Gut einen Monat nach meinem letzten Eintrag habe ich den Eindruck zweier paralleler Welten. Inzidenz und Hospitalisierung sind hoch, Lauterbach warnt, Maskenpflichten für den Herbst – warum erst da? – werden angekündigt. Gleichzeit finden Festivals, Aufführungen und Partys statt, in Bus und Bahn gilt zwar nominell noch eine Maskenpflicht, die Quote derer, die sich daran halten, sinkt aber deutlich, und an PCR-Tests zu kommen, ist schwierig. Und ja: auch ich bin zu einem Konzert (ca. 5% mit Maske) und zu Schukltheateraufführungen (dito) gegangen.
Das Bild für die aktuelle Phase: die Leute halten sich die Ohren zu und rufen laut „Ich kann dich nicht hören!“.
Auch uns hat Corona erwischt. Schulausflug des 13-jährigen mit dem ÖPNV am Freitag, am Sonntag klagte er über Kopfweh, Müdigkeit und war kurz darauf ziemlich erledigt – Fieber, Halsweh, Kopfweh, Erbrechen, Schmerzen, Angst, Brain Fog – das ganze elende Programm. Nicht schön anzuschauen, und trotzdem wohl eher mild. Schnelltest erst noch negativ, am nächsten Tag dann klar positiv. Nach ungefähr 24 Stunden war der Spuk wieder vorbei, die Tests erstmal weiter positiv. Ein paar Tage später war dann die 16-jährige dran – Halsweh, viel Schlaf, ein stoisches Ertragen … und lange zehn Tage immer wieder positive Schnelltests und das Gefühl, nicht richtig fit zu sein.
„Zumindest haben wir den richtigen Zeitpunkt erwischt“, so der Tenor der Kinder. Kurz vor den Sommerferien passiert in der Schule nicht mehr viel. Und beide konnten zu ihren Theateraufführungen, Corona/positive Tests genau dazwischen gepuzzelt.
Ich selbst rechnete nach den Leiden des Jüngeren fest damit, jetzt auch erwischt zu werden. War da nicht ein Kratzen im Hals, das Gefühl von Unkonzentriertheit und Mattigkeit? Würde das bei mir auch so heftig ausfallen?
Obwohl wir gemeinsam am Frühstückstisch und auf dem Sofa gesessen hatten, blieben die Schnelltests bei mir negativ. Später versuchten wir dann, im Haus Masken zu tragen, nicht gemeinsam zu essen und so weiter. Trotzdem irritierte mich das Ausbleiben des scheinbar unausweichlichen zunehmend. Also der Versuch, das in einer Corona-Schwerpunktpraxis abklären zu lassen – so, wie es in der FAQ des lokalen Gesundheitsamts empfohlen wird, wenn gerade kein Hausarzt greifbar ist. Nach x Versuchen erreiche ich eine der Praxis endlich: nur um zu erfahren, dass PCR-Tests auch bei Symptomen erst nach Vorliegen eines positiven Schnelltests gemacht werden können, neue Anweisung.
Letztlich bin ich dann zu einer Schnelltest-Station und habe 75 Euro für einen PCR-Test gezahlt. Zu meiner Überraschung fiel auch der negativ aus; das habe ich dann mal so akzeptiert.
Wer weniger privilegiert ist, muss auf diese Sicherheit verzichten – und geht dann möglicherweise halt trotzdem zur Arbeit, zum Einkaufen oder zur Party.
Und wer gut aufgepasst hat, hat mitgezählt: in die offizielle Inzidenz ist von drei Personen genau ein – negativer – Test eingeflossen. Bei den Kindern sahen wir keinen Sinn darin, mit Symptomen und klar positivem Schnelltest die Kinder zur Ärztin oder zur Teststation zu schleppen. Ich vermute sehr stark, dass die offizielle Inzidenz gerade sehr weit weg von der tatsächlichen Zahl der Fälle liegt. Was nicht gut ist.