­se DAUs, die iPho­nes und Face­book benut­zen. Die ihre Daten an US-ame­ri­ka­ni­sche Ser­ver schi­cken. Die Gmail oder GMX benut­zen, statt ihre Mail selbst zu hos­ten. Unse­ren Ekel ver­ber­gen wir hin­ter zyni­schen Rat­schlä­gen. Mit TOR zu sur­fen ist objek­tiv von eine „funk­tio­nal kaput­ten“ Dros­se­lung nicht zu unter­schei­den. Wir haben kein Gefühl mehr für Men­schen die mit die­sen grau­en Kis­ten nur ein biss­chen mit ihren Freun­den reden und rum­sur­fen wol­len, statt ihre kom­plet­te Frei­zeit dar­in zu ver­sen­ken. Nicht mit GNU/Linux hand­ver­schlüs­selt? Ätschbätschselberschuld. 

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Photo of the week: Fractal symmetry

Fractal symmetry

 
Heu­te aus­nahms­wei­se schon heu­te, das Foto der Woche – übli­cher­wei­se pos­te ich es ja immer erst am Wochen­en­de. Apro­pos Wochen­en­de: Hier in Baden-Würt­tem­berg war die­se Woche durch den Fei­er­tag ja mal wie­der ziem­lich zer­rupft. Oder wäre sie es für mich gewe­sen, wenn ich nicht eh Urlaub hät­te. Urlaub, Fei­er­tag, und die Tat­sa­che, dass mei­ne Kin­der wegen Schul­fe­ri­en den gan­zen Tag zuhau­se waren (aktu­ell machen die bei­den Urlaub bei den Groß­el­tern), fand ich ziem­lich irri­tie­rend. Also, für mein Zeit­ge­fühl. Jeden­falls hat­te ich die gan­ze Woche über so einen Ein­druck von „heu­te ist Frei­tag“. Oder „Sonn­tag“. Nor­mal war das nicht.

Was mich zum The­ma Fei­er­ta­ge bringt. Fron­leich­nam ist ja einer die­ser Fei­er­ta­ge, mit denen ich gar nichts anfan­gen kann. Anders als bei Ostern (Früh­ling) oder Weih­nach­ten (Mitt­win­ter) sind Pfings­ten und Fron­leich­nam für mich ein­fach arbeits­freie Tage. Jetzt gab es den (aus säku­la­rer Sicht streng genom­men kor­rek­ten) Vor­schlag, die­se kirch­li­chen Fei­er­ta­ge abzu­schaf­fen. Sie könn­ten durch Ver­fas­sungs­fei­er­ta­ge oder Tage mit The­men­mo­ti­ven („Tag der Arbeit“) ersetzt wer­den. Das wür­de dann aber Chris­tIn­nen vor das Pro­blem stel­len, das heu­te schon Anhän­ge­rin­nen ande­rer Reli­gi­ons­ge­mein­schaf­ten haben: Fei­er­tag, aber um ihn zu fei­ern, müss­te Urlaub genom­men wer­den. Oder sie wer­den ganz abge­schafft und arbeits­recht­lich der Urlaubs­an­spruch vergrößert. 

Was ich mit Blick auf den nach wie vor exis­tie­ren­den Neo­li­be­ra­lis­mus am Arbeits­platz auch nicht rich­tig fän­de: So, als all­ge­mein gel­ten­de Fei­er­ta­ge, gibt es zumin­dest eine gewis­se Syn­chro­ni­sa­ti­on, und vor allem ein gewis­ses gesell­schaft­li­ches Tabu, nicht zu arbei­ten. Das ist – so mein Ein­druck – här­ter als Über­stun­den und „ich müss­te eigent­lich auch mal Urlaub neh­men“. Inso­fern fin­de ich all­ge­mein ver­bind­li­che Fei­er­ta­ge (na ja, zumin­dest all­ge­mein in einem Bun­des­land …) sinn­voll. Und neh­me den Tra­di­ti­ons­bal­last in Kauf. 

Um die Argu­men­ta­ti­on auf die Spit­ze zu trei­ben: Auch Sams­tag und Sonn­tag könn­ten ja bei ent­spre­chen­der Aus­wei­tung des Urlaubs­an­spruchs abge­schafft wer­den. Ich glau­be aber nicht, dass das funk­tio­niert – zu vie­le wür­den dann, dank exter­ner oder selbst­ge­setz­ter Zwän­ge, regel­mä­ßig Sie­ben­ta­ge­wo­chen durch­ar­bei­ten. Oder?

