Nervende Kinder, nervende Eltern

Zora drawing herself (in color)

Kin­der kön­nen ganz schön ner­ven. Oder eine gute Übung dar­in dar­stel­len, (rela­tiv) gelas­sen zu blei­ben. Den eige­nen Ärger deut­lich zu machen, ohne unge­recht zu werden. 

Um das etwas plas­ti­scher zu machen, drei Bei­spie­le (alle von die­sem Wochenende):

1. Die Kin­der haben einen Maul­wurf-Film gese­hen, in dem ein Hai vor­kommt. Als wir am nächs­ten Mor­gen ein­kau­fen gehen wol­len (genau­er: als ich am nächs­ten Mor­gen ein­kau­fen gehen will, und mei­ne bei­den Kin­der­gar­ten­kin­der nicht allei­ne zu Hau­se las­sen will), kommt R. (fast drei) auf die Idee, dass der Hai aus dem Film ja sein Freund sei. Und des­we­gen mit zum Ein­kau­fen muss. R. muss des­we­gen Hai­fut­ter ein­pa­cken. Der Hai – manch­mal ver­wan­delt er sich auch in einen Del­phin – war­tet im Trep­pen­haus auf uns. Auf dem nas­sen, kal­ten, reg­ne­ri­schen Fuß­weg zum Laden muss er in die Mit­te genom­men wer­den. Die Kin­der strei­ten sich dar­über, wer dem Hai die Flos­sen hal­ten darf. Z. (fast sechs) will den Hai im Bach an der Lei­ne füh­ren, was bei R. zu einem hal­ben Ner­ven­zu­sam­men­bruch führt. Beim Ein­kau­fen war­tet der Hai brav drau­ßen vor dem Laden – auf dem Rück­weg rennt er uns davon.

2. Auch wenn’s jetzt ein grö­ße­res Kin­der­zim­mer gibt: Das ist den Kin­dern oft zu unor­dent­lich („Papa, kannst du mal das Cha-os weg­ma­chen?“), wes­we­gen sie dann doch lie­ber im Wohn­zim­mer spie­len. Und natür­lich dort alles lie­gen­las­sen. Oder schau­en, ob sich in Küchen­schrän­ken Spiel­zeug ver­steckt. Oder, wie R. heu­te mor­gen, aus­pro­bie­ren, ob ihre Wachs­mal­krei­de auch auf frisch gestri­che­nen Wän­den hält. (Ja, tut sie – und beim Ver­such, die Krei­de weg­zu­put­zen, ist dann – sehr zu mei­nem dann auch sehr deut­lich geäu­ßer­tem Ärger – auch die hal­be fri­sche Far­be wie­der abgegangen …). 

3. Und Essen mögen die­se Kin­der auch nicht. Jeden­falls dann nicht, wenn Gemü­se dabei ist. Oder wenn es zum Advents­früh­stück frisch geba­cke­ne Sco­nes gibt. War­um? Weil es beim Bäcker immer Bon­bons dazu gibt, auf die die­sen Sonn­tag ver­zich­tet wer­den muss. Letzt­lich haben die Kin­der sich dann her­ab­ge­las­sen, zumin­dest mal zu pro­bie­ren. (Mir ist auch immer noch ein Rät­sel, wie Kin­der­mä­gen funk­tio­nie­ren: Es gibt so Tage, da passt gar nichts da rein, und die Kin­der sind nach einem Bis­sen schon mit Essen fer­tig, und es gibt Tage, wo gro­ße Men­gen Essen auf ein­mal ver­schlun­gen wer­den. Macht die Pla­nung nicht einfacher.)

