„Cerulean“ ist im Englischen der Begriff für einen bestimmten Blauton. Ich würde ihn als dunkles Himmelblau bezeichnen, ein sehr klares Blau jedenfalls. Dieser Blauton ist zugleich die Haarfarbe der Königinnen von Weirandale – einem der neun Reiche in Sarah Kozloff vor kurzem in rascher Folge erschienen vierbändigem Epos. In den Bänden „A Queen in Hiding“, „The Queen of Raiders“, „A Broken Queen“ und „The Cerulean Queen“ begleiten wir Cerulia, beginnend mit der Flucht ihrer Mutter vom Hof von Weirandale, quer durch die neun Reiche. Im vierten Band kehrt Cerulia nach Jahren des Exils, in denen sie in ganz unterschiedliche Rollen geraten und daran gewachsen ist, nach Weirandale zurück. Doch nur weil sie blaue Haare hat, weil sie wie alle ihre Vorfahrinnen ein magisches Talent hat, und weil sie Anspruch auf den Thron erhebt, ist sie noch längst nicht als Königin akzeptiert und anerkannt.
In einem Tweet habe ich die vier Bände (die ich bis auf einen kleinen Moment verschlungen habe, dazu gleich mehr) mit „Game of Thrones“ bzw. dem „Song of Ice and Fire“ verglichen. Gemeinsam ist beiden ein spätmittelalterlich bis frühneuzeitliches Setting, in das ein wenig Magie eindringt, gemeinsam ist die Mischung aus Intrige und Sinnsuche, blutigen Kämpfen und realistischer Grausamkeit. Wo Game of Thrones fast schon voyeuristisch hinschaut, ist der Blick in Kozloff Epos aber ein zutiefst humaner, vielleicht auch humanistischer: Politische Entscheidungen haben Folgen, Schlachten werden geschlagen und bringen auf allen Seiten Leid und Wunden mit sich, Grautöne und nachvollziehbare Motive durchziehen alle Figuren, egal ob „gut“ oder „böse“, und das magische Talent von Cerulia (und das ihrer Mutter) kann zwar helfen, hat aber ebenso klare Grenzen und Konsequenzen. Zudem gibt es Subtexte über gutes Regieren, über Diversität und über Geschlechterrollen.
Der einzige kleine Moment, wo ich das vierte Buch dann ein paar Tage zur Seite gelegt hatte, war der, als die natürlich auch vorhandene – und auch realistisch gezeichnete – Liebesgeschichte endlich ihr Happy End fand, das Buch aber noch gut 200 Seiten vor sich hatte. Da hatte ich dann einen Moment die Befürchtung, dass – kill your darlings – das nicht gut ausgehen kann. Ist es dann aber doch, und in sofern hat es sich gelohnt, weiterzulesen, wie auch die ganze Geschichte gut geschrieben und auf jeden Fall eine Leseempfehlung wert ist.
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