Nachhaltigkeit als soziologisches Thema?

Jemand frag­te mich gera­de, ob ich denn gute Tex­te zum The­ma „Nach­hal­tig­keit sozio­lo­gisch erklären/analysieren“ ken­nen wür­de. Ich fin­de die Fra­ge gar nicht so ein­fach. Nach­hal­tig­keit bzw. nach­hal­ti­ge Ent­wick­lung sind im Rah­men der Umwelt­so­zio­lo­gie, ins­be­son­de­re wenn’s ange­wandt wird – sozi­al-öko­lo­gi­sche For­schung und so -, durch­aus nor­ma­ti­ve Ziel­vor­ga­be. Dort wird dann eher drum gestrit­ten wird, wie Nach­hal­tig­keit gemes­sen wer­den soll, was die rich­ti­gen Kri­te­ri­en sind, ob öko­lo­gi­sches Kapi­tal durch ande­re Kapi­tal­sor­ten ersetzt wer­den kann etc. Aus der Per­spek­ti­ve der all­ge­mei­nen Sozio­lo­gie stellt Nach­hal­tig­keit aber klar zuerst mal einen bestimm­ten poli­tisch-gesell­schaft­li­chen Dis­kurs dar, eine Ziel­vor­ga­be oder ein Leit­bild (je nach­dem, wel­cher theo­re­ti­sche Ansatz gewählt wird). Jeden­falls etwas, das nicht in sich bereits eine höhe­re Durch­set­zungs­kraft oder Gül­tig­keit als ande­re nor­ma­ti­ve Pro­gram­me trägt, son­dern – aus eben die­sem Blick­win­kel der all­ge­mei­nen Sozio­lo­gie – ver­gleich­bar ist mit ande­ren poli­ti­schen Zielsetzungen. 

Trotz die­ser Schwie­rig­keit hier mal eini­ge Tex­te, die ich hilf­reich fand, um sich sozio­lo­gisch mit Nach­hal­tig­keit auseinanderzusetzen:

All­ge­mein:

Becker, E.; Jahn, T. (Hrsg.): Sozia­le Öko­lo­gie. Grund­zü­ge einer Wis­sen­schaft von den gesell­schaft­li­chen Natur­ver­hält­nis­sen. Frank­furt am Main, New York: Cam­pus. – Gene­rel­ler Reader/Lehrbuch zum Ansatz der sozia­len Öko­lo­gie, geht auch auf Nach­hal­tig­keits­de­bat­te ein (S. 240–247).

Fritz, Peter / Huber, Joseph / Levi, Hans Wolf­gang (Hrsg.) (1995): Nach­hal­tig­keit in natur­wis­sen­schaft­li­cher und sozi­al­wis­sen­schaft­li­cher Per­spek­ti­ve. Stutt­gart: S. Hir­zel. – Band zu einer Tagung mit sozi­al- wie natur­wis­sen­schaft­li­chen Vor­trä­gen; der eine oder ande­re ist für die Nach­hal­tig­keits­de­bat­te inter­es­sant. Eher tech­ni­sche Definitionen.

Grun­wald, Armin / Kopf­mül­ler, Jür­gen (2006): Nach­hal­tig­keit. Frank­furt am Main/New York: Cam­pus. – Aus der Tech­nik­fol­gen­for­schung kom­men­der Blick auf unter­schied­li­che Ansät­ze der Nach­hal­tig­keit, geht auf Ope­ra­tio­na­li­sie­rung, Indi­ka­to­ren usw. ein.

Luks, Fred (2002): Nach­hal­tig­keit. Ham­burg: Euro­päi­sche Ver­lags­an­stalt. – Popu­lär­wis­sen­schaft­li­cher Über­blick über unter­schied­li­che Aspek­te von Nachhaltigkeit.

Umwelt­bun­des­amt (Hrsg.) (2002): Nach­hal­ti­ge Ent­wick­lung in Deutsch­land. Die Zukunft dau­er­haft umwelt­ge­recht gestal­ten. Ber­lin: Erich Schmidt Ver­lag. – Amt­li­che Sicht der Dinge.

Sozio­lo­gisch:

Brand, Karl-Wer­ner (Hrsg.) (1997): Nach­hal­ti­ge Ent­wick­lung. Eine Her­aus­for­de­rung an die Sozio­lo­gie. Opla­den: Les­ke + Bud­rich. – Schon etwas älte­rer Sam­mel­band, ins­be­son­de­re der Auf­satz von Weh­ling („Sus­tainable deve­lo­p­ment – eine Pro­vo­ka­ti­on für die Sozio­lo­gie?“) ist m.E. lesenswert.

Brand, Karl-Wer­ner / Jochum, Georg (2000): Der deut­sche Dis­kurs zu nach­hal­ti­ger Ent­wick­lung. MPS-Tex­te 1/2000, Mün­chen: Mün­che­ner Pro­jekt­grup­pe für Sozi­al­for­schung e.V. – Blick auf den Nachhaltigkeitsdiskurs.

