Kurz: Wer wärmt das grüne Herz?

In vier Wochen ist grü­ner Bun­des­par­tei­tag in Ham­burg. Ich bin zwar Ersatz­de­le­gier­ter mei­nes Kreis­ver­ban­des und als BAG-Spre­cher könn­te ich auch ein­fach so hin­fah­ren, wer­de es aber (man­gels frei­er Novem­ber­wo­chen­en­den) höchst­wahr­schein­lich nicht tun. Und bin gar nicht so trau­rig dar­über. Einer­seits schon, weil’s halt auch immer eine Mög­lich­keit ist, einen nicht uner­heb­li­chen Teil der grü­nen Fami­lie zu sehen. Ande­rer­seits las­sen mich die Schwer­punk­te die­ser BDK selt­sam kalt. Dabei sind es eigent­lich wich­ti­ge The­men – die Frei­heits­de­bat­te, Ernäh­rung als Teil guten Lebens, Flücht­lings­po­li­tik, die „euro­päi­sche Frie­dens­ord­nung“ (was auch immer das sein mag). Aber ich habe zuneh­mend den Ein­druck (und nicht erst seit Wazi­ristan-Ver­glei­chen), dass das, was der Bun­des­par­tei­tag hier jeweils ent­schei­det, nicht wirk­lich eine Rol­le spie­len wird. Glü­hen­de Kon­tro­ver­sen sehen jeden­falls anders aus. Wirk­lich. Und Wah­len ste­hen auch kei­ne an, obwohl diver­se Pres­se­or­ga­ne so klin­gen, als sei das anders. Und ob die vor­lie­gen­de Tages­ord­nung dazu geeig­net ist, Feu­er zu ent­fa­chen und zumin­dest das grü­ne Herz zu wär­men und zu moti­vie­ren – ich weiß nicht. Inso­fern befürch­te ich, dass ich „Ham­burg“ gar nicht so sehr ver­mis­sen wer­de. Was scha­de ist.

Kurz: Southern Steampunk

Southern Steampunk VDie­ser Fud­der-Arti­kel mach­te mich dann doch neu­gie­rig. Steam­punk – eine Sub­kul­tur, die sich an einer Mischung aus vik­to­ria­ni­schen Umgangs­for­men und dem mad sci­en­tist, der mit aller­lei Gerät­schaf­ten dampf­be­trie­be­ne Robo­ter baut, ori­en­tiert, also sozu­sa­gen Cyber­punk, nur ein paar hun­dert Jah­re in der Zeit zurück ver­legt – war mir bis­her vor allem in Form von Web­co­mics und dem einen oder ande­ren Buch begeg­net. Dass es auch in Süd­ba­den Men­schen gibt, die Steam­punk nicht kon­su­mie­ren, son­dern auch aus­üben, war mir vage bekannt. Und weil ich zufäl­lig Zeit hat­te, schau­te ich dann heu­te mal im Crash vor­bei. Inso­fern dort jede Men­ge ele­gant geklei­de­te Damen und Her­ren zu fin­den waren, die alle­samt opti­sche Gerät­schaf­ten an und mit sich tru­gen bzw. zum Ver­kauf und Bestau­nen aus­stell­ten, wur­de ich nicht ent­täuscht. Die Sze­ne scheint recht rüh­rig zu sein, wur­de mir berich­tet. Ein jun­ger Schwei­zer Autor, Mar­tin Rie­sen, las aus sei­nem in Offen­burg spie­len­den Steam­punk-Roman Aus­ser­ge­wöhn­li­che Auto­ma­tons, und ein Tee-Duell fand auch statt. Soweit alles ganz nett – aber irgend­wie pack­te mich dann doch eher der sozio­lo­gi­sche Blick als dass der Steam­punk-Virus über­sprin­gen woll­te. Gut zu wis­sen, dass es das gibt, sicher­lich ein bes­se­res Hob­by als bei­spiels­wei­se Fuß­ball, aber irgend­wie war’s mir – nicht ver­spielt genug? Kann sein, dass das dar­an lag, dass ich (wenn auch halb­wegs im Dress­code) ein­fach ins Crash rein­ge­schneit bin, aber irgend­wie hat­te ich mir mehr Rol­len­spiel erwar­tet, mehr alter­na­te rea­li­ty. Mal sehen.

Photo of the week: Pearls of dew I

Pearls of dew I

 
Angeb­lich sol­len es die letz­ten gol­de­nen Herbst­ta­ge für die­ses Jahr sein. Ich habe mir jeden­falls ges­tern erst mal mei­ne Kame­ra geschnappt und noch ein paar Fotos gemacht. Wenn ich ehr­lich bin: Früh­ling und Herbst mag ich bei­de sehr viel lie­ber als Som­mer und Win­ter. Gibt es Gegen­den, wo es das gan­ze Jahr über nur Früh­ling und Herbst hat?

Von glit­zern­den Tau­trop­fen zum GDL-Streik fällt mir jetzt kein guter Über­gang ein, aber zwei drei bis vier Din­ge woll­te ich dazu doch noch sagen, nach­dem der Streik u.a. auf mei­ner Face­book-Sei­te mas­si­ve Debat­ten aus­ge­löst hat.

