Elf Sätze zum Veggie-Day und zur FDP

Kein Faden ist FDP und CDU der­zeit zu dünn, um nicht doch zu ver­su­chen, dar­an eine Sau durch den Land­tags­wahl­kampf zu zer­ren. Das neus­te Tier­chen kommt aus dem Tier­schutz­ka­pi­tel des grü­nen Land­tags­wahl­pro­gramms. Dort heißt es auf Sei­te 69 im Kon­text, Tier­schutz und Kli­ma­schutz zu ver­knüp­fen: „In Schu­len, Men­sen und öffent­li­chen Kan­ti­nen soll­te über vega­ne und vege­ta­ri­sche Ernäh­rung auf­ge­klärt und die­se auch immer in guter Qua­li­tät ange­bo­ten werden.“ 

Dar­aus wird dann bei der FDP (mit Bezug auf omi­nö­se Pres­se­be­rich­te und eine State­ment von Ulri­ke Höf­ken MdB): „Jetzt gehen die Grü­nen in ihrer Ver­bots­kul­tur so weit, dass sie den Bür­ge­rin­nen und Bür­gern sogar vor­schrei­ben wol­len, was die­se essen sollen.“

Suche den Unter­schied! Wir for­dern im Land­tags­wahl­pro­gramm gar kei­nen Veggie-Day, son­dern wol­len in öffent­li­chen Kan­ti­nen a. über vege­ta­ri­sche Ernäh­rung infor­mie­ren und b. dafür sor­gen, dass die Viel­falt an Aus­wahl­mög­lich­kei­ten durch gute vege­ta­ri­sche und vega­ne Ange­bo­te erhöht wird. Was die FDP dage­gen haben könn­te, ist mir schlei­er­haft. Ent­spre­chend an den Haa­ren her­ge­zo­gen ist der Ver­such, Wahl­kampf zu betrei­ben. Aber selbst wenn: Was wäre so schlimm dar­an, in Kan­ti­nen ein­mal in der Woche nur hoch­wer­ti­ges vege­ta­ri­sches Essen anzubieten?

30 Antworten auf „Elf Sätze zum Veggie-Day und zur FDP“

  1. Selbst wenn es schon immer eine vege­ta­ri­sche (sehr sel­ten vega­ne) und ggf. öko­lo­gi­sche Alter­na­ti­ve gibt, heißt dass nicht unbe­dingt, dass die Hun­ger­ha­ben­den dies auto­ma­tisch auch nutzen.

    War­um also nicht eine Mischung aus Bot­tom-up und Top-down, um das Ziel schnel­ler zu errei­chen und auch die Argu­men­ta­ti­on von bspw. der FDP auszuspielen?

    Über­all Grü­ne Lan­des­re­gie­run­gen, die mit­tel­fris­tig Veggie-Days ein­füh­ren, gekop­pelt mit akti­ven Mit­glie­dern der jewei­li­gen Insti­tu­tio­nen, die ihre Kolleg_innen für einen fleisch­frei­en Tag begeis­tern – hach, tagträum ;-)

    vgl. die Aktio­nen in Lüneburg: 

    Zustim­mung von mei­ner Sei­te daher!

    1. @Bastian: Nicht nur bay­risch – auch in der Frei­bur­ger Men­sa gibt es tra­di­tio­nell Frei­tags Fisch oder Milch­reis. Wobei Fisch nun wirk­lich nicht vege­ta­risch ist, und Milch­reis viel­leicht nicht so ganz das aus­ge­wo­ge­ne Essen wäre. 

      @Korbinian: Wer als die Poli­tik (sprich: in dem Fall, die öffent­li­che Ver­wal­tung) soll sich denn hier vor­bild­haft verhalten?

      @Jan: Befürch­te ich auch. Wie sieht eine gute Gegen­stra­te­gie aus?

  2. Tja­ha, die ler­nen halt von den ame­ri­ka­ni­schen Rech­ten und Sarah Palin, die ja auch wie­der und wie­der Michel­le Oba­ma dafür angrei­fen, dass sie gesün­de­res Essen in Schul­kan­ti­nen fordert. 