Gro­ber, Ulrich (2002): »Mode­wort mit tie­fen Wur­zeln – Klei­ne Begriffs­ge­schich­te von ’sus­taina­bi­li­ty‘ und ‚Nach­hal­tig­keit‘«, in Gün­ter Alt­ner et. al (Hrsg.): Jahr­buch Öko­lo­gie 2003, Mün­chen: C.H. Beck, S. 167–175. – Umfang­rei­che Begriffsgeschichte.

Nöl­ting, Ben­ja­min / Voß, Jan-Peter / Hayn, Doris (2004): »Nach­hal­tig­keits­for­schung – jen­seits von Dis­zi­pli­nie­rung und any­thing goes«, in GAIA, Jg. 13, H. 4, S. 254–261. – Hier ist nach­hal­tig ganz klar als Ziel­sys­tem aner­kannt. Nöl­ting, Voß und Hayn stel­len dar, was das für Kon­se­quen­zen für ange­wand­te, trans­diz­si­pli­nä­re For­schung haben muss. 

Kauf­mann, Ste­fan (2004): »Nach­hal­tig­keit«, in Bröck­ling, Ulrich / Kras­mann, Susan­ne / Lem­ke, Tho­mas (Hrsg.): Glos­sar der Gegen­wart. Frank­furt am Main: Suhr­kamp, S. 174–181. – Sozio­lo­gisch auf­ge­klär­te Begriffs­kri­tik, stell­ver­tre­tend für den exter­nen Blick auf den Diskurs.

Krae­mer, Klaus (1997): »Nach­hal­tig­keit durch Kon­sum­ver­zicht? ‚Sus­tainable Deve­lo­p­ment‘ – eine sozio­lo­gi­sche Betrach­tung«, in Zeit­schrift für ange­wand­te Umwelt­for­schung, Jg. 10, H. 2, S. 198–209. – (Kultur-)soziologischer Blick auf Nachhaltigkeit.

Luks, Fred / Sie­mer, Ste­fan Her­mann (2007): »Whither Sus­tainable Deve­lo­p­ment? A Plea for Humi­li­ty«, in GAIA, Jg. 16, H. 3, S. 187–192. – Plä­doy­er dafür, erst mal inne­zu­hal­ten, selbst­re­flek­tiv zu wer­den, und dann erst mit Nach­hal­tig­keits­for­schung fortzufahren.

Trem­mel, Jörg (2004): »‚Nach­hal­tig­keit‘ – defi­niert nach einem kri­te­ri­en­ge­bun­de­nen Ver­fah­ren«, in GAIA, Jg. 13, H. 1, S. 26–34. – Ein Ver­such der Ope­ra­tio­na­li­sie­rung, der vor allem auf­grund der Ent­geg­nun­gen von Brand, Ott und Sie­fer­le im sel­ben Heft inter­es­sant ist.

Das ist jetzt bei wei­tem nicht voll­stän­dig, son­dern eher als Ein­la­dung zu ver­ste­hen, die­se Lis­te zu ergän­zen. Was ich hier bewusst kom­plett weg­ge­las­sen habe, ist der Blick auf spe­zia­li­sier­te Fel­der, also zum Bei­spiel „Nach­hal­ti­ger Kon­sum“, „Nach­hal­ti­ge Unter­neh­men“ oder „Lebens­sti­le und Nach­hal­tig­keit“. Was auch fehlt (Grunwald/Kopfmüller gehen glau­be ich dar­auf ein, wenn ich mich jetzt rich­tig erin­ne­re), ist der Blick auf Ope­ra­tio­na­li­sie­run­gen und Indikatorensysteme.

War­um blog­ge ich das? Weil ich mir den­ke, dass das The­ma auch ande­re inter­es­sie­ren könn­te (selbst wenn’s erst­mal ziem­lich unsau­ber run­ter­schrie­ben ist), um mei­ne eige­nen Gedan­ken zu sor­tie­ren und um mög­li­cher­wei­se Hin­wei­se auf wei­te­re Lite­ra­tur zu erhalten.

Thesen von Netzpolitik zu Politik 2.0

Mar­kus Becke­dahl hat fünf The­sen zur Poli­tik 2.0 bzw. zur Nut­zung von „social media“ im kom­men­den Wahl­kampf auf­ge­stellt. Fin­de ich span­nen­den und habe jeweils dazu­ge­schrie­ben, was ich davon halte.

After Work Party "Innovation und Arbeit" XIII – Georg Salvamoser
Mei­ne The­se: Wahl­kampf im Web wird face-to-face-Kom­mu­ni­ka­ti­on und ent­spre­chen­de Events im Wahl­kampf nie kom­plett erset­zen können.

 

The­se 1: Dabei sein ist alles!

Jeder halb­wegs moti­vier­te Kan­di­dat wird in einem der kom­men­den Wahl­kämp­fe einen Account bei Face­book und Twit­ter haben, dazu ab und an bei You­tube ins Inter­net spre­chen und viel­leicht blog­gen. Man­che wer­den das auch selbst machen. 

