Brandung (6)

Im sechs­ten Teil der SF-Serie erfah­ren wir, wie Mar­tha ihren Sams­tag ver­bracht hat.

Brandung (6)

Den Sams­tag­nach­mit­tag hat­te Mar­tha damit zuge­bracht, mit dem Rad durch die Stadt zu fah­ren. Sie hat­te lan­ge gebraucht, um sich sicher zu sein – aber jetzt war sie es. Sie hat­te einen Plan: Sie woll­te das Gespräch mit Dr. May­mo­th suchen. Wenn sie die Lei­te­rin der For­schungs­ab­tei­lung nicht dazu brin­gen konn­te, ihre Beden­ken gegen das Vor­ha­ben ernst zu neh­men, wür­de sie ihre Kün­di­gung ein­rei­chen. Soviel Kon­se­quenz muss­te sein. 

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Datenschutz vs. Social Media im Clash der Generationen

Security

Das Unab­hän­gi­ge Lan­des­zen­trum für Daten­schutz Schles­wig-Hol­stein ist eine renom­mier­te Ein­rich­tung, die sich um den Daten­schutz in Deutsch­land ver­dient gemacht hat. Dar­an besteht gar kein Zweifel. 

Trotz­dem zweif­le ich dar­an, ob das mit dem Daten­schutz noch lan­ge gut gehen wird, um das mal so salopp zu sagen. Das jüngs­te Bei­spiel ist die Pres­se­mit­tei­lung des Daten­schutz­zen­trums zu Face­book. Dar­in wird u.a. gefor­dert, dass „Stel­len“ in Schles­wig-Hol­stein Face­book-Fan­pages (z.B. die­se hier) abzu­schal­ten haben und „Social-Plug­ins wie den ‚Gefällt mir‘-Button“ aus ihrer Web­site ent­fer­nen müs­sen. Soll­te dies nicht bis Ende Sep­tem­ber gese­hehn, droht das Daten­schutz­zen­trum mit erheb­li­chen Buß­gel­dern. Am liebs­ten wür­den sie Face­book ganz ver­bie­ten. So heißt es am Ende der Pressemitteilung: 

Nie­mand soll­te behaup­ten, es stün­den kei­ne Alter­na­ti­ven zur Ver­fü­gung; es gibt euro­päi­sche und ande­re Social Media, die den Schutz der Per­sön­lich­keits­rech­te der Inter­net-Nut­zen­den erns­ter neh­men. Dass es auch dort pro­ble­ma­ti­sche Anwen­dun­gen gibt, darf kein Grund für Untä­tig­keit hin­sicht­lich Face­book sein, son­dern muss uns Daten­schutz­auf­sichts­be­hör­den dazu ver­an­las­sen, auch die­sen Ver­stö­ßen nachzugehen. 

Äh, ja. Ich fin­de die­ses Vor­ge­hen aus zwei Grün­den falsch. Ers­tens gehe ich davon aus, dass es mög­lich ist, auch Face­book-Pro­fi­le daten­schutz­kon­form zu ver­lin­ken. Statt mit der Buß­geld­keu­le zu dro­hen, wäre eine „So geht’s richtig“-Anleitung hilf­reich. Zwei­tens über­sieht das Daten­schutz­zen­trum, gera­de auch in sei­ner Bewer­tung, den Cha­rak­ter von Face­book und ande­ren Ange­bo­ten als qua­si-öffent­li­chen sozia­len Orten. Ein Face­book-Pro­fil lässt sich nicht ein­fach zu einem angeb­lich bes­se­ren euro­päi­schen Social-media-Anbie­ter umzie­hen (weil der Mehr­wert einer ver­netz­ten Com­mu­ni­ty nicht ein­fach umzieh­bar ist), sowas wie „Platt­form­neu­tra­li­tät“ oder einen glo­ba­len Cross-Platt­form-Ver­net­zungs­stan­dard gibt es bis­her nicht. 

