Letztes Wochenende fand hier die schon traditionelle Rieselfeldmeile statt. Sport ist ja nicht so meins, aber mein Kind ist mitgelaufen. Nett fand ich die schon einige Tage vor dem Rennen quer über die Straße hier im Stadtteil hängenden T‑Shirts der letzten Meilen im Spätsommerlicht.
Photo of the week: Early autumn lake III
Heute morgen bin zum Opfinger See geradelt. Ins Wasser zu gehen, erschien mir angesichts der doch schon etwas herbstlichen Temperaturen dann nicht so richtig sinnvoll. Aber ein paar schöne frühherbstliche oder spätsommerliche See-und-Landschaftsfotos haben sich ergeben. Aufgefallen ist mir, wie grün – im Gegenlicht: neonleuchtend – nach ein paar Regentagen jetzt alles wieder aussieht, wie schnell sich die Landschaft hier von der sommerlichen Dürre erholt hat.
Die Welt im Jahr 2020
Die Zukunft vorherzusagen, ist bekanntermaßen schwierig. Das gilt umso mehr, wenn es um die ferne Zukunft geht. Dagegen lassen sich über die nahe Zukunft – also zum Beispiel das Jahr 2020 – recht zuverlässige Aussagen treffen. Mal abgesehen von dem Fall, dass ein unvorhersehbares Ereignis eintritt – schwarze Schwäne mit Gischt und Verwirbelung. (Es gab eine Zeit, in der die Zahl 2020 mal für die richtig weit in der Zukunft liegende Zukunft stand. Aber hey – heute sind das weniger als eineinhalb Jahre.)
Kurz: Kategorienfehler
In den letzten Tagen ist oft von Auseinandersetzungen zwischen Links und Rechts zu lesen. Das suggeriert eine in Links – Mitte – Rechts aufgeteilte Gesellschaft, mit einer Mitte, die dieses ganze Theater gar nichts angeht. Das ist aber ein krasser Kategorienfehler. 80 Prozent der Menschen in Deutschland stehen zum Grundgesetz und zu einer Werthaltung, die nicht wörtlich im Grundgesetz steht, die aber viel mit der deutschen Geschichte zu tun hat. Dazu gehört eine besondere weltpolitische Verantwortung Deutschlands, dazu gehört der Wert der Solidarität, und dazu gehört es auch, Menschen, die verfolgt werden, Schutz zu bieten. Wenn der Begriff nicht so kaputt wäre, könnte diese Werthaltung auch als Leitkultur bezeichnet werden.
Eine kleine, radikale Minderheit versucht, diesen Konsens zu zerstören. Weil diese kleine, radikale Minderheit dafür keine Mehrheiten hat, greift sie zum Baukasten der Propaganda. Sie stilisiert sich selbst als Opfer. Sie behauptet, für eine schweigende Mehrheit zu sprechen. Sie versucht, ihre Position als normal darzustellen. Sie sucht Anlässe, um ihre Ideologie medial wirksam ausbreiten zu können. Chemnitz ist nur ein Beispiel für dieses Vorgehen. Diskurse, Wahrheit, Fakten – das ist dieser kleinen, radikalen Minderheit egal. Ihr Ziel ist der Bruch mit der historischen Verantwortung Deutschlands. Wenn diese kleine, radikale Minderheit vom Systemwechsel spricht, dann greift sie damit Demokratie, Pressefreiheit und Toleranz an.
Das fiese an dieser Situation ist, dass diese Strategie des Rechtsrucks zu verfangen scheint. Der Verfassungsschutz wird seiner Aufgabe nicht gerecht. Der Opfer-Diskurs scheint für Menschen anschlußfähig zu sein, die sich selbst als Opfer der gesellschaftlichen Entwicklung sehen. Medien orientieren sich an Ausgewogenheit und an Neuigkeitswerten und präsentieren die Positionen dieser kleinen, radikalen Minderheit als „die eine Seite“, der „die andere Seite“ gegenüber gesetzt werden muss. Soziale Medien katalysieren alles, was Aufmerksamkeit erregt, und hetzen damit die Stimmung an. Und manchen Propagandist*innen aus der großen Mehrheit scheint es ganz recht zu sein, mit dem rechten Feuer zu spielen, in der Hoffnung, selbst davon zu profitieren. Wir haben ein Problem. Daher mache ich mir Sorgen um den historischen Konsens in diesem Land – und hoffe, dass eine Bewegung wie #wirsindmehr einen Beitrag dazu leistet, Solidarität, Freiheit, Demokratie und Verantwortung als unsere Werthaltung zu schützen.
Photo of the week: Amsterdam XI
Und als letztes Foto der Woche aus dem Urlaub noch ein Bild aus Amsterdam (das komplette Urlaubsfotoalbum gibt es hier). Darauf sind ca. drei der vier bis fünf extrem typischen Dinge für diese Stadt zu sehen: eine Gracht, ein Boot und ein Fahrrad.
(Was ich mir ja gerne angeschaut hätte, was aber aus Zeitgründen nicht so richtig gepasst hat, sind die in den letzten Jahren entstandenen neu gebauten bzw. renovierten Viertel im Norden und am Stadtrand von Amsterdam. Jedenfalls meinte der als Lektüre gekaufte Reiseführer, dass das interessant sein könnte. Vielleicht auch nicht so viel anders als ähnliche Viertel anderswo, aber genau deswegen hätte es mich interessiert. So sind wir vor allem im Zentrum samt Jordan-Viertel geblieben, haben das Hausbootmuseum angeschaut (und gelernt, dass Hausboote auch nicht so viel weniger als andere Immobilien kosten) und in einer gut gemachten, wirklich multimedialen Ausstellung im Amsterdam Museum etwas über die Geschichte der Stadt von 1400 bis heute gelernt. Abgesehen davon war es sehr voll – das typische Zu-viele-Touristen-Paradox der spannenden europäischen Städte und Gegenden.)




