Transparenz heißt bei den Piraten auch, dass das „Strategiecamp“ zur Bundestagswahl 2013 gestreamt wurde. Und weil mir grade ein bisschen langweilig war, habe ich zugeschaut (und etwas böse begleitend getwittert). Präsentiert wurde – weitgehend kohärent – die Idee, den Wahlkampf 2013 der Piraten unter den Leitgedanken „Neustart“ (Website) zu stellen. Weil das so schön nach innen (mit Blick auf den Zustand der Partei) passt, und sich zugleich nach außen (im Sinne der Reihe „neues Betriebssystem“ 2009 und „Update“ 2012) vermarkten lässt. Ob 2015 dann „never change a running system“ kommt, sei dahingestellt.
Spaß beiseite: Der Claim ist gar nicht mal so schlecht – besser als „Säbelrasseln“ ist er allemal. Aber er weckt hohe Erwartungen, und ich bezweifle, dass die Piratenpartei diesen gerecht wird. Neustart in Verbindung mit „weiter Partei der alten Männer sein“, „weiter Partei sein, die auf viele Themen keine Antwort geben will“ (im Stream kamen genau drei Themen vor – Transparenz, Datenschutz und Drogenpolitik), „weiter in internen Strukturdebatten versacken“ und so weiter ist dann leider keine besonders gute Kampagnenidee. Sondern eine, die sich wunderbarst aufs Korn nehmen lässt. Aber gut: Vielleicht ist es ja die Initialzündung zur Wiederbelebung der Orangenen. Warten wir’s ab.
(Nebenbei: Auch sehr leicht aufs Korn zu nehmen war die letztlich wenig stringente und in der Moderation völlig zerfasernde Präsentation der Neustart-Idee. Das sollte wohl Motivationsmarketing werden, blieb aber deutliches Möchtegern im Rahmen begrenzter Ressourcen. Effekt verfehlt …)
P.S. Auch die Gestaltung der Bundestagswahlkampagne ist bei den Piraten öffentlich – die fünf Siegerentwürfe eingereichten Entwürfe bleiben allerdings alle recht konventionell. (P.P.S. Über einen Neustart mit einer die junge Gestaltungstradition der Piraten kontinuierenden Layoutsprache ließe sich auch scherzen.)