Am 25. April 2010 findet der erste Wahlgang der Oberbürgermeisterwahl in Freiburg statt. Es gibt drei Kandidaten (m) und keine Kandidatin (w). Neben dem Amtsinhaber Dieter Salomon (Grüne) kandidieren der Bürgermeister Ulrich von Kirchbach (SPD) und der Mietrechtsaktivist etc. Günter Rausch (Wählerbündnis „WIR“). Hier und heute geht es mir jetzt nicht um die Inhalte (da ist die oben verlinkte Seite durchaus nicht unattraktiv, auch bei der Badischen Zeitung steht schon einiges), sondern um Symbolpolitik und Selbstinszenierung.
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Fangen wir mit Rausch an. Leider ist die Website „http://www.wechsel-im-rathaus.de/“ gerade nicht erreichbar (Twitter geht noch). Deswegen kann ich zum Webauftritt gerade auch gar nichts sagen. Was aber erreichbar ist, ist dieses Video: seine OB-Bewerbung hat Rausch nämlich als selbst ernannter Robin Hood abgegeben – stilecht in Mittelalterverkleidung vor dem historischen Rathaus. Ob das kurz nach Fasching ganz das Wahre war, weiss ich nicht, aber „WIR“ wird wissen, was sie damit sagen wollten. Es geht jedenfalls gegen das Establishment (in Freiburg bekanntermaßen schwarz-grün).
Auf der einen Seite also Robin Hood und Alternativkultur – und auf der anderen Seite? Ein blauer Kasten. Der irritiert ein bißchen. Weil blau ja nun so gar nicht die Farbe der Alternativen ist. Sondern eher die der Freien Wähler oder der Union. Oder die einer Bank. Jedenfalls nicht die Farbe der hinter „WiR“ stehenden Listen und Gruppen. Abgesehen davon erinnert der schräggestellte Kasten mit dem auffälligen Punkt an „ver.di“ – was vielleicht auch gewollt ist. Schön am Kasten ist das Akronym „WiR“ (soll für „Wechsel im Rathaus“ stehen) – und der Spruch „Wir wählen Rausch“. Erinnert mich an „we are u“ des u‑asta, signalisiert aber schon so ein bißchen Gemeinschaft und breite Partizipation. Andererseits – ich wollte jetzt ja nichts zu Inhalten sagen, aber bloss auf Bürgerbeteiligung zu setzen, egal um welches Thema es geht: das ist mir persönlich ein klein wenig zu wenig. Das wäre also zunächst mal Rausch in blau.
[Nachtrag: inzwischen geht die WiR-Website wieder. Eindruck: sehr hellblau, ein bißchen krawallig-selbstgestrickt – und mit jedem Web2.0‑Schnickschnack versehen, das einem so einfällt. Technisch wohl ein WordPress-CMS/Blog, und wie bei von Kirchbach mit Kommentarfunktion zu jedem Eintrag]
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Bisher war blau die Farbe des grünen Oberbürgermeisters. Wer noch vor einigen Tagen auf die Website von Dieter Salomon geschaut hat, hat dort vor allem Seriosität vorgefunden: blau, schwarz, wenig konkretes. Inzwischen sieht’s anders aus, die Grundfarben sind jetzt schwarz und grün. Es gibt ein bißchen Video, viel Information und unter „Interaktiv“ die Möglichkeit, Fragen per Formular einzureichen. A bisserl mehr Web 2.0 wäre auch nicht schlecht, aber gut. Dieter tritt mit dem Spruch „Der Oberbürgermeister für ganz Freiburg“ an, setzt also ganz klar auf den Amtsinhaberbonus. Die Frage, wie er „ganz Freiburg“ im Wahlkampf ausfüllen wird, finde ich spannend. Aber hier soll’s ja zunächst mal nur um die seichte Oberfläche gehen.
Also das Wahllogo. Das gefällt mir gestalterisch betrachtet gut – es ist professionell gemacht, ziemlich dezent, und außerdem habe ich ein Faible für „kleinschrift“ bei solchen Sachen. Angesichts der Rausch’schen Robin-Hood-Kandidatur muss ich allerdings doch drauf Hinweisen, dass das stilisierte Freiburger Stadtwappen so, wie es da schräg hinter dem Namen hängt, gewisse Assoziationen mit Ritterschilden weckt. Der grüne Klecks muss nicht unbedingt ein Wahlkreuz sein, sondern erinnert mich an die Comic-Darstellung eines „Klong“ – also quasi die Antionomatopoesie der Abwehr eines Lanzenschlags im ritterlichen Zweikampf (oder eines Pfeiles, der da auf das Schild prallt und schon nicht mehr zu sehen ist). War sicherlich nicht so gedacht, und durch eine sonderlich defensive Haltung tritt Dieter bisher auch nicht hervor. Musste aber mal gesagt werden.
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Wenn Dieter der Ritter und Rausch der Robin Hood ist, als was stilisiert sich dann der SPD-Kandidat Ulrich von Kirchbach? Von seiner Bildsprache her wohl doch als Edelmann. Auch wenn das „von“ zur Seite gekippt ist: die Idee, den eigenen Namen zum Adelswappen zu verarbeiten, also aus dem „Kirchbach“ eine Kirche an einem Bach zu machen, stammt genau aus diesen Zeiten. Abgesehen davon ist mir am Von-Kirchbach’schen Logo zuviel Krimskrams dran („Kirch“ rot, „bach“, grau, Kirche rot, Bach grau, … und in die Ecke natürlich auch noch mal ein Stadtwappen geklebt, diesmal in Originalfarben), vor allem, wenn das ganze noch mit ausgebreiteten Armen auf den Plakaten kombiniert wird.
Interessant finde ich es, dass gerade die SPD an die kleinbürgerliche Gemütlichkeit appelliert. Die Kirche – natürlich ist es das Münster – im Dorf lassen, viel Wasser den Fluss – natürlich soll das die Dreisam sein – runter fließen lassen. Nicht unbedingt der Stil, den ich mir von einem Oberbürgermeister wünsche. Und auch beim Werbespruch bleibt von Kirchbach im schwammig-gemütlichen: „mehr Miteinander, mehr Möglichkeiten“ – wer möchte das nicht mögen wollen? Was mir noch so auffällt: seine Website hat durchaus den Charakter eines Blogs. Es darf sogar kommentiert werden, zu jedem Eintrag. Das finde ich gut, ebenso wie den Hinweis auf eine Facebook-Seite und einen Twitter-Account.
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Warum blogge ich das? So als erste Impression aus dem Bürgermeisterwahlkampf. Vielleicht raffe ich mich auch noch dazu auf, mal auf die Inhalte zu schauen. Dass dann aber später, in einem separaten Eintrag.