Basis, die (gründeutsch, fig.): 1. Gegenwort zu → mittlere Funktionärsebene und → Parteispitze, alle Mitglieder von Bündnis 90/Die Grünen, die weder Amt noch Mandat innehaben, impl. d. Bild einer Pyramide; 2. In Erweiterung zu 1.: Alle Mitglieder, die kein herausgehobenes Amt oder Mandat innehaben, → Basismitglied; Bsp. „Als Gemeinderat bin ich ja nur Basismitglied.“, soll → Bodenständigkeit signalisieren (Gegenbegriff → abgehoben); 3. alle wahlberechtigte Parteimitglieder, oft lokal verwenden („Die Basis in meinem Wahlkreis …“, „Das entscheidet bei uns die Basis.“); 4. Selbstbezeichnung, um (nostalg.) Verbundenheit mit traditionellem gr. Wertekanon auszudrücken, oft verb m. Deutungsanspruch („Brief der Basisgrünen“) → Flügel; 5. pejorativ verwendet im Sinne von Rückständigkeit→ Wollpullover, → Mistgabel.
Die falsche Schublade
Vor einigen Tagen sorgte die Veröffentlichung einer empirischen Studie zum Linksextremismus – begleitet von einigen Presseartikeln – für Furore. Mir liegt bisher nur die Pressemitteilung (hier die recht ausführliche Langfassung) der FU Berlin zu der Studie von Klaus Schroeder und Monika Deutz-Schroeder vor; die Studie selbst ist als Buch für rund 30 Euro erhältlich. Ich nutze sie als Einstieg für eine Debatte über Ideale, Zivilgesellschaft und Parlamente.
Hochschulwatch: ein Schritt hin zu Open Data für autonome Hochschulen
Transparency International Deutschland e.V., die taz und der fzs, also der Dachverband der Studierendenschaften, haben vor ein paar Tagen hochschulwatch.de gestartet. Ziel der Plattform ist es, Daten zur Verflechtung zwischen Hochschulen und der Wirtschaft zur Verfügung zu stellen, und damit für mehr Transparenz zu sorgen. Ich finde das ein sinnvolles Vorhaben, allerdings aus einem anderen Grund, als dies wahrscheinlich bei den drei Organisationen der Fall ist.
Auf der Seite heißt es zur Motivation, warum es Hochschulwatch gibt:
Mehr als 1,3 Milliarden Euro fließen aus der gewerblichen Wirtschaft jedes Jahr an deutsche Hochschulen – Tendenz stark steigend. Versuchen Unternehmen damit, Einfluss auf die Wissenschaft zu nehmen? Ist die Freiheit von Forschung und Lehre in Gefahr?
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Kurz: Hamburg hat gewählt
Nachdem ich schon 2008 und 2011 etwas zu den Hamburger Wahlergebnissen geschrieben habe, muss ich das dieses Jahr ja eigentlich auch machen. Wobei – so viel gibt’s da nicht zu sagen. Die wahlrechtsbedingte Pause zwischen vorläufiger Auszählung am Wahlabend und vorläufigen Endergebnis am Montagabend führt dazu, dass die eine oder andere Ablenkung von JournalistInnen gerne aufgegriffen wird – anderes gibt es ja nicht zu berichten. Im Ergebnis sieht’s aber weiterhin so aus, dass Olaf Scholz seine absolute SPD-Mehrheit nicht wieder erlangen konnte, sondern mit 45,7 Prozent auf Koalitionspartner angewiesen ist. Die CDU ist auf einem historischen Tiefstand (15,9 %) , wobei die Ole-von-Beust-Phase (2004, 2008) mit einer sehr starken CDU eher eine Anomalie war. Abgesehen davon ist die Hamburger Bürgerschaft bunt: Grüne (12,3 %), Linke (8,5 %), FDP (7,4 %), AfD (6,1 %) – aber selbst das ist nicht ganz so ungewöhnlich, wie es vielleicht scheinen mag. REPs, Schill-Partei und Statt-Partei waren auch schon mal Teil der Hamburger Bürgerschaft. Piraten sind mit 1,5 Prozent endgültig im Niemandsland angekommen; auch die „Neuen Liberalen“ haben es nicht über die 0,5 Prozent hinaus geschafft.