    („ins­tead of a govern­ment thin­king that they need to take over and make decis­i­ons for us accor­ding to some poli­ti­ci­an or politician’s wife prio­ri­ties, just lea­ve us alo­ne, get off our back, and allow us as indi­vi­du­als to exer­cise our own God-given rights to make our own decis­i­ons and then our coun­try gets back on the right track.“) 

    So ein popu­lis­ti­sches Geschwätz vom tyran­ni­schen bevor­mun­den­den Staat hat auch bei uns eine gro­ße Zukunft, befürch­te ich. Die FDP ist gera­de erst dabei die­ses rhe­to­ri­sche Poten­ti­al zu ent­de­cken. Dabei spielt es glau­be ich für die Wir­kung sol­cher Sprü­che kei­ne gro­ße Rol­le, wenn dabei nur ein Stroh­mann ange­grif­fen wird.

  3. Wie sieht eine gute Gegen­stra­te­gie aus?

    Ich glau­be rhe­to­risch kann man nur bedingt viel machen. Die Beto­nung von Aus­wahl und „lecker“ ;) ist schon ganz gut. Viel­leicht Hip­pie und Veggie-Voka­bu­lar vermeiden. 

    Ansons­ten: Ein­fach machen. Nach kur­zer Zeit gewöh­nen sich alle dran und mer­ken, dass es gar nicht so schlimm ist. 

    Ähn­li­che Dis­kus­sio­nen wer­den auch z.B. noch beim The­ma Gebäu­de­sa­nie­rung auf uns zukom­men. (Ener­gie­spar­lam­pen haben wir ja schon durch :)

  4. Hal­lo till we,

    „Aber selbst wenn: Was wäre so schlimm dar­an, in Kan­ti­nen ein­mal in der Woche nur hoch­wer­ti­ges vege­ta­ri­sches Essen anzubieten?“

    Es spricht nichts dage­gen, wenn alter­na­tiv zu Fleisch­ge­rich­ten auch hoch­wer­ti­ge vege­ta­ri­sche Küche ange­bo­ten wird. Dann hat der Kon­su­ment die Wahl. Alles ande­re ist intolerant.

    Das gilt natür­lich nur für Kan­ti­nen die irgend­wie in staat­li­cher Hand sind. Sobald es rei­ne Pri­vat­be­trie­be sind, soll­te sich der Staat über­haupt nicht ein­mi­schen. Gibt es eine Nach­fra­ge regelt das der Markt. Bei mir in der Nähe gibt es zum Bei­spiel ein sehr gutes, rein vega­nes Restaurant.

    Herz­li­che Grü­ße, ffreiberger

  5. @ffreiberger: Hmm, der sel­ben Logik zufol­ge (wir sind immer noch bei öffent­li­chen Kan­ti­nen, Men­sen usw.) müss­te ich vor dem BVerfG mein Grund­recht auf Scho­ko­la­den­pud­ding ein­kla­gen kön­nen, wenn eine die­ser Ein­rich­tun­gen es wagt, mal kei­nen anzu­bie­ten, oder?

    1. @Jemand: Denk doch an die Befind­lich­kei­ten! Wir armen Baden- und Würt­tem­ber­ger! Wo doch sogar unser grü­nes Pla­kat „VOLLE KANNE HEIMAT“ ne Kuh zeigt. Mein ulti­ma­ti­ver Vor­schlag für das CDU-kom­pa­ti­ble Wor­ding für den Veggie-Day:

      „EINMAL PRO WOCHE KÄSSPÄTZLE ESSEN!“

  6. @till

    Eben nicht. Fleisch wird immer­noch (ob es gefällt oder nicht) von der Mehr­heit kon­su­miert und auch gefor­dert. Ich fin­de der Staat soll­te dar­auf Rück­sicht neh­men, wie auch auf Min­der­hei­ten Rück­sicht genom­men wird. Dein Scho­ko­la­den­ver­gleich läuft ins lee­re, da ich ja nicht for­de­re das über­all immer ein Fleisch­ge­richt zu Ver­fü­gung gestellt wer­den muss.

    Mir geht es um die Pflicht. Ich ver­ste­he dich so, dass du einen bin­den­den Veggie-Day in der Woche ein­füh­ren möch­test. Ich sehe das als eine Bevor­mun­dung staat­li­cher­seits, die nicht begründ­bar ist. Hier wird eine Erzie­hung vor­ge­nom­men, die wenn tat­säch­lich sinn­voll auf Ein­sicht des Ein­zel­nen erfol­gen sollte.