So ein Streik ist ja mehr­di­men­sio­nal – es gibt stra­te­gi­sche Inter­es­sen der jewei­li­gen Gewerk­schaft, es gibt die poli­ti­sche Groß­wet­ter­la­ge, es gibt bestimm­te Arbeits­be­din­gun­gen, die als bes­ser oder schlech­ter bewer­tet wer­den kön­nen, es gibt sowas wie „com­mon decen­cy“ (eine Erwar­tung, die ich an Mit­men­schen habe, egal, auf „wel­cher Sei­te“ sie ste­hen), und es gibt die kon­kre­ten Streik­fol­gen für die Betrof­fe­nen. Und spä­tes­tens seit den 1970er Jah­ren fängt die kla­re Unter­schei­dung „abhän­gi­ge Beschäf­tig­te hier, Kapi­tal da“ zu brö­seln an. Es gibt Schein­selbst­stän­di­ge, allein­selb­stän­di­ge Sub­un­ter­neh­mer und Arbeit­neh­me­rIn­nen, an die ähn­li­che Erwar­tun­gen hin­sicht­lich Fle­xi­bi­li­tät und Eigen­in­itia­ti­ve gestellt wer­den wie an Selbst­stän­di­ge. Es gibt Patch­work­bio­gra­phien, Pre­ka­ri­tät und Arbeits­lo­sig­keit. In die­ser dop­pel­te Melan­ge aus Mehr­di­men­sio­na­li­tät des Streiks und unkla­rer gewor­de­nen Arbeits­ver­hält­nis­sen nervt mich der laten­te Vor­wurf, dass jede/r, die sich mit dem Streik nicht soli­da­risch erklärt, die – ich sag’s mal so dras­tisch – Klas­sen­in­ter­es­sen ver­ra­ten wür­de. So ein­fach ist das nicht. Und des­we­gen fin­de ich nach wie vor, dass es mög­lich ist, Streiks gene­rell legi­tim zu fin­den, die­sen kon­kre­ten Streik aber als unver­hält­nis­mä­ßig anzu­se­hen. Nicht jeder Streik ist gut, und nur weil irgend­wo „Gewerk­schaft“ drauf steht, muss das nicht hei­ßen, dass innen nicht ganz viel Ego­is­mus steckt.

Und dann ist mir auf­ge­fal­len, dass ich ja immer ger­ne von mei­ner eige­nen Lebens­si­tua­ti­on auf ande­re schlie­ße, was nicht unbe­dingt immer stim­men muss. Ich habe kei­nen Füh­rer­schein. Ich bin beruf­lich auf die Bahn ange­wie­sen. Viel­leicht wird das Aus­maß des GDL-Streiks man­chen, die sich schnell soli­da­risch erklä­ren, deut­li­cher, wenn wir für einen Moment mal anneh­men, dass hier die Gewerk­schaft der Last­wa­gen­fah­re­rIn­nen (alle Sub­un­ter­neh­mer­un­klar­hei­ten mal aus­ge­blen­det) strei­ken wür­de. Und dass sie für drei Tage die Auto­bah­nen blo­ckie­ren wür­de. Und alle wich­ti­gen Sei­ten­stra­ßen. Um eine deut­li­che Lohn­er­hö­hung und den Allein­ver­tre­tungs­an­spruch für alle Beru­fe, die was mit Autos zu tun haben, her­aus­zu­han­deln. Immer noch soli­da­risch? Immer noch verhältnismäßig?

Damit zurück zu den letz­ten schö­nen Herbst­ta­gen. Die ich jetzt genie­ßen werde.

Digitalisierung als Baustein einer grünen Innovationspolitik

Stadtteilfest 2014 - 53

„Unterm Strich wür­de ich ger­ne in dem Baden-Würt­tem­berg leben, das Kret­sch­mann da gra­de ent­wirft.“, schrieb ich bei Twit­ter als Fazit zur „Hei­mat, High­tech, High­speed“-Regie­rungs­er­klä­rung, und das ist viel­leicht erklärungsbedürftig. 

Um ganz vor­ne anzu­fan­gen: eine Regie­rungs­er­klä­rung im baden-würt­tem­ber­gi­schen Land­tag funk­tio­niert so, dass der Minis­ter­prä­si­dent (oder eine ande­re Ver­tre­te­rIn der Lan­des­re­gie­rung) sich aus­führ­lich, grund­sätz­lich und über­grei­fend äußert, und – übli­cher­wei­se – die Frak­ti­ons­vor­sit­zen­den dar­auf reagie­ren. Und zwar in „Debat­te mit frei­er Rede­zeit“, was ganz schön lang sein kann. In die­ser Regie­rungs­er­klä­rung ging es um „Digi­ta­li­sie­rung“, und um die (ins­be­son­de­re auch wirt­schaft­li­chen) Chan­cen von Din­gen, die mit so schö­nen Buz­zwords wie „Indusch­drie 4.0«, „digi­ta­ler Wan­del“, „Cloud“ oder „Cyber­se­cu­ri­ty“ umrei­ßen lassen. 

„Digi­ta­li­sie­rung als Bau­stein einer grü­nen Inno­va­ti­ons­po­li­tik“ weiterlesen