Eintauchen in den Kaninchenbau

Festumzug 08 (cute little bunny)

Überblick: Mark Zuckerberg hat vor einigen Tagen bekanntgegeben, dass Facebook in Zukunft Meta heißen wird, und in seiner Keynote mächtig Werbung für eine Ausrichtung der Aktivitäten dieser Firma Richtung „Metaversum“ gemacht. Ich nehme das zum Anlass, um über Virtuelle Realitäten zu sprechen – ausgehend von Hank Greens Büchern (An Absolutely Remarkable Thing und A Beautifully Foolish Endeavor). Dann gucke ich mir an, was es bedeuten könnte, wenn das Metaverse als »Web 3.0« dargestellt wird. Das geht nicht ohne zwei längliche Exkurse – einmal in die Geschichte des WWW, und einmal in den Kaninchenbau der Blockchain- und NFT-Community. Am Schluss lande ich bei Matthew Ball, der eine Definition aufstellt, was alles zu so einem Metaversum dazugehört – und bleibe hinsichtlich des tatsächlichen Bedarfs dann doch, Überraschung, extrem skeptisch.

A Beautifully Foolish Endeavor, oder: Was es braucht, um eine Virtuelle Realität aufzubauen

In der letz­ten Woche habe ich zwei Bücher von Hank Green gele­sen, das 2018 erschie­ne­ne An Abso­lut­e­ly Remar­kab­le Thing (dt. Ein wirk­lich erstaun­li­ches Ding) und des­sen letz­tes Jahr her­aus­ge­kom­me­ne Fort­set­zung A Beau­tiful­ly Foo­lish Endea­vor. Bei­de sind gut und span­nend geschrie­ben und auf jeden Fall eine Lese­emp­feh­lung wert, aber dar­um geht es mir heu­te nicht. Viel­mehr will ich mal ver­su­chen, auf­zu­schrei­ben, was es mit Meta­ver­se und ähn­li­chen plötz­lich in der Welt befind­li­chen Begrif­fen auf sich hat. Aber dazu gleich – erst ein­mal zu Hank Green.

Ich erwäh­ne die Bücher, weil sie – aus­ge­hend von dem Sze­na­rio, das plötz­lich ein außer­ir­di­scher Robo­ter mit­ten in Man­hat­tan steht – in wun­der­ba­rer Wei­se die Gesetz­mä­ßig­kei­ten unse­rer Social-Media-Zeit aus­ein­an­der­neh­men. Denn die ers­te, die dem Robo­ter begeg­net, ist April May, die Design stu­diert hat, in einem Start-up arbei­tet und ger­ne Influen­ce­rin wäre. Und ein gro­ßer Teil der Hand­lung von An Abso­lut­e­ly Remar­kab­le Thing zeich­net schlicht nach, mit wel­chen Mecha­nis­men aus einem ers­ten klei­nen You­tube-Video welt­wei­te Auf­merk­sam­keit wird, wie Medi­en­ein­la­dun­gen fol­gen, usw. April May genießt ihren neu gefun­de­nen Ruhm im Licht der Öffentlichkeit. 

Dann kippt das Gan­ze: eine Gegen­sei­te ent­steht, eine aus dem Netz gesteu­er­te Hass-Bewe­gung der „Defen­ders“, die die USA oder die Erde vor Außer­ir­di­schen schüt­zen möch­ten. Gut geschrie­ben, alles sehr echt, und mit dem Hauch Sati­re, der heu­te not­wen­dig ist, um deut­lich zu machen, dass es um ein erns­tes The­ma geht. Der ers­te Band endet eher über­ra­schend – ich möch­te dem hier nicht vor­grei­fen. Und der zwei­te Band wid­met sich dann einem ande­ren The­ma. Auch da sei nicht zu viel ver­ra­ten, aber letzt­lich geht es um die Fra­ge, was pas­siert, wenn die Mensch­heit eine Mög­lich­keit bekommt, in vir­tu­el­le Räu­me umzu­zie­hen, die kom­plett echt wir­ken, aber alle Mög­lich­kei­ten bie­ten, sie selbst zu gestalten. 

Greens Roman ist bei­lei­be nicht das ers­te Buch, das sich mit den Vor- und Nach­tei­len vir­tu­el­ler Rea­li­tät aus­ein­an­der­setzt. Da lie­ße sich mit Neal Ste­phen­sons Snow­crash und Wil­liam Gib­sons Neu­ro­man­cer eine Linie bis zum Cyber­punk der 1980er zie­hen. Irgend­wo zwi­schen­drin tau­chen dann auch Ernest Cli­nes Rea­dy Play­er One, LX Becketts Game­ch­an­ger und Ste­phen­sons Fall; or, Dodge in Hell auf. Und vie­le andere. 

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Die Sache mit Facebook

Phone

Face­book ändert mal wie­der die Geschäfts­be­din­gun­gen – dies­mal nicht still und heim­lich, son­dern im „Dia­log mit der Com­mu­ni­ty“. Im Kern geht es dabei dar­um, an wen Face­book Daten unge­fragt wei­ter­ge­ben darf. Als Daten­schutz­zu­cker­le gibt es dann „Opt-out“-Möglichkeiten – wie auch heu­te schon bei den soge­nann­ten Pri­va­cy-Ein­stel­lun­gen. Anders gesagt: die Vor­ein­stel­lung ist die, dass die bei Face­book gespei­cher­ten Nut­zer­da­ten mehr oder weni­ger öffent­lich sicht­bar sind, und dass sie an – aus­ge­wähl­te – Drit­te wei­ter­ge­ge­ben wer­den. Wer das nicht will, muss sei­ne oder ihre Ein­stel­lun­gen ändern (wie das Schritt für Schritt geht, steht hier).

Das kommt in Deutsch­land nicht gut an (sie­he auch die­ses Inter­view mit Falk Lüke, Ver­brau­cher­zen­tra­le). Die Stif­tung Waren­test bewer­tet Face­book hin­sicht­lich des Daten­schut­zes jetzt schon mit schlech­ten Noten. Die Land­wirt­schafts­mi­nis­te­rin – die, wenn ich mich recht erin­ne­re, auf­grund einer der letz­ten grü­nen Amts­hand­lun­gen in der vor­letz­ten Legis­la­tur­pe­ri­ode im Ver­brau­cher­schutz­be­reich auch für Ver­brau­cher­schutz im Netz zustän­dig ist – die Minis­te­rin Aigner also schreibt des­we­gen einen offe­nen Brief und droht mit Ausdruck^wAustritt, soll­te sich nichts ändern. Das ist in der soge­nann­ten Com­mu­ni­ty gleich mal auf brei­ten Anklang gesto­ßen. Poli­ti­ke­rIn­nen der Grü­nen, der Lin­ken und der SPD rufen dage­gen inner­halb von Face­book zu Face­book Pri­va­cy Con­trol Now! auf, recht sty­lish und mit Akti­ons­ideen. Also das Grund­prin­zip der sym­bo­li­schen direk­ten Akti­on. Was ist davon zu halten?
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