Aller guten Dinge sind drei (siehe auch Teil I zu Alter und Geschlecht und Teil II zur geographischen Verteilung der KandidatInnen für die Kommunalwahl 2014 in Freiburg). Unten folgt ein Versuch, die Angaben zu den ausgeübten Berufen zu erfassen und zu ordnen.
Das ist nicht ganz einfach, weil zum einen oft zwei Berufe angegeben wurden, zum anderen manchmal gar nicht so ganz klar ist, was eine „Angestellte“, ein „Geschäftsführer“ oder eine „Referentin“ eigentlich tun. Insofern sind die Daten unten mit Vorsicht zu genießen.
Zunächst einmal der Blick auf alle 591 KandidatInnen. Vorne liegen LehrerInnen und andere mit Erziehung und Weiterbildung befasste Personen, dann folgen diverse akademische Berufe (von der Doktorandin bis zur Professorin), das große Feld „Kunst, Journalismus, PR“, Studentinnen und Studenten sowie RuheständlerInnen.
Werden die einzelnen Listen betrachtet, so verteilen sich die Berufe nicht gleichmäßig. Auffällig ist zum einen „Junges Freiburg“ mit vielen SchülerInnen und Azubis sowie die PARTEI als vorrangig studentische Liste. „Für Freiburg“ hat den höchsten Anteil an Lehrkräften und Erziehungspersonal. Bei „Freiburg lebenswert“ fallen viele RuheständlerInnen auf, aber auch viele AkademikerInnen und ÄrztInnen. Bei dne unabhängigen Frauen spielen Sozialarbeit und Sozialpädagogik eine relevante Rolle, aber auch Pflege- und Therapieberufe kommen hier häufig vor. Die GAF ist recht bunt gemischt.
Die Kulturliste zeichnet sich durch Kulturschaffende aus. Bei den Freien Wählern spielen Lehrkräfte und akademische Berufe nur eine geringe Rolle, dafür tauchen viele Angestelle, in der Gastronomie und im Handel Tätige, HandwerkerInnen, UnternehmerInnen und GeschäftsführerInnen auf. Auch JuristInnen sind einige auf der Liste. Bei der Linken mischen sich Akademie und Ruhestand einerseits mit Pflege, Sozialarbeit und dem Buchhandel andererseits.
Die FDP ähnelt den Freien Wählern, nur dass es hier keine Angestellten gibt, dafür RuheständlerInnen. An die Stelle der Angestellten rückt das Feld der „Beratung“. Die SPD ist in Freiburg vor allem eine Partei des Erziehungswesens, der Hochschulen inkl. der StudentInnen, von RuheständlerInnen und Hausfrauen. Die CDU ähnelt FDP und FW im recht geringen LehrerInnen-Anteil, auffällig sind hier Forst- und Landwirtschaft (na gut, Winzerei) und die Polizei. Grüne sind schließlich in Freiburg weit weniger eine LehrerInnen-Partei als SPD und Linke. Auffällig sind einige in Politik oder als Betriebsrat tätige Menschen sowie Selbstständige.
P.S.: Wer sich selbst ein Bild machen will: die Originalangaben der KandidatInnen, sortiert nach Beruf.
Eine sehr gute Serie, besser als dass was die BZ bisher herausgebracht hat.
Wobei das mit den Berufen sehr schwer ist: zum einen Arbeiten manche in mehreren Berufen: ich selbst bin Referendar aber auch Rettungsassistent. Dann haben wir Schüler die nebenher jobben, Architekten die als Nachhhilfe und Berufsschullehrer tätig sind und es ist eine Schweinerei das man Studienrichtung und Was man für ein Auubi ist nicht angeben darf.
Auch interessant dass du Azubi und Schüler zusammen gruppierst. Meiner Ansicht gehörten die Azubis eher zu den Studierenden.
Hast du die RettungsSanis/Assistenten bei Feuerwehr/Polizei/BW eingeordnet oder bei Pflege/Therapie?
Ach ja und zählt freiwillig Wehrdienstleistender und FSJler als das gleiche?
Das mit den Berufen ist tatsächlich nicht so einfach (letztlich auch eine Aussage über real existierende gesellschaftliche Vielfalt und Veränderung im Sinne von Patchwork-Identitäten etc.), und ja ‑ich hätte auch Azubis und Studierende in eine Gruppe packen können. Oder SchülerInnen, Azubis, Studierende.
Rettungssanitäter habe ich zu Pflege/Therapie gepackt. FSJ gab es keinen.
Nachtrag: Spannend wäre auch eine Aufteilung nach Leitungsfunktionen, Dienstleistung (Wissensarbeit, Humandienstleistungen, Handeln etc.), Produktion und Rohstoffgewinnung/Agrar – listenübergreifend würde der Charakter Freiburgs als Dienstleistungsstadt sehr deutlich. Oder ist das allgemein so?
Es sei Dir versichert, dass es auf der FDP-Liste sehr wohl Angestellte gibt, nur scheinen diese auch ihre konkreten Berufe angegeben zuhaben. Ich finde es klasse, dass Du Dir die Arbeit gemacht hast aber ganz ehrlich, ich finde die Grafik verwirrt eher als zu informieren. Alleine wie viele Kandidaten weder zu der Gruppe Angestellter noch zu den Gruppen Selbstständig oder Unternehmer gehören … Auch wenn ich nie auf die Idee kommen würde aus Berufen etwas über politische Positionen abzuleiten würde mich durchaus interessieren aus welchen Berufsgruppen sich die jeweiligen Listen „rekrutieren“ aber wieso hier zB Gastronomen und Bänker, bzw. Betriebsräte und Politiker zusammengefasst wurden erschließt sich mir nicht.
Das Problem sind hier die uneinheitlichen „Rohdaten“ der Berufsangaben (siehe Amtsblatt bzw. freiburg.de), aus denen sich eben oft nicht wirklich ergibt, was die Leute tun („Angestellte“, „Geschäftsführer“), und ob sie es angestellt oder selbstständig, in leitender Funktion oder ausführend tun, und welche Qualifikation sie haben. Ich habe daher eher versucht, Tätigkeitsfelder zusammenzufassen. Bei 591 KandidatInnen bin ich froh, zumindest so weit gekommen zu sein – auch wenn sich über die eine oder andere Zuordnung sicher streiten lässt. Die Zeit, 591 mal nachzurecherchieren, um den unterschiedlichen Dimensionen von „Beruf“ gerecht zu werden, habe ich leider auch nicht …
Die Rohdaten sind natürlich ein/das Problem. Auch wenn ich Deine Bemühungen äußerst löblich finde frage ich mich inwieweit es Sinn macht aus diesen Daten eine Grafik zu erstellen. Zumindest was die FDP-Liste (Ich stehe selbst auf dieser und kenne entsprechend die meisten Kandidaten) betrifft finde ich, dass die Grafik ein falsches Bild vermittelt. Alleine, dass laut ihr keine Angestellten auf der Liste stehen spricht für sich.
Was mich sehr interessieren würde wäre eine Aufteilung nach Angestellten / Beamten / Selbstständigen. Ich bin aber hin und her gerissen ob ich überhaupt möchte, dass diese Daten erhoben werden.
P.S. Und es lassen sich leider auch nicht alle Angaben zu „Ausbildung/Arbeiter/Angestellte/Beamte/Selbstst./Ruhestand“ zusammenfassen, da.ich bei Angaben wie „Historiker“, „Kfz-Mechanikermeister“ oder „PR-Beraterin“ nicht sehen kann, in welcher Vertragsform diese Berufe ausgeübt werden.