Der leicht sar­ka­ti­sche Unter­ton mag etwas mit die­ser Stu­die zu tun haben. Ich stim­me Mar­kus zu, dass der­zeit viel Wir­bel um Poli­tik 2.0 gemacht wird, und ent­spre­chend vie­le Kan­di­da­tIn­nen dar­auf ange­spro­chen wer­den, sich doch in die schö­ne neue Web-Welt zu bege­ben. Ich glau­be aber wei­ter­hin, dass nicht alle alles mit­ma­chen, und dass es auch hin­sicht­lich der genann­ten Platt­for­men gewis­se Unter­schie­de gibt.

You­tube: sehe ich weni­ger als direk­tes Kan­di­da­tIn­nen-Medi­um als viel­mehr als Platt­form der Par­tei­en (kanal grün und so wei­ter). Für Lis­ten­platz 9 oder den Direkt­kan­di­da­ten von Hin­ter­tup­fin­gen mag es doch etwas auf­wän­dig sein, eige­ne Vide­os zu pro­du­zie­ren (wobei mich auch schon einer unse­rer Orts­ver­bän­de ange­fragt hat, ob nicht kur­ze Video-State­ments der Gemein­de­rats­kan­di­da­tIn­nen eine gute Sache wären). 

Face­book: Ja, mit der Ein­schrän­kung „domi­nan­te Platt­form“ (s.u.). Inter­es­sant ist, was mit *vz, mit XING und mit dem kürz­lich von RTL gekauf­ten „Wer kennt wen“ pas­siert, die mei­nem Gefühl nach ande­re Milieus bzw. Ziel­grup­pen anspre­chen als Face­book. Außer­dem kos­ten Face­book-Accounts wenig: ein­mal anle­gen, und wie viel dann getan wird, ist eine ande­re Sache.

Twit­ter: Poli­tik mit direk­tem und nahe­zu syn­chro­nem Rück­ka­nal – für mich eine der span­nends­ten Ent­wick­lun­gen, aber auch eine Platt­form mit deut­li­cher Info­flut-Ten­denz. Pro­gno­se: wenn’s um die tat­säch­li­che bidi­rek­tio­na­le Nut­zung geht, wird es nur eine Hand­voll Kan­di­da­tIn­nen geben, die wirk­lich dabei sind.

Blogs: Sehe ich nicht. Eher Web 2.0‑Elemente in klas­si­schen Web 1.0‑KandidatInnen-Websites. Die dann aber wirk­lich jede und jeder Kan­di­da­tIn haben wird.

Nicht ange­spro­chen sind hier dezi­dier­te Third-Par­ty-Wahl­kampf­platt­for­men (abgeordnetenwatch.de) und Nischen­platt­for­men. Wahl­kampf bei Gay­ro­meo, Uto­pia oder in der ZEIT- oder Freitag-Community?

The­se 2: Poli­tik 2.0 auch leben?

Eini­ge Poli­ti­ker wer­den sich von der Mas­se abset­zen, indem sie nach den Wahl­kämp­fen immer noch die­se Werk­zeu­ge nut­zen und sie in ihren All­tag integrieren. 

Schön böse for­mu­liert. Hin­zu­zu­fü­gen wäre viel­leicht: eini­ge Poli­ti­ke­rIn­nen nut­zen die­se Platt­for­men auch jetzt schon, auch jen­seits des Wahl­kampfs. Hier liegt aller­dings der Hype nahe: ist es dra­ma­tisch, wenn (Hes­sen, Thors­ten Schä­fer-Güm­bel) ein Medi­um wie Twit­ter z.B. expli­zit als Wahl­kampf­me­di­um ver­wen­det wird? Ide­al­ty­pisch soll­te natür­lich jeder und jede immer kom­mu­ni­zie­ren, Poli­ti­ke­rIn­nen erst recht. Fak­tisch sind Wahl­kämp­fe kom­mu­ni­ka­ti­ons­in­ten­si­ver als „nor­ma­le Poli­tik“. Inso­fern fin­de ich es ver­ständ­lich und schon mal die hal­be Mie­te, wenn einE Poli­ti­ke­rIn sich dazu ent­schließt, „social-media“-Plattformen vor­ran­gig im Wahl­kampf zu nutzen. 

Nicht zuletzt, weil ich hier auch ein gewis­ses Ska­lie­rungs­pro­blem sehe: wenn allein die 56 oder so grü­nen Bun­des­tags­ab­ge­ord­ne­ten alle immer so flei­ßig wie Vol­ker Beck twit­tern wür­den, wäre es selbst für medi­en­af­fi­ne Grü­ne kaum noch mög­lich, die­ser Info­flut zu fol­gen. D.h., dann müss­te letzt­lich doch wie­der tech­nisch gefil­tert oder sozi­al sele­giert wer­den (nicht allen twit­tern­den Poli­ti­ke­rIn­nen fol­gen, nicht allen Grü­nen fol­gen, son­dern nur den zwei per­sön­lich Bekann­ten, der Wahl­kreis­ab­ge­ord­ne­ten und der Frak­ti­ons­spit­ze und dem einen Fach­ab­ge­ord­ne­ten). Oder so. Hier scheint mir die Eta­blie­rung sozia­ler Prak­ti­ken und tech­ni­scher Werk­zeu­ge der mas­sen­haf­ten Nut­zung von „social media“ noch deut­lich hin­ter­her­zu­hin­ken. (P.S.: NY Times zum The­ma „A Beg­in­ners Gui­de for Twit­ter“ geht schon deut­lich in die­se Richtung).

