Nicht die Verwandlung, sondern der Prozess – irgendwas wird mir vorgeworfen, aber ich habe keine Ahnung, um was es geht, und was ich (außer auf den Knopf „Einspruch einlegen“) dagegen tun kann. Der übliche morgendliche Griff nach dem Handy, der Klick auf das X, das den blauen Vogel ersetzt hat, führt ins Leere – und ich muss zweimal hinschauen, um zu kapieren, was da steht:
Mein Account ist gesperrt. Eine Mail dazu gab es nicht. Und der Account ist auch gleich „permanent gesperrt“. Keine Verwarnung, kein Hinweis auf „bitte diesen Post löschen“, sondern „permanent gesperrt“. Warum? Weil ich gegen – unfreiwillige Komik – „X Regeln“ verstoßen haben soll. Welche das sind, wird nicht gesagt.
Vermuten kann ich, dass die letzten paar Posts, die Aiwangers jugendliche Freude am Nationalsozialismus kommentiert haben, der Grund für die Sperrung waren. Weiter kann ich vermuten, dass da jemand fleißig Posts gemeldet hat (wobei ich auch dazu keine Informationen bekommen habe, was sonst der Fall ist). Oder es war ein übereifriger Bot. Und ich kenne mindestens einen zweiten Account, der gestern ebenfalls gesperrt wurde.
Vielleicht endet nach 15 Jahren oder so, genaueres müsste ich nachschauen, meine Nutzung von Twitter. Wäre ja auch nicht das schlechteste. Aber wissen, was da hinter steckt, würde ich schon gerne. Insofern bin ich gespannt, ob der Einspruch gegen die Sperre irgendetwas bewegt. All zu viel Hoffnung habe ich allerdings nicht.
Gleichzeitig legt diese Sperre auch offen, wie unbenutzbar Twitter aka X inzwischen ist – theoretisch kann ich mit der Sperre weiter lesen, was auf Twitter gepostet wurde. Praktisch kam sofort die Meldung, dass ein Häufigkeitslimit überschritten ist, und ich doch bitte ein Abo abschließen soll, um weitere Tweets zu lesen. Nee, sicher nicht.
Der Versuch, in meinem Profiltext darauf hinzuweisen, dass der Account gesperrt ist, scheiterte ebenfalls an einem HTML-Fehler (in der ios-App), und der Klick auf „Archiv herunterladen“ führte nur in eine Endlosschleife. Vielleicht ist es einfach so, dass das Ex-Twitter kaputt ist. Dann eben anderswo. Wer mit mir interagieren will: bei Mastodon unter @_tillwe_ geht das weiterhin.
P.S.: Nebeneffekt: ich merke, wie sehr ich das „mal schnell eben auf Twitter gucken“ inzwischen verinnerlicht und als Praxis automatisiert habe. Oder mit Garfinkel: erst die Krise zeigt die Regelstrukturen auf.