Auch wenn’s bei mir inzwischen eher mit nostalgischen Gefühlen einhergeht, finde ich die vorbildlicherweise bereits jetzt veröffentlichten vorläufigen Wahlergebnisse zu den Freiburger AStA-Wahlen doch immer noch interessant genug, um mal einen Blick drauf zu werfen. Dank buf a und buf b – der seit einigen Jahren praktizierten Antidemokratiemaßnahmenumgehungsstrategie der zwei Listen – ist auch dieses Jahr wieder eine gute absolute Mehrheit für buf – und damit für den u‑asta – herausgekommen (10 Sitze statt vorher 10 Sitze) (siehe auch hier). Andere Gruppen bleiben marginal – Julis verlieren ihren Sitz, Jusos gewinnen einen dazu, der RCDS hat zwei Sitze. Auch alternative Institutionen mit fluktuierender Mitgliedschaft können, wie diese Ergebnisse beweisen, jahrzehntelange Stabilität produzieren. Interessant vielleicht noch: die auf buf b angetreten zwei VertreterInnen von Linke.SDS wurden wohl nicht gewählt, hier sind auch Verluste im Vergleich zur grün unterstützten buf a zu sehen.
Kurz: Kreistagswahlen im schwarzen Sachsen
In Sachsen fanden Kommunalwahlen statt; genauer gesagt wurden die Landkreise neu gebildet und dort Kreistage und LandrätInnen gewählt. Außerdem fanden Bürgermeisterwahlen statt. Besonders spannend erscheinen mir die Ergebnisse nicht. Aus grüner Perspektive deprimierend ist sowohl das schlechte Abschneiden der Grünen (3,2% nach dem Auszählstand 23:34, beim letzten Mal im Jahr 2004 waren’s je nach Quelle noch 3,4 % (SpOn) bzw. 5,2% (Mitteldeutsche Zeitung, Sächsische Zeitung)) als auch das flächendeckend gute Abschneiden der CDU (das in seiner Permanenz an die ländlicheren Teile Baden-Württembergs erinnert) und der NPD. Als Lichtblick erscheint – warum auch immer – der Landkreis Meißen: hier liegt das grüne Landkreisergebnis immerhin bei für Ostdeutschland guten 5,0% (gegenüber 2004 allerdings ein Verlust von 1,6 Prozentpunkten).
P.S.: Im österreichischen Bundesland Tirol wurde heute auch gewählt – mit massiven Verlusten von SPÖ (-10%) und Grünen (-5%) zugunsten einer Protestliste.
Kurzeintrag: Kommunalwahl Schleswig-Holstein (Update 3: Jamaika?)
Nach ersten Trendaussagen haben bei der heutigen Kommunalwahl in Schleswig-Holstein beide größeren Parteien deutlich Verluste hinnehmen müssen (CDU: ‑10 Punkte, SPD, ‑4 Punkte), während die kleineren Parteien mehr oder weniger deutliche Stimmgewinne hatten. Beim NDR heißt es dazu:
Nach einer ersten Schätzung der Landeswahlleiterin liegt die CDU bei 40,1 Prozent, das sind 10,7 Punkte weniger als 2003. Die SPD verliert 3,6 Punkte und erreicht 25,7 Prozent. Die Grünen liegen landesweit bei 9,6 Prozent (2003: 8,4 Prozent), die FDP bei 8,3 Prozent (5,7). Die Linke kommt auf Anhieb auf 7,3 Prozent, der Südschleswigsche Wählerverband (SSW) erreicht 3,0 Prozent (2003: 2,5 Prozent). (Quelle)
Mit dazu beigetragen hat möglicherweise auch das Verbot der bisherigen 5%-Hürde; damit ist das Risiko, Stimmen, die an kleine Parteien gehen, effektiv zu verlieren, gesunken. Wie dem auch sei, auf jeden Fall sind die 9,6 % ein gutes grünes Ergebnis. Mal schauen, ob es bei diesen Trendaussagen bleibt, und schon mal herzlichen Glückwunsch in den Norden!
