Gestern hat es geschneit, die Welt sieht ganz anders aus, und hundert Schneefotos warten darauf, hochgeladen zu werden. Bis das soweit ist, gibt es also Foto der Woche einen verwunschenen Wintermorgenblick auf die Dreisam – manchmal hat die spät aufgehende Sonne doch auch etwas Gutes.
Traummaschinen, träumende Maschinen, Maschinenträume

Vermutlich wird im Rückblick das Jahr 2022 das Jahr der Künstliche-Intelligenz-verändert-unser-Leben-Essays sein. Und es gibt ein paar Standardformate für diese Essays – das eine ist der komplett von ChatGPT geschriebene Text, das andere die große Technikkritik samt Raunen darüber, was menschliche Kreativität nun wirklich ausmacht, das dritte der Hype-Artikel darüber, dass sich jetzt wirklich alles ändert.
Und ja, ChatGPT und die ganzen anderen generativen Modelle – die Bilderzeugung mit Stable Diffusion, Midjourney oder Dall‑E; die Übersetzung mit DeepL – all das fühlt sich schon sehr nach Zukunft an. Als 2007 das iPhone auf den Markt kam, war nicht so ganz klar, dass es den Mobilgerätemarkt komplett umkrempeln würde, das unter einem Smartphone nicht ein Tastentelefon mit Bildschirm zu verstehen ist, sondern ein universell nutzbarer Computer in einem Softwaregarten, der zur Not auch ein Telefon sein kann. Im nachhinein betrachtet hat das iPhone massiv etwas verändert. Unser Zugang zur Welt ist ein kleiner schwarzer Bildschirm in der Hosentasche oder Handtasche, egal ob mit iOS oder Android als Betriebssystem. Das ist das Gerät, mit dem wir im Internet unterwegs sind, Fahrkarten kaufen, uns orientieren, die Uhrzeit ablesen, Fitnesswerte speichern und natürlich ständig und überall Fotos und Videos machen.
Für mich fühlt ChatGPT sich ein bisschen so an, als ob damit ein ähnlicher Umbruch verbunden sein könnte. Vielleicht liegt dieses Gefühl auch daran, dass ich mit Siri und Alexa (und erst recht nicht mit Cortana) nie warm geworden bin; was hier noch als OpenAI-Feldversuch und wissenschaftliches Experiment läuft, und noch ziemlich fehleranfällig und gerade stark überlastet ist, könnte unseren Alltag doch ganz erheblich verändern.
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Photo of the week: Japan style, Wiehre
Photo of the week: Greenhouse III
Work in progress: Computergestützte Kommunikation gestern und heute
In einem Anflug von Irritation darüber, wie viele Menschen sich, wenn sie sich aufgrund der Twitterdämmerung nach anderen Orten im Netz umschauen, ohne mit den Wimpern zu zucken, wieder in die selben Abhängigkeiten begeben, ohne offene Schnittstellen, ohne Open-Source-Code, ohne Interoperabilität – ja, ich spreche hier von post.news und Hive und dergleichen mehr -, habe ich gestern Abend mal nach einer Zeitlinie der unterschiedlichen Plattformen und Systeme gesucht. Und weil ich bis auf diese schöne Grafik erst einmal nichts gefunden habe, habe ich dann „schnell mal eben“ selbst eine Zeitlinie zusammengebastelt. Das gab rege Reaktionen (Debatte auf Mastodon hier und auf Twitter hier), und mir sind dabei drei Dinge klar geworden:
1. Soziale Netzwerke im weiteren Sinne sind keine ganz neue Erfindung, sondern begleiten als Mailinglisten, BBS-Systeme, als Usenet oder als Chat-Plattform wie IRC unsere vernetzte Computernutzung schon ziemlich lange.
2. Wenn ich mich näher damit befassen wollen würde, wäre es gut, für Ordnung zu sorgen und zu überlegen, was ich eigentlich meine, wenn ich von sozialen Netzwerken spreche. Was unterscheidet Twitter von Facebook, was Facebook von ICQ, und was ICQ von Google Groups? Und wie weit soll das eigentlich gefasst werden – sind Youtube, Tinder, Werkenntwen, StayFriends und LambdaMOO auch soziale Netzwerke?
3. Für die meisten sozialen Netzwerke (was auch immer darunter zu verstehen ist), sind die Anfangsdaten (erste Nutzung, wann wurde die Firma gegründet, wann kam das Produkt auf den Markt, …) gut dokumentiert, auch die Wikipedia ist hier sehr hilfreich. Viel weniger klar ist das Ende sozialer Netzwerke. Einige Dienste wurden eingestellt (Orkut zum Beispiel, oben grau dargestellt), andere scheinen auch heute noch zu existieren, sind aber aus der öffentlichen Wahrnehmung komplett verschwunden (FIDONet beispielsweise).
Was ich jetzt weiter mit diesem Impuls, zurück zu gucken, anfange, ist mir noch nicht ganz klar. Jedenfalls: es gab ein Leben vor Twitter, und es wird ein Leben nach Twitter geben. Bis dahin sammele ich mal weiter – etwas übersichtlicher als die Grafik oben hier bei Datawrapper. Tipps und Hinweise gerne in den Kommentaren.




