Thomas Beatie, als Frau geboren, als Mann lebend, hat vor ein paar Tagen eine kleine Tochter zur Welt gebracht. Für mich klingt das ein bißchen nach Science Fiction (genauer gesagt, nach einigen Geschichten aus Iain M. Banks Culture-Universum, in denen willentlich das Geschlecht wechselnde Schwangere vorkommen), für Arno Frank von der taz nach einem Anlass, verschwimmelt die „natürliche Geschlechterordnung“ zu loben, jegliche Anerkennungsbemühungen für queere Lebensentwürfe, Transgender und Transsexualität, die ja nicht zuletzt in der taz ein Forum gefunden haben, zurückzuweisen, und seinen Meinungsbeitrag zum Thema mit folgenden Worten zu beenden:
Thomas Beatie ist kein Mann, sondern eine schrecklich verstümmelte Frau – und gottlob nicht verstümmelt genug, um keine Kinder gebären zu können. Wünschen wir also allen Beteiligten das Beste.
Das hat nicht nur mich ziemlich geärgert, sondern z.B. auch Katja Husen und eine ganze Reihe Leserbrief-SchreiberInnen. Meinen Leserbrief hat die taz heute auch abgedruckt:
Vielleicht ist’s in der formatbedingten Zuspitzung begründet; trotzdem ist das, was Arno Frank schreibt, eine Zumutung. Anscheinend ist er nicht bereit, anzuerkennen, dass es so etwas wie „Transgender“ tatsächlich gibt. Stattdessen flüchtet Frank sich in die Reihen des biologistischen Backlashs und haut mal mit auf die Genderstudies drauf; dann lässt sich alles, was über die „normale“ Geschlechtermatrix hinausgeht, bequem als modische Abweichung, als – in seinen Worten – „Quatsch“ beschreiben. Derartige Feindseligkeit in der taz zu finden, irritiert. Ein bisschen Erwartungsenttäuschung ist ja schön und gut, aber hinter dem Schild biologischer Körperlichkeit queere Lebensentwürfe prinzipiell in Frage zu stellen, statt gegen Diskriminierung zu arbeiten: das ist der taz nicht würdig.
Warum blogge ich das? Weil mich die Feindseligkeit und der Ekel, der aus dem Kommentar von Arno Frank gesprochen hat, ernsthaft irritiert hat – auch innerhalb der aufgeklärten Linken scheint der Glaube an die Vollkommenheit der natürlichen Geschlechterordnung seine AnhängerInnen zu finden.
3 Antworten auf „Mann kriegt Kind, taz ekelt sich“