Das Medium vollendeter parasozialer Interaktion

Ornamental symmetry

Wenn nun das „Pro­blem“ von Twit­ter und Co. nicht die (zu har­ten) Leser­kom­men­ta­re wären, son­dern die Vor­täu­schung von Gesell­schaft, Nähe …?

Julia See­li­ger

Das passt ganz gut zu dem, was in der Medi­en­psy­cho­lo­gie als para­so­zia­le Inter­ak­ti­on bekannt ist (ich ver­lin­ke auf die eng­li­sche Wiki­pe­dia, weil der Arti­kel mal wie­der deut­lich bes­ser als sein deutsch­spra­chi­ges Pen­dant ist). Mir ist die­ser Begriff im Stu­di­um begeg­net, als es dar­um ging, was Men­schen mit Fern­seh­se­ri­en machen. 

Para­so­zia­le Inter­ak­ti­on beschreibt etwas, was auf den ers­ten Blick wie eine sozia­le Inter­ak­ti­on aus­sieht: zwei Per­so­nen han­deln in wech­sel­sei­ti­gem Bezug auf­ein­an­der. Para­so­zi­al ist es des­halb, weil die­ses Han­deln ein­sei­tig statt­fin­det. Auf der einen Sei­te steht eine rea­le Per­son, die das Gefühl hat, mit einer zwei­ten, fik­ti­ven Per­son – z.B. einem Cha­rak­ter in einer Fern­seh­se­rie oder dem Medi­en­bild einer „cele­bri­ty“ – sozi­al zu inter­agie­ren. Sie ver­folgt das Leben der fik­ti­ven Per­son, fie­bert mit, lernt ihn oder sie ken­nen, kurz, die rea­le baut über die Zeit eine emo­tio­na­le Bin­dung zur fik­ti­ven Per­son auf. Die­se bleibt aller­dings not­ge­drun­gen ein­sei­tig; der Fern­seh­bild­schirm wirkt als Ein­weg­spie­gel im sozia­len Handeln. 

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Blended Participation: Grüner Mitgliederentscheid gestartet

Wäh­rend es bei der SPD „Das Wir ent­schei­det“ heißt, lau­tet das Leit­mo­tiv des am 2. Mai 2013 gestar­te­ten Mit­glie­der­ent­scheids von Bünd­nis 90/Die Grü­nen „Hier bist Du ent­schei­dend!“. Nach der Urwahl ihrer Spit­zen­kan­di­da­tIn­nen set­zen die Grü­nen damit zum zwei­ten Mal einen Betei­li­gungs­ak­zent im Vor­feld der Bun­des­tags­wahl 2013. 

In Anleh­nung an „blen­ded lear­ning“, also die Mischung von Online- und Off­line-Antei­len in Kur­sen und Semi­na­ren, kann dabei von „blen­ded par­ti­ci­pa­ti­on“ gespro­chen wer­den. Statt wie beim „Vir­tu­el­len Par­tei­tag“ allei­ne auf „online“ zu set­zen, inte­griert der Mit­glie­der­ent­scheid „klas­si­sche“ For­men der par­tei­in­ter­nen Mei­nungs­bil­dung mit Online-Aspek­ten. In den ein­zel­nen Pha­sen gibt es dabei unter­schied­li­che Akzentuierungen.

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Zum Abend des Tags der Arbeit

Desktop work break

Jut­ta All­men­din­ger, Wis­sen­schafts­zen­trum Ber­lin, spricht sich u.a. in der Bri­git­te dafür aus, die regu­lä­re Voll­zeit­ar­beits­zeit auf 32 Stun­den zu ver­kür­zen. Ähn­lich ein Auf­ruf diver­ser Per­sön­lich­kei­ten des öffent­li­chen Lebens aus dem Febru­ar 2013 für die 30-Stunden-Woche.

Fin­de ich gut. Auch wenn eine Ver­kür­zung auf 32 oder 30 Stun­den gar kei­ne ganz so revo­lu­tio­nä­re Maß­nah­me ist – dem einen oder der ande­ren wird noch die Paro­le „35-Stun­den-Woche“ der IG Metall aus den 1980er Jah­ren in Erin­ne­rung sein, die dann in die­ser Bran­che auch umge­setzt wur­de. So groß sind die Dif­fe­ren­zen nicht, auch wenn die rea­le Ent­wick­lung in den letz­ten Jah­ren in eine ande­re Rich­tung gegan­gen ist.

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