The­se 3: Remix Politics.

Will­kom­men im Kon­troll­ver­lust: Die span­nen­den und uner­war­te­ten Ent­wick­lun­gen wer­den aus der Zivil­ge­sell­schaft kommen. 

Erst­mal: Defi­ne Zivilgesellschaft.

Ich wür­de die­se The­se etwas anders zuspit­zen: span­nend wird es da, wo eher unpo­li­ti­sche Web2.0‑MedialistInnen (Blog­ge­rIn­nen, Twit­ter-Jun­kies, semi­pro­fes­sio­nel­le, aber nicht beruf­li­che Ver­lin­ke­rIn­nen) über die­se tech­ni­schen Schnitt­stel­len mit der Sphä­re der Poli­tik zusam­men­sto­ßen. Bei­spiel: Bericht­erstat­tung der ein­ge­bet­te­ten Blog­ge­rIn­nen vom grü­nen Parteitag. 

Span­nend wird es auch da, wo Poli­ti­ke­rIn­nen kapie­ren, dass „social media“ einen wahn­sin­ni­gen und ganz anders als klas­si­sche Medi­en beein­fluss­ba­ren (aller­dings nicht kon­trol­lier­ba­ren) Reso­nanz­raum schaf­fen kön­nen. Bei­spiel: Howard Dean, und natür­lich Barack Obama.

Die Pira­ten­par­tei wird es aller­dings trotz­dem nicht ins Par­la­ment schaf­fen, und der CCC mutiert in Rich­tung Netzlobby.

The­se 4: Inter­net wird nicht dominieren.

Auch wenn jetzt alle zu den USA bli­cken und von Obama’s Inter­net­kam­pa­gne träu­men: Fern­se­hen bleibt 2009 das Leit­me­di­um. Den ers­ten rich­ti­gen Inter­net-Wahl­kampf wer­den wir 2013 erleben. 

Ich sehe eher eine funk­tio­na­le Aus­dif­fe­ren­zie­rung als eine Ablö­se-Sequenz. The­men wer­den wei­ter­hin durch klas­si­sche „Leit­me­di­en“ gesetzt – je nach Sphä­re kann das BILD sein, das Fern­seh­pro­gramm (aller­dings fin­det dort ja Poli­tik jen­seits von Unter­hal­tung kaum noch statt, höchs­tens die Agen­da-Set­ting-Funk­ti­on von „Tat­ort“ und „DSDS“ wäre zu nen­nen) oder eben auch die Frank­fur­ter All­ge­mei­ne Sonn­tags­zei­tung. Mobi­li­sie­rung fin­det dage­gen dort statt, wo vie­le Men­schen direkt erreicht und zum Mit­ma­chen über­zeugt wer­den kön­nen. Für die Groß­par­tei­en sind das viel­leicht die eige­nen Mit­glie­der und eher kon­ven­tio­nel­le Kom­mu­ni­ka­ti­ons­ka­nä­le. Für die Klein­par­tei­en ist das Inter­net der Königs­weg der Mobi­li­sie­rung. Das heißt auch: Die 5‑Mark-Kam­pa­gne der Mas­sen­me­di­en wür­de heu­te nicht mehr funk­tio­nie­ren, und „Angrif­fe von unten“ sind mehr denn je mög­lich. Die Syn­chro­ni­sa­ti­on der Öffent­lich­keit liegt nicht mehr nur beim zen­tra­len The­men­set­zen der Mas­sen­me­di­en, son­dern kann nun – plötz­lich, uner­war­tet und umso gefähr­li­cher – auch dezen­tral ver­netzt gesche­hen. Und – da gebe ich Mar­kus recht – das wird dann weni­ger aus den Par­tei­en her­aus kom­men, son­dern eher über Mul­ti­pli­ka­ti­ons­platt­for­men und tech­nisch ver­netz­te sozia­le Netz­wer­ke geschehen.

The­se 5: Es wird domi­nie­ren­de Platt­for­men geben.

Face­book wird zen­tra­le Social-Net­work Platt­form für den Online­wahl­kampf (trotz nach wie vor über­schau­ba­rer deut­scher Nut­zer­zah­len). Der Wil­le der Par­tei­en zur Nut­zung von You­tube ist unüber­seh­bar. Twit­ter wird den Wahl­kampf mas­siv beschleu­ni­gen, bleibt aber vor allem Medienhype. 

