Keine Ahnung, was das für eine Pflanze ist. Sieht unscheinbar aus, solange niemand näher tritt und einmal genau hinschaut. Dann fängt sie an, den ebenfalls auf den ersten Blick unscheinbaren Blüten der tropischen Wohnzimmergrünlilien zu ähneln. Die mich wiederum an einige der Blüten erinnern, die bei Tolkien vorkommen, wenn es darum geht, die Welt der Elben zu charakterisieren.
Kurz: Zurück in die Zukunft?
Auf Treehugger lese ich, dass es einen gewissen Trend zurück zu „dummen“ Mobiltelefonen gibt, also den robusten Geräten von z.B. Nokia, mit einer über mehrere Tage reichenden Akkulaufzeit, ohne Spezialfunktionen, ohne Internet, aber eben mit Telefon und SMS. Und einem Wecker. Auch wenn ich eher mal bezweifeln würde, ob das tatsächlich ein verlässlicher Trend ist, finde ich diese Gegenbewegung zur gesellschaftlichen Durchsetzung des Smartphones durchaus interessant und beobachtenswert.
Ein Grund dafür ist ein ganz persönlicher: Mein gutes altes Samsung mag nicht mehr so recht, d.h. zur Zeit bin ich selbst auf ein „Altgerät“ angewiesen, um zumindest telefonisch und per SMS erreichbar zu sein, wenn ich unterwegs bin. Was beruflich unabdingbar ist. Das mit der eingeschränkten Erreichbarkeit wird sich dann ändern, wenn das Fairphone irgendwann im Sommer in seiner zweiten Inkarnation auf den Markt kommt. Bis dahin fehlt mit das mobile Internet. Bzw. es fehlt mir nicht komplett, sondern es fehlt mir dann, wenn ich nicht gerade in einem ICE mit funktionierendem Telekom-Hotspot sitze. Entsprechend kann ich die Zugfahrtzeit nur noch sehr viel eingeschränkter für alles nutzen, was Netz voraussetzt – den Abruf dienstlicher Mails ebenso wie der intensive Social-Media-Konsum (oder der Blick in meinen Onlinekalender). Nervt manchmal, hat aber auch etwas entschleunigendes.
Daran hängt dann die große Frage, ob die Epoche der allgegenwärtigen Vernetzheit und der lückenlosen Kommunikation im Rückblick in zwanzig, fünfzig oder hundert Jahren als Startpunkt einer neuen Normalität oder als eine für spätere Generationen schwer verständliche Phase allgemeiner Aufgeregtheit gedeutet werden wird. Geschichte und technologische Moden folgen ja nicht unbedingt linearen Kurven, sondern pendeln, bewegen sich auf Spiralen oder S‑Kurven. Insofern führt der oben verlinkte Artikel zumindest vor Augen, dass es auch anders sein könnte, dass der nächste Schritt nach dem Smartphone eben nicht das in Kleidung (Google Glass z.B.) oder gar ins Gehirn integrierte allgegenwärtige Interface zum globalen Netzwerk sein muss, sondern dass auch ein Rückschlag des Pendels eine Möglichkeit sein kann, hin zu einer Deutung von ständiger kommunikativer Nähe z.B. als ein Privileg, das nur ganz wenigen, ausgewählten Personen gewährt wird, statt das Eintauchen in den andauernden quasiöffentlichen Kommunikationsstrom als dernier cri zu zelebrieren.
