Nach ersten Trendaussagen haben bei der heutigen Kommunalwahl in Schleswig-Holstein beide größeren Parteien deutlich Verluste hinnehmen müssen (CDU: ‑10 Punkte, SPD, ‑4 Punkte), während die kleineren Parteien mehr oder weniger deutliche Stimmgewinne hatten. Beim NDR heißt es dazu:
Nach einer ersten Schätzung der Landeswahlleiterin liegt die CDU bei 40,1 Prozent, das sind 10,7 Punkte weniger als 2003. Die SPD verliert 3,6 Punkte und erreicht 25,7 Prozent. Die Grünen liegen landesweit bei 9,6 Prozent (2003: 8,4 Prozent), die FDP bei 8,3 Prozent (5,7). Die Linke kommt auf Anhieb auf 7,3 Prozent, der Südschleswigsche Wählerverband (SSW) erreicht 3,0 Prozent (2003: 2,5 Prozent). (Quelle)
Mit dazu beigetragen hat möglicherweise auch das Verbot der bisherigen 5%-Hürde; damit ist das Risiko, Stimmen, die an kleine Parteien gehen, effektiv zu verlieren, gesunken. Wie dem auch sei, auf jeden Fall sind die 9,6 % ein gutes grünes Ergebnis. Mal schauen, ob es bei diesen Trendaussagen bleibt, und schon mal herzlichen Glückwunsch in den Norden!
Update: Sehr schön einige Einzelergebnisse – so sind die Grünen in Lübeck in zwei Wahlkreisen stärkste Partei, in Kiel in vier Wahlkreisen zweitstärkste Partei mit Prozentsätzen um die 20 %. Interessant finde ich das doch überraschend gute Abschneiden der LINKEN – auch im Hinblick darauf, dass wir in Baden-Württemberg 2009 Kommunalwahlen haben werden.
Update 2: Ein interessanter Nebeneffekt des Kieler Ergebnisses ist, dass die bisher dort regierende schwarz-grüne Koalition nun keine Mehrheit mehr hat.
Update 3: (26.05.2008) Die WELT – wer auch sonst – diskutiert das Wahlergebnis als Startschuss für Jamaika-Koalitionen in vielen Städten und Gemeinden. Und zitiert den Landesvorsitzenden der Grünen Schleswig-Holstein, Robert Habeck, damit, dass es tatsächlich eine Wählerwanderung von der CDU zu den Grünen (im Endergebnis sogar bei 10,3%) gegeben habe, insbesondere im Hamburger Umland.
Ich glaube, davon ist wenig auf BaWü übertragbar, was die Ergebnisse der Linkspartei angeht. Dazu ist BaWü doch einfach zu „anders“.
Was ich sehr interessant fand als ich eben durch zeineku die Ergebnisse in Kiel gesehen habe, ist dass dort die CDU rapide verloren hat, die SPD nahezu gleich blieb, wir leicht gewonnen haben und Linke und FDP stark gewonnen haben. Gingen also viele Wähler von der CDU zur Linken (und zur FDP sowieso)?
Die Wählerwanderungen sind ja immer sehr spekulativ – und auch erst relativ spät errechnet. Ich vermute, dass die etwa gleichbleibenden Ergebnisse täuschen, dass also bspw. Leute von der CDU zu den Grünen, dort welche zur SPD und von da wiederum welche zu den LINKEN gegangen sind. Etc. Soweit die Spekulation.
Zu Baden-Württemberg: jein. Übertragbar sind die Ergebnisse sicher nicht. Aber trotz aller sozialdemokratischen Vergangenheit ist Schleswig-Holstein doch auch ein recht konservatives, ländlich geprägtes Land. Und wenn da die LINKE im Landesschnitt auf 8 % oder so kommt, dann sagt das schon was über deren Akzeptanz bei der Bevölkerung aus. Das ist vermutlich schon übertragbar (und positiv finde ich dann, dass es eben keine „sichtbare“ Wählerwanderung Grüne -> LINKE gegeben hat). Jedenfalls glaube ich, dass wir uns für 2009 (sowohl bei der Kommunalwahl wie auch bei der Bundestagswahl) darauf einstellen müssen, auch gegen die LINKE ernsthaft Wahlkampf machen zu müssen. Sprich – ein entsprechend starkes Profil nicht nur in den Bereichen Ökologie und Bildung, sondern auch in der Sozialpolitik brauchen.
Noch was: was wohl auch vielfach stattgefunden hat, sind Wählerwanderungen von der CDU zu Bürgerlisten / „Freien Wählern“. Jedenfalls fällt beim Durchblättern der Einzelergebnisse auf, dass vielfach Bürgerlisten etc. offensichtlich neu angetreten sind und um die 30 % erreichen.