You­tube ist Fern­se­hen im Inter­net, und scheint so schön an die alten mas­sen­me­dia­len Ideen anzu­schlie­ßen. Aber ernst­haft: ich glau­be auch, dass es domi­nie­ren­de Platt­for­men geben wird. Ob das für alle Par­tei­en die glei­chen sein wer­den, wage ich zu bezwei­feln. Offen bleibt, wel­che Rol­le hier die Mit­glie­der­net­ze der Par­tei­en spie­len wer­den. Eine tech­ni­sche Wild­card könn­te dar­in lie­gen, dass Cross-Platt­form-Tech­no­lo­gien eta­bliert wer­den (wenn ich mei­ne XING-Kon­tak­te auch bei Face­book sehe, ist es egal, auf wel­cher Platt­form ich agiere). 

Die Ein­schät­zung, dass Twit­ter Medi­en­hype blei­ben wird, tei­le ich nicht. Twit­ter ist der­zeit medi­al gehypt, das ist rich­tig, und die­ser Hype wird auch wie­der abflau­en. Es wird aber wei­ter­hin Men­schen geben, die Twit­ter und kom­pa­ti­ble Platt­for­men nut­zen wol­len, um schnel­le ver­netz­te Direkt­kom­mu­ni­ka­ti­on ohne Lang­zeit­spei­che­rung zu haben (übri­gens: span­nen­der­wei­se mehr Frau­en als Män­ner, wenn die Sta­tis­ti­ken dazu stim­men). Jour­na­lis­tIn­nen wer­den dort mit­le­sen, inso­fern wer­den Debat­ten ihren Weg aus Twit­ter in die klas­si­schen Mas­sen­me­di­en fin­den. Twit­ter funk­tio­niert für die dort ver­netz­ten auch, wenn die Netz­wer­ke nicht all­um­fas­send sind. Die kri­ti­sche Grö­ße, die Rele­vanz garan­tiert, scheint mir jetzt schon über­schrit­ten zu sein. Eher stellt sich die bereits erwähn­te Fra­ge nach den tech­ni­schen und sozia­len Prak­ti­ken, die ein auf einen rele­van­ten Anteil der Gesamt­be­völ­ke­rung und der „Mei­nungs­trä­ge­rIn­nen“ ska­lier­tes Twit­ter hand­hab­bar wer­den las­sen. Zusam­men­ge­nom­men heißt dass dann aber wie­der­um auch, dass es unwahr­schein­lich ist, dass jede mit jedem bei Twit­ter ver­netzt sein wird. Mög­li­cher­wei­se kommt es auch da zu funk­tio­na­len Dif­fe­ren­zie­run­gen im Wahl­kampf- bzw. Poli­tik­kom­mu­ni­ka­ti­ons­ap­pa­rat der Par­tei­en: wer „bespielt“ das „social-media“-Netzwerk, und wer pflegt die klas­si­schen Kamin­zim­mer­kon­tak­te – und wer macht rela­tiv wenig Kom­mu­ni­ka­ti­ons­ar­beit und trotz­dem Politik?

War­um ich das blog­ge? Weil ich es ein­fa­cher fin­de, in die­ser Form auf die­se The­sen zu reagie­ren als mit einem Kom­men­tar bei Markus.

Zwischenstation (Update 2)

Nur kurz ein Lebens­zei­chen (für alle, die mei­nen Micro­blog­ging-Twit­ter-Feed igno­rie­ren): ich war bis gera­de eben auf dem 34. Kon­gress der Deut­schen Gesell­schaft für Sozio­lo­gie im beschau­li­chen Jena, und wer­de dann mor­gen zum grü­nen Lis­ten­auf­stel­lungs­par­tei­tag für Baden-Würt­tem­berg fah­ren (Hen­ning wird wohl live berich­ten). Zur Lis­ten­auf­stel­lung jetzt nichts wei­ter, zum Sozio­lo­gie­kon­gress noch ein paar Eindrücke:

Von der Besu­che­rIn­nen-Zahl her war der Kon­gress (dies­mal unter dem Mot­to „Unsi­che­re Zei­ten“) groß und bunt wie immer. Ins­ge­samt fand ich ihn sehr gelun­gen, vor allem auch die räum­li­che Nähe (fast alles in einem Gebäu­de, ganz anders als in Kas­sel vor zwei Jah­ren). Es gab eine gewis­se Arhyth­mik im Pro­gramm: mor­gens oft nicht so ganz span­nen­de Ple­nen par­al­lel, nach­mit­tags ungfähr 25 Ver­an­stal­tun­gen zur Aus­wahl, und abends ein nichts so ganz über­schnei­dungs­frei­es Programm.