    So wie nie­mand gezwun­gen wird Fleisch zu essen, soll­te es auch nie­man­den ver­währt wer­den. Der Spieß lässt sich auch umdre­hen. An einem ande­ren Tag kann man ja einen rei­nen Fleisch­tag ohne Bei­la­gen beschließen.

    @Matthias

    Ja, hab schon­mal davon gehört. Fin­de das aber nicht sehr schlüs­sig, weil an den Haa­ren her­bei­ge­zo­gen. So las­sen sich noch ganz ande­re Din­ge auf­zie­hen um Frei­hei­ten aller Art ein­zu­schrän­ken. An allem ist der Kli­ma­wan­del schuld und wenn nicht die Wirtschaftskrise.

    Herz­li­che Grü­ße, ffreiberger

  7. @ffreiberger: Die Mehr­heit isst auch ger­ne Schokoladenpudding ;-) 

    Mir ist – beim Blick in dein Blog – klar, dass du das als staat­li­che Bevor­mun­dung siehst. Aber es geht ja, und des­we­gen passt auch das „rei­ner Fleischtag“-Beispiel nicht, nicht um Bevor­mun­dung um der Bevor­mun­dung wil­len, son­dern um bestimm­te poli­ti­sche Zie­le. Z.B. um den Umwelt­schutz, inzwi­schen ja als staat­li­ches Ver­fas­sungs­ziel ins Grund­ge­setz auf­ge­nom­men (Art. 20a).

    Wenn es ein­fach nur dar­um gin­ge, eine bestimm­te ästhe­ti­sche Vor­lie­be („Frei­tags nie dunk­le Soße“) durch­zu­set­zen, wür­de ich dir recht geben. 

    Da die Kli­ma­bi­lanz von fleisch­hal­ti­ger Ernäh­rung aber nach­ge­wie­se­ner­ma­ßen um ein viel­fa­ches schlech­ter ist als die einer fleisch­frei­en oder gar vega­nen Ernäh­rung (vgl. auf die Schnel­le z.B. hier), wäre ein „Veggie-Day“ (oder eben auch ein ver­grö­ßer­tes Ange­bot an vega­nen und vege­ta­ri­schen Aus­wah­len in öffent­li­chen Kan­ti­nen) ein wirk­sa­mes Mit­tel, um die ernäh­rungs­be­zo­ge­ne CO2-Bilanz des öffent­li­chen Sek­tors zu ver­bes­sern. Und neben­bei vege­ta­ri­sche Gerich­te schmack­haft zu machen (wie oben schon gesagt: Käs­spätz­le statt Schäu­fe­le oder Gemü­se­pfann­ku­chen statt Schnit­zel stel­len nun kei­nen Gau­men vor eine beson­ders gro­ße Herausforderung). 

    Ein rei­ner Fleisch­tag wäre nicht nur mit Blick auf die CO2-Bilanz kon­tra­pro­duk­tiv, son­dern igno­riert auch, dass Vege­ta­rie­rIn­nen eben kein Fleisch essen (hier lie­ße sich auch par­al­lel zum The­ma Rauchen/Nichtrauchen argu­men­tie­ren), und es dar­über hin­aus vie­le Men­schen gibt, die bestimm­te Sor­ten Fleisch nicht essen, z.B. aus reli­giö­sen Grün­den. Und alle jeweils ande­re. Men­schen, die nur Fleisch essen, gibt es dage­gen kaum. Inso­fern ist die Argu­men­ta­ti­on hier eben nicht sym­me­trisch – auch wenn die FDP das nicht ein­se­hen mag.

    (P.S.: Und es hin­dert einen ja auch nie­mand dar­an, an einem Veggie-Day eben woan­ders als in der Kantine/Mensa zu essen oder sich ein Wurst­brot mitzunehmen)

  8. [Edit: lag im Spam, sor­ry, ver­mut­lich wg der IMG/URL-Bau­tei­le … habe den Bei­trag gra­de erst gese­hen. TW, 15.2.2011, 11:13]

    Hal­lo till,

    ich spre­che nicht für die FDP, son­dern nur für mich.

    Dei­ne Argu­men­te über­zeu­gen mich lei­der nicht, aber ich gebe zu, das mein Bei­spiel nicht so recht funktioniert.

