Kurz: Gemüseturnier

Manch­mal gibt es sie noch, die klas­si­schen Netz­mo­men­te. Zum Bei­spiel auf Mast­o­don. Dort star­te­te vor gut einem Monat der Account Gemue­se­tur­nir genau das (also, ohne den Tipp­feh­ler): ein Tur­nier mit meh­re­ren Run­den, um in Votings her­aus­zu­krie­gen, wel­ches eigent­lich „das“ Gemü­se ist. Aktu­ell läuft das Vier­tel­fi­na­le, eini­ge der letz­ten Abstim­mun­gen gin­gen extrem knapp aus (Knob­lauch gewinnt „Toma­te vs. Knob­lauch“ mit vier Stim­men Vor­sprung bei 1662 Stim­men, und auch Rosen­kohl hat­te sich in „Rosen­kohl vs. Spi­nat“ eben­so knapp durchgesetzt). 

Jetzt läuft alles auf die gro­ße End­run­de hin­aus. Noch im Ren­nen im Vier­tel­fi­na­le: heu­te Karot­te vs. Brok­ko­li, danach dann Kar­tof­fel vs. Rosen­kohl. Eines der sechs Gemü­se­sor­ten Zwie­bel (die sich gegen Papri­ka durch­ge­setzt hat­te), Knob­lauch, Karot­te, Brok­ko­li, Kar­tof­fel und Rosen­kohl wird sich also als das Gemü­se des deutsch­spra­chi­gen Fedi­ver­se durchsetzen.

Rosen­kohl (und Brok­ko­li) sind m.E. zu kon­tro­vers, um in die letz­te Run­de zu kom­men, Karot­ten und Zwie­beln wären lang­wei­lig. Mei­ne Ver­mu­tung: wir wer­den ein Fina­le Knob­lauch vs. Kar­tof­fel erle­ben. Das wäre jeden­falls das maxi­mal sym­bol­träch­tigs­te Ergeb­nis eines sol­chen Turniers. 

Wobei sich eh – jen­seits der alt­be­kann­ten Rosen­kohl-Cleava­ge – eini­ges über den Gemü­se­markt und die Stim­mung im Netz ler­nen lässt. Bei­spiels­wei­se sind exo­ti­sche­re Zuta­ten meist eher früh aus­ge­schie­den, bis auf Rosen­kohl (und Brok­ko­li) sind es Aller­welts­ge­mü­se, auf die nie­mand ver­zich­ten möch­te, die es in die letz­ten Run­den geschafft haben. Fest­stel­len lässt sich zugleich: sinn­lo­se Kon­tro­ver­sen gene­rie­ren die bes­ten Debat­ten­bei­trä­ge, Memes und Anfeue­rungs­ru­fe. Ver­mut­lich liegt dar­in auch der Sinn von Fuß­ball­clubs (hat sich mir nie erschlossen). 

Kurz: Mein Name ist Kohl, Rosenkohl

Kohlrabi detail

Mit Kohl ist das ja so eine Sache. Rot­kohl schmeckt in Maßen als Salat. Blu­men­kohl und Wir­sing kann gekocht lecker sein. Kohl­ra­bi wird unter­schätzt. Grün­kohl erin­nert an nord­deut­sche Groß­el­tern­be­su­che im Winter. 

Aber Rosen­kohl ist nicht mei­nes – ent­we­der bit­ter oder fros­tig-quietsch­süß, mei­ner Erfah­rung nach eigent­lich fast immer semi­pam­pig gekocht. Nicht lecker. (Und über­haupt: eigent­lich sind Spi­nat oder auch Man­gold und rote Bete viel wohl­schme­cken­der als die­se gan­zen Kohlvarianten).

Das mit dem Rosen­kohl sehen ande­re genau­so. Man­che auch nicht. Eigent­lich müss­te das heu­te noch auf Twit­ter tren­den – jeden­falls ent­brennt da gera­de der gro­ße Rosen­kohl­streit. Und selbst in mei­ner ver­schla­fe­nen Face­book-Time­line weckt ein Ein­trag zu Kohl­sor­ten die dis­kus­si­ons­wü­ti­gen Geis­ter. Aber bes­ser schmeckt das dadurch nicht, Sai­so­na­li­tät hin oder her.