Im Vor­feld habe ich von Leu­ten mit ande­rem Fach­hin­ter­grund gehört, dass ein ganz­wö­chi­ger Kon­gress ja Luxus sei. Aber ich glau­be, genau die­ser Luxus macht viel für die (wie ich immer noch fin­de, sehr star­ke) Fach­iden­ti­tät aus. Nicht nur, dass so ein Kon­gress – er fin­det übri­gens alle zwei Jah­re statt – ein exzel­len­ter Gene­ra­tor für zufäl­li­ge Begeg­nun­gen (und den Über­blick über das sozio­lo­gi­sche Publi­ka­ti­ons­we­sen) ist. Er trägt auch stark dazu bei, sich zu ver­ge­wis­sern, dass es da – bei allen Schu­len­bil­dun­gen und hef­ti­gen Hahnen‑, Hen­nen- und Kücken­kämp­fen – eine weit geteil­te gemein­sa­me Grund­stim­mung gibt. Er nor­ma­li­siert den Modus der Ver­un­si­che­rungs­er­war­tung und ver­stärkt die Wahr­neh­mung, dass es eben doch noch ziem­lich vie­le ande­re gibt, die ähn­li­che Welt­be­ob­ach­tun­gen anstel­len. Also: Gemein­schafts­bil­dung (beson­ders gut sicht­bar in der Abschluss­ver­an­stal­tung, in der unter dem Mot­to „Män­ner auf ver­lo­re­nem Pos­ten“ eine Sozio­lo­gin und ein (sehr sozi­al­wis­sen­schaft­li­cher) His­to­ri­ker sowie 1000 Sozio­lo­gIn­nen mit einer pro­vo­kant-bio­lo­gis­ti­schen Medi­zi­ne­rin und Gerichts­gut­ach­te­rin dis­ku­tier­ten. Soll­te inter­dis­zi­pli­när sein, mach­te aber noch­mal klar, dass es sehr, sehr vie­le Men­schen gibt, die die Selbst­ver­ständ­lich­keit einer sozia­len Kon­struk­ti­on von Geschlech­ter­rol­len tei­len und mit so Kon­struk­ten wie der „natür­li­chen müt­ter­li­chen Für­sor­ge“ und dem „beschüt­zen­den Mann“ nichts anfan­gen kön­nen. Inso­fern span­nend, und ein schö­nes Mit­tel zum ima­gi­ned com­mu­ni­ty buil­ding).

Was habe ich selbst auf dem Kon­gress gemacht? 

1. Mir eini­ge Sachen ange­hört – u.a. Ire­ne Döl­ling, die noch mal sehr schön deut­lich gemacht hat, wie post­for­dis­ti­sche Ent­gren­zun­gen und die Auf­he­bung der Insti­tu­tio­nen im Beck­schen Indi­vi­dua­lis­mus letzt­lich natür­lich auch sowas wie Geschlech­ter­ar­ran­ge­ments irri­tie­ren und ver­än­dern. Und die Debat­te neben Nan­cy Fraser und Axel Hon­neth, die so mit­tel­span­nend war. Und noch ein paar Vor­trä­ge da und dort.

2. An den Ver­an­stal­tun­gen der Sek­ti­on Umwelt­so­zio­lo­gie teil­ge­nom­men (die Ple­nar­ver­an­stal­tung gemein­sam mit der Wis­sen­schafts- und Tech­nik­so­zio­lo­gie et al. hat mir gut gefal­len, die „Neue Trends“-Sektion war etwas schräg, da hät­te ich mir mehr erwar­tet, und die von mir mit­or­ga­ni­sier­te und mode­rier­te Sektions+Nachwuchsgruppensitzung heu­te hat mei­ne eige­nen Erwar­tun­gen trotz eini­ger tech­ni­scher Pro­ble­me zu Beginn deut­lich über­trof­fen – dort gab es vier Vor­trä­ge zum Kli­ma­wan­del, die, so mein viel­leicht etwas vor­ein­ge­nom­me­ner Ein­druck, ins­ge­samt ein sehr run­des Bild der sozio­lo­gi­schen Kli­ma­wan­delsde­bat­te gege­ben haben, und gezeigt haben, was Umwelt­so­zio­lo­gie alles machen kann. Von der Wis­sen­schafts­de­kon­struk­ti­on bis zu All­tags­prak­ti­ken und Fra­gen der (miss­lun­ge­nen) Verhaltenssteuerung).

3. Sek­tio­na­les Net­wor­king (Mit­glie­der­ver­samm­lung der Sek­ti­on, Mit­tags­tref­fen der Nach­wuchs­grup­pe Umwelt­so­zio­lo­gie in einem schön alter­na­ti­ven Gast­haus). Und natür­lich vie­le Gesprä­che mit vie­len Leuten.

4. Mich amü­siert, ins­be­son­de­re mit „DIE STERNE“ auf dem Kon­gress­kon­zert (gute Idee). ((Anek­do­te: Ein­lass nur mit Stem­pel auf der Ein­tritts­kar­te, der nach­weist, dass die Extra­ge­bühr gezahlt wur­de. Wuss­te ich nicht, bei mir ist kein Stem­pel, Momen­te der Ver­un­si­che­rung, dann fällt mir ein, dass im Namens­schild noch so ein Stück Papier steck­te, das den Stem­pel ver­deckt hat.))

5. Selbst was vor­ge­tra­gen – zur post­in­dus­tri­el­len Forst­wirt­schaft, in der Sek­ti­ons­sit­zung der Sek­ti­on Land- und Agrar­so­zio­lo­gie. Deren Vor­sit­zen­der, was ich nicht wuss­te, und ande­re wohl auch nicht, u.a. auch Wald besitzt.