    Ich ver­su­che es ein­mal anders. Du argu­men­tierst mit der CO2-Bilanz und damit mit dem Klimawandel.
    Ich bestrei­te den Kli­ma­wan­del nicht, war­um soll­te ich auch. Das Kli­ma wan­delt sich immer.
    Es ist nun aber so eine Sache mit dem Kli­ma­wan­del, nie­mand kann genau sagen was zu tun ist. Es gibt immer Unsi­cher­hei­ten und die Pro­gno­sen ste­hen auf ähn­lich wacke­li­gen Bei­nen wie die Wet­ter­vor­her­sa­ge. Es han­delt sich ein­fach um Modell­rech­nun­gen mit gewis­sen Annah­men. (Ich emp­feh­le die Serie „Klei­nes Kli­ma Kalei­do­skop“ http://83273.homepagemodules.de/topic-threaded.php?forum=28&id=2692 uns „Deutsch­land im Öko-Wür­ge­griff“ http://zettelsraum.blogspot.com/2008/05/deutschland-im-ko-wrgegriff-8-ber.html )

    Ich ste­he auf dem Stand­punkt ein­mal abzu­war­ten was pas­siert. Es wird Gewin­ner und Ver­lie­rer eines Kli­ma­wan­dels geben. Den Gewin­nern Gra­tu­la­ti­on, den Ver­lie­rern müs­sen wir helfen.
    Das kön­nen in einem Fall Dei­che sein, in einem ande­ren Bewäs­se­rungs­an­la­gen usw.

    Wer sagt über­haupt, dass das heu­ti­ge Kli­ma das Opti­mum darstellt?

    Also wenn man das so sieht wie ich, viel­leicht etwas naiv, dann kann dei­ne Argu­men­ta­ti­on nicht greifen.

    Kli­ma­schutz ist außer­dem nicht gleich­zu­set­zen mit Umweltschutz.

    Staat­li­che Ein­grif­fe sind aus mei­ner Sicht auch nicht unbe­grenzt gerecht­fer­tigt auch wenn ein Ziel im Grund­ge­setz erwähnt wird. Die­se ste­hen näm­lich im Span­nungs­ver­hält­nis ggü. den eben­falls im GG erwähn­ten Bür­ger­rech­ten. Hier ist jeweils gründ­lich abzu­we­gen. Hier habe ich nun mei­ne Zwei­fel, ob das über Auf­klä­rung hin­aus gehen kann.

    Ich glau­be das an die­ser Stel­le der Dis­senz zu groß wird und schla­ge vor: Let´s agree to dis­agree. [URL=http://www.World-of-Smilies.com][IMG]http://www.world-of-smilies.com/wos_essen/26.gif[/IMG][/URL]

    Herz­li­che Grü­ße, ffreiberger

    P.S.: Das mit der Kli­ma­bi­lanz zie­he ich auch in Zwei­fel, weil wo fan­gen wir an und wo hören wir auf? Wun­der­voll auf den Punkt bringt es die­ser Arti­kel http://zettelsraum.blogspot.com/2008/05/deutschland-im-ko-wrgegriff-8-ber.html

  9. Ich fin­de es übri­gens, wo ich mir die Debat­te hier anschaue, erstaun­lich, wie weit sich die Umweltbewegung/die Grü­nen in ihren For­de­run­gen dem Dog­ma der Kon­su­men­ten­sou­ve­rä­ni­tät und Markt­do­mi­nanz ange­passt haben und sich trotz­dem noch anhö­ren müs­sen, per­sön­li­che Frei­hei­ten zu beschneiden.

    Es wird ja hier wirk­lich nur eine Aus­wei­tung des Ange­bots auf vege­ta­ri­sche Gerich­te gefordert. 

    Man stel­le sich ein­mal vor, die west­li­chen Indus­trie­staa­ten wür­den ihre Umwelt­po­li­tik tat­säch­lich so gestal­ten, wie es tat­säch­lich not­wen­dig wäre, um die Ent­wick­lung des Kli­ma­wan­dels effek­tiv ein­zu­däm­men. Dann wür­den wir näm­lich Rind­fleisch ver­bie­ten, das Flie­gen beschrän­ken und alle Autos außer dem 3L-Lupo ein­fach nicht mehr zulassen. 