Photo of the week: Mud reflection
Kreistagswahlergebnisse 2014 in Baden-Württemberg (korrigiert)
Ich habe die vorliegenden grünen Ergebnisse zur Kreistagswahl und zur Kommunalwahl in den Städten mal grafisch aufbereitet – da nicht in allen der 1101 Gemeinden Grüne angetreten sind, und da zudem vielfach grün-nahe Listen auftreten, erscheint mir dieses Bild aufschlussreicher als die landesweite Gemeindestatistik. Nicht sichtbar wird hier, dass Grüne im Vergleich zu 2009 fast überall zugelegt haben – das hat auch etwas damit zu tun, dass Ergebnisse wie „16 Prozent“ inzwischen als „normal“ erscheinen. Sichtbar wird in der Karte auch, wo bis zur Landtagswahl noch etwas geschehen muss …(z.T. statistisches Landesamt, z.T. Meldungen der einzelnen Landkreise)

Zugrundeliegende Karte: Baden-Württemberg-Location-Map, CC-BY-SA von Ssch und Kjunix
Neu: Die in der Karte dargestellten Zahlen für die Landkreise beruhen auf Angaben des Statistischen Landesamtes, für den Landkreis Karlsruhe und für den Bodenseekreis liegen diese noch nicht vor. Während dort die Daten aus den Schnellmeldungen der Landkreise angegeben sind (Stimmen Grüne / gültige Stimmen), verwendet das Statistische Landesamt „gleichwertige Stimmen“ und berechnet den Anteil daran. Das bedeutet, dass Verzerrungen durch unterschiedlich große Wahlkreiszuschnitte in den einzelnen Landkreisen herausgerechnet werden. Dadurch ergeben sich Differenzen zu den Schnellmeldungsergebnissen. Beispiel Landkreis Tübingen: Ohne diese Korrektur liegt der Landkreis bei 24,7 % „grün“, dies kommt u.a. dadurch zustande, dass die Stadt Tübingen als Landkreis-Wahlkreis überrepräsentiert ist. Werden diese unterschiedlichen Gewichtungen herausgerechnet, ergibt sich der hier dargestellte Wert von 21,8 %.
Nur in den Landkreisen Freudenstadt (-0,9 Prozentpunkte), Reutlingen (-0,7 Prozentpunkte) und Zollernalb (-0,2 Prozentpunkte) verlieren die Grünen gegenüber 2009, bezogen auf die gleichwertigen Stimmen, in allen anderen Landkreisen gibt es Zugewinne zwischen 0,3 und 4,0 Prozentpunkten, letzteres in Sigmaringen. In den Stadtkreisen Freiburg (+0,4), Mannheim (+0,4), Pforzheim (+0,7), Ulm (+0,9), Baden-Baden (+2,1), Heilbronn (+2,2) und Heidelberg (+4,7) gibt es Zuwächse, während es in Karlsruhe (-0,2) und Stuttgart (-1,3) Verluste gegenüber 2009 gibt.
Kurz: Lokal schlägt bundesweit?
Dieses Jahr fanden die Europawahlen ja in einigen Bundesländern gekoppelt mit Kommunalwahlen statt. Dabei ist eine deutliche Diskrepanz sichtbar zwischen den grünen Ergebnissen, die für die Europawahl erzielt werden konnten (insgesamt sind es ja 10,7 % geworden) und den kommunalen Ergebnissen. Das ist jetzt insofern schwer zu vergleichen, als Grüne nach wie vor nicht flächendeckend kommunal antreten. Zudem stehen – zumindest in den Ländern mit einem etwas komplizierteren Auszählverfahren – die endgültigen Kommunalwahlergebnisse noch nicht fest.
Als Eindruck setzt sich jedoch fest, dass wir da, wo wir antreten, kommunal teilweise richtig stark sind, dass sich das – und das ist jetzt kein reines Baden-Württemberg-Phänomen – nur bedingt in bundesweite Stimmen umsetzt. Beispielsweise wurden im Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald bei der Europawahl 16,3 Prozent erzielt. Die Ergebnisse für die grünen Kommunalwahllisten liegen fast überall, wo wir für Gemeinderäte angetreten sind, deutlich darüber (ich habe bisher eine Spannweite von 15,1 % bis – Sonderfall Merzhausen – fast 50 % gesehen). Das ist nicht nur ein Effekt davon, dass nach wie vor in vielen Gemeinden im Landkreis keine grünen Listen antreten. Auch in den Orten mit grüner Liste lag das Europawahlergebnis (ähnliches gilt für die Bundestagswahl) deutlich unterhalb des jeweiligen kommunalen Listenergebnisses.
Wenn sich diese Beobachtung verallgemeinern lässt, wäre zu fragen, was für ein Mechanismus dahinter steht. Klar: Es gibt in vielen kleineren Gemeinden weniger Auswahl. Wer bei der Europawahl Linke, Tierschutzpartei oder Piraten gewählt hat, wählt dann vielleicht kommunal grün. Reicht das zur Erklärung dieser Beobachtung aus – oder gibt es tatsächlich so etwas wie eine uns zugeschriebene Kommunalkompetenz, ein Problemlösungsvertrauen, dass sich auf konkrete Politik vor Ort bezieht, sich aber nicht in der bundesweiten, v.a. medial vermittelten Wahrnehmung spiegelt?
P.S.: These 2 – für die SPD gilt das Gegenteil.