6. Beob­ach­tun­gen über Sozio­lo­gIn­nen ange­stellt (z.B. scheint es mir eine Koin­zi­denz zwi­schen phi­lo­so­phie­n­a­hen bzw. stark theo­rie­ori­en­tier­ten Vor­trä­gen, der Ableh­nung von Power­point (Vor­trag heißt „vom Blatt vor­le­sen“) und der Bevor­zu­gung leger-for­ma­len Klei­dung und Haar­schnit­te zu geben).

Und was habe ich nicht gemacht? U.a. nicht in die Ver­an­stal­tun­gen zur Inter­net­so­zio­lo­gie rein­ge­schaut (immer hat­te ich was ande­res par­al­lel). Scha­de, bin gespannt, ob sich da was erfah­ren lässt, wie es da lief (und zwar vor dem für 2010 zu erwar­ten­den Kongressband).

War­um blog­ge ich das? Weil die Ein­drü­cke noch frisch sind. Und als Merk­pos­ten, um recht­zei­tig für den Kon­gress 2010 in Frank­furt die Unter­kunft zu orga­ni­sie­ren. Die war in Jena trotz lan­ge vor­he­ri­ger Buchung näm­lich ziem­lich weit draußen.

Update: (14.10.2008) Einen lesens­wer­ten und etwas wis­sen­schaft­li­che­ren Bericht über die Ereig­nis­se aus der Markt- und Wirt­schafts­so­zio­lo­gie hat Tina Gün­ther über den Kon­gress geschrie­ben (wie wir schon auf dem Bahn­steig in Wei­mar fest­ge­stellt haben, haben wir kom­plett unter­schied­li­che Ver­an­stal­tun­gen besucht). Umso inter­es­san­ter, was dort pas­siert ist, wo ich nicht war.

Update 2: Und hier noch die von mir eben­falls lei­der nicht besuch­te Web 2.0-Ver­an­stal­tung.

Kurz: Naturrecht mal anders (Update)

Jede Men­ge Wah­len und Wahl­fol­gen – Ham­burg mit einem Koh­le­kraft­werk, Hes­sen mit dem Ver­such, das Unwahr­schein­li­che zu wagen, Bay­ern mit einer lei­der unwahr­schein­li­chen Vie­rer­ko­ali­ti­on, Öster­reich mit einem dra­ma­ti­schen Rechts­ruck, Bran­den­burg mit Sta­tis­tik­pro­ble­men, usw. 

Wären die Wah­len anders gelau­fen, wenn die Natur im Sin­ne einer Latou­ria­ni­schen poli­ti­schen Öko­lo­gie hät­te mit­stim­men dür­fen? Wer weiß. Ganz so weit geht Ecua­dor nicht, aber span­nend ist es trotz­dem, was dort gera­de geschieht. Das Natu­re-Blog „The Gre­at Bey­ond“ berich­tet, dass in einer Volks­ab­stim­mung Natur mit eige­nen Rech­ten in die Ver­fas­sung auf­ge­nom­men wurde:

Natu­re or Pacha­ma­ma [the Ande­an earth god­dess], whe­re life is repro­du­ced and exists, has the right to exist, per­sist, main­tain and rege­ne­ra­te its vital cycles, struc­tu­re, func­tions and its pro­ces­ses in evo­lu­ti­on. Every per­son, peo­p­le, com­mu­ni­ty or natio­na­li­ty, will be able to demand the reco­gni­ti­on of rights for natu­re befo­re the public bodies. 

Ich bin gespannt, wie und ob das durch­ge­setzt wird. Aber allein die Mög­lich­keit, stell­ver­tre­tend, jedoch nicht anthro­po­zen­trisch für die Natur Rech­te ein­zu­for­dern, die hier­mit ermög­licht wird, ist schon mal beach­tens­wert und öff­net Türen. Oder stellt pro­vi­so­ri­sche Sit­ze im „Par­la­ment der Din­ge“ bereit, um noch ein­mal Latour (der gera­de den Unseld-Preis bekom­men hat), heranzuziehen.

Update: (1.10.2008) Bei Tele­po­lis fin­det sich ein Über­blicks­ar­ti­kel, in dem die gesam­te neue Ver­fas­sung Ecua­dors vor­ge­stellt wird. Die oben beschrie­be­nen Rech­te wer­den aller­dings nicht erwähnt, dafür kommt „das indi­ge­ne Gesell­schafts­prin­zip auf ‚Sumak Kaw­say‘ “ vor, „was auf Quechua ‚gutes Leben‘ bedeutet“.

Vorurteile zählen beim Schulübergang stärker als Noten (Update)

The school II
Grund­schu­le in Freiburg-Günterstal

Ich habe eini­ge Diens­te des „idw“ abon­niert, einem wis­sen­schaft­li­chen Pres­se­ver­tei­ler. Manch­mal errei­chen dann auch Pres­se­mit­tei­lun­gen mei­ne Inbox, die gar nicht direkt in die von mir ange­ge­be­nen Schwer­punkt­the­men fal­len, aber trotz­dem ziem­lich span­nend sind. 