    Aber nein, das for­dert ja nie­mand. Seit die Grü­nen 1998 fast die rot/grüne Regie­rung ver­geigt hät­ten, weil die einen Ben­zin­preis von fünf Mark gefor­dert haben, trau­en die sich ja auch nicht mehr so rich­tig viel. Es wür­den ja auch zu vie­le ihrer feel-good-Wäh­ler wie­der absprin­gen, wenn eine wirk­lich kon­se­quen­te Umwelt­po­li­tik gemacht wür­de. Von den ande­ren Par­tei­en ganz zu schwei­gen. Statt­des­sen wer­den jetzt eben vege­ta­ri­sche Gerich­te in Kan­ti­nen gefor­dert. Ist ja nicht schlecht, aber doch irgend­wie ganz schön harmlos.

    Aber lie­be FDP, gewöhnt Euch dar­an, dass eure Ideo­lo­gie des unbe­schränk­ten pri­va­ten Reich­tums und Kon­sums im Grun­de kei­ne Zukunft haben darf. Der Libe­ra­lis­mus soll­te sich mal lang­sam eine eige­ne Ant­wort auf Kli­ma­wan­del und schwin­den­de Res­sour­cen über­le­gen, wenn er nicht ganz irrele­vant wer­den will.

  10. „Aber selbst wenn: Was wäre so schlimm dar­an, in Kan­ti­nen ein­mal in der Woche nur hoch­wer­ti­ges vege­ta­ri­sches Essen anzubieten?“

    Hm, was wäre schlimm dar­an, einen Tag lang NUR Fleisch anzu­bie­ten, oder NUR Süßígkeiten?

  11. @Politik_Azubi

    „Hm, was wäre schlimm dar­an, einen Tag lang NUR Fleisch anzu­bie­ten, oder NUR Süßígkeiten?“

    Ver­mut­lich, dass dann eine beträcht­li­che Zahl an Men­schen an die­sem Tag eine Zwangs­di­ät ein­le­gen müss­ten. Aber wie Till ja bereits oben aus­ge­führt hat, sind hypo­the­ti­sche Fra­gen, wie Du sie hier auf­wirfst, logisch unzulässig.

    Zum Wahl­pro­gramm: Das gibt es auch in Kurz­fas­sung und in leich­ter Spra­che.

    @Jan Dei­nem Urteil der Harm­lo­sig­keit schlie­ße ich mich an. Nicht umsonst steht ja auch z. B. die Anti-Atom­kraft-Bewe­gung den Grü­nen wei­ter­hin skep­tisch gegen­über. Die For­de­rung, den „Atom­kon­sens“ wei­ter ein­zu­hal­ten, ist nicht das, was die Atom­kraft­geg­ner wollen.

  12. @Politik_Azubi: Zur Län­ge des Wahl­pro­gramms: es ist recht über­sicht­lich gestal­tet – der glei­che Inhal­te hät­te sich wohl auch auf 200 Sei­ten oder weni­ger packen las­sen, aber so ist es deut­lich les­ba­rer. Es gibt ein Index am Schluss, es gibt im Text Quer­ver­wei­se, es gibt klar her­vor­ge­ho­be­ne Leit­pro­jek­te, und es gibt (neben den schon genann­ten Kurz­fas­sun­gen) auch ein ers­tes Kapi­tel, das die wich­tigs­ten Zie­le zusam­men­fasst – ins­ge­samt macht das Pro­gramm m.E. sehr gut, auch auf einer kon­kre­ten Ebe­ne, klar, was mit Grüns als Regie­rungs­par­tei zu erwar­ten ist/wäre.

    @Jan: Inter­es­san­te Per­spek­ti­ve. Ich selbst bin da hin- und her­ge­ris­sen, weil ich tat­säch­lich nicht glau­be, dass ein öko­lo­gisch radi­ka­le­res Pro­gramm Umset­zungs­chan­cen hät­te. Letzt­lich stellt sich damit die Fra­ge nach dem gesell­schaft­li­chen Ort grund­le­gen­der Veränderungen.

  13. Die gesellschft­li­che und poli­ti­sche Umsetz­ba­reit steht natür­lich auf einem ganz ande­ren Blatt und ich schät­ze auch mode­ra­te und rela­ti­ve Fort­schrit­te. Und da steht Deutsch­land ja weni­ger schlecht dar als ande­re west­li­che Staaten.