Bei den „Alten Liberalen“ von der FDP scheint sich dagegen der knallig-bunte Relaunch ausgezeichnet zu haben – ich bezweifle, dass deren Politik ähnlich jung und fröhlich frei ausfallen wird. (Und stelle mir den wahrscheinlichen Spitzenkandidaten der FDP für Baden-Württemberg 2016, Rülke, schon mal in zitronengelb, himmelblau und pink vor – dass das so richtig gut passt, sehe ich noch nicht. Anders als in Hamburg, wo Kampagne und Spitzenkandidatin werbetechnisch gut zusammenspielten).
Interessant der Blick auf einzelne Stadtbezirke – bis hin zur sozialistischen Enklave St. Pauli. Grüne Ergebnisse reichen auf dieser Ebene von 25 Prozent in Teilen von Altona und 27 Prozent in der Sternschanze bis zum deutlich einstelligen Bereich (z.B. 4,2 % in Neuland). Auch Großstädte haben ihre ländlichen Räume. Bei der Zusammensetzung der Fraktion hat das Wahlrecht einiges durcheinandergewirbelt. Gespannt bin ich darauf, wie die grüne Fraktion mit Nebahat Güçlü umgehen wird, die aus der Partei ausgeschlossen werden sollte und dann über Personenstimmen („there is no such thing as bad news“) den Einzug in die Bürgerschaft geschafft hat. Aber selbst, wenn es am Schluss nur einer 14-köpfige Fraktion (statt der 15 Sitze, die derzeit ausgezählt sind) wird, und eine Einzelkämpferin, würde das locker für Rot-Grün reichen. Bisher sieht es so aus, als wäre das auch die Wunschkoalition der SPD – auch hier bin ich gespannt, wie die Koalitionsverhandlungen laufen werden. Insgesamt ist’s für die grünen KollegInnen doch ganz gut gelaufen – also herzlichen Glückwunsch und ein gutes Händchen für die nächsten Tage!
P.S.: Umfangreiche Wahlanalyse des Statistischen Amtes und der Konrad-Adenauer-Stiftung.
Kurz: Wer es glaubt, …
Kommunikation ist etwas ziemlich zerbrechliches. Das macht den verführerischen Reiz der Kommunikationsguerilla aus. Und kennzeichnet das Risiko, das mit Kommunikationsguerilla-Aktionen einhergeht. Satire überzeichnet. Kommunikationsguerilla legt falsche Fährten, und wartet darauf, dass andere diesen folgen, bis nicht mehr so ganz klar ist, was nun eigentlich stimmt, was erlogen ist, und was vielleicht stimmen könnte. Kommunikationsguerilla ist großartige und, wenn sie funktioniert, durchaus gefährliche Metakritik am Mediensystem inkl. PR und seiner Wirklichkeitskonstruktion (und Luther Blissetts bahnbrechendes Werk dazu ist unbedingt zu empfehlen …).
Aktuell findet ein Akt der Kommunikationsguerilla statt. Dass rechte Strukturen von staatlich bezahlten V‑Leuten leben, ist bekannt. In den letzten Tagen verbreiteten sich Gerüchte, dass eine wohl organisierte und staatlich finanzierte „Antifa e.V.“ für Proteste gegen Pegida und Co. verantwortlich ist. Inkl. Twitter-Account, der diese Gerüchte aus rechten Foren gerne bestätigt. Die taz setzte dem jetzt die Krone auf – mit einer nicht als „Wahrheit“ gekennzeichneten angeblichen Reportage über die gut bezahlten Antifa‑e.V.-DemonstrantInnen.
Dieser Text wird jetzt von einigen geglaubt. Rechte ziehen ihn als Beleg für ihr „Wissen“ heran. Andere fragen sich, ob bezahlte Proteste nicht Demos delegitimieren. Wer bis zur letzten Zeile liest, erkennt, dass ein „P. Flasterstein“ zitiert wird – starker Hinweis auf das Erfundensein des Textes. Der rechte Kopp-Verlag glaubt, dass die nicht gekennzeichnete Veröffentlichung von Satire ein Hinweis auf interne Grabenkämpfe in der taz ist. Meine Timeline auf Twitter streitet darüber, ob diese Art der Satire gelungen oder gefährlich ist, ein Filter für Gutgläubige oder ein Metakommentar zur „Lügenpresse“. Das ist Kommunikationsguerilla in all ihren schrillen Grautönen.
P.S. Natürlich vergibt die Antifa e.V. auch großzügige Stipendien, insbesondere für engagierte Studierende der Sozialwissenschaften.