Damit aber bleibt die mehr oder weni­ger frei­wil­li­ge Ent­schei­dung vie­ler Men­schen für ein Pro­fil bei einer Daten­kra­ke der Sta­tus quo. Die Geschäfts­prak­ti­ken von Face­book ver­sto­ßen wohl teil­wei­se gegen das deut­sche Daten­schutz- und Tele­me­di­en­recht. Face­book selbst ist nicht angreif­bar, weil kein Sitz in Deutsch­land. Des­we­gen geht das Daten­schutz­zen­trum den Weg über den Rücken der Nut­ze­rIn­nen. Nur: War­um soll­te das Face­book in irgend­ei­ner Wei­se beeindrucken? 

Bes­ser wäre es doch in der Tat, dar­über auf­zu­klä­ren, in wel­cher Wei­se Face­book weit­ge­hend daten­schutz­kon­form genutzt wer­den kann, evtl. auch die Ent­wick­lung z.B. ent­spre­chen­der Brow­ser-Exten­si­ons zu unter­stüt­zen – und sich auf inter­na­tio­na­ler Ebe­ne dafür ein­zu­set­zen, eine Regu­lie­rung sozia­ler Netz­wer­ke auch im Sin­ne des Ver­brau­cher- und Daten­schut­zes hin­zu­krie­gen. Und letzt­lich muss es auch dar­über gehen, dar­über nach­zu­den­ken, was Daten­schutz in einer Gesell­schaft bedeu­tet, die einen Mehr­wert dar­aus zieht, sich mit qua­si-öffent­li­chen digi­ta­len Medi­en in pri­va­ter Hand sozi­al zu vernetzen.

Der Droh­keu­len­al­lein­gang scheint mir jeden­falls das fal­sche Mit­tel zu sein, und klingt, gera­de zwi­schen den Zei­len, nach etwas ganz ande­rem: Nach einem Clash zwi­schen dem klas­si­schen Gut-Böse-Sche­ma des Daten­schut­zes der 1980er Jah­re und einem selbst­ver­ständ­li­chen Umgang damit, die Kon­trol­le über die eige­nen Daten ein Stück weit preis zu geben.

War­um blog­ge ich das? Weil ich mich vom Daten­schutz­zen­trum nicht ver­tre­ten füh­le. Und wohl nicht der ein­zi­ge bin, dem das so geht.

P.S.: Der SF-Autor Charles Stross macht sich in einer Key­note bei der USE­NIX-Kon­fe­renz Gedan­ken dar­über, was für Impli­ka­tio­nen Tech­no­lo­gie wie „Lifel­og­ging“ auf Com­pu­ter­si­cher­heit haben.

Brandung (5)

Der fünf­te Teil mei­ner SF-Geschich­te. Und noch immer kein tota­ler Strom­aus­fall. Die vor­he­ri­gen vier Teil sind hier zu fin­den. Kom­men­ta­re und Feed­back wei­ter­hin gern gese­hen – viel Spaß!

Doors

Brandung (5)

Kath hat­te die bei­den Schmet­ter­lin­ge auf ihre Schul­ter gesetzt. Der Weg vom drit­ten Stock her­un­ter sah am Sonn­tag­mor­gen nicht bes­ser aus als der, den sie Frei­tag­abend hin­auf gegan­gen war. Der her­ab­ge­fal­le­ne Putz war jetzt gleich­mä­ßig ver­schmiert und hat­te eine graue Far­be ange­nom­men. Mies­mu­tig stapf­te Kath zur Haus­tür hin­aus. Ihre Stra­ße bot ein fried­li­ches Bild. Noch war es nicht zu warm. Ein Rei­ni­gungs­ro­bo­ter saug­te, sich lang­sam die Stra­ße ent­lang­tas­tend, den Dreck der Sams­tag­nacht auf. Bis auf die Schlan­ge vor dem Back­au­to­ma­ten­ki­osk an der Stra­ßen­ecke war es men­schen­leer. Kath über­leg­te einen Moment, ob sie sich anstel­len soll­te. Letzt­lich sieg­te ihre Unru­he, gestei­gert noch durch das unge­dul­di­ge Trap­peln von Ber­tis Schmet­ter­ling auf ihrer Schulter.

