Schon wieder zwei Wochenfotos direkt hintereinander – nicht nur blogmäßig war dieser April definitiv nicht mein Monat (mal abgesehen von den Koalitionsverhandlungen).
Photo of the week: Young grass
Aus gegebenem Anlass: Ostergras.
Kurz: S21, der Volksentscheid und die Quoren
Ich bin ja froh, dass die Koalitionsverhandlungen nicht am Thema S21 geplatzt sind – das wäre für Baden-Württemberg miserabel gewesen. Aus grüner Perspektive ist der Kompromis, der jetzt erreicht wurde – Kostendeckel, Volksabstimmung (nur über S21) – schon ein bisschen krötenartig. Aber manchmal müssen Kompromisse wohl so sein.
Interessant an der Sache finde ich einen Punkt – nämlich den unterschiedlichen Umgang mit den Abstimmungsquoren seiten der Grünen und der SPD. Natürlich war auch uns Grünen vor der Wahl bekannt, dass die Landesverfassung demokratiefeindliche Quoren festschreibt. Ich glaube aber, wir sind einfach davon ausgegangen, dass es „natürlich“ im Falle eines Falles (klare Mehrheit, aber Quorum verfehlt) darum gehen wir, dass eine Landesregierung die Meinung der Bevölkerung respektiert.*
Hier aber – und das ist nun aus meiner Sicht das interessante, wenn es nicht einfach Taktik war – spalten sich Grüne und SPD. Während es für mich, und ich glaube, da spreche ich für viele Grüne, zum guten politischen Stil gehört, dass ein deutliches Abstimmungsergebnis auch akzeptiert wird, wenn die formalen Kriterien eines Volksabstimmungserfolgs nicht erfüllt sind, wenn also kein Drittel der Stimmberechtigten zugestimmt hat, scheint das bei der SPD anders zu sein. Dort gilt – den Berichten und einigen Medienechos zufolge – es schon fast als verfassungsfeindlich, wenn eine formal nicht erfolgreicher Volksabstimmung trotzdem politisch Berücksichtigung findet. Common sense vs. Gesetzestreue, Zutrauen zu den BürgerInnen vs. Angst vor direkter Demokratie – oder was steckt dahinter?
* Was ja übrigens im umgekehrten Fall – klare Mehrheit gegen S21-Ausstieg, aber Quorum verfehlt – auch nie zur Frage stand.
P.S.: Was ich mit unterschiedlichen Demokratieverständnissen meine, illustriert sehr schön dieser Satz von Nils Schmid im Interview mit SpOn (auf die Frage nach dem Quorum, und was passieren würde, wenn ein Volksentscheid daran scheitert):
Schmid: Ich bin überzeugt, dass die Bevölkerung auch dies akzeptieren würde. Die Hürden sind hier nun einmal so hoch wie in kaum einem anderen Bundesland. Aber wir müssen uns da an unsere Verfassung halten.
Argh! Sind alle SozialdemokratInnen so drauf?
P.P.S.: Ich muss jetzt doch noch die Vierfeldertafel zur Illustration reinbasteln:
Mehrheit für S21-Ausstieg | ||
Ja | Nein | |
Quorum erreicht | S21-Ausstieg | S21-Bau |
Quorum nicht erreicht | SPD: S21-Bau Grüne: warum eigentlich? |
S21-Bau |
Photo of the week: Shadow art
Noch ein Mitbringsel der Kaiserstuhl-Wanderung neulich.
Kurz zur Karfreitagsdebatte
An einigen Stellen im Netz (z.B. hier) wird – aus aktuellem Anlass – wieder darüber diskutiert, ob das Tanzverbot für die Osterfeiertage noch zeitgemäß ist, und ob diejenigen, die sich für eine Abschaffung einsetzen (z.B. hier), das dürfen oder nicht, ohne gleich den ganzen Feiertag aufzugeben.
Als Atheist mache ich es mir da vielleicht zu einfach, aber ich nehme Ostern nicht als christliches Fest wahr. Sondern als säkularisierte (staatliche) Frühlingsfeiertage. Wie die begangen werden, sollte jedem und jeder selbst überlassen sein. Oder anders gesagt: zur Religionsfreiheit gehört für mich auch, dass die AnhängerInnen der dominierenden Religion es tolerieren müssten, dass andere Menschen an einem christlichen Trauertag (wie dem Karfreitag) fröhlich sind. Oder nochmal anders gesagt: was ich an der Debatte nicht einsehen mag, ist die implizite Logik, dass die Angehörigen der dominanten Religion in einem Staat ohne Staatsreligion über das Handeln anderer bestimmen.