Update: Sehr schön einige Einzelergebnisse – so sind die Grünen in Lübeck in zwei Wahlkreisen stärkste Partei, in Kiel in vier Wahlkreisen zweitstärkste Partei mit Prozentsätzen um die 20 %. Interessant finde ich das doch überraschend gute Abschneiden der LINKEN – auch im Hinblick darauf, dass wir in Baden-Württemberg 2009 Kommunalwahlen haben werden.
Update 2: Ein interessanter Nebeneffekt des Kieler Ergebnisses ist, dass die bisher dort regierende schwarz-grüne Koalition nun keine Mehrheit mehr hat.
Update 3: (26.05.2008) Die WELT – wer auch sonst – diskutiert das Wahlergebnis als Startschuss für Jamaika-Koalitionen in vielen Städten und Gemeinden. Und zitiert den Landesvorsitzenden der Grünen Schleswig-Holstein, Robert Habeck, damit, dass es tatsächlich eine Wählerwanderung von der CDU zu den Grünen (im Endergebnis sogar bei 10,3%) gegeben habe, insbesondere im Hamburger Umland.
Kurzeintrag: Wahlen in Italien
Dass Berlusconi mal wieder gewonnen hat, steht überall. Was nicht so schnell zu finden ist, ist das Ergebnis der italienischen Grünen. Und da sieht’s schlecht aus. Ganz am Ende des Wahlartikels bei Spiegel-Online heißt es:
Neuanfang: Das wird auch das Stichwort auf der radikalen Linken sein. Sie wurde abgestraft wie keine andere politische Kraft im Land. Gut zehn Prozent hatten die zwei kommunistischen Parteien und die Grünen vor zwei Jahren auf sich vereinen können. Diesmal traten sie mit der gemeinsamen Liste „Die Linke – der Regenbogen“ an. Doch das neue Einheitsprojekt überzeugte die Wähler nicht. Die einen stimmten lieber für Veltronis gemäßigte Linke, um Berlusconi zu verhindern, die anderen blieben gleich zu Hause, weil sie der radikalen Linken das Mittun in Prodis Koalition nicht verziehen hatten – und am Ende scheiterte die Liste nicht bloß an der Acht-Prozent-Hürde im Senat, sondern gegen alle Vorhersagen auch an der Vier-Prozent-Hürde im Abgeordnetenhaus. Zum ersten Mal seit 1945 sind damit in Italiens Parlament Kommunisten nicht mehr vertreten.
Laut dem Wikipedia-Artikel mag das daran gelegen haben, dass die Grünen in Italien einen klar linken Kurs gefahren haben, was auch im Wahlbündnis mit den kommunistischen Parteien sichtbar wird. Einige bekannte Figuren haben in den letzten Jahren die Partei verlassen und sind beispielsweise in die „gemäßigt linke“ Demokratische Partei von Veltroni gegangen.
Glückwunsch nach Bremen
Dass der Länderrat in Bremen getagt hatte, scheint sich gelohnt zu haben – aber vermutlich hat das nur wenig zum tollen grünen Wahlergebnis beigetragen. Persönlich total glücklich wäre ich natürlich, wenn es überall so aussehen würde wie hier:
Wahlergebnisse Bremen-Steintor
Aber gut – die Welt besteht nun mal nicht nur aus Szenevierteln, in denen grün-dunkelrot eine Koalition aus Grünen und Linken eine lockere Mehrheit hätte. Dennoch: über 16 % bei einer Landtagswahl, das ist eine Superergebnis für Grüne. Und mit der Nachhaltigkeit klappt’s auch: JungwählerInnen – und in Bremen auch die schon etwas älteren bis 59 – haben Grüne gleichstark wie die CDU auf dem Stimmzettel. Jetzt hoffe ich nur, dass sich der grüne Wahlerfolg auch in einer grünen Regierungsbeteiligung widerspiegeln wird. Zu wünschen wäre es den KollegInnen aus dem Norden auf jeden Fall. Und dann gibt’s vielleicht auch einen etwas leistungsfähigeren Server.
Warum blogge ich das? Weil ich mich über das sehr gute grüne Abschneiden freue!