Um das nicht falsch zu ver­ste­hen: Mir geht’s hier nicht um Tipps, wie ich mit sol­chen Situa­tio­nen bes­ser klar­kom­me, jeden­falls nicht im Sin­ne einer bes­se­ren „Dis­zi­pli­nie­rung“. Nicht, dass es mich nicht inter­es­siert, was ande­re Eltern bei ent­spre­chen­den Gele­gen­hei­ten machen, oder ob es tat­säch­lich Kin­der gibt, die sich nie so ver­hal­ten. Aber ich glau­be, dass sol­che Situa­tio­nen zu einem Zusam­men­le­ben mit Kin­dern irgend­wie dazu­ge­hö­ren. Was nicht heißt, das gut fin­den zu müs­sen, was auch nicht heißt, Kin­der im Sin­ne eines nai­ven Anti­au­to­ri­ta­nis­mus ein­fach alles machen zu las­sen. Letzt­lich geht’s, glau­be ich, wie immer, dar­um, eine Balan­ce zu fin­den zwi­schen Ertra­gen und Erziehen. 

War­um blog­ge ich das? Als selbst­re­fle­xi­ves Dampf­ab­las­sen. Und um Licht hin­ter „hier geht’s ja zu wie im Kin­der­gar­ten“ zu bringen.

4 Antworten auf „Nervende Kinder, nervende Eltern“

  1. Hal­lo Till,

    was für eine Erleich­te­rung, das es anders­wo nicht anders zugeht wie hier bei uns und unse­re Kin­der doch wohl alle­samt total nor­mal sind. Auch bei uns ist das Cha­os im Kin­der­zim­mer, beson­ders jetzt nach dem Ein­zug des Klei­nen, nicht mehr Sache des Ver­ur­sa­chers, son­dern der Mut­ter, die ja durch Auf­stel­len des Bett­chens alles umge­räumt hat. ( Im Argu­men­tie­ren schlägt mein Gro­ßer Älte­re um Längen).
    Vom Essen kann Dani­el, der zur Zeit fürs Kochen zustän­dig ist auch ein Lied sin­gen, irgend­was passt immer nicht und wehe es ist ein Fit­zel Grün dabei.
    Höre ich mich dann aber an Spiel­plät­zen oder beim Abho­len an der Schu­le um, bin ich manch­mal dann doch froh, dass mei­ne Kin­der genau so sind, wie sie sind. Es gibt defi­ni­tiv Schlim­me­res, auch wenn man sich das in der jewei­li­gen Situa­ti­on nicht vor­stel­len kann.
    Mei­ne Erleb­nis­se in der Neo-Sta­ti­on mit dem Klei­nen kurz nach der Geburt haben mich sehr nach­denk­lich gemacht und ich bin echt dank­bar, das die ech­ten Pro­ble­me hier bei uns dann doch nicht statt­fin­den. Was aber nicht heißt, dass ich nicht ab und an auch die Ten­denz habe, alle an die Wand zu klat­schen und ein­fach hän­gen zu lassen! :-)
    Beim Lesen dei­nes Blogs muss­te ich herz­haft lachen, viel­leicht gelingt dir das mit dem nöti­gen Abstand ja auch. Das Leben mit Kin­dern ist halt immer anders als man denkt!

  2. Vor allen Din­gen die Hai­ge­schich­te fin­de ich toll. (Fand ich schon ges­tern über Twit­ter). Sie zeigt ein­fach wie herr­lich phan­ta­sie­voll und frei von Vor­ur­tei­len Kin­der der Welt begegnen. 

    Das schö­ne ist: Mit ein biss­chen Abstand kann man ganz gut über sol­che Situa­tio­nen lachen (oder zumin­dest schmun­zeln) und ich freue mich schon dar­auf wenn unser Kind groß genug ist, um mit Hai­del­phi­nen an Flos­sen­lei­nen durch den Regen zu spazieren

  3. Auch wenn es in der kon­kre­ten Situa­ti­on nichts hilft – man müss­te sich eher Sor­gen machen, wenn Kin­der nicht ab und an ner­vig wären…:-)

    Ansons­ten hilft halt nur tiie­ef durch­at­men, ab und an auch mal deut­lich ver­bal sein Miss­fal­len äußern – = Tar­zan­ge­schrei – das hal­ten Kin­der durch­aus aus und ansons­ten sich immer mal wie­der eine „Exklu­siv nur für Eltern-Akti­on“ gön­nen – dann hal­ten es die Ner­ven wie­der ein Weil­chen aus

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