    Ich hat­te ja neu­lich eine klei­ne Replik auf Dei­ne SPD-Pro­gramm­kri­tik geschrie­ben, falls Du dich erin­nerst. Dar­in hat­te ich aus­ge­drückt, was ich mir von einer poten­ti­el­len rot-grü­nen Regie­rung (im Bund) wün­sche. Mode­rat auf­tre­ten im Wahl­kampf, dann aber nicht zögern, etwas vom poli­ti­schen Kapi­tal zu inves­tie­ren in zunächst unpo­pu­lä­re, aber rich­ti­ge Aktio­nen wie damals Öko­steu­er, EEG usw. 

    Ich stel­le mir den Wäh­ler ger­ne als klei­nes Kind vor, das man mal an die Hand neh­men und trös­ten muss, wenn es zum Zahn­arzt geht. Da gibts erst viel Geze­ter, aber hin­ter­her war alles gar nicht so schlimm und die Schmer­zen sind weg. Wird man sich in ein paar Jah­ren wirk­lich noch dar­über auf­re­gen, dass in Restau­rants nicht mehr geraucht wer­den darf? Nein. Ist es wirk­lich so schlimm, hin und wie­der ein vege­ta­ri­sches Gericht zu essen? nein. usw. Irgend­wann ist es Normalität.

  14. @ffreiberger (16): Muss­te dei­nen Bei­trag aus dem Spam fischen, des­we­gen erscheint er erst jetzt. 

    Inhalt­lich: ich hal­te nichts davon, hier eine Dis­kus­si­on über „Gibt es den Kli­ma­wan­del wirk­lich? Und wenn ja, wäre er denn so schlimm?“ zu begin­nen. Ich bin über­zeugt davon, dass es einen men­schen­ge­mach­ten Kli­ma­wan­del gibt, dass es sinn­voll ist, dage­gen vor­zu­ge­hen. Und auch für die Bilan­zie­rung des CO2-Impacts ver­schie­de­ner Lebens­sti­le, Ernäh­rungs­wei­sen usw. inkl. der damit ver­bun­de­nen Abgren­zungs­pro­ble­me gibt es kla­re und nach­voll­zieh­ba­re wis­sen­schaft­li­che Metho­den. Auch wenn ich aus einer wis­sen­schafts­so­zio­lo­gi­schen Per­spek­ti­ve ger­ne bereit bin, auch mal dar­über zu reden, dass auch natur­wis­sen­schaft­li­che Erkennt­nis­se zu einem gewis­sen Grad Kon­stru­ke sind, erscheint es mir nicht sinn­voll, zu ver­su­chen, über die Umset­zungs­ebe­ne von Umwelt- und Kli­ma­po­li­tik zu reden, wenn die wis­sen­schaft­li­che Grund­la­ge dafür in Fra­ge gestellt wird. Das wäre dann so ähn­lich wie eine Argu­men­ta­ti­on anhand der Linie „Recht auf täg­lich Scho­ko­la­den­pud­ding, schon allein des­we­gen, weil unsicht­ba­re rosa Ein­hör­ner Bauch­weh ver­ur­sa­chen, wenn kein Scho­ko­la­den­pud­ding geges­sen wird.“

  15. @Tichodroma: Dan­ke für den Link mit der Kurz­fas­sung. Das ist wirk­lich kurz und ver­ständ­lich, aber auch so weich­ge­spült, dass es eigent­lich alles und nichts aus­sagt. Aber ich fürch­te, dar­an wird sich in die­sem Land auch in 1000 Jah­ren nichts ändern.

    Und sor­ry für mei­ne hypo­the­ti­sche Fra­ge. Aber gera­de bei Ernäh­rung gibt es wirk­lich mehr Mei­nun­gen als Wis­sen­schaft­ler und jeder meint die Weis­heit gepach­tet zu haben. Und da soll­te sich die Poli­tik nun nicht auch noch einmischen. 

    @Till: 241 Sei­ten – da lese ich ein span­nen­des Buch, ein paar Kurz­ge­schich­ten o.ä. – aber kein Wahl­pro­gramm. Viel­leicht soll­te man sich mal auf ein paar weni­ger Punk­te kon­zen­trie­ren, die in den kom­men­den Jah­ren auch WIRKLICH umsetz­bar sind, anstatt so zu tun als hät­te man für alles eine Lösung und zu allem eine Meinung.

