Kurz: Abgeklärter Fatalismus

Heu­te Nacht fin­det das ers­te Fern­seh­du­ell zwi­schen Hil­la­ry Clin­ton und Donald Trump statt. Mei­ne Sym­pa­thien sind klar ver­teilt, und ich hof­fe, dass Clin­ton ein paar Punk­te „macht“ – und dass die Wähler*innen im Novem­ber eine klu­ge Ent­schei­dung für eine okaye Prä­si­den­tin tref­fen, statt auf plat­ten Popu­lis­mus zu set­zen. Auch wenn letz­te­res gefühlt und mög­li­cher­wei­se post­fak­tisch der Mega­trend des Jah­res 2016 ist. Und auch, wenn ich dem US-Wahl­sys­tem so man­chen Quer­schlag zutrau­en wür­de (Gore vs. Bush, anyone?).

Obwohl ich Trump für eine mas­si­ve Gefahr für den Welt­frie­den und das pla­ne­ta­re Kli­ma hal­te, und obwohl ich den­je­ni­gen, die bei ihm Ansät­ze einer ame­ri­ka­ni­schen Spiel­art des Faschis­mus sehen, bis zu einem gewis­sen Grad recht geben wür­de, lässt mich die­ser Wahl­kampf selt­sam kalt. Ich wer­de nicht mit­ten in der Nacht auf­ste­hen, um beim Duell mit­zu­fie­bern. Viel­leicht ist’s der Kon­trast zu Oba­mas Pathos (bei gleich­zei­ti­gem Wis­sen dar­um, wie unvoll­stän­dig das Pro­gramm hin­ter dem Pathos umge­setzt wer­den konn­te), viel­leicht auch die Distanz zum ame­ri­ka­ni­schen Kon­ti­nent und die loka­le, euro­päi­sche Pro­blem­dich­te – jeden­falls drü­cke ich zwar Clin­ton die Dau­men, schaue aber letzt­lich doch mit abge­klär­tem Fata­lis­mus auf die­sen Wahlkampf.

Kurz: Der Katalog als Zeitgeistmarker

IKEA ist so ein glo­ba­ler Kon­zern, der Möbel ver­kauft. Naja, eigent­lich ver­kauft der Kon­zern eher ein Image als Möbel. Und das Image hat nicht unbe­dingt viel mit der Rea­li­tät zu tun, befürch­te ich. 

Was für ein Image? So eine hüb­sche skan­di­na­visch-auf­ge­räum­te Kusche­lig­keit, in der klei­ne Woh­nun­gen kein Pro­blem, son­dern eine mit Bra­vour meis­ter­ba­re Stil­her­aus­for­de­rung sind, in der mul­ti­kul­tu­rell zusam­men­ge­setz­te Patch­work-Fami­li­en-WG-Freun­des­krei­se an hübsch dekorierten/improvisierten Tischen sit­zen, mit Kin­dern irgend­wo zwi­schen nied­lich und frech, ger­ne auch mal kopf­über. Biss­chen Grün­zeug, biss­chen Alt­bau, biss­chen Post-Hip­pie-Bür­ger­tum, biss­chen Lite­ra­tur im Regal, biss­chen künst­le­risch wert­vol­les Pro­vi­so­ri­um. Noch ein Hauch Nach­hal­tig­keits­ge­fühl und eine Pri­se glo­ba­le Fair­ness dazu, fer­tig, trifft und passt. Wer­bung halt.

Dass die jähr­li­chen, welt­weit ähn­li­chen IKEA-Kata­lo­ge genau die­ses Image ver­kau­fen – genau das macht sie ja über­haupt erst erseh­nens­wert, jeden­falls inter­es­san­ter als all das, was irgend­wel­che ande­re Möbel­häu­ser sich aus­den­ken, um ihren Kruscht zu beprei­sen. Wes­we­gen ich es etwas scha­de fin­de, dass der dies­jäh­ri­ge Kata­log sich wohl von dem neu­en „Kei­ne Werbung“-Schild am Brief­kas­ten hat abschre­cken las­sen hat. Und wenig Ver­ständ­nis für irgend­wel­che in der ZEIT erschie­ne­nen Ver­ris­se habe.

Photo of the week: This year’s crop I

This year's crop I

 
Die Erfah­rung der letz­ten Jah­re zeigt: so ein klei­ner Nord­bal­kon kann durch­aus zur Toma­ten­pro­duk­ti­on genutzt wer­den. Ein paar Kar­tof­feln und Erd­bee­ren, Min­ze, Schnitt­lauch und Basi­li­kum gab’s auch. Die Papri­ka­pflan­ze hat sich ent­schie­den, erst jetzt, Anfang Sep­tem­ber, über­haupt mal Früch­te anzu­set­zen. Wenn’s so warm bleibt, wird das auch noch was. Aber so ganz zufrie­den bin ich trotz­dem nicht. Das betrifft zum einen die Pflan­zen (was außer Toma­ten könn­te ich denn mal trotz wenig Platz pro­bie­ren?), zum ande­ren die Fra­ge, wie ich auf klei­nem Raum viel Erde unter­brin­ge. Hat jemand Erfah­rung mit Hoch­bee­ten (oder gar „Regal­bee­ten“) auf dem Balkon? 

Der Rebell. Eine Miniatur

Der Rebell (sel­te­ner die R.-in); hat oder hat­te Par­tei­äm­ter oder Man­da­te inne; setzt sei­ne Abwei­chung vom all­ge­mei­nen Kurs der Par­tei wohl in Sze­ne. Über die Zeit wird das Löcken wider den Sta­chel zum bestim­men­den The­ma des Rebel­len. Kon­struk­ti­ve Arbeit in der Par­tei kommt nur noch sel­ten vor. Er wird nun in der Rol­le des Rebells besetzt, etwa auf Talk­show­ses­sel. Am Ende des media­len Spiels, kurz vor all­ge­mei­ner Ermü­dung der auf den Rebel­len fokus­sier­ten Auf­merk­sam­keit, kommt es manch­mal zum erup­ti­ven Aus­tritt. Aller­dings droht ohne Kon­trast­fo­lie schnell ein Ver­bren­nen des Auf­merk­sam­keits­wer­tes, das Inter­es­se erlahmt, am Ende fin­det sich der Rebell als → ein­sa­mer Kämp­fer im Schat­ten wieder.