So hat eine Stu­die des Main­zer Sozio­lo­gen Ste­fan Hra­dil empi­risch unter­füt­tert, dass ins­be­son­de­re der sozia­le Hin­ter­grund bei der Erstel­lung von Schul­über­gangs­emp­feh­lun­gen zählt. 

Was heißt das im Klar­text? Das hier:

Kommt ein Kind aus einer nied­ri­gen sozia­len Schicht, wird es nicht die gleich hohe Bil­dungs­emp­feh­lung für die wei­ter­füh­ren­de Schu­le erhal­ten wie ein Kind aus einer hohen Sozi­al­schicht, selbst wenn die bei­den Kin­der in der Grund­schu­le die glei­chen Noten errei­chen. „Leh­re­rin­nen und Leh­rer an Grund­schu­len ent­schei­den offen­bar nicht nur auf­grund von Schul­leis­tun­gen über die Emp­feh­lung, die sie für die wei­ter­füh­ren­de Schu­le nach der vier­ten Klas­se abge­ben, son­dern auch auf­grund der sozia­len Her­kunft der Kin­der“, teilt Univ.-Prof. Dr. Dr. Ste­fan Hra­dil vom Insti­tut für Sozio­lo­gie der Johan­nes Guten­berg-Uni­ver­si­tät Mainz mit. Dass dabei Kin­der mit Migra­ti­ons­hin­ter­grund häu­fig eine ungüns­ti­ge­re Bil­dungs­emp­feh­lung erhal­ten, ist nicht auf ihre fremd­län­di­sche Her­kunfts­fa­mi­lie zurück­zu­füh­ren, son­dern auf den durch­schnitt­lich nied­ri­ge­ren Sozi­al­sta­tus von Migranten. 

Oder noch deutlicher:

Die Bil­dungs­emp­feh­lun­gen fal­len dem­entspre­chend aus. Kin­der aus der Ober­schicht erhal­ten zu 81 Pro­zent eine Gym­na­si­al­emp­feh­lung, gegen­über nur 14 Pro­zent der Kin­der aus Unterschichthaushalten. 

Und:

Die Bil­dungs­emp­feh­lun­gen sind selbst dann eine Fra­ge der sozia­len Her­kunft, wenn die Schü­ler und Schü­le­rin­nen die glei­chen Leis­tun­gen brin­gen. Zwar sind die Noten selbst immer noch der wich­tigs­te Ein­fluss­fak­tor dafür, ob die Emp­feh­lung für ein Gym­na­si­um erteilt wird oder nicht. Betrach­tet man aber nur Kin­der bei­spiels­wei­se mit der Durch­schnitts­no­te 2,0, dann bekom­men Kin­der aus der nied­rigs­ten Bil­dungs- und Ein­kom­mens­grup­pe nur mit einer Wahr­schein­lich­keit von 76 Pro­zent eine Gym­na­si­al­emp­feh­lung, wäh­rend in der höchs­ten Bil­dungs- und Ein­kom­mens­grup­pe nahe­zu alle Kin­der, näm­lich 97 Pro­zent, eine Emp­feh­lung für das Gym­na­si­um erhalten. 

Die Ergeb­nis­se bezie­hen sich nur auf Schul­kin­der aus Wies­ba­den (alle, die 2007 in der vier­ten Klas­se waren); aber ich stim­me Hra­dil zu, dass eine Über­trag­bar­keit die­ser Ergeb­nis­se sehr wahr­schein­lich ist – ähn­li­ches zur Abhän­gig­keit von Bil­dungs­kar­rie­ren und sozia­lem Hin­ter­grund haben ja auch schon ande­re Stu­di­en gezeigt. Das heißt aber umge­kehrt, näm­lich hoch­schul­po­li­tisch betrach­tet, auch: einer der ers­ten und stärks­ten Fil­ter für die Fra­ge, ob jemand nach­her zu den rela­tiv weni­gen Stu­die­ren­den aus nicht-aka­de­mi­schen Her­kunfts­fa­mi­li­en gehört, setzt genau hier ein: beim Über­gang von der Grund­schu­le auf die wei­ter­füh­ren­de Schule.

War­um blog­ge ich das? Weil ich die Ergeb­nis­se poli­tisch wich­tig fin­de – und als Bei­spiel dafür, dass auch ernst­haft betrie­be­ne Wis­sen­schaft (da bin ich mir bei Hra­dil sicher!) gro­ße poli­ti­sche Effek­te haben kann. Ich bin jeden­falls recht über­zeugt davon, dass die­se Ergeb­nis­se schnell mas­sen­me­di­al auf­ge­grif­fen werden.

Update: (12.9.2008) Auch hier noch­mal der Hin­weis, dass der Titel ein biß­chen pro­vo­ka­tiv gedacht ist und nicht ganz der Sta­tis­tik der Stu­die ent­spricht. Die mas­sen­me­dia­le Reso­nanz ist inzwi­schen ein­ge­tre­ten – SpOn berich­tet sehr aus­führ­lich, die taz inter­viewt einen an der Stu­die betei­lig­ten Wis­sen­schaft­ler, und auch bei ZEIT ONLINE ist was zu finden.