    Denn echt: Wer liest denn sowas, außer einer klei­nen eli­tä­ren Grup­pe, ein paar Hard­core-Wäh­lern und den Ver­fas­sern selber?

  16. @Politik_Azubi: Ich gehe davon aus, dass die meis­ten Men­schen bestimm­te The­men haben, die ihnen wich­tig sind. Das Wahl­pro­gramm macht es rela­tiv ein­fach, sich – ver­tie­fend zur all­ge­mei­nen Rich­tung im Kurz­pro­gramm bzw. im ers­ten Kapi­tel – genau an den Stel­len, die einen oder eine wirk­lich inter­es­sie­ren, ganz kon­kret dar­über zu infor­mie­ren, was Grü­ne bei die­sen jeweils wich­ti­gen The­men wol­len. Dass das Wahl­pro­gramm von allen Wäh­le­rIn­nen von vor­ne bis hin­ten gele­sen wird, war glau­be ich nicht die Inten­ti­on, die wir damit ver­bun­den haben …

    @Jan: Ich erin­ne­re mich. Hm, ob Wäh­le­rIn­nen es ger­ne haben, wenn sie als klei­ne Kin­der behan­delt wer­den? Schließ­lich haben klei­ne Kin­der übli­cher­wei­se nicht die Mög­lich­keit, sich zu ent­schei­den, ob sie mit Mama zum Zahn­arzt oder mit Papa zum Süßig­kei­ten­la­den gehen (oder mit der gro­ßen Schwes­ter Scho­ko­la­den­pud­ding essen). Aber genau vor die­ser Wahl ste­hen wir Wäh­le­rIn­nen ja …

  17. @Politik_Azubi: Es geht bei der Ernäh­rung ja längst nicht nur um wis­sen­schaft­li­che Fra­gen zur per­sön­li­chen Gesund­heit oder zum Kli­ma. Ernäh­rung ist wesent­lich auch eine ethi­sche Fra­ge: Will ich, dass für mei­nen Genuss ande­re Tie­re gequält und getö­tet werden?

    Die Dis­kus­si­on sol­cher ethi­scher Fra­gen ist auf alle Fäl­le auch im poli­ti­schen Raum zu dis­ku­tie­ren. Bei ande­ren, wesent­lich weni­ger kon­kre­ten Fäl­len wie der PID, wird sogar der hei­li­ge Frak­ti­ons­zwang auf­ge­ho­ben! War­um wird mit ähn­li­cher Ernst­haf­tig­keit nicht auch über die Stel­lung des Men­schen unter den ande­ren Tie­ren diskutiert?

  18. @till:

    Da miss­ver­stehst du mich. Ich hal­te den Kli­ma­wan­del auch für eine Tat­sa­che. Habe ich auch oben so geschrieben.

    Nur, ich stel­le in Fra­ge wie man dar­auf ver­nünf­tig reagiert?

    Ich kann auf der einen Sei­te Gel­der aus­ge­ben für die Abmil­de­rung oder gar Ver­hin­de­rung eines Kli­ma­wan­dels in dem wir ver­su­chen das CO² zu redu­zie­ren und dabei jedes Mit­tel wäh­len, das dabei hilft. Dann wir­ke ich aber nur auf Pro­gno­sen ein, die ich nicht mit Sicher­heit abschät­zen kann.

    Die Kli­ma­to­lo­gie (?) ist mei­nen Kennt­nis­sen (zuge­ge­ben ich bin kein Fach­mann, stütz­te mich aber auf die oben genann­ten Quel­len) so kom­plex, das nicht jede Aus­wir­kung auf den Kli­ma­wan­del exakt vorr­aus­ge­sagt wer­den kann. Neben dem CO² gibt es ja noch vie­le ande­re Fak­to­ren, die auf den Kli­ma­wan­del einwirken.

    Ich den­ke eine ver­nünf­ti­ge­re, weil bere­chen­ba­re­re, Her­an­ge­hens­wei­se wäre die Aus­wir­kun­gen des Kli­ma­wan­dels abzu­war­ten und die­se dann punk­tu­ell abzu­mil­dern bzw. zu egalisieren.

    Es ist ja nicht so, das ein Kli­ma­wan­del nur Ver­lie­rer pro­du­ziert. Es wird auch Gewin­ner geben.

