Beim Mittagessenvorbereiten (Spargel schälen und Pfannkuchen zubereiten, yeah!) habe ich ein bisschen in den BBC-Livestream zur heutigen Krönungsmesse und Parade geschaut. Mal abgesehen davon, dass ich mir ziemlich sicher bin, dass Monarchien, adelige Privilegien und aus dem Mittelalter übernommene Traditionen heute eigentlich keine Rolle mehr spielen sollten, war das doch ein beeindruckendes Spektakel. Vor allem ist mir klargeworden, dass vieles, was ich in Fantasy-Romanen gelesen habe, gar nicht so weit weg von der Wirklichkeit einer solchen Ritualhandlung ist – angefangen vom Stone of Scone aus dem frühen Mittelalter, der in den Thron für die Krönung eingelassen wird, bis hin zu dutzenden rituell aufgeladenen Gewändern, Schwertern, Handschuhen, Gürteln, you name it – alle mit speziellen Bedeutungen, alle äußerst prunkvoll geschmückt. Bis hin zu der Krone bzw. den Kronen (wie bei den Gewändern und Kutschen scheint es da auch mehrfache Wechsel zu geben).
Eine eindrucksvolle Inszenierung. Und was mir vorher nicht so ganz klar war: zum einen die extrem enge Verbindung zwischen Königshaus und Church of England (inklusive der Ölung nach biblischem Vorbild), und die Tatsache, dass die Krönungsmesse eine Messe, also ein Gottesdienst ist (gute Frage beim Mittagessen: was, wenn ein*e Thronfolger*in Atheist*in ist?), zum anderen die ehrliche (?) Ergriffenheit der BBC-Kommentator*innen. Für die war das nicht nur ein herausragendes Schauspiel, sondern tatsächlich ein Akt mit Bedeutung. Interessant.
Positiv hervorzuheben die Modernisierungen, die sich trotz aller alter, sehr alter Tradition in diesem Krönungsakt fanden – die Rolle, die Bischöfinnen, religiöse Würdenträgerinnen oder Offizierinnen spielten, der Versuch, auf die religiöse und kulturelle Vielfalt des Vereinigten Königreichs und des Commonwealth einzugehen, und auch das durchgehende Motiv der Blumen, Bäume und Insekten bis hin zum heidnischen Green Man auf der offiziellen Einladungskarte. Weniger schön: dass gegen Proteste wohl hart vorgegangen wurde. Und die politische Einrichtung der Monarchie als solche natürlich auch: warum reiche Erben reicher Diktator*innen weiterhin besondere Rechte genießen sollen, lässt sich im 21. Jahrhundert nicht wirklich beantworten.
> (gute Frage beim Mittagessen: was, wenn ein*e Thronfolger*in Atheist*in ist?)
Dann wird der Thronfolger definitiv nicht Throninhaber – der britische König ist ja auch gleichzeitig Oberhaupt der Church of England und das beißt sich natürlich arg mit eigenem Atheismus. Und dem geleisteten Amtsschwur.