Christoph Kappes, Jan Krone und Leonard Novy haben vor kurzem die dritte Ausgabe ihres Buchs Medienwandel kompakt vorgestellt (näheres zum Buch). Das Konzept dieses Buches sieht vor, dass relevante „Netzveröffentlichungen“ zu – so der Untertitel – „Medienökonomie, Medienpolitik und Journalismus“ gebündelt auf Papier bzw. in ein e‑Book gebracht werden. Also, wie bereits beim Vorgängerband, quasi eine Blogbeitragsammlung auf Papier. Dieses Mal deckt das Buch den Zeitraum 2014–2016 ab. Der Artikelauswahl der Herausgeber zufolge sind dominierende Themen in dieser Periode etwa die Debatte um Filterblasen und Echokammern. Bots und Algorithmen tauchen auf, das Verhältnis von Autorenschaft zu Plattformen, aber auch politisch-rechtliche Fragen rund um Themen wie Privatheit, Netzneutralität und Hate Speech. Der weitaus größte Teil der Beiträge befasst sich mit der (innerjournalistischen) Debatte um die Zukunft, Arbeitsweisen und Finanzierungsformen des Journalismus.
Ich freue mich, dass auch ein kurzer Text von mir (Warum Click-Aktivismus etwas ändern kann) es in diese Sammlung geschafft hat. Trotzdem bin ich mir nach wir vor nicht sicher, wo der Mehrwert des Medienwandel kompakt liegt. Mir fehlt eine Einordnung der Texte, auch im zeitlichen Verlauf. Mit dem inzwischen dritte Band böte es sich ja geradezu an, Aussagen dazu zu treffen, wie sich Diskurse verschoben haben, welche Themen neu auftreten, und welche in der Versenkung verschwunden sind. Ich kann mir vorstellen, wie viel Arbeit damit verbunden ist, passende Texte herauszusuchen, mit den Autoren (und zahlenmäßig immer noch wenigen Autorinnen) zu verhandeln, mit dem Verlag zu verhandeln und so weiter. Dennoch wird das vorliegende Buch dem selbst gesetzten Anspruch der Herausgeber, „einen kompakten Überblick über die Debatten der vergangenen drei Jahre zur Medientransformation zu liefern“, nur bedingt gerecht.
Als Materialsammlung ist der Medienwandel kompakt (trotz der Frage nach Repräsentativität, und trotz der nach wie vor unbefriedigenden Abbildung von Blogtexten auf Papier, insbesondere hinsichtlich des Umgangs mit Links und Kommentaren) wunderbar. Aber die wenigen Seiten Einleitung reichen nicht aus, die sammelbandtypisch kontextlosen – und blogtypisch meist kurzen und nicht akademisch referenzierten – Texte hinsichtlich Medienentwicklung und Kommunikationswandel einzuordnen, und ihre Relevanz für den betrachteten Zeitraum sichtbar zu machen. Oder anders gesagt: die Selbstbeobachtung der Netzdiskurse ist nicht durch ihre Sammlung abgeschlossen. Wenn Algorithmen (hier das gute alte wordle.net) den fehlenden einordnenden Vergleich (hier: die häufigsten 75 Wörter aus den beiden Inhaltlsverzeichnissen) vornehmen würden, käme möglicherweise das Bild oben heraus – links der Diskurs 2011–2013, rechts der Diskurs 2014–2016. „Warum Journalismus?“ – das scheint der Kern zu sein.
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