    Zu allen Zei­ten gab es schon wär­me­re (z.B. mit­tel­al­ter­li­che Warm­zeit) und käl­te­re (klei­ne Eis­zeit) kli­ma­ti­sche Bedin­gun­gen in Mit­tel­eu­ro­pa wie auch auf der gesam­ten Welt.

    Es gibt mei­nes Wis­sens kei­ne seriö­se Quel­le, die besagt, dass das Öko­sys­tem im Gesam­ten welt­weit kip­pen wür­de und man nier­gends mehr leben könnte.

    Herz­li­che Grü­ße, ffreiberger

  19. @ffreiberger: Dann habe ich das in der Tat miss­ver­stan­den. Aber auch die Posi­ti­on, der Kli­ma­wan­del kön­ne ja (für uns …) durch­aus posi­tiv sein, und die Fol­gen für ande­re sei­en unin­ter­es­sant, hal­te ich nicht für poli­tisch halt­bar. Zudem ist mein Stand des Wis­sens der, dass es auch in Deutsch­land eher zu hei­ße­ren Som­mern (Hit­ze­to­te, Nah­rungs­mit­tel­pro­ble­me …) und zu nas­se­ren Wet­ter im Win­ter kom­men wird (Über­schwem­mungs­er­eig­nis­se etc.). 

    Inso­fern muss ich dir wider­spre­chen: Abwar­ten ist kei­ne ver­nünf­ti­ge Her­an­ge­hens­wei­se. Viel­mehr ist es rich­tig, zu ver­su­chen, die zukünf­ti­ge Ent­wick­lung mög­lichst genau zu simu­lie­ren, sich zu über­le­gen, was Anpas­sungs­stra­te­gien sein kön­nen – aber eben auch jetzt schon alles zu tun, um den Kli­ma­wan­del nicht wei­ter vor­an­zu­trei­ben. Sprich: den CO2-Aus­stoss (und Äqui­va­len­te) der Welt­ge­sell­schaft deut­lich zu redu­zie­ren. Und da gehört die Ernäh­rung nun­mal dazu.

    Zum The­ma: nicht nur Ver­lie­rer, son­dern auch Gewin­ner – das hal­te ich für pau­schal gesagt falsch. Zunächst ein­mal des­we­gen, weil wir in einer glo­ba­li­sier­ten Gesell­schaft leben, und sowas wie z.B. Getrei­de­prei­se auch davon abhän­gen, wie sich z.B. die Land­wirt­schaft in Indi­en ent­wi­ckelt. Zudem scheint es so sein, dass ins­ge­samt eher nega­ti­ve Effek­te vor­herr­schen wer­den: Die Wiki­pe­dia fasst z.B. schön zusam­men, dass ganz über­wie­gend mit einem Rück­gang der Agrar­pro­duk­ti­vi­tät zu rech­nen ist. Und dann kann das gan­ze auch noch volks­wirt­schaft­lich betrach­tet wer­den: dem­nach ist es deut­lich bil­li­ger, jetzt in Kli­ma­schutz zu inves­tie­ren als für spä­te­re Schä­den auf­kom­men zu müs­sen (Stern-Report).

    Last but not least: ein wei­ter anstei­gen­der CO2-Aus­stoss (und das ist der­zeit der Trend) kann tat­säch­lich dazu füh­ren, dass die glo­ba­le Erwär­mung in eine kata­stro­pha­le Feed­back­schlei­fe umschlägt (runa­way cli­ma­te chan­ge). Ob ein sol­cher Effekt tat­säch­lich wahr­schein­lich ist, oder ob es gegen­läu­fi­ge Feed­back­sys­te­me gibt, ist umstrit­ten – ich fin­de es aber nicht rich­tig, expe­ri­men­tell aus­zu­pro­bie­ren, ob wei­ter stei­gen­de CO2-Kon­zen­tra­tio­nen in der Erd­at­mo­sphä­re eine nicht mehr zu stop­pen­de lau­fen­de Erwär­mung auslösen.

    Ich habe hier eine Rei­he Wiki­pe­dia-Arti­kel ver­linkt, die ja bekann­ter­ma­ßen ver­su­chen, einen neu­tra­len Stand­punkt ein­zu­neh­men. Auch wenn Wiki­pe­dia manch­mal weni­ger seri­ös ist, erschei­nen mir die ver­link­ten Arti­kel gut recherchiert.

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