Kurz: Verfehlte Tofuwurstkritik

Ich muss nur mal schnell mei­nen Ärger über den Bei­trag von Till Ehr­lich aus der Wochen­ends-taz los­wer­den. Vor­geb­lich soll es sich dabei um eine klei­ne Kul­tur­ge­schich­te des Soja-Flei­scher­sat­zes han­deln. Tat­säch­lich fasst fol­gen­der Satz am Schluss das Pro­blem des Arti­kels gut zusammen:

Doch war­um kön­nen und wol­len Vege­ta­ri­er nicht auf Fleisch­ge­schmack ver­zich­ten? Und wes­halb grei­fen sie wirk­lich zu Tofu mit Wurst­aro­ma, obwohl sie Fleisch strikt ablehnen? 

Die­se Fra­gen impli­zie­ren doch zwei­er­lei: das zu einem „rich­ti­gen Essen“ eigent­lich – zumin­dest in unse­rem Kul­tur­kreis – immer auch Fleisch gehört, und alles ande­re zwei­te Wahl ist, und dass Vege­ta­rie­rIn­nen etwas gegen Fleisch­ge­schmack haben müssen. 

Hier kapiert jemand nicht, dass die Ent­schei­dung, sich vege­ta­risch zu ernäh­ren, in den meis­ten Fäl­len gesund­heit­lich oder poli­tisch-ethisch begrün­det ist – wer vege­ta­risch isst, tut das, weil es gesün­der sein soll, weil die Öko­bi­lanz von Fleisch ver­hee­rend ist, oder weil er oder sie es für falsch hält, Tie­re zu hal­ten und umzu­brin­gen, um sie zu essen. Nur die wenigs­ten wer­den wohl aus geschmack­li­chen Grün­den Vege­ta­rie­rIn­nen. Natür­lich ent­wi­ckelt, wer sich vege­ta­risch ernährt, eine ande­re Ästhe­tik des Essens als jemand, der das nicht tut. Das heißt aber noch lan­ge nicht, dass es einem Vege­ta­ri­er oder einer Vege­ta­rie­rin unmög­lich ist, mit Genuß, gebra­te­ne oder gegrill­te Pro­duk­te aus Tofu oder Seit­an zu essen, die das Aro­ma von Fleisch zitie­ren. Wer so etwas sug­ge­riert (um damit letzt­lich sei­ne kuli­na­ri­sche Abscheu vor „west­li­chem“ Tofu zu unter­mau­ern), macht was falsch – Spit­zen­koch hin oder her.

Objektive Ästhetik im Freiburger Wahlkampf

Ein zen­tra­les Wahl­kampf­werk­zeug ist das Pla­kat. Im Kom­mu­nal­wahl­kampf ent­fal­tet sich hier die freie Krea­ti­vi­tät, weit­ge­hend ohne Bin­dung an zen­tra­le Vor­ga­ben. Umso wich­ti­ger ist es, einen neu­tra­len Über­blick dar­über zu bekom­men. Des­we­gen hat eine unab­hän­gi­ge Jury – d.h. ich – alle im Frei­bur­ger Stadt­bild hän­gen­den Wahl­kampf­pla­ka­te gesich­tet und anhand der objek­ti­ven Kri­te­ri­en Ästhe­tik, Ori­gi­na­li­tät, Gene­rie­rung von Auf­merk­sam­keit, kom­men Inhal­te rüber, kom­men Per­so­nen rüber, und wie oft hängt das über­haupt bewer­tet. Das Ergeb­nis erstaunt – Lin­ke Lis­te und gleich danach die CDU füh­ren an. Eine Par­tei oder Lis­te, die mir – nur anhand der Pla­ka­te beur­teilt, ver­steht sich – wirk­lich gut gefällt, habe ich aller­dings nicht gefunden.

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Kurz: Rotkäppchen im Stil unserer Zeit


Slags­måls­klub­ben – Spon­so­red by desti­ny from Tomas Nils­son on Vimeo.

„Faux info­gra­phics“ ist einer der gro­ßen zeit­ge­nös­si­schen visu­el­len Sti­le. Oder so. Obi­ge Musik­vi­deo-Ver­fil­mung des Grimm’schen Mär­chens „Rot­käpp­chen“ besticht durch eben­so zeit­ge­nös­si­sche Musik („Slags­måls­klub­ben“, Tomas Nils­son) und eine gan­ze Rei­he amü­san­ter Abwe­ge, die erst beim zwei­ten Hin­se­hen bemerkt wer­den. Des­we­gen – ich tue das ja nicht so ger­ne – mal wie­der ein ein­ge­bet­te­tes Info­gra­fik-Video. Via Boing Boing Gad­gets.