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Brandung (4)

Der vier­te Teil mei­ner SF-Geschich­te „Bran­dung“.

Butterfly on blue sky V

Brandung (4)

Wochen­en­de. Gele­gen­heit, um aus­zu­schla­fen, end­lich mal die Wäsche zu waschen, die sich die gan­ze Woche über ange­sam­melt hat, und krampf­haft zu ver­su­chen, nicht an das zu den­ken, was Dr. May­mo­th plante. 

Kath lag auf ihrem Bett­so­fa und ver­such­te, wie­der in den Schlaf zu fin­den. Ein Kli­ckern hin­der­te sie dar­an, und auf­ge­reg­te Flü­gel­schlä­ge. „Lass mich doch schla­fen, Schmet­ter­ling!“ Es half nichts – Schmet­ter­ling hör­te erst auf, um sie her­um zu schwir­ren, nach­dem sie sich auf­ge­setzt hat­te. Sofort flat­ter­te er Rich­tung Fens­ter. Klack, klack, klack. Sein Eben­part, drau­ßen auf der Fens­ter­schei­be. Hat­te Ber­ti ihn also noch. Kath öff­ne­te das Fens­ter. Dem Licht nach war es noch früh an die­sem Sonn­tag­mor­gen. Ver­schla­fen kram­te Kath nach ihrem Smart­phone – rich­tig, sechs Uhr mor­gens. Kei­ne Zeit, um an einem Sonn­tag­mor­gen von Schmet­ter­lin­gen geweckt zu wer­den. Aber wo sie jetzt schon wach war …

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Brandung (3)

Teil III mei­ner SF-Fort­set­zungs­ge­schich­te. Alle Tei­le sind unter dem Schlag­wort „Bran­dung“ zu finden.

Architecture II

Brandung (3)

Wie an fast jedem Tag leg­te Mar­tha die Stre­cke vom Water Tower zu ihrem klei­nen Häus­chen in der Apfel­sied­lung am Stadt­rand mit dem Fahr­rad zurück. Die heu­ti­ge Prä­sen­ta­ti­on ihrer obers­ten Che­fin ging ihr nicht aus dem Kopf, als sie rou­ti­niert auf die lin­ke Spur des Rad­ex­press­wegs wech­sel­te und die Stadt­rä­der der Tou­ris­ten­grup­pe über­hol­te. Dr. May­mo­th konn­te eine ech­te Inspi­ra­ti­on sein. Nach allem, was Mar­tha dar­über wuss­te, hat­te die For­sche­rin ihren Pos­ten bekom­men, weil sie die wich­tigs­te euro­päi­sche Exper­tin für effi­zi­en­te Was­ser­in­fra­struk­tu­ren war. Und wenn jemand ihre Mei­nung inter­es­siert hät­te, war­um Glo­bal Water in den Jah­ren nach der ame­ri­ka­ni­schen Kri­se so rasant gewach­sen war, dann hät­te sie auf Dr. May­mo­ths Visi­on als Inge­nieu­rin ver­wie­sen – und nicht auf das Mar­ke­ting, die Finanz­ab­tei­lung oder Fra­gen der Ver­trags­ge­stal­tung. Kurz gesagt: Dr. May­mo­th war ein Vor­bild für sie. Umso mehr war Mar­tha beun­ru­higt dar­über, was in den letz­ten Wochen in der For­schungs­ab­tei­lung kol­por­tiert wur­de, und was im heu­ti­gen Vor­trag dann kon­zern­öf­fent­lich gemacht wur­de: Glo­bal Water woll­te an das Was­ser selbst her­an. Nano, um kon­ti­nu­ier­lich die Qua­li­tät zu kon­trol­lie­ren – und jede ille­ga­le Ent­nah­me sofort auf­zu­klä­ren. Wis­sen­schaft­lich eine extrem span­nen­de Her­aus­for­de­rung, da konn­te sie Dr. May­mo­th nur zustim­men – aber ethisch höchst bedenklich. 

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