Die Kinderwagenfrage

Big wheels

Bald kommt Zoras Geschwis­ter­chen auf die Welt, und da stellt sich für uns jetzt doch die Kinderwagenfrage.

Bei Zora war für uns – allein schon aus Platz­grün­den – klar: Tra­ge­tuch und der not­falls als Kin­der­wa­gen ver­wend­ba­re Fahr­rad­an­hän­ger müs­sen aus­rei­chen (wobei so ein Bur­ley nicht wirk­lich gut in eine Stra­ßen­bahn passt). Ein hal­bes Jahr spä­ter kam dann noch der kleins­te No-Name-Bug­gy dazu. Bis­her sind wir mit die­ser Kom­bi­na­ti­on auch ganz gut über die Run­den gekommen.

Für Kind Nr. 2 soll es jetzt aber doch ein Kin­der­wa­gen sein. Wegen dem Tra­gen, und weil wir inzwi­schen ein biß­chen mehr Platz haben. Und weil es halt zwei Kin­der sind, die mög­li­cher­wei­se irgend­wie trans­por­tiert wer­den müssen.

Damit stellt sich für uns die Fra­ge nach Erwerbs­kri­te­ri­en für die­sen von sei­ner Modell­viel­falt und Image­ori­en­tiert­heit fast schon an die Auto­mo­bil­welt her­an­kom­men­den Markt. Bzw., Kri­te­ri­en haben wir eini­ge. Ob es einen Kin­der­wa­gen gibt, der die­sen tat­säch­lich ent­spricht, ist das eigent­li­che Pro­blem. Bis­her sieht es nicht ganz so aus.

Was soll der Kin­der­wa­gen kön­nen: wir haben kein Auto, fah­ren aber mit viel mit Zug und ÖPNV. Er muss also im Nah­ver­kehr mit­nehm­bar sein, also eher klein sein, und er soll­te idea­ler­wei­se wohl auch schnell zusam­men­leg­bar sein. Das heißt: Stadt­taug­lich­keit ist wich­tig – aber eben­so müss­te die Mög­lich­keit da sein, den Kin­der­wa­gen ohne grö­ße­re Pro­ble­me und bequem auf dem Wald­weg zu Zoras Kin­der­gar­ten zu schie­ben (und auf dem in Frei­burg all­ge­gen­wär­ti­gen Kopf­stein­pflas­ter). Ach ja: wir woh­nen im ers­ten Stock­werk – und Abstell­platz gibt’s eher im Kel­ler als im Erd­ge­schoss. Leicht muss er also auch sein (und trotz­dem robust – wo sind die tol­len Nanomaterialien?).

Dann muss er von unter­schied­lich gro­ßen Men­schen benutz­bar sein. Und er soll­te auch schon für ein Neu­ge­bo­re­nes tau­gen – aber auch lan­ge dar­über hin­aus. Die meis­ten schi­cken drei­rä­di­gren Sport­kin­der­wä­gen fal­len für Neu­ge­bo­re­ne wohl eher aus, weil die Ein­satz­wan­nen nicht so ganz das Wah­re sind. Oder? 

Schließ­lich: Platz für Ein­käu­fe und die Mög­lich­keit, ein Anhän­ge­brett für Zora anzu­brin­gen, wären auch nicht schlecht. (Ach ja: Öko darf er auch ger­ne sein ;-)).

Auch die Kin­der­wa­gen­prei­se ori­en­tiert sich wohl eher am Auto­mo­bil­markt – vie­les ist uns eher zu teu­er. Immer­hin gibt es durch­aus auch gebrauch­te Kin­der­wä­gen. Umso wich­ti­ger scheint es mir, vor­her schon mal Erfah­rungs­be­rich­te zu sam­meln. Des­we­gen mei­ne Bit­te an alle, die was dazu sagen kön­nen: mel­det euch zu Wort! Für Emp­feh­lun­gen, Erfah­rungs­be­rich­te und Hin­wei­se sind wir jeden­falls dankbar.

War­um blog­ge ich das? Mal schau­en, ob crowd­sour­cing in so einem